Lagerung

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Gerald
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Re: Lagerung

Beitrag von Gerald »

Na ja, dass die Temperatur einen Einfluss auf die Reifung hat, wurde meines Wissens von niemandem bestritten. 8-)

Und dass ein Bordeaux, der aus dem kühlen Keller jetzt gerade am Höhepunkt ist, bei wärmerer Lagerung schon abbauen dürfte, passt auch durchaus zur Theorie (fast alle chemischen Reaktionen laufen bei höheren Temperaturen schneller ab).

Für die Sache mit den Erschütterungen fehlt mir aber bislang jede Erklärung. Für mich klingt das eher nach einer "Vermenschlichung" des Weins, der sich durch diese rüde Behandlung beleidigt zeigt. ;)

Grüße,
Gerald
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Rea1982
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Re: Lagerung

Beitrag von Rea1982 »

Um Himmels Willen....dass ein Wein die richtige Temperatur haben muss würde ich niemals abstreiten, daher auch nicht die Lagerung bei selbiger!! Früher, als ich völlig unwissend war, hab ich 10-20 € Weine quasi direkt aus dem Supermarktregal getrunken und erst JAHRE später gemerkt wie viel Genuss ich mir durch die falsche Temperatur damit genommen habe! Sehr ärgerlich!

Gerade geöffnet Lanzerac Cabernet Sauvignon aus 2010....ich schmelze dahin! :D
Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken!
Johann Wolfgang von Goethe
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gunterm
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Re: Lagerung

Beitrag von gunterm »

Gerald hat geschrieben:Für die Sache mit den Erschütterungen fehlt mir aber bislang jede Erklärung. Für mich klingt das eher nach einer "Vermenschlichung" des Weins, der sich durch diese rüde Behandlung beleidigt zeigt. ;)
Die einzige Erklärung, die ich für diesen Sachverhalt bislang gefunden habe, besteht im veränderten Ablauf von chemischen Prozessen in der Flasche. Durch die Erschütterungen altert der Wein "anders".

Bislang konnte ich aber leider keine wissenschaftliche Studie finden, die diese Aussage belegt. Man kann sie aber regelmäßig in den Produktanpreisungen von Weinklimaschrank Herstellern finden.

Mein Patenkind studiert Chemie und kann auch nur bestätigen, dass "manche" Flüssigkeiten auf Erschütterungen reagieren. Seiner Meinung nach müsste man eine Studie durchführen, bei der x Flaschen mit täglichen Erschütterungen gelagert werden und x Flaschen ohne diese Erschütterungen - bei ansonst perfekten Lagerbedingungen. Dann vergleicht man die Ergebnisse blind nach einigen Jahren und schaut, ob sich ein statistisch signifikanter Unterschied ergibt. Das wäre doch ein spannender Versuch?
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Gerald
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Re: Lagerung

Beitrag von Gerald »

Hallo,
Mein Patenkind studiert Chemie und kann auch nur bestätigen, dass "manche" Flüssigkeiten auf Erschütterungen reagieren.
das stimmt schon, zum Beispiel Nitroglycerin. :D Allerdings erwarte ich in Wein keine derartigen instabilen Verbindungen. Vibrationen können auch Auswirkungen auf lebende Systeme (z.B. während der Gärung) haben, aber in einem fertigen Wein ohne lebende Mikroorganismen fehlt mir einfach jeder theoretische Ansatz, was sie im Wein bewirken sollten. Vorausgesetzt natürlich, dass nicht so stark sind, dass sie zu signifikanter Erwärmung führen oder gar zum Flaschenbruch.
Man kann sie aber regelmäßig in den Produktanpreisungen von Weinklimaschrank Herstellern finden.
In der ganzen Branche ist es leider fast schon Standard, mit nicht belegten bzw. nicht nachweisbaren Versprechungen groß Werbung zu machen. Man denke nur an O-Pen, breathable glass, clef du vin und ähnliches "Weinaccessoires" aus der Esoterik-Ecke ;)

Grüße,
Gerald
boromir
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Re: Lagerung

Beitrag von boromir »

Schon älter;
http://foodchem.net/publication/files/200808.pdf
aber da ja immer irgendwer Studien finanziert natürlich schwierig einzustufen.
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Gerald
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Re: Lagerung

Beitrag von Gerald »

Hallo Roman,

danke für den Link. Leider funktioniert er nicht (weder gestern abend noch jetzt), ich kann daher nur auf die in google gespeicherte Cache-Version zugreifen. Dort sind Text und Tabellen lesbar, nicht aber die Diagramme.

Zumindest die Werte aus den Tabellen scheinen mir jedenfalls keinen klaren Zusammenhang mit der Stärke der Vibrationen zu zeigen, das Ganze sieht mehr nach zufälligen Fehlern aus. Ganz besonders auch, wenn man die Werte in Bezug auf die Lagerdauer setzt. Ich vermute einmal - ganz klar kann ich das dem Text nicht entnehmen, dass je Vibrationslevel und Lagerdauer nur eine einzige Flasche verwendet wurde und die Angaben zu Mittelwert/Standardabweichung aus drei Analysen derselben Flasche stammen. Denn sonst sollten die Standardabweichungen ganz klar mit der Lagerdauer zunehmen.

