Bordeaux 2008

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
Frankie Wilberforce
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von Frankie Wilberforce »

vanvelsen hat geschrieben:Gestern im Glas, Ferrière 2008 (neben Ferrière 1996).

Der 2008er Ferrière präsentiert sich in schöner Fruchtphase, gute Mischung aus dunklen und roten Beeren, etwas Rauch, aktuell mit schöner Röstnote. Am Gaumen äusserst präzise, seidige Gerbstoffe, rassige Säure, mittlerer bis voller Körper bei hervorragender Eleganz. Einmal mehr bin ich überzeugt, dass hier ein ganz toller und vor allem klassischer Bordeaux heranreift. 18 vvpunkte (93).

Gruss,

Adrian
Hoi Adrian,

wow, das tönt sehr gut. Wie siehst du Ferriere 08 im Vergleich zu 09 und 10?

Grüsse,
Armin
Grüße Armin

Sie fragen mich nach den besten Wein, den ich getrunken habe? Der ist wahrscheinlich im nächsten Glas ...
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vanvelsen
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von vanvelsen »

Hi Armin,

Hier meine Notizen aus den Primeur-Verkostungen.

Ch. Ferrière 2009 (Notiz im Rahmen der Primeur-Verkostung von http://www.gazzar-weine.ch im Frühsommer 2010 in Zürich erstellt.
Sehr tiefe Nase, dunkle Frucht, von einem ganz anderen Kaliber als der 07er. Ausgewogener Auftakt, Massen von reifen Gerbstoffen, dunkle Beeren, etwas Rauch. Mittellanger Abgang. Ist gerade in einer etwas schwierigen Phase, birgt aber viel Potential. 16.5+ vvpunkte. 2018-2024.
--> der Wein war - wie oft bei Ferrière - wirklich in einer sehr schwierigen Phase. Der dürfte sich bestimmt auf 18 Punkte steigern, wenn im Ausbau nix schief gelaufen ist.

Ch. Ferrière 2010 (Notiz im Rahmen der Primeur-Verkostung von http://www.gazzar-weine.ch Anfang Mai in Lausanne erstellt.
Tiefe Nase. Kräftiger Auftakt, viel Frucht, viel Frische, Power und Eleganz vereint, hervorragende Anlagen. 1x mehr ein toller Ferrière der für – hoffentlich – wenig Geld, viel Bordeaux liefern wird. 17+ vvpunkte, 2020-2034

Ch. Ferrière 2010 (Notiz, die unter idealen Bedingungen auf dem Chateaux entstanden ist, Mitte Mai 2011):
Erst eine feine, fast schon zurückhaltende Nase, dann nach etwas Schwenken zeigen sich Holunder, Brombeeren und auch Himbeeren die von etwas Bittermandel und einem Hauch Rauch begleitet werden - sehr komplex. Am Gaumen gewohnt elegant, die Gerbstoffe sind reif, die Säure stimmt und unterstützt die delikate, feinwürzige Frucht. Ferrière steht vertikal im Glas, hat Kraft und Ausdauer und wird zu einem finessenreichen, bekömmlichen und doch sehr komplexen Wein heranreifen. Ja, reifen darf, soll und kann er. 18 vvpunkte. 2020-2034.
Der Bericht zur Verkostung findest du hier: http://vvwine.blogspot.com/2011/05/ch-f ... l-und.html

Insofern denke ich, kannst du alle 3 Jahrgänge bedenkenlos einkellern.

Gruss,

Adrian
Frankie Wilberforce
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von Frankie Wilberforce »

Hoi Adrian,

vielen Dank für deine Info und die Links dazu.

Ich bin ganz deiner Meinung bezgl. Ferriere, HBL und Mr. Parker :arrow: umso besser ist der Preis für mich als Konsument :D .
Ich habe den 2009er letztes Jahr gesubst :D . Den 2010er möchte ich auf der Arrivage probieren 8-) bevor ich kaufe.
Der 2004 er HBL und Ferriere tönt auch sehr vielversprechend.

