Diverse Winzer

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Tackleberry
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Tackleberry »

Habe an Fasching/Karneval diesen Riesling in einem Fachgeschäft in Berlin erstanden:

Clemens Busch vom roten Schiefer 2010

Hatte die Flasche 2 Stunden im Kühlschrank und ne viertel Stunde an der Luft gehabt. Anschließend beim ersten Probieren war kaum Frucht zu schmecken, dominierende Säure, schlanker Wein, keine Petrolnoten. Btw der Wein hat 12,5 Umdrehungen und pendelt zwischen halbtrocken und trocken. Also "Mosel-trocken". ;)
Nach ner halben Stunde, und inzwischen mehr Luft am Wein, hatte ich die zweite Runde ausgeschenkt. Nun war ein Hauch mehr an Zitrusfrüchten zu schmecken, der Wein war ein wenig trinkfreudiger aber immer noch anstrengend und kantig.

Bin heute Abend gespannt auf den Rest des Weines.
Alles in allem aber für 14 Euronen ab Geschäft bisher enttäuschend. Da gibt´s besseres...

Gruß Alex
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Ralf Gundlach
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Ralf Gundlach »

Etwas enttäuscht bin ich vom 2010er Schiefer-Riesling feinherb vom Weingut Van Elkan/Ruwer, für einen 010er wurden nicht die wirklichen Stärken der Ruwer herausgearbeitet, für mich schmeckt er zu saftig, etwas schlanker und dabei eleganter hätten die Stärken der Ruwer bei der Jahrgangssäure der 010er besser betont (wobei das Meckern auf hohem Niveau ist), trotzdem besitzt der Wein eine schöne Frucht, die an knackige Weinbergspfirsiche erinnert, die Säure ist mittlerweile weitgehenst gut eingebunden,
für mich ein gehobener Zechwein, ich habe das Gefühl, das dem Wein die (wahrscheinliche, ich vermute mal)Chaptualisation nicht gutgetan hat, 84 Punkte

Gruß

Ralf
Volker
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Volker »

erstmal einen schönen Ostersonntag allen zusammen

nachdem ich vor ein paar Tagen mal wieder in den bei meinen Eltern gelagerten Weinen gewühlt hatte, wurden somit ein paar Altbestände an die Oberfläche gefördert.

Gestern gab es dann eine 89'er Auslese Longuicher Maximiner Herrenberg vom Weingut Schmitt Wagner. Im Gegensatz zu einigen, die in den letzten Monaten noch Restbestände vom ehemaligen Weingut gekauft haben, stammen meine Flaschen aus einer deutlich andereren Beziehung, denn das Weingut Schmitt Wagner, war vor vielen Jahren mein erster ernsthafter Kontakt mit Rieslingen von der Mosel. Ich bin in den folgenden Jahren mehrfach auf dem Weingut gewesen und es hat damals immer unglaublich viel Spass gemacht mit dem Winzer, der auch damals schon dem Rentenalter nahe war, über Wein zu philosophieren.

Auch damals waren es immer ehrliche Weine, die nicht irgendwelchen Modetrends unterworfen waren sondern den Vorstellungen des Winzers entsprachen. Der eine oder andere mag sie als ein wenig altmodisch entfunden haben aber mir haben sie viel Spass gemacht. Wenn Bernd hier bei einer Auslese geschrieben hat heute würde dieses wahrscheinlich als Kabinett abgefüllt werden, stimmt dies sicherlich im Bezug auf die Oechsle, Es gab bei Schmitt Wagner nie die Wucht Weine und auch die Auslesen waren meistens unter 100 Oechsle. Aber ob ein heutiger Kabinett auch nach 23 Jahren noch Spass macht, da habe ich meine Zweifel ;-) Damit wären wir auch beim Wein angekommen. Nachdem ich in den letzten Jahren schon Flaschen hatte, die einen deutlichen Stinker hatten, präsentierte sich diese Flasche sehr gut. Flaschenvarianzen oder zwischenzeitlich eine schlechte Phase? Natürlich hat auch dieser Wein eine leichte Firne und Petrolnoten. Die Frucht bestehend aus Zitus und Grapefruit ist klar wahrnehmbar , die Säure für viele heutige Weine schon straight. Der Wein ist einfach gerade heraus, keine Schnörkel, die Süße deutlich im Hintergrund und hat einen relativ langen Abgang.

