Pestizideinsatz im Médoc

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VillaGemma
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Re: Pestizideinsatz im Médoc

Beitrag von VillaGemma »

MichaelWagner hat geschrieben: Was die Probleme der Winzer angeht die im Schnitt 5 Euro erzielen, sollten sie diese Probleme in meinem Augen auf keinen Fall mit Piwis lösen (das wird ne Abwärtsspirale) sondern einfach mit höheren Preisen.
Richtig, wird aber in einer freien Gesellschaft nicht passieren. Weil zB ein Liter Milch auch 1,40, ein Stück Butter 1,90, ein Hähnchen 15,-, ein Kilo Rinderfilet 50,-, ein Kilo Mehl 2,50, ein Kilo Zucker 2,80, ... kosten sollte.

Ja, dass sollte alles so sein, dann würden sich die Menschen deutlich gesünder ernähren, nicht nur weil sie Bioland/Demeter Qualität essen, sondern weil sie, wie früher, auch viel weniger Fleisch essen (wie meine Frau und ich). Weil Fleisch ist teuer wenn artgerecht gehalten.

Aber das ist nicht das Deutschland, welches ich kenne. Welches ich mir wünsche, aber nicht erlebe. Solange ein Wein, um bei Wein zu bleiben, im XY 1,99 Euro kostet, wird er gekauft und es wird Winzer geben, die den herstellen, wie auch immer. Dito Milch, Korn, Fleisch, ... :cry: ...muss man mit leben.
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VillaGemma
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Re: Pestizideinsatz im Médoc

Beitrag von VillaGemma »

UlliB hat geschrieben: Offen gesagt empfinde ich deine oben schon einmal geäußerte Auffassung "selber Schuld weil Arbeitsschutzbestimmungen nicht eingehalten" als einigermaßen zynisch.
Ich auch bzw. eher als naiv. So ticken die Menschen nicht. Den AG sind die AN vollkommen egal! Vollkommen egal. Und auch der Rest der Gesellschaft. Wichtig ist: Der Rubel rollt. Hätten sie auch nur einen Hauch von Gewissen, dann würden sie...machen sie aber nicht. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Man schaue sich einfach die Gegenden an, wo nicht so "laut" getrommelt wird wie in Frankreich...nämlich der Anbau in Südamerika...
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UlliB
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Re: Pestizideinsatz im Médoc

Beitrag von UlliB »

VillaGemma hat geschrieben: Aber seien wir ehrlich: Viele Menschen können sich das nicht leisten, leider,
Robert,

was mir in der Diskussion bewusst geworden ist: ich habe keine Ahnung davon, inwieweit sich die Kalkulation eines "bio" arbeitenden Betriebes von einem konventionell arbeitenden Betrieb im Weinbau denn tatsächlich unterscheidet.

Es gibt hier vermutlich zwei Faktoren: bei den Bios deutlich erhöhter Arbeitsaufwand im Weinberg wegen Bodenbearbeitung, intensiverer Laubarbeit, regelmäßigem Ausschneiden von Fäulnisnestern etc., und daneben sicher auch ein im Vergleich zur konventionellen Arbeitsweise reduzierter Ertrag. Letzterer wird im Qualitätsweinbau aber ohnhin angestrebt. Dagegen steht das Wegfallen der Kosten für die Pestizide und synthetische Dünger.

Wie gesagt, ich kenne die Zahlen leider nicht. Mir scheint aber, dass auch biodynamisch arbeitende Winzer mit Weinen im Preisbereich ab etwa 8-10 Euro ganz gut über die Runden kommen. Das ist natürlich schon mehr, als viele Leute für Wein ausgeben wollen und können. Aber für das gehobene Segment (der Thread-Titel redet vom Médoc, da gehört dann doch einiges dazu) dürften die Mehrkosten des biologischen Anbaus völlig irrelevant sein.

