Bordeaux 2022

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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harti
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von harti »

Super, danke @Zacchetti. In der Tat sehr viele Höchstbewertungen :o .

Grüße

Hartmut
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von pessac-léognan »

Weiß übrigens jemand, ob sich Neill Martin aus der Bdx-Szene verabschiedet hat?
Mir waren seine Eindrücke - manchmal als Kontrapunkt - genauso wie jene von W. Kelley noch recht wertvoll. Ähnlich wie bei YB sind die Beschreibungen nicht immer so stereotyp. Das Vokabular mancher Weinverkoster erinnert ja manchmal schon etwas an einen restringierten Code, mit entsprechend dürftiger Aussagekraft. :?
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harti
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von harti »

Neal Martin ist nach wie vor der Chefverkoster für Bdx bei Vinous. IdR kommen seine Bewertungen mit geringer Zeitverzögerung.
Alba
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Alba »

Ollie hat geschrieben: Mi 29. Jan 2025, 12:11
harti hat geschrieben: Mi 29. Jan 2025, 11:26
5x100 (...): La Misson, Vieux Ch. Certan, Montrose, Les Carmes HB, Beauséjour Bécot.
Liest sich ja wie die Man's Health 2025 List of the Most Brattest Cities: New York, Toyko, London, Shanghai, Sydney, Lüdenscheid.

:lol: :lol: :lol:

Cheers,
Ollie
:D Vermute du beziehst den Vergleich … vor allem auf den Beau S. Becot.
Aber, das könnte schon ein toller Wein sein, auch in 2022 (100 Galloni hin oder her, wobei sich das auch inhaltlich sehr interessant anhört).
Wenn ich von meiner Mangot 22 Erfahrung auf das Topterroir am Plateau und das Können des Weinguts schließe müsste das zumindest großartig sein.
Für 80,— gerade 6 gesubst, war da en primeur auch schon stark versucht. Nach Besuch am Weingut ja auch schöne Erinnerungen daran – vor allem der unterirdische Kalksteinkeller alleine ist schon einen Besuch wert.
Würde mal wetten allzu lange gibts den um 80,— eher nicht mehr.
LG
Manfred
Nora
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Nora »

Ich habe gerade Canon im Glas.

100 Pkt? Nun ja...
Bei allen wirklich positiven Eigenschaften des Weins (insbesondere die hervorragende Tannin- und Säurestruktur und der ellenlange Abgang), die man auch überall nachlesen kann, wirkt für mich allerdings die Frucht zu reif, fast ein wenig gekocht und am Ende gibt es eine leichte alkoholische Schärfe.

Ich werde das weiter verfolgen.

VG Nora
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von pessac-léognan »

Nora hat geschrieben: Mi 29. Jan 2025, 20:14 Ich habe gerade Canon im Glas.

100 Pkt? Nun ja...
Bei allen wirklich positiven Eigenschaften des Weins (insbesondere die hervorragende Tannin- und Säurestruktur und der ellenlange Abgang), die man auch überall nachlesen kann, wirkt für mich allerdings die Frucht zu reif, fast ein wenig gekocht und am Ende gibt es eine leichte alkoholische Schärfe.

Ich werde das weiter verfolgen.

VG Nora
Es ist auffällig, dass die VKN von Canon auf CT seit der Arrivage weit auseinander gehen: 88 - 98.
Das ist zwar nicht gar so erstaunlich, weil Flaschenvarianzen bei frisch abgefüllten Weinen oft vorkommen, aber hier scheinen doch neben Flaschenvarianzen und Geschmacksunterschieden der Verkoster Fragezeichen zu bestehen. Ob man da im Keller (zu) weit gegangen ist (en primeur haben sich da die Geister nicht so geschieden, soweit ich mich erinnere)?
Zaccetti
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Zaccetti »

Nora hat geschrieben: Mi 29. Jan 2025, 20:14 Ich habe gerade Canon im Glas.

100 Pkt? Nun ja...
Bei allen wirklich positiven Eigenschaften des Weins (insbesondere die hervorragende Tannin- und Säurestruktur und der ellenlange Abgang), die man auch überall nachlesen kann, wirkt für mich allerdings die Frucht zu reif, fast ein wenig gekocht und am Ende gibt es eine leichte alkoholische Schärfe.

Ich werde das weiter verfolgen.

