Abgesehen von dem Image-Problem, das Bordeaux zweifellos hat und in diesem Forum nun wirlich schon rauf und runter diskutiert worden ist, gibt es noch einen wesentlich einfacheren Grund, warum sich viele Händler nicht (oder nicht mehr) mit Bordeaux befassen.
Ein bekannter Nürnberger Weinhändler, der vorwiegend (oder inzwischen ausschließlich?) mit Bio-Weinen handelt und in seinen Postings gerne über den Teil der Weinbranche herzieht, der seine Auffassungen nicht teilt, hat vor ein paar Jahren in einem überraschend ehrlichen Moment geschrieben, dass ihm bei Bordeaux die Marge zu niedrig ist, egal ob bio oder nicht.
Das ist genau der Punkt. In keinem Segment des Weinhandels wird mit derart niedrigen Margen für den Handel operiert wie bei Bordeaux. Im Primeurgeschäft liegt die Marge auf den Preis ex Bordeaux regelmäßig bei 15%. Zum Vergleich: bei deutschem Wein arbeitet ein deutscher Händler typischerweise mit einer Marge von 30%, bei weiter entfernten Herkünften ist die Marge in der Regel noch wesentlich höher. Und auch beim Handel mit abgefülltem Wein ist das Problem im Bordeauxhandel, dass es auf Grund der Größe der Betriebe nur sehr wenig Exklusivitäten gibt (die mehr Marge erlauben), ein breites Angebot vorhanden ist und dank Internet völlige Preistransparenz herrscht.
Das ist wirtschaftlich nur dann interessant, wenn man wie die meisten Bordeaux-Anbieter spezialisiert ist oder auf Bordeaux einen Schwerpunkt setzt, und dann entweder Volumen macht oder als Einzelkämpfer ohne Präsenzhandel arbeitet und sich die Kosten dafür spart. Die Chance, bei einem kleineren Präsenzhändler ein interessantes Bordeaux-Sortiment zu finden, ist gering. Denn davon könnte er nicht leben.
Gruß
Ulli