Gruß
Ulli
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VillaGemma
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Re: Pestizideinsatz im Médoc

Beitrag von VillaGemma »

UlliB hat geschrieben: Es gibt hier vermutlich zwei Faktoren: bei den Bios deutlich erhöhter Arbeitsaufwand im Weinberg wegen Bodenbearbeitung, intensiverer Laubarbeit, regelmäßigem Ausschneiden von Fäulnisnestern etc., und daneben sicher auch ein im Vergleich zur konventionellen Arbeitsweise reduzierter Ertrag.
Hallo Ulli,

der Ertrag reduziert sich nochmals, da man weg muss von dem totalen Monoanbau (bei Delinat kann man da ein wenig rumlesen, was die so machen/verlangen. Leider schmeckten mir die Weine nicht :lol: ...hatten wir ja mal einen Thread zu. Aber den C9dP, den die neu im Programm haben, muss ich noch probieren und werde ich auch tun!).

Sprich man muss Hecken / Sträucher usw. pflanzen, um Nutzlinge wieder in die Weinberge zu bekommen. Das reduziert den Ertrag nochmals.
UlliB hat geschrieben: Wie gesagt, ich kenne die Zahlen leider nicht. Mir scheint aber, dass auch biodynamisch arbeitende Winzer mit Weinen im Preisbereich ab etwa 8-10 Euro ganz gut über die Runden kommen.
La Vialla macht es vor. Die sind biodynamisch unterwegs und liegen in diesem Bereich. Das sind keine Überweine, aber echt schlecht sind die nicht. Man muss eben die toskanischen Weine prinzipiell mögen, dann sind die durchaus lecker. Ich komme leider mit Chianti nicht mehr klar, sonst wäre das ein schöner Wein zum Essen.
Nur 8-10 Euro, nehmen wir mal 10,- Euro sind auch den Faktor 5 von 1.99 Euro weg. Dito Hähnchen oder Mehl/Zucker. Und dazu wird es nicht kommen, da habe ich ein viel zu schlechtes Bild von der Menschheit :-/ ...

VG,
Robert

PS: Themen, die mir da auch gleich einfallen: Bisphenol A, BSE, Agent Orange, Asbest, PCB (da ist ein Fall übelster Art noch gar nicht mal lange her, war in Dortmund, Thema Entsorgung von Großtrafos), ...die traurige Liste lässt sich lange fortsetzen. Bei BSE hat die Menschheit einfach Glück gehabt, aus meiner Sicht, dass es doch nicht so ansteckend ist, sonst hätten wir jetzt ein anderes Europa. Nur zeigt der Fall, wie langsam sich ein solcher MRD-Markt beeinflussen lässt und wie die ersten Mahner/Wissenschaftler "behandelt" wurden. Da brauchst Du schon das Selbstbewustsein eines Napoleon, um das durchzustehen. Und das haben die wenigsten.
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VillaGemma
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Re: Pestizideinsatz im Médoc

Beitrag von VillaGemma »

Weil es perfekt in die Diskussion passt. Eine geniale Aktion von einem Startup aus Berlin, unbedingt anschauen. So ticken die Menschen!

http://agraprofit.de/

Hinweis: Satire! Aber traurig wie Menschen damit umgehen. Auch gut dazu passsen: der heutige Dilbert wie auch diverse Aktionen von Quer/Christoph Süss auf BR3. Ich erinnere mich an eine Aktion von denen, wo sie eine Strom-Flatrate für 10,- Euro/Monat verkauft haben. Der Hinweis: 100% Atomstrom. Direkt nach dem GAU in Japan, wenn ich mich korrekt erinnere.
Fazit: Vielen ist das "Wie" vollkommen egal, nur was es kostet.
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Re: Pestizideinsatz im Médoc

Beitrag von MichaelWagner »

Hallo Ulli,

Wenn jemand "vollbiologisch" arbeitet, heißt das nicht das er weniger Pestizide anwendet - nur eben andere (Debatte synthetisch vs Kupfer). Das bei Bio nicht gespritzt wird ist eine Mär. Aber ich glaube das weißt du auch alles selbst.

