Verschlussphase versus Alterserscheinung

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
MichaelWagner
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Re: Verschlussphase versus Alterserscheinung

Beitrag von MichaelWagner »

die guten Erfahrungen münden im Faktor Lagerfähigkeit und bestehen aus Sauerstoffmanagement & geschmackliche Beeinflussung, d.h. keine Oxidation/zu schnelle Reifung (oder besser gesagt sogar langsamer als Natur...) plus keine geschmackliche Beeinflussung (kein Korkschmecker, einfach keingarnix). Rational betrachtet also das was der Winzer sucht.

Irrational betrachtet hat er natürlich nicht den Nimbus des Naturkork, wobei Nimbus aus dem lateinischen übersetzt "dunkle Wolke" bedeutet, was dem Nimbus des Naturkork im letzten Jahrzehnt aus Winzersicht durchaus entspricht :D

Wie erwähnt spreche ich hier über den speziellen Kork den ich persönlich verwende und nicht über DEN Kunststoffkork, weil es DEN nicht gibt.

Ich zweifle auch nicht an dass es im Schrauberbereich evtl. gleichwertige Lösungen gibt, nur bei dem Thema verfahre ich lieber a la "lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach".
Ich habe die ersten Füllungen (in 2000) 50/50 Natur/Nomacorc gefüllt. Wenn man die Weine heute gegeneinander probiert, fällt die Entscheidung nicht mehr schwer. 14 Jahre sind mittlerweile eine ausreichende Spanne um sich ein Urteil bilden zu können, da muss man nicht mehr experimentieren. Und die Korken sind seither auch kontinuierlich weiterentwickelt worden.

PS @ Gerald: optisch ist es garnicht mal so leicht zu erkennen beim Select, dass Du einen Kunststoffkork in der Flasche hast.

interessant zu diesem thema: https://view.publitas.com/nomacorc/germ ... y/page/4-5
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Alas
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Re: Verschlussphase versus Alterserscheinung

Beitrag von Alas »

Grüß dich Mchael!

