Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011

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hendrik
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Re: Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011

Beitrag von hendrik »

Ola Pedro,

Unglaublich ja
Denke dass es etwas ist in die personliche atmosfhere, oder eine verruckter anti-alchoholiker
:mrgreen:
Kan mich nicht vorstellen dass eine Spanische Weincollege so etwas macht.

beste grusse

Hendrik
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thvins
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Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011, 02.05.2011 - 2

Beitrag von thvins »

Marca - Tast de anada 2009 - die große jahrgangsverkostung.

Fast fünf Stunden konnten wir kosten, um uns ein Bild über den 2009er Jahrgang zu machen, bei mir sind es letztlich 52 Weine geworden, aber bei weitem nicht alles aus 2009, ab 2005 war da aus jedem Jahrgang etwas dabei.

Bei den folgenden Erzeugern habe ich verkostet (in der Reihenfolge der Verkostungen):

Burgos Porta (Poboleda): Mas Sinén Negre 2009; Mas Sinén Coster 2009
Clos Berenguer (El Molar): Selecció de Syrah 2009; Vinya Les Sorts 2009
Celler Joan Simó (Porrera): Les Eres 2009; Les Eres 2006
Portal del Priorat (El Molar): Negre de Negres 2009; Somni 2009; Tros del Clos 2009
Notizen hier:
http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=1433

Noguerals (Cornudella): Abellars 2009
Ferrer I Bobet (Falset): Ferrer I Bobet Selecció Especial 2008
Celler de l´Encastell (Porrera): Roquers de Samsó 2009
Mas Martinet (Falset): Els Escurcons 2009; Cami Pesseroles 2009; Clos Martinet 2009
Notizen hier:
http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=1437

Terroir Al Limit (Torroja del Priorat): Vi de Vila 2009 und alle anderen 2009er
Combier, Fischer, Gerin (Torroja del Priorat): Trio Infernal 2/3 2007
Alvaro Palacios (Gratallops): Gratallops Vi de Vila 2009; Finca Dofí 2009
Notizen hier:
http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=1439

Agnes de Cervera Medinre (El Molar): Lytos 2009; Kalos 2009
Vinyes de Manyetes (Gratallops): Solertia 2009
Clos Mogador (Gratallops): Manyetes 2009; Clos Mogador 2009
Cims de Porrera (Porrera): Cims de Porrera Classic 2009
Terres de Vidalba (Poboleda): Tocs 2009
Notizen hier:
http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=1445

Vall Llach (Porrera): Idus de Vall Llach 2009
Mayol Viticultors (Torroja del Priorat): Brogit 2009
Celler Prior Pons (La Vilella Alta): Planets de Prior Pons 2008; Prior Pons 2008; Prior Pons 2009
Celler d´ Scala Cei (Scala Dei): Cartoixa d´Scala Dei 2009
Clos Figueres (Gratallops): Font de la Figuera 2010 (Weiß); Font de la Figuera 2009; Clos Figueras 2009
Trossos del Priorat (Gratallops): Lo Mon 2009
Notizen hier:
http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=1458

Merum Priorati (Porrera): Ardiles Viognier 2009 (Weiß); Ardiles 2006; Osmin 2006
Celler Sabaté (La Vilella Baixa): Mas Plantadeta Crianca 2005
Celler Cal Pla (Porrera): Mas d´en Compte Blanc 2008 (Weiß); Planots 2009
Mas Doix (Poboleda): Les Crestes 2009; Salanques 2009
Clos Dominic (Porrera): Clos Dominic Vinyes Altes 2009; Clos Dominic Vinyes Altes Selecció Miriam 2008
Bodegas Puig Priorat (Gratallops): Odysseus Red Label 2009
Notizen hier:
http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=1462


Es wäre noch weit mehr zu verkosten gewesen:
- einige Erzeuger hatten noch mehr Weine dabei, die ich bewußt weggelassen habe
- bei einigen am Ende war schon der eine oder andere Wein ausgetrunken
- es hätte noch wesentlich mehr Erzeuger aus dem Priorat gegeben, die ich leider nicht mehr geschafft habe
- es hätte auch noch sehr viele interessante Erzeuger aus der DO Montsant gegeben...

