Vin naturel et la soirée sera belle

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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Gerald
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Re: Vin naturel et la soirée sera belle

Beitrag von Gerald »

Hallo Jürgen,

ich glaube, die von dir genannten Weine sind evtl. biodynamisch erzeugt, aber nicht das, was hier im Thread (offizielle Definition gibt es ja nicht) unter "vin naturel" verstanden wird. Da geht es um mehr oder weniger Weglassen aller technischer Mittel im Keller - nicht nur im Weingarten. Also kein oder fast kein Sulfit, keine Klärung etc. Die Weine sind dann teilweise trüb und aromatisch ganz anders (je nach Sichtweise spannend-alternativ oder an der Grenze zum Fehlerhaften).
Am Montag getrunken: Uhlen R 2007 von Heymann-Löwenstein
hmmm, warum du HL hier erwähnst, ist mir nicht ganz klar - siehe die Vorliebe des Winzers zu Monsanto (Roundup) ...

Grüße,
Gerald
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Birte
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Re: Vin naturel et la soirée sera belle

Beitrag von Birte »

Jürgen, wie Gerald schon erwähnt hat, liegt hier wohl ein Missverständnis vor. Da die Weine, die wir hier meinen, doch sehr speziell sind, hatten wir mal überlegt, diese weiter hier einzustellen. Natürlich kann man sie auch dem jeweiligen Anbaugebiet zuordnen, jeder wie er mag. Aber Deine Weine, gehören so wie ich das übersehe, nicht zu dem, was wir hier meinen.
Gerald hat geschrieben: Die Weine sind dann teilweise trüb und aromatisch ganz anders (je nach Sichtweise spannend-alternativ oder an der Grenze zum Fehlerhaften).
An der Stelle muss ich nochmal erwähnen, dass es doch sehr darauf ankommt, wo man einkauft. Ich hatte früher auch viele Erlebnisse, die "spannend alternativ oder an der Grenze zum fehlerhaften oder fehlerhaft" waren. Mittlerweile hatte ich aber aus Köln schon mehrere Weine, die tadellos und ausgewöhnlich gut für ihren Preis waren. Ich bezweifel stark, dass der Wein, den ich gestern Abend hatte, bei einer Blindverkostung von irgendwem als Naturwein erkannt worden wäre.
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Jürgen
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Re: Vin naturel et la soirée sera belle

Beitrag von Jürgen »

OK aber Hmmmm :!: :?: Cassiano von Manincor, Rosé-Champagner von Tarlant, Nit de Nin, Ch9dP von de Villeneuve sind biodynamisch erzeugt. Wie weit diese Winzer im Keller gehen, bzw. was sie weglassen weiß ich allerdings nicht. Bei Heymann-Löwenstein weiß ich nicht, ob er biodynamisch erzeugt, zumindest dachte ich, daß es in die Richtung geht. Verwendet er tatsächlich Mittelchen von Monsanto? Sehr verwerflich :o :shock:
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Gerald
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Re: Vin naturel et la soirée sera belle

Beitrag von Gerald »

Verwendet er tatsächlich Mittelchen von Monsanto? Sehr verwerflich :o :shock:
Na ja, das hat er selbst in einem Vinaria-Interview vor einigen Jahren erklärt und mit den hohen Kosten einer händischen Unkrautbeseitigung begründet. :o Der Artikel ist sogar auf der Webseite des Weinguts nachzulesen. Dass er diese Einstellung inzwischen geändert hätte, ist nicht mir nicht bekannt ...

Hat ja auch der wortgewaltige Martin Kössler in einem Blogbeitrag gegen Herbizide groß verkündet, dass man bei ihm keine so erzeugten Weine kaufen kann. Außer natürlich Weine von extremen Steillagen, da mechanische Unkrautentfernung dort zu teuer wäre. Zufall, dass HL bei MK im Vertriebsprogramm ist?

Wieso muss ich da immer an Orwells animal farm denken "All animals are equal, but some animals are more equal than others"? ;)

Grüße,
Gerald
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Birte
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Re: Vin naturel et la soirée sera belle

Beitrag von Birte »

Jürgen hat geschrieben:OK aber Hmmmm :!: :?: Cassiano von Manincor, Rosé-Champagner von Tarlant, Nit de Nin, Ch9dP von de Villeneuve sind biodynamisch erzeugt. Wie weit diese Winzer im Keller gehen, bzw. was sie weglassen weiß ich allerdings nicht.