Im Vergleich zu vielen Weinen der heutigen Zeit befindet man sich irgendwie in einer anderen Welt. Es hat Spass gemacht. Ich werde die restlichen Flaschen aber keine weiteren 23 Jahre im Keller schlummern lassen, den ich denke, dass in den kommenden Jahren doch die Zeit gekommen ist, ihn zu vernichten ;-)

Es hat sich übrigens um die AP Nr 2 92 gehandelt. Das war bei Schmitt Wagner ja nie ganz unwichtig, da oft jedes Fuder einzeln abgefüllt wurde.

Volker

p.s.

ebenso wurde in den letzten Tagen ein 95'er Cabernet Sauvignon von Montes Alpha geköpft, der gezeigt hat, dass auch Weine dieser Klasse über ein sehr gutes Lagerpotential verfügen können.
Bernd Schulz
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Bernd Schulz »

Hallo Volker,

vielen Dank für die von mir sehr gerne gelesenen Zeilen über dein langjähriges persönliches Verhältnis zum Weingut Schmitt-Wagner!
Wenn Bernd hier bei einer Auslese geschrieben hat heute würde dieses wahrscheinlich als Kabinett abgefüllt werden, stimmt dies sicherlich im Bezug auf die Oechsle
Meine Bemerkung war absolut nicht kritisch gemeint. Auch bei anderen Winzern, die teilweise zu meinen absoluten Favoriten gehören, verhält es sich genauso.
Aber ob ein heutiger Kabinett auch nach 23 Jahren noch Spass macht, da habe ich meine Zweifel
Das kommt sehr auf den Winzer an. Bei diversen heutigen Kabinetten von Ausnahmeerzeugern wie J.J. Prüm, KaJo Christoffel, Schloss Lieser, Martin Müllen oder Grünhaus glaube ich schon ziemlich fest an eine Lebensdauer von zwanzig und mehr Jahren.

Beste Grüße

Bernd
Grenache
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Grenache »

Volker hat geschrieben:Das kommt sehr auf den Winzer an. Bei diversen heutigen Kabinetten von Ausnahmeerzeugern wie J.J. Prüm, KaJo Christoffel, Schloss Lieser, Martin Müllen oder Grünhaus glaube ich schon ziemlich fest an eine Lebensdauer von zwanzig und mehr Jahren.
Stimmt!
Gerade ausprobiert mit einem 1989 Maximin Grünhäuser Herrenberg, Riesling Kabinett als Straßenfeger, ein Erlebnis, keinerlei Einbüßung an Frucht und Vollmundigkeit. 1991 erstanden für 14DM in Grünhaus.

Gruß, Grenache
There are 2 reasons for drinking: one is when you are thirsty to cure it, the other, when you are not thirsty to prevent it...prevention is better than cure.
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Volker
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Volker »

Halllo Bernd & Grenache

natürlich bin ich mir dessen bewußt, dass sie Aussage provozierend war und formuliere sie deshalb noch ein wenig um. Ich glaube, das heute viele der modern vinifizierten und ausgeprägt auf der Frucht stehenden oder auf Wucht basierenden Weine nicht mehr so lagerfähig sind. Das es natürlich immer Ausnahmen geben wird, ist abdererseits natürlich auch unstrittig.

Abgesehen davon habe ich selber ja zumindest noch die ein oder andere Flasche aus der Zeit Mitte der 90'er von Schmitt Wagner oder Heinrich Müller (Vater von Matthias Müller) im Keller, bei denen ich doch hoffe, dass die mir noch ein paar Jahre Spass machen werden.

Als kleine Anekdote für Dich Bernd zu Schmitt Wagner. Der Grund wieso es keinen Nachfolger im Weingut gab war, dass der Sohn dann doch lieber Musik gemacht hat und in einem philharmonischen Orchester in den USA gespielt hat.Nebenher hat er die Weine seines Vaters dann in den USA ein wenig mit promotet, was zum Exportanteil in die USA führte.

Volker
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octopussy
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von octopussy »

Hallo zusammen,

das Thema der Typizität der Prädikate finde ich wirklich ganz interessant. Über Ostern hatten wir zum Apéritif und zum Dessert einen 2001 Graacher Himmelreich Riesling Auslese vom Thomas Gottschalk des Moselweins ( ;)), nämlich Dr. Loosen. Unter heutigen Maßstäben würde diese Auslese vielleicht auch eher als üppiger Kabinett oder "normale" Spätlese durchgehen, mir hat sie ausnehmend gut gefallen mit ihrer feinherben Art, nicht zu starken Süße und dem schönen Spiel.