Ich hoffe nur, dass man es sich noch mal überlegt und nicht bei dieser einen Veranstaltung jährlich bleibt. Einige Weine konnte ich ja wenigstens bereits zu den Verkostungen in den Dörfern kosten und die Weine aus Bellmunt kommen noch in die Gläser, aber dennoch befriedigt das so nicht in diesem Jahr.

Dennoch ist der erste umfassende Eindruck zum Jahrgang 2009 recht dicht.
Das Niveau ist sehr hoch, momentan in der Spitze sicher noch ein knappes Quentchen hinter 2007, aber vielleicht dennoch auf der Höhe von 2004 und 2005. Das Feld ist erneut sehr dicht beieinander, vergleichbar einer sehr schnellen Sprintetappe bei einem Profi-Radrennen.

Der Stil knüpft schon oft an 2007 an, verbunden mit der Frische aus 2006 oder 2008. Die extrem zeitige Lese bei vielen scheint sich ausgezahlt zu haben, der enorm zeitig gelesene Mogador an der Spitze beweist es mit seinen Kompagnons, während der recht spät gelesene Idus mir doch weniger gefällt. Es gibt sehr viele große Weine, die das Prädikat auch verdienen und die ihr Geld auch wert sein werden, verglichen zum extrem teuren Bordeaux 2009 sollten hier reihenweise die Schnäppchen zu holen sein, wenn man denn 50 € +/- für sehr große Weine als okay ansieht. Im Bordelais kostet das wohl mindestens das Doppelte.

Nun kann ich ja auch schon einiges zu den ersten auf dem Markt befindlichen oder kommenden kleineren Weinen sagen. Siehe meine Verkostung von 8 Weinen aus 2009 unter 20 €. Siehe hier: http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=1421
Auch hier ist das Niveau erschreckend hoch, will sagen, die kleinen Erzeuger, die solide arbeiten, haben auch in 2009 beeindruckende Basisweine abgeliefert. Die Ausgangsniveausteigerung, die wir seit 2006 immer stärker beobachten können, setzt sich fort. Man muss auch nach wie vor nicht sonst wie tief in die Tasche greifen, um einen interessanten Wein zu finden, man muss nur richtig auswählen. Und das fällt bei der Menge der Angebote immer schwerer, wird aber zugleich immer leichter, weil viele gute Sachen auch im Basisbereich in sehr guter, sogar exzellenter Qualität zu finden sind.

Interessant auch die vielen Begegnungen auf der Verkostung. Klar, viele Winzer begrüße ich inzwischen nach all den Jahren aufs Herzlichste. Aber auch Peer F. Holm, ein Bloggerkollege und Freund von Dirk Würtz spricht mich an und ebenso "nebenbei" lerne ich Andreas Claus kennen, der uns den Idus eingießt. Sein Name fällt als Produzent der neuen Klappcover - CD - Serie des musikalischen Gesamtwerkes von Lluis Llach auf. Ich erfahre, dass die beiden seit Jahren, ja Jahrzehnten zusammenarbeiten und er quasi Vermarktungsmanager von allem ist, was mit Lluis Llach zu tun hat. Auch so schließen sich erneut Kreise...

Am Ende gießt Andreas Claus den Rest der Idus-Flasche in die Gläser von Klaus-Peter und mir und anderen. Ich gehe also mit gefülltem Glas in der einen Hand und Musterflaschenkiste unter dem anderem Arm eingeklemmt steil bergan zu dem Parkplatz, wo mein Auto steht. Der Wein schwenkt sich wie von selbst, Luft tut ihm wirklich gut...
Allerdings darf man die Zentrifugalkräfte nicht unterschätzen, also halte ich ab und an mal inne, um einen Schluck zu nehmen und sich den Wein wieder beruhigen zu lassen...
Insgesamt dürfte das wohl ein recht putziges Bild gewesen sein...

Ich unterhalte mich dann noch mit einem deutschen Weinhändler aus Tarragona und dann stelle ich fest, dass es zeitlich schon wieder recht eng wird - essen gehen und den Beginn der Verkostung in Bellmunt verpassen oder Augen zu und durch... Eine Musterflaschenkiste von Capafons Osso muss auch noch gesucht und ins Auto geladen werden.
Also fix ein paar Brötchen essen und erneut eine Büchse Fisch dazu - Fira Fastfood... Ich weiß, mehr als eine Fischbüchse pro Woche soll ungesund sein, aber es geht nun mal am Schnellsten... Und hier am Parkplatz gibt es sogar Bänke.

