Menschen eines gewissen Alters zitieren auch gerne nicht näher bezeichnete wissenschaftliche Studien, nach denen eine übermäßige Körperhygiene zu Hautkrankheiten und psychischen Störungen führt, vor allem wenn die Zeit zur morgendlichen Dusche UND Frühstück vor der Schule nicht reicht. Die gleichen Menschen haben alle wissenschaftlichen Ergebnisse zum Thema sozialer Ausgrenzung bei nicht angesagter Bein- und Fußbekleidung oder aber charakterlicher Fehlentwicklung bei Tragen von Markenkleidung drauf, je nach dem, was die besorgte Mutter gerade an Ausstattung für angemessen hält.
Die neuste Studie des Albert Einstein College of Medicine in New York wird gerade den Herren der Schöpfung nicht gefallen: Tanzen senkt das Demenzrisiko um über 70%! Tanzen fördert nicht nur die Motorik, das Gleichgewichtsgefühl und die sportliche Fitness, nein es werden auch – so die Studie – sehr unterschiedliche Gehirnregionen angesprochen und verknüpft. Mann Mann, ausgerechnet Tanzen... ich sehe das Rattern in den männlichen Gehirnen geradezu vor mir, die nun eine weitere Ausrede für die Verweigerung des Wiegeschrittes ersinnen müssen. Ein Mann, der tanzt, ist im männlichen Selbstverständnis gleichbedeutend mit einem Mann, der gebatikte Krawatten trägt, sich die Augenbrauen zupft und zur Kosmetik geht, tanzen geht gar nicht!
Deswegen werden Einladungen sehr sorgfältig sortiert, ob Mann da Gefahr läuft, tanzen zu müssen oder nicht, bei Tanzveranstaltungen werden selbst gestandene Mannsbilder von unerklärlichen Migräneschüben oder okkulten Meniskusproblemen gequält.
Bei Herrn susa letztens mal wieder stattgefundenen 39. Geburtstag, den er jedes Jahr Anfang September begeht, war das nicht anders. Ein nettes Menü von seiner liebenden Gattin gezaubert, am Tag drauf ein zwangloses Beisammensein mit ein paar Freunden mit Pizza Wein und seinem Geburtstagsgeschenk, dem Spiel "Welt der Weine" das ist für ihn der perfekte Geburtstag – ganz ohne Tanzen und die Verpflichtung, sich in einen Anzug ("reicht, wenn ich im Büro jeden Tag einen tragen muss") werfen zu müssen.
Ich gebe zu, ich habe auch nichts gegen diese Art, einen besonderen Tag zu begehen, vor allem, wenn der Jubilar sich nicht lumpen lässt und zur Feier des Tages in die Premier Cru Kiste greift und serviert
1999 Château Margaux
Margaux
Da heißt es dann zuerst immer, Literatur wälzen, Parker und Gabriel herauskramen, nachsehen, ob der Weinterminator etwas dazu geschrieben hat etc.
Großes Kino und es bewahrheitet sich der alte Kalenderspruch "in kleinen Jahren große Weine" (wobei ja gegen große Weine in großen Jahren auch nichts einzuwenden ist
Ein wunderbares Erlebnis und ein perfekter Begleiter für einen Geburtstag, der einer der wenigsten perfekten Sommertage dieses Jahres war (und das im meteorologischen Herbst!).
Aber es ist nicht so, dass wir ihn im Gartenteich kühlen mussten, auch wenn diese Vermutung verschiedentlich geäußert wurde
Prost!