Créot hat geschrieben:... Dass viele Weine ihre Herkunft nicht unbedingt vor sich hertragen - das gibt es doch in jedem Anbaugebiet. Oder, das kann ich nicht so einschätzen, ist Sangiovese tatsächlich so sensibel gegen Merlot und CS (kaufe ich tatsächlich selten)? ...
Hallo Stefan,
Weinbertl hat's ja schon geschrieben, CS und vorallem Merlot sind in Chianti deutlich schmeckbar - diese so zu integrieren, dass noch immer ein Chianti-typisches Geschmacksbild vorliegt gelingt sicher nicht alle Produzenten, adhoc fällt mir da eigentlich stets der Ducale Riserva von Ruffino ein.
Trinke einmal zwei Vergleichsweine direkt gegeneinander, z.B. einen CCl Isole e Olena gegen einen CCl Castello Fonterutoli aus gleichem Jahrgang - das wird vermutlich selbsterklärend.
Mit den autochtonen Komplementärsorten, z.B. Colorino, Mammolo, Ciliegiolo, Malvasia Nera, Foglia Tonda , ..., im CCl sehe ich dies wesentlich unproblematischer, deren Aromen vertragen sich mit Sangiovese recht gut, bzw. kommt dadurch eine gewisse stimmige Wildheit / Animalik zum tragen
Klar gibt es auch innerhalb reinsortigen Sangiovese CCl deutliche Unterschiede, diese liegen aber an Klonen, Böden, Hangausrichtung und natürlich Ausbau - auch hier gibt es einige reinsortige, die mir nicht zusagen, vorallem wenn diese dunkel Rubinrot und dickflüssig aus der Flasche kommen und stark von Toastnoten geprägt sind - sind bei Sangiovese nicht gerade meine Vorlieben, mein Tenor kann dann sein, guter Wein aber Chianti?
Das Chianti hat es versäumt ein definiertes Geschmacksbild heraus zu arbeiten und sich mit den Internationalen Sorten noch zusätzlich Steine in den Weg gelegt. Natürlich gibt es in jedem Anbaugebiet Weine, die Ihre Herkunft nicht vor sich hertragen, aber wenn Du einen Bordeaux hast, von dem du weisst aus welcher Appellation er kommt, oder einen Burgunder ....
Créot hat geschrieben:.... Zu 90%, wahrscheinlich noch etwas mehr, suche ich Weine, die ich an einem normalen Abend zum Abendbrot oder danach trinke und die dann kein Vermögen kosten sollten und trotzdem etwas Charakteristisches bieten und lagerfähig bzw. bedürftig sind...
Hier ist es problematisch - wo liegt die preisliche Grenze -, da die guten CCl oftmals aus schwierigeren Lagen kommen, was einen höheren Arbeitsaufwand bedeutet und sorgfältige Weinbergs- und Kellerarbeit sowieso voraus zu setzen ist. Addiert man die Grundkosten hinzu, muss ein CCl eines tragfähigen Betriebs ab ca. 12,50 € bis ca. 18,50 €/Fl. kosten. Diese Preis liegen m.E. höher als die eines alltäglichen Abendbrotweins.
Fündig wird man bzgl. 'Alltagstauglichkeit' vielleicht noch im Chianti, oder in einer Gebiets-Appellation wie Chianti Rufinà.