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Beste Grüße, Stephan
Volker
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Volker »

Hallo Stephan

also ich erwische mich auch immer dabei, dass ich die Prädikate bei heutigen Weinen gedanklich oft um eine Stufe schiebe. Denke ich an eine Spätlese oder besser gesagt das, was ich früher mit einer Spätlese verbunden habe, greife ich zum Kabinett. Das kann man dann beliebig fortführen und wenn es ganz dumm läuft, dann passt auch das nicht mehr.

Für mich wirkt das oft wie schneller, höher, weiter. Über die Typizität lässt sich dann vortrefflich streiten. Es sind im Regelfall natürlich klasse Weine, nur sind sie eben im Sinne der Typizität nicht mehr das, was vielleicht altmodische Dinosaurier wie ich mit dem Prädikat verbinden.

Ich denke auch, dass der Punktewahn und die Wille dazu hoch bewertete Weine zu haben, diese Tendenz massiv gefördert haben.

Volker
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UlliB
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von UlliB »

octopussy hat geschrieben: Über Ostern hatten wir zum Apéritif und zum Dessert einen 2001 Graacher Himmelreich Riesling Auslese vom Thomas Gottschalk des Moselweins ( ;)), nämlich Dr. Loosen.
Auch interessant, dass Loosen hier nur unter "Diverse Winzer" erwähnt wird. In der Anfangszeit der Weinforen war dieser Erzeuger ein absoluter "Lieblingsgegenstand" der Diskussion, und ein mehr oder weniger (un-)gepflegtes Loosen-Bashing gehörte gewissermaßen zum guten Ton 8-)

Mittlerweile ist es um Loosen ziemlich still geworden - er wird schlicht ignoriert. Das ermöglicht jetzt vielleicht einen etwas sachlich-distanzierteren Blick auf diesen von vielen Weinführern immer noch hoch bewerteten Erzeuger.

Zwei Weine aus dem Jahrgang 2001 haben mir vor kurzem mal wieder sehr schön demonstriert, was ich an diesem Winzer so problematisch finde: völlige qualitative Inkonsistenz. Eine Flasche 2001er Wehlener Sonnenuhr Spätlese zeigte sich in absoluter Topform, mit wunderbarer Lagentypizität und elegantem Spiel, hinreißend schön. Ein paar Tage später präsentierte sich eine nominell deutlich höher stehende 2001er Ürziger Würzgarten Auslese Goldkapsel als veritabler Flop: schlaff und spannungslos, ohne jeden Lagencharakter, süß-limonadig, völlig uninteressant. Der Wein war keinesfalls überlagert (sehr helle Farbe, ohne Firntöne), sondern einfach strunzlangweilig.

Ähnliche Erlebnisse hatte und habe ich mit Loosen des öfteren: mal Top, mal Flop (letzteres häufiger). Bei den hier aufgerufenen Preisen definitiv kein Kauf, da gehe ich lieber auf das gegenüber liegende Moselufer...

Gruß
Ulli
Bernd Schulz
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Re: Diverse Winzer

Beitrag von Bernd Schulz »

Als kleine Anekdote für Dich Bernd zu Schmitt Wagner. Der Grund wieso es keinen Nachfolger im Weingut gab war, dass der Sohn dann doch lieber Musik gemacht hat und in einem philharmonischen Orchester in den USA gespielt hat.
Das stelle ich mir allerdings noch stressiger vor als das Winzerdasein!
also ich erwische mich auch immer dabei, dass ich die Prädikate bei heutigen Weinen gedanklich oft um eine Stufe schiebe.
Das passt in vielen Fällen im Vergleich zu den Weinen aus den 90ern auch ziemlich gut.
Manachmal hat die Abstuferei aber für den Konsumenten auch positive Konsequenzen. Aus 05 z.b. konnte man jede Menge einstellig gepreiste Auslesen kaufen, die als Kabinett oder Spätlese etikettiert waren.
Ähnliche Erlebnisse hatte und habe ich mit Loosen des öfteren: mal Top, mal Flop (letzteres häufiger).
Das enstpricht genau meinen Erfahrungen.
Bei den hier aufgerufenen Preisen definitiv kein Kauf, da gehe ich lieber auf das gegenüber liegende Moselufer...
Klar, keine Frage! Damit wären wir aber schon wieder beim gepflegten Bashing gelandet... :mrgreen:...und zwar aus guten Gründen!

Beste Grüße

Bernd
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