Am Wochenende eine kleine Auswahl von 2008ern vom linken Ufer:
Den Anfang macht ein sehr zugänglicher
Duhart-Milon - geschmeidig und elegant, aber auch mit guter Dichte, gekonnter, unaufdringlicher Holzeinsatz, rundum erfreulich. In den letzten Jahren hat sich Duhart in die Pauillac-Oberliga vorgearbeitet - schade nur, dass der Wein jetzt preislich völlig abdriftet.
Deutlich dunkler im Glas und vergleichsweise zugeknöpft präsentierte sich
Leoville Barton. Straff und klar, mit einem unglaublich festen, blaubeerigen Kern, im Moment sehr linear und unnachgiebig. Für den, der den Hausstil schätzt (das heißt: auch für mich) ein sehr schöner Wein. Wird vermutlich lange brauchen, um seine Qualitäten voll zu zeigen.
Deutlich weicher, aber deswegen nicht viel offenherziger:
Pontet-Canet. Zunächst etwas dumpfe Nase, braucht sehr viel Luft, fächert dann enorm auf, faszinierende Vielschichtigkeit und Tiefe. Wesentlich differenzierter und subtiler als der LB - ich bin allerdings ein wenig skeptisch, was sein langfristiges Durchhaltevermögen betrifft; irgendwie fehlt da bei aller Schönheit etwas die Substanz. Nun, die Zukunft wird es zeigen.
Wieder mehr in der Linie vom Barton zeigte sich
Leoville las Cases - mit der üblichen Festigkeit, aber ohne die hier doch recht häufig anzutreffende Härte, gewissermaßen irgendwo zwischen dem knackigen Barton und dem subtil-vielschichtigen Pontet. Wollte auch nach langer Belüftung nicht recht aus sich herausgehen.
Wirklich zugänglich und im Moment mit Genuss zu trinken war eigentlich nur der Duhart; der Rest war eher Arbeit als Vergnügen (na ja...

). Die Weine sind zwar stilistisch sehr unterschiedlich,
qualitativ war das Feld aber erstaunlich nahe beieinander (auch der Duhart fiel gegenüber der Konkurrenz nicht ab). Kein totaler Überflieger dabei, aber alles sehr schöne und absolut solide Bordeaux.
Ach ja, weil man sich nach der Arbeit erholen soll, gab's als kleinen Drüberstreuer dann noch einen 1990er Pichon Baron, der zeigte, wo wirklich der Hammer hängt. Auf dem Punkt erwischt, rechtfertigte er seine 97 Parker-Punkte völlig - eine ganz große Nummer und auf einem Niveau, das vermutlich keiner der hier verkosteten 2008er jemals erreichen wird.
Gruß
Ulli