Gruss
Armin
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innauen
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von innauen »

Hallo,

2008 macht wirklich viel Freude. Jetzt zwei mal Poujeaux 2008 gehabt:

Bild

Andreas weinfex könnte übrigens mit seinem Einwurf Recht haben, dass sich die 2008er bald verschliessen. Bei Poujeaux hatte ich schon den Eindruck, dass es bald soweit Sein könnte.

Grüsse,

Wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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nougat
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von nougat »

Hola!
Vor 3 Wochen, unmittelbar vor der Urlaubsreise, hatten ein Freund und ich noch einen Cantenac Brown 2008 geöffnet. Es sind mir keine Details in Erinnerung geblieben, nur soviel: Überbordende frische reife Frucht in der Nase, am sehr saftigen Gaumen und im langen Abgang. Mittlere bis volle Konzentration, der Mund wird vollständig von der Frucht ausgekleidet die dort ungewöhnlich lange haften bleibt. Dennoch auf der eleganten Seite bleibend, schöne seidige Tanninstrukrur, mir pers. aber deutlich zu säurearm. Mein Mittrinker konnte über diesen Makel hinweg trinken und war von diesem hedonistischen Vergnügens sehr angetan. Für mich ist Balance das A und O. Ich kann mit solch einem müden wenig animierenden Gesellen leider wenig anfangen - also dem Wein :D

Grüße
Martin
Grüße
Martin

Military justice is to justice what military music is to music [Groucho Marx]
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UlliB
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von UlliB »

Am Wochenende eine kleine Auswahl von 2008ern vom linken Ufer:

Den Anfang macht ein sehr zugänglicher Duhart-Milon - geschmeidig und elegant, aber auch mit guter Dichte, gekonnter, unaufdringlicher Holzeinsatz, rundum erfreulich. In den letzten Jahren hat sich Duhart in die Pauillac-Oberliga vorgearbeitet - schade nur, dass der Wein jetzt preislich völlig abdriftet.

Deutlich dunkler im Glas und vergleichsweise zugeknöpft präsentierte sich Leoville Barton. Straff und klar, mit einem unglaublich festen, blaubeerigen Kern, im Moment sehr linear und unnachgiebig. Für den, der den Hausstil schätzt (das heißt: auch für mich) ein sehr schöner Wein. Wird vermutlich lange brauchen, um seine Qualitäten voll zu zeigen.

Deutlich weicher, aber deswegen nicht viel offenherziger: Pontet-Canet. Zunächst etwas dumpfe Nase, braucht sehr viel Luft, fächert dann enorm auf, faszinierende Vielschichtigkeit und Tiefe. Wesentlich differenzierter und subtiler als der LB - ich bin allerdings ein wenig skeptisch, was sein langfristiges Durchhaltevermögen betrifft; irgendwie fehlt da bei aller Schönheit etwas die Substanz. Nun, die Zukunft wird es zeigen.

Wieder mehr in der Linie vom Barton zeigte sich Leoville las Cases - mit der üblichen Festigkeit, aber ohne die hier doch recht häufig anzutreffende Härte, gewissermaßen irgendwo zwischen dem knackigen Barton und dem subtil-vielschichtigen Pontet. Wollte auch nach langer Belüftung nicht recht aus sich herausgehen.


Wirklich zugänglich und im Moment mit Genuss zu trinken war eigentlich nur der Duhart; der Rest war eher Arbeit als Vergnügen (na ja... ;) ). Die Weine sind zwar stilistisch sehr unterschiedlich, qualitativ war das Feld aber erstaunlich nahe beieinander (auch der Duhart fiel gegenüber der Konkurrenz nicht ab). Kein totaler Überflieger dabei, aber alles sehr schöne und absolut solide Bordeaux.


Ach ja, weil man sich nach der Arbeit erholen soll, gab's als kleinen Drüberstreuer dann noch einen 1990er Pichon Baron, der zeigte, wo wirklich der Hammer hängt. Auf dem Punkt erwischt, rechtfertigte er seine 97 Parker-Punkte völlig - eine ganz große Nummer und auf einem Niveau, das vermutlich keiner der hier verkosteten 2008er jemals erreichen wird.