Besten Dank für deine Auskunft.
Dass du für dich und deine Stammkundschaft eine Lösung im Nomacorc siehst, kann ich verstehen. Deine Erfahrung beruht im Wesentlichen wohl auf dem Standard-Modell, also auf Luftabschluss. Die Select-Verschlüsse gibt es ja noch nicht so lange, die Bio-Variante noch kürzer. Bei deinen Auslesen hast du die Weine dann wohl doch lieber mit Kork verschlossen.
Die Firma stellt übrigens auch Blech-Verschlüsse her.
Gerald sprach dass Problem schon an: Mann kann als Konsument auf Grund der Kapsel nicht erkennen, dass man es mit einem Plastik-Stöpsel zu tun hat, und mit welchem erst recht nicht. Da ich derzeit ein interessierter 'Weltreisender' in Sachen Wein bin, wird mir da eine Vielfalt an Produkten der Chemie-Wirtschaft untergejubelt. Von welchem Hersteller und mit welcher Wirkung erfahre ich nicht.
Bei den Blech-Verschlüssen weiß ich ebenso wenig über Art, Hersteller und Wirkung. Die haben anscheinend manchmal ein Problem: Sie sind nicht flugtauglich. In der vergangenen Woche hatte ich damit wieder einen Total-Ausfall: Ein 2013ner Sauvignon Blanc kam als Greis, also gänzlich gealtert aus der Flasche. Wie es dazu kommt, kann ich nicht beurteilen. Flüssigkeit war in keinem Fall ausgetreten. Ob da die Bemalung innen nicht korrekt ist und es bei ungünstigen Druckverhältnissen Kontakt zum Aluminium gibt? Keine Ahnung, wie es zu diesem Effekt kommt.
Aber zurück zu den Plastik-Stöpseln: Generell finde ich die unästhetisch, ganz besonders wenn sie auch noch eingefärbt sind. Sodann ist für mich als Käufer nichts über die Dauer der Haltbarkeit gesagt, nichts über die Wirkung, und nichts über die Erhöhung meiner Schadstoff-Belastung. Vermutlich wird wie beim Styropor eine weitere Menge an sehr lange nicht abbaubarem Kunststoff in die Welt gesetzt, auch wenn sich das Material recyceln lässt.
Der Luftabschluss ist manchmal nett und wünschenswert, aber manchmal auch nicht. Als du aus Südafrika zurück kamst, warst du von eine SB Reserve begeistert, Jahrgang 2006 war es wohl. Den gleichen Wein hatte ich mir bestellt, Jahrgang 2010, und er war zunächst nicht so interessant. Erst am dritten Tag zeigte er sein wahres Potential. Wäre dieser Wein mit einem ungeeigneten Plastik- oder Blechverschluß versehen gewesen, hätte ich von der Güte nichts bemerkt, auch weil er schon längst aus dem Handel verschwunden gewesen wäre.
Sodann: Als derzeitiger Mittelmeer-Anreiner fände ich es überhaupt nicht lustig wenn das Biotop Korkeichenwald, und damit eine Kulturlandschaft, verschwinden würde. Stelle dir vor, niemand würde mehr Moselwein trinken wollen. Dann wärst du deinen Betrieb, deinen Job, sehr schnell los, der Biotop Moselweinbau würde verschwinden, und damit ein wichtiges Stück Kultur.
Sodann noch: Mit ein wenig Recherche kann man übrigens feststellen, das TAC auch bei Plastikstopfen und Blechverschlüssen vorkommt. Auch haben die Hersteller von Korkverschlüssen in den letzten 14 Jahren nicht geschlafen. Mit Erleichterung habe ich gelesen, dass der Trend wieder zurück zum Kork geht.
Und: Ich trinke einen schönen Sommerwein lieber unter einer Korkeiche, als im Schatten einer Plastikfabrik oder einer Aluminium-Hütte, mit ihren Problemen in puncto Rotschlamm.

http://www.deutschlandfunk.de/massiver- ... e_id=69111
c487fecc6fd0414f7e07232f57960a88v2_max_440x330_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg
Dein Wein hat mir aber sehr gut geschmeckt, auch wenn zwei Flaschen ohne Kapsel waren und ich Etiketten schnell wieder festkleben musste, weil sie im Karton abgefallen waren. Es geht nichts über solide Natur-Winzer-Spucke. ;)

Mit bestem Gruß

Alas
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MichaelWagner
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Re: Verschlussphase versus Alterserscheinung

Beitrag von MichaelWagner »

Moin Alas,

der Select hiess vorher Premium und war mit dem jetzigen Select 500 baugleich. Hinzugekommen sind 2 weitere Varianten (300 & 700) mit unterschiedlicher Luftdurchlässigkeit für unterschiedliche Weinanforderungen.

Man hat also quasi dem Premium 2 Varianten hinzugefügt damit man gezielter "selecten" kann. Die Biovariante ist neu und ich habe den ersten Wein in 2013 damit gefüllt - schaun mer mal.
Eingefärbt ist im Premium-Kunststoffkork-Bereich ohnehin nichts. Wir reden hier nicht über bunte Plastikstöpsel...

Deine Argumentation hinsichtlich der Umweltbelastung kann ich hier und da nachvollziehen, allerdings glaube mal nicht dass die Herstellung eines Naturkorks weniger Umweltbelastung mit sich bringt nur weil in dem Wort "Natur" vorkommt. Wenn auch der Rohstoff natürlich wächst ist die Veredlung eine ziemliche Schweinerei...