Zwischen biodynamisch und dem, was die Association des Vins naturels unter Vin naturel versteht, liegen Welten. Das erste und einfachste Merkmal ist kein oder im Notfall nur sehr wenig Zusatz von Schwefel. An diese Information wirst Du schnell kommen und wahrscheinlich feststellen, dass Deine Weine mit der Definition, an der wir uns orientiert haben , nichts zu tun haben.
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Gerald
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Re: Vin naturel et la soirée sera belle

Beitrag von Gerald »

Zwischen biodynamisch und dem, was die Association des Vins naturels unter Vin naturel versteht, liegen Welten.
Na ja, wie schon erwähnt ist die Sache nicht so kompliziert.

Biologischer/biodynamischer Weinbau geben im Wesentlichen nur Richtlinien für die Weinbergsarbeit vor (Düngung, Pflanzenschutz etc.), im Keller sind viele der im konventionellen Weinbau zugelassenen Methoden ebenfalls erlaubt. Siehe demeter-Richtlinien.

Bei Naturwein geht es im Allgemeinen (genaue Definitionen gibt es ja nicht) darum, auch im Keller so wenig wie möglich zu tun. Ganz ohne Eingriffe geht es aber natürlich auch hier nicht, denn von Natur aus würden sich die Trauben nicht in Wein, sondern zuerst in Kompost verwandeln und nach einiger Zeit überhaupt in Kohlendioxid und Wasser.

Nachdem auch die meisten Naturweinfreaks wohl nicht gerne Kompost in ihren Gläsern vorfinden wollen, muss ein bisschen "Unnatürliches" auch hier stattfinden, zumindest die Lagerung in den vergrabenen Amphoren unter Luftabschluss :D

Grüße,
Gerald
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Birte
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Re: Vin naturel et la soirée sera belle

Beitrag von Birte »

Gerald hat geschrieben:
Nachdem auch die meisten Naturweinfreaks wohl nicht gerne Kompost in ihren Gläsern vorfinden wollen, muss ein bisschen "Unnatürliches" auch hier stattfinden, zumindest die Lagerung in den vergrabenen Amphoren unter Luftabschluss :D
Gerald, das ist klar. Aber der Kernpunkt ist der Zusatz oder eben kein Zusatz von Schwefel. Und das verkompliziert die Angelegenheit gegenüber der Erzeugung von biodynamischem Wein schon, besonders beim Weißwein. Mein persönlicher Eindruck ist, dass es bei roten Vin naturels noch relativ einfach ist, fehlerfreie Exemplare zu finden. Bei Weißwein ist die früh einsetzende Oxidation dann wohl doch häufig ein Problem. Ich habe jetzt wieder einen Weißwein hier, der an einem Abend getrunken werden soll. Mal sehen...
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Gerald
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Re: Vin naturel et la soirée sera belle

Beitrag von Gerald »

Hallo Birte,

ich glaube nicht, dass es nur um Sulfitzusatz alleine geht. Denn auch ohne solchen bekommt man Wein relativ problemlos klar hin. Für den "naturtrüben" Eindruck müssen noch andere Faktoren mitspielen. Beim Strohmaier war es nach Angabe des Winzers ja eine nachträgliche Proteinausfällung.

Grüße,
Gerald
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Re: Vin naturel et la soirée sera belle

Beitrag von Gerald »

Und noch eine Überlegung - ich hoffe es passt hier hinein - zu den "orange wines":

Die Grundidee ist ja, weiße Trauben auf der Maische zu vergären. Bei Rotwein bekommt man ja auch "normal" aromatische, klare Weine mit dieser Methode zustande, warum geht das bei den "orange wines" offenbar nicht? Anscheinend gibt es die "orange wines" nur im Kombipaket mit "Naturwein"?

Und eine zweite Überlegung:

Wenn man Rotweintrauben als Weißwein ausbaut (also mehr oder weniger einen Rosé produziert), ist das Ergebnis ja meist nicht so beeindruckend. Roséweine, die es mit guten Rieslingen & Co aufnehmen können, sind ja wohl eine verschwindende Minderheit. Das kann meiner Meinung nach nur daran liegen, dass man bei der Zucht von Rotweinsorten dahingehend selektioniert hat, dass die Weine bei Maischegärung gut schmecken. Bei weißen Sorten ist wohl genau das Gegenteil der Fall. Daher wäre es ein großer Zufall, wenn solche Sorten mit Maischegärung ebenfalls große Weine hervorbringen würden.

Grüße,
Gerald
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Birte
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Re: Vin naturel et la soirée sera belle

Beitrag von Birte »

Hallo Gerald,

um die Klarheit des Weins ging es mir jetzt gar nicht. Für mich persönlich ist eine trübe Optik kein Weinfehler. Es ging mir um den Extremfall, dass ein Weißwein der noch nicht lange in der Flasche ist, ein Verhalten zeigt, als hätte er zwanzig jahre im Keller gelegen. Bei weißen Vin naturels sind stark oxidative Noten nach meinen Erfahrungen oft ein Problem.

Gruß
Birte
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