Irgendwann rast Chris an mir vorbei,auch er hat es eilig, denn er hat noch einen Termin zwischen die Proben gequetscht.

Ich dagegen suche zwischen Falset und Bellmunt fix noch das Haus von Rachel Ritschie, der Engländerin, die mich beim Besuch von Capafons-Osso begleitet hat, finde es sogar besser als gedacht und schon stiefle ich mit einer verschlossenen Kiste unterm Arm zurück zum Auto. Was drin ist, werde ich erst in Deutschland sehen.

Schon ist es 16.00 Uhr und der Tast de las Mines in Bellmunt beginnt.
Ich bin pünktlich, aber wie ich es überblicke, bin ich der Einzige vom dasweinforum.de Team...
Beste Grüße

Torsten

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thvins
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Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011, 02.05.2011 - 3

Beitrag von thvins »

Der Tast des Mines in Bellmunt ist eine eher kleinere Veranstaltung, ganz nach dem Motto:"Klein aber oho". Die Erzeuger der Gemarkung Bellmunt zeigen hier,was ihre Weine so speziell macht und in der entsprechenden Umgebung begreift sich das auch sehr gut.

Die Schiefer von Bellmunt sind sehr stark erzhaltig, was lange Zeit dazu geführt hat, dass hier mehr und länger der Bergbau floriert hat, insbesondere Blei, Mangan und Nickel wurden hier über lange Zeit gefördert, ein Teil des Dorfes ist die Bergarbeitersiedlung, die noch heute bewohnt ist und deren Häuser so auffällig anders als die Häuser des alten Dorfes gebaut sind.

Eine der Minen ist heute ein Museum, verbunden mit einem Schaubergwerk. Was liegt näher, als dass die Bellmunter Erzeuger genau diese Kulisse wählen, um ihre Weine zu präsentieren.

Neu unter den Ausstellern ist in diesem Jahr die Familia Sedó - Barceló, deren Joven wir als 2008er Erstling ja bereits im Januar in der Blindprobe für den Prioratführer hatten. Damals lenkte dieser Wein allerdings kaum Aufmerksamkeiten auf sich. Der 2009er dazu aber sollte der Sprung in die Welt der sehr guten kleinen Weine des Priorats sein.

Nach der Hälfte der Zeit - und ich hatte auch die Hälfte der ausstellenden Erzeuger besucht (bis hier ist auch auf meinem Blog bereits zu den verkosteten Weinen nachzulesen: http://www.torsten-hammer-priorat-guide ... er/?p=1485 - und im Artikel davor)
gibt es dann einen Break und es wird zu einer Führung durch das Bergwerk aufgerufen, die sehr interessant war. Der Führer sprach zwar komplett katalan, aber der eine oder andere Winzer übersetzte mir einige Details und ich war erstaunt, wie viel Katalan ich inzwischen schon halbwegs verstehe.

Jeder Winzer erzählt eindrücklich von der Suche der Wurzeln nach der Feuchtigkeit im Gestein der Llicorella, du stehst oben im pfurztrockenen Weinberg und denkst:"Jaja, erzähl was vom Pferd..." - aber wer je einmal durch die oberste dieser 8 Galerien hier in der Bellmunter Mine geht, der bemerkt, wie schnell hier wie viel Wasser im Gestein zu finden ist. Schon die oberste der Galerien ist total feucht, überall tropft es aus dem Gestein, sieht man Wasserpfützen und Miniwasseradern. Der Bergbau ist seinerzeit nicht aufgegeben worden, weil die Erzreserven alle waren, nein - die übergroße Feuchtigkeit hier war das Problem. Inzwischen sind die untersten 6 der 8 Galerien komplett mit Wasser voll.

Wenn man das mit eigenen Augen gesehen hat, begreift man, wie feucht es hier unten im Gestein ist und dass die Winzer einem keine Märchen auftischen an dieser Stelle... Und dass die Rebwurzel die Wasseradern suchen, das sieht man an vielen Stellen deutlich, wo die Pflanze im blanken Fels wurzelt.