Muelli: Preisgestaltung: wenn er von 5,- auf 5,50 Euro erhöht und dabei 50% seiner Kunden verliert kann man nur gratulieren, denn er hat bereits 50% seines eigentlichen Problems gelöst.
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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Re: Pestizideinsatz im Médoc

Beitrag von VillaGemma »

MichaelWagner hat geschrieben: Wenn jemand "vollbiologisch" arbeitet, heißt das nicht das er weniger Pestizide anwendet - nur eben andere (Debatte synthetisch vs Kupfer). Das bei Bio nicht gespritzt wird ist eine Mär.
Sagt ja auch niemand. Und das Cu ein Problem darstellt ist wohl auch allen hier bewusst. Nur kann man durch viele Änderungen (siehe Delinat) und somit der Abkehr von Monokultur sicherlich auch einiges an Spritzmittel, wie auch immer geartet, einsparen.
Und wie Ulli richtig skizziert: Auch durch die Abkehr von Billigwein hin zum Wein, der ohne Chemie gefertigt wird und entsprechend teurer ist. Aber das sage ich im gleichen Atemzug: Ich glaube nicht, dass es so kommt. Das macht unsere/die Gesellschaft nicht. Lieber 98 Oktan anstatt E10 tanken. Das macht die deutsche Gesellschaft schon eher mit :roll: ...traurig aber wahr. Und da geht es am Ende des Tages "nur" um die Einspritzpumpe :lol:
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Re: Pestizideinsatz im Médoc

Beitrag von Muellimov »

MichaelWagner hat geschrieben:Muelli: Preisgestaltung: wenn er von 5,- auf 5,50 Euro erhöht und dabei 50% seiner Kunden verliert kann man nur gratulieren, denn er hat bereits 50% seines eigentlichen Problems gelöst.
Ja genau. Vor allem, wenn Du ihm dann die restlichen 50% abkaufst. :lol:
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Re: Pestizideinsatz im Médoc

Beitrag von MichaelWagner »

Villa: kannst du den Monokultur Teil mal detaillierter erläutern?!

Muelli: Den versteh ick nu nich
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VillaGemma
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Re: Pestizideinsatz im Médoc

Beitrag von VillaGemma »

MichaelWagner hat geschrieben:Villa: kannst du den Monokultur Teil mal detaillierter erläutern?!
Klar, soweit ich ihn als Winfo darstellen kann ;)

Wenn alle möglichen Anbauflächen ausschließlich von einer Sorte "Gut", in unserem Fall der Wein, angebaut wird, dann gnade Gott, wenn der Schädling sich einfindet. Er hat ein Paradies vor sich.

Hat man jedoch gestreut viele verschiedene Anbaugüter, gemixt mit Hecken, Bäumen, Sträuchern, dann hat mein eben viel mehr Artenvielfalt und verschiendeste Lebewesen, die diese Sträucher/Gräser/Bäume/Wiesen usw. als Lebensraum brauchen. Das sind natürlich u.U. wertvolle Anbauflächen und entsprechen so gar nicht der Ertragsoptimnierung.

Hier ein Auszug von der Delinat-Website:
"Im «Weinberg der Zukunft» von Delinat gedeihen auf lebendigen Böden neben Trauben auch Blumen, Gräser, Kräuter, Obst und Gemüse. Es tummeln sich Schmetterlinge, Vögel, Insekten, Reptilien und unzählige Bodenlebewesen. Erst diese Vielfalt bürgt für einen geschlossenen Naturkreis-lauf und damit für qualitativ hochwertige Weine auf allen Ebenen."

Aus diesem Lebensraum erhofft man sich wohl wesentlich mehr Nützlinge, die die Schädlinge auf natürliche Art und Weise bekämpfen, nämlich fressen. Für mich ein durchaus logischer Ansatz, der jedoch im krassen Widerspruch zur Gewinnmaximierung und Optimierung von Arbeitsprozessen steht. Nur darf man eben solche Ansätze in der Landwirtschaft verfolgen? Beim Herstellen eines Autos sicherlich, aber da ist ohnehin alles "künstlich" und die Fetigung in einer Halle. Nur hat man diese Prinzipien eben 1:1 auf die Landwirtschaft übertragen. Aus meiner Sicht ein Fehler, der genau dorthin geführt hat, wo wir jetzt sind. Der totalen Ausbeute des Bodens, um den Preis im Subbermarkt noch einen Pfennig nach unten zu drücken. Und der Kunde kauft das günstigere Produkt, leider, weil er vorgegaukelt bekommt, dass die Qualität überall gleich sei. Hinterfragen ist keine Spezialität der Menschheit i.A., leider.

Joch...so die grobe Idee von mir, rausgepickt aus Adressen wie Demeter, Bioland und Delinat.
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