VG Nora
Da kommt Nora und macht mal,neben zu, einen Canon auf. Einen für die Wissenschaft sozusagen ;) oder probierst du jeden (auch grossen Bordeaux) so früh? Hattest du auch schon andere?
Nora
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Nora »

Zaccetti hat geschrieben: Mi 29. Jan 2025, 21:47 Einen für die Wissenschaft sozusagen ;) oder probierst du jeden (auch grossen Bordeaux) so früh?
Sehr selten. Nur wenn Entscheidungen zu treffen sind.
Zaccetti hat geschrieben: Mi 29. Jan 2025, 21:47Hattest du auch schon andere?
Nein, andere 22er hatte ich noch nicht. Einer liegt noch bereit, da hoffe ich auf Weinfreunde, die mittrinken. ;)

VG Nora
Nora
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Nora »

Nun hatte ich den

Canon

4 Tagen im Glas (und er ist immer noch nicht ausgetrunken) und möchte ein Zwischenfazit machen:

Nach dem Hinweis von pessac-léognan habe ich die CT-Bewertungen durchgesehen. Ich scheine die europäische Variante im Glas gehabt zu haben, denn der Wein war weder „tart and thin“ noch „quite green“.

Am ersten Tag, an dem ich den Beitrag oben geschrieben hatte, kam der Wein mit einer überbordenden Primärfrucht daher, so stark, dass ich es kaum aushielt und es für mich unangenehm war, an dem Wein zu riechen. Das hat sich die darauffolgenden Tage ganz gut entwickelt, ist angenehmer und zurückhaltender geworden, so dass ich das Attribut „gekocht“ zurücknehmen muss. Jetzt gibt es eine immer noch kräftige Nase nach sehr reifen, süßen roten Früchten (Kirsche, Himbeere) und Veilchen. Würze und andere Komponenten sind derzeit nur versteckt dahinter wahrzunehmen.

Die süßen Früchte beherrschen zunächst auch den Gaumen (Graphit, feuchte Erde, dezente Kräuteraromen? Zurzeit Fehlanzeige). Grandios dagegen der Mittelbau bzw. die Grundlage des Weins: eine große Struktur und Tiefe mit einer unfassbar feinen und seidigen, dennoch dichten Tanninstruktur und einer präzise auf den Wein abgestimmten, reifen Säure. Der ganze Mund wird eingenommen von dieser Komplexität und alles passt perfekt zusammen. Dabei bleibt der Wein trotz der unglaublichen Fülle und Länge immer auf der eleganten Seite.

Was mir überhaupt nicht gefällt ist, dass sich leider über die Tage der Eindruck der leichten alkoholischen Schärfe verstärkt. Der Wein hat 14,5 % Alk., die kann er einfach nicht wegstecken. Am Ende hat man einen sehr unangenehmen brandigen Nachhall von Himbeergeist bzw. Kirschwasser. Das ist auch der Grund, warum der Wein noch nicht ausgetrunken ist. Ich kann mir auch nicht vorstellen bzw. habe die Erfahrung bisher nicht gemacht, dass dieser Eindruck mit der Reife weniger wird.

VG Nora

PS: Am ersten Tag probierte ich parallel den Rest vom Kurt Angerer, Syrah Redgranite Limited Edition 2012 (siehe hier: viewtopic.php?p=173129#p173129), der dem Canon deutlich überlegen war. Beide Weine waren (natürlich mit anderer Aromatik) ähnlich komplex und tief, dabei war der Redgranite mit seinen nur 13,5 % Alk. der deutlich ausgewogenere und angenehmer zu trinkende Wein. Nun ist er mit seinen 10 Jahren auch in einer wirklich schönen Verfassung, insoweit ist der Vergleich vielleicht ein bisschen ungerecht.
Zuletzt geändert von Nora am So 2. Feb 2025, 14:42, insgesamt 1-mal geändert.
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von pessac-léognan »

Danke dir für die Erläuterungen zum Canon 2022.
Da habe ich durchaus auch Eigeninteressen, weil ich den Wein subskribiert habe.
Alkoholgehalte über 14% sind auch nach meiner Erfahrung oft ein Problem, besonders wenn man die Weine so temperiert, wie man das bei Bdx eigentlich gern hätte. Frisch aus dem WKS und bis etwa 16° geht's meist ziemlich problemlos, darüber wirken viele hochalkoholische Weine schnell brandig.
Interessanterweise nicht alle. Ich erinnere mich z.B., dass Feytit-Clinet nach der Arrivage trotz 15% über Tage sehr gut zu trinken war...
Mal schauen, wie sich das beim Canon entwickelt. Gewisse Weine integrieren den Alkohol auch erst mit der Zeit. Petit Gravet-Aîné 2010 (ebenfalls Saint-Emilion) ist z. B. gerade fantastisch!
Gruß
Jean
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