Und wenn ich Dich besuche und wir unter ner Korkeiche eine Flasche Wein leeren dann will ich eins auf keinen Fall: Korkgeschmack :D

Gruß, Michael
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olifant
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Re: Verschlussphase versus Alterserscheinung

Beitrag von olifant »

... weil ich Kunststoffkorken in Korkoptik mag und diese auch bei älteren Weinen keine negativen Erscheinungen für die Weine zeigten präferiere ich, wenn Kunststoff, dann DIAM :lol:
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
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MichaelWagner
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Re: Verschlussphase versus Alterserscheinung

Beitrag von MichaelWagner »

...wieder ein neuer Fan :)
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C9dP
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Re: Verschlussphase versus Alterserscheinung

Beitrag von C9dP »

Mit Erleichterung habe ich gelesen, dass der Trend wieder zurück zum Kork geht.
Wo hast du denn die Quelle?

Übrigens wieder mal ein sinnfreies Bild, aber an diese Boulevardbeiträge gewöhnt man sich ja mit der Zeit. :twisted: ;)

Ich schließe mich übrigens Gerald an. Ich finde die Schrauber mittlerweile als die für mich interessanteste Variante, gerade nach einigen Erfahrungen mit einzelnen Gutrieslingen in einem Alter von 5-6 Jahren, die wirklich noch taufrisch waren. Außerdem kann man die wunderbar stehend lagern.

Da haben uns die Österreicher meiner Meinung nach einiges voraus, da konsequent auch Spitzenweine mit Schrauber versehen werden. Finde ich gut.

Ob irgendwo in Portugal riesige Landstriche mit Monokulturkorkeichenwäldern stehen oder auf einer deutlich kleineren Fläche eine Schrauberfabrik, deren Abgase und -wässer EU-konform gereinigt werden dürfte übrigens für die Ökobilanz des Weines keinen Nachteil für die Schrauber ausmachen. Gegenbeweise lasse ich mir gerne vorrechnen und bin bereit meine Meinung zu ändern.
Viele Grüße

Aloys
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weingeist
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Re: Verschlussphase versus Alterserscheinung

Beitrag von weingeist »

Hallo Aloys!
C9dP hat geschrieben:Da haben uns die Österreicher meiner Meinung nach einiges voraus, da konsequent auch Spitzenweine mit Schrauber versehen werden. Finde ich gut.
Danke für die Blumen.... :lol:

Es gibt aber noch immer genug österreichische "Spitzenweine", die anders verschlossen sind, wobei hier halt dann sehr, sehr häufig der Naturkork zu finden ist. Wobei, ich persönlich bin eigentlich ebenfalls ein Fan des Schraubers oder des Glasverschlusses, der Plastikkork, dem Naturkork nachgemacht, schaut zwar gleich aus, trotzdem ist er nicht unbedingt mein "Favorit". Und über die bunten "LollyPopKorken" hüllen wir lieber gleich den Mantel des Schweigens.
Liebe Grüße
weingeist
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Re: Verschlussphase versus Alterserscheinung

Beitrag von C9dP »

Und über die bunten "LollyPopKorken" hüllen wir lieber gleich den Mantel des Schweigens.
Die erinnern mich immer an Hubba Bubba :lol: :lol: :lol:

Ich bewundere bei euren Winzern aber zumindest den Mut, auch bei hochpreisigen Weinen die neuen Wege zu beschreiten. Das ist ja in Deutschland noch eher unterrepräsentiert. Mir fällt vor allem Kühn ein, dann wird es aber auch schon dünn, wenn man bei den Granden schaut.

Glas ist auch ok, aber da quillt nach ner Zeit der Sammelbehälter über. Nicht, dass ich ein Messi bin, aber... :oops:
Viele Grüße

Aloys
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Gerald
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Re: Verschlussphase versus Alterserscheinung

Beitrag von Gerald »

Ich bewundere bei euren Winzern aber zumindest den Mut, auch bei hochpreisigen Weinen die neuen Wege zu beschreiten.
bei den Weißweinen ja, aber bei den Top-Rotweinen gibt es bislang nur ganz wenige mit Schraubverschluss (positives Beispiel: Feiler-Artinger). Hier geht in den letzten Jahren leider nicht viel weiter ...

Grüße,
Gerald
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