Gruß
Ulli
weinfex
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von weinfex »

UlliB hat geschrieben:...1990er Pichon Baron, der zeigte, wo wirklich der Hammer hängt. Auf dem Punkt erwischt, rechtfertigte er seine 97 Parker-Punkte völlig - eine ganz große Nummer und auf einem Niveau, das vermutlich keiner der hier verkosteten 2008er jemals erreichen wird.

Gruß
Ulli
Hallo Ulli,

da halte ich aus tiefster Überzeugung dagegen, Pontet Canet wird
da "lockerst" mithalten können...

Frage könnte nur sein "wo" wir dereinst probieren?
In Deinem Altersheim oder in meinem... :D
Grüsse weinfex
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UlliB
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von UlliB »

weinfex hat geschrieben:
UlliB hat geschrieben:...1990er Pichon Baron, der zeigte, wo wirklich der Hammer hängt. Auf dem Punkt erwischt, rechtfertigte er seine 97 Parker-Punkte völlig - eine ganz große Nummer und auf einem Niveau, das vermutlich keiner der hier verkosteten 2008er jemals erreichen wird.

Gruß
Ulli
Hallo Ulli,

da halte ich aus tiefster Überzeugung dagegen, Pontet Canet wird
da "lockerst" mithalten können...

Frage könnte nur sein "wo" wir dereinst probieren?
In Deinem Altersheim oder in meinem... :D
Hallo Andreas,

tatsächlich war der Pontet-Canet der interessanteste Wein des Abends, aber auch der, der am meisten Rätsel aufgegeben hat. Blind hätte ich ihn vermutlich nie nach Pauillac eingeordnet, sondern in eine ganz andere Ecke: enorme Vielschichtigkeit, dabei neben den zu erwartenden Primärfruchtnoten für einen jungen Pauillac nicht gerade typische Noten von feuchter Erde, Herbstlaub, Zigarrenkiste; das ganze über einer zwar dichten, aber irgendwie mürben, fast schon morbiden Struktur - das Wort, das mir dabei spontan in den Sinn kam: Dekadenz. Da denke ich dann an einen Wein, der etliche Kilometer entfernt etwas südlich vom Stadtzentrum Bordeaux entsteht...

Und genau da schließt sich dann vielleicht der Kreis. Hinsichtlich Alterungsfähigkeit und Reifepotential habe ich Haut Brion in der Vergangenheit ziemlich regelmäßig unterschätzt. Insofern hast Du vielleicht Recht.

Gruß
Ulli
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susa
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von susa »

Nach dem 2008er Pibarnon war mir noch nach was, also hab ich kurzentschlossen aus dem Keller geholt

2008 Clos du Jauqueyron
Haut-Médoc

ich hatte mir weiland den 2006er und den 2008er gekauft und irgendwann muss ja der 2008er auch mal getrunken werden. Insgesamt hat mir der 2006er besser gefallen, was allerdings schon auf hohem Niveau gemeckert ist, aber das Bessere ist nun mal Feind des Guten.

Die Farbe ist ein etwas helleres Rot, die Nase ist verführerisch Marzipan, Kirsche, Minze, Schinkenrauch, am Gaumen noch sehr kräftiges Tannin, etwas rustikal, straff, gute Mineralik, feines Säuregerüst, nicht zu stark, braucht gut eine Stunde Luft, Abgang mittellang, alles in allem - man kann sein Wochenende viel schlechter einläuten als ich das heute tue und ich denke, der Rest (denn die ganze Flasche schaffen wir heute nicht mehr) macht morgen zu Nudeln mit gebeiztem Rinderfilet noch eine gute Figur.

lieben Gruß
susa
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
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susa
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Re: Bordeaux 2008

Beitrag von susa »

ach so ja, ein Bild sagt mehr als 1000 Worte ;)
P1020101(1).JPG
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