Nachdem der eingesetzte Chianti classico 2001 höchstwahrscheinlich mit Naturkork verschlossen wurde (habe im Text keine Angabe dazu gefunden), vermute ich, dass dessen Schwankungen für die Ergebnisse hauptverantwortlich sind.

Grüße,
Gerald
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TrauBen
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Re: Lagerung

Beitrag von TrauBen »

Hallo zusammen,

ich bin hier neu, habe aber wenigstens ein bisl Erfahrung mit Vino.

Ich kann die These, dass geringfügige Erschütterungen schlecht sein sollen, auch nicht teilen. Mein Dad ist Chemiker (und Weintrinker ;) ) und sieht null Gründe für eine solche Behauptung. Doch vielleicht hat es ja damit zu tun, dass eine Flasche, die aus dem Regal genommen wird, Licht und (Hand-)wärme ausgesetzt wird? Wäre doch möglich dass diese These daher stammt. Also quasi aus den "alten Zeiten".
Ich habe da aber mal eine andere Frage bezüglich Lagerung, welche sicher auch für Rea1982 nicht uninteressant sein dürfte:
Ich habe versucht so viel wie möglich über das Thema "Bau eines Weinkellers" zu lesen. Leider geht es dabei immer wieder um "Rohbau" oder ähnliches.
Mein Problem: Ich habe einen deutschen Durchschnittskeller. Sommer 19,5 Grad, 65% Luftfeuchtigkeit. Winter 11,2 Grad, 55 % Luftfeuchtigkeit. Im Prinzip nur ein durch Holzlatten von den anderen Kellern abgetrennter Raum.
Der Keller ist recht dunkel, 2 x4 Meter, selten besucht und gut belüftet. :D Nur die Temperaturschwankungen machen dem Vino zu schaffen. (Denke ich) Meine Rotweine lagern ca. 2-6 Jahre.
Meine Frage: Wie kann ich den Keller so isolieren dass die Temp. gleich bleibt? Gibts da Bauanleitungen? Und wie siehts mit Klima/-Heiz/-Lüftungsanlage in so einem, dann abgeriegelten Raum aus??? Hat da einer von Euch Erfahrung?
Vielen Dank im Voraus und Sorry wenn ich etwas überlesen habe was meine Fragen beantwortet.

Allgemein zu dem 40 Jahre alten Shiraz:
Der ist sowas von gereift und wartet nur noch darauf von Dir geöffnet zu werden! :D Und ich glaube nicht dass ein paar Monate "falsche" Lagerung ihm etwas anhaben dürften, was er nicht ohnehin schon "erlebt" hat. :lol:
Das Leben ist zu kurz um schlechten Wein zu trinken.
Vom alten Goethe
Bernd Schulz
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Re: Lagerung

Beitrag von Bernd Schulz »

Hallo TrauBen,

hallo und herzlich willkommen im Forum!
Meine Rotweine lagern ca. 2-6 Jahre.
Bei dieser Lagerdauer kannst du die von dir angegebenen Temperaturschwankungen meiner Meinung nach getrost vernachlässigen (viel besser sieht es in meinem Keller auch nicht aus, und bei über 10 Jahre gelagerten Weinen konnte ich in der Regel keine Probleme feststellen). Ich würde an deiner Stelle keinen größeren Aufwand betreiben, um den Keller zu isolieren.

Herzliche Grüße

Bernd
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TrauBen
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Re: Lagerung

Beitrag von TrauBen »

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Hallo Bernd und Ihr anderen,

vielen Dank für Deine/Eure Antwort. Ich habe im Paralelltreat die selbe Antwort bekommen.

Auch habe ich am Woen noch mit der Winzergenossenschaft gesprochen. Zuerst haben wir überlegt eine Klimaanlage und einen selbstgebauten, riesigen Isolier-Schrank einzubauen. Hängt aber an der Luftfeuchtigkeit, weil geschlossen.
Bis wir auf Weinlagersteine aus Ton kamen. Gibt's bei Hornbach. :D

Was soll ich sagen? Vorerst alle Probleme gelöst.
Temperatur konstant (momentan bei tagesweise Regen-Sonne-Wechsel) bei 15,8 Grad. Luftfeuchtigkeit zwischen 70-75%.

Tolle Sache. Kann ich nur empfehlen. Wenn es über den Winter hält was es momentan verspricht, baue ich das Projekt aus, um ALLE Vinos so unterzubringen.

Ben
Das Leben ist zu kurz um schlechten Wein zu trinken.
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Thwip
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Re: Lagerung

Beitrag von Thwip »

aber so richtig schön sind diese orangen Steine nicht, oder?
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