Nach der Minenbesichtigung verstehe ich das Priorat noch ein Stückchen mehr...

Allerdings muss ich dann doch Federn lassen, denn als der Rundgang beendet ist, packt Viticultors del Priorat seine Morlanda - Weine bereits weg und flüchtet vor dem Ansturm der 2. Halbzeit. Auch wenn jetzt die Morlanda - Weine nicht die sind, wegen derer man nach Bellmunt fährt, so ärgert es mich doch schon, denn grad in der überschaubaren Runde hier freue ich mich, auch die Weine solcher Erzeuger ins Glas zu bekommen, die man bei knapper "Verkostungszeitkasse" z.B. beim Tast de Anada meist auslässt.

Die anderen Winzer stören sich nicht daran, dass Viticultors del Priorat seinen Stand bereits geräumt hat, es wird mir versichert, dass ich mich nicht hetzen muss...

Auch Klaus-Peter und Chris schwenken inzwischen hier ihre Gläser, Pedro war ja schon lange vorher aufgetaucht. Alle anderen Weine kann ich in aller Ruhe probieren, ein Höhepunkt jagt den nächsten, bevor die Gran Cruor - Vertikale 2007 bis 2009 den fulminanten Schlusshöhepunkt setzt.

Der Erzeuger, bei dem der Deutsche Moritz Kröning als Önologe arbeitet ist endgültig in die Topliga der Bellmunter Erzeuger aufgestiegen, man spricht besser von den Drei Großen inzwischen mit dem Celler Fuentes, Mas d´ en Gil und Casa Gran del Siurana.

Irgendwann sind wir dann auch hier fertig. Klaus-Peter, der Angst hatte, mit seinem neuen Prioratmobil mit in den steilen Weinberg zu fahren, fährt irgendwie unachtsam vom Parkplatz, es gibt einen lauten Bumms, bei dem alle noch Anwesenden erstmal gucken, und er zerschrammt sich vorn das schöne neue Auto.

Ich weiß dann dadurch, dass es besser ist, den Parkplatz zur anderen Seite hin zu verlassen und in Falset bekomme ich grad noch so etwas Pastete und eine Grillwurst, bevor der gute Fleischer Llorenc Feierabend macht. Ich komme noch im Hellen nach Porrera und fahre unbeschadet in den Weinberg von Pep Ardevol, wo ich mein Nachtlager aufgeschlagen habe.

Ich mache mir die Wurst mit etwas mediterranem Gemüse und habe auch Lust auf einen Wein und darauf, endlich trinken zu können statt spucken zu müssen. Meine Wahl fällt auf eine 0,5 l Flasche Cabernet Mitos 2005 vom Harzer Weingut Kirmann.

Allerdings habe ich dann doch nach der halben Flasche genug von diesem sehr guten, aber noch deutlich adstringentem und zu jungem Tropfen, der mit seinen 14° wenigstens schon nicht mehr auffällt unter den Prioratos. Stilistisch ist er jedoch eine völlig andere Baustelle.

Alt werde ich an dem Abend nicht, denn ich bin von den letzten Tagen irgendwie fix und fertig - nach dem Essen falle ich halbtot ins Bett...
Beste Grüße

Torsten

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thvins
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Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011, 03.05.2011 - 1

Beitrag von thvins »

Endlich einmal ausschlafen, ohne dass der Wecker klingelt.

Nach einem guten Frühstück und einer Camper-Dusche mit Fahrradtrinkflaschen räume ich das Quartier auf und fege durch. Einige Kisten mit Musterflaschen lasse ich hier bis zum kommenden Wochenende, wo ich dann wieder in Porrera sein werde.

Dann fahre ich hinüber nach Falset, wo ich einige Lebensmittel einkaufe und mir ein Eis gönne. Die köstlichen Kreationen der Eisdiele in Falset sind immer eine Sünde wert. Ich kenne nur wenig, was qualitativ dort ranreicht. Der Inhaber lächelt mich immer schon so an, als ob er schon wisse, dass ich eine Art Stammgast bin und inzwischen bekomme ich jedesmal ein kleines Extra obendrauf.

Ich treffe zufällig Jeroni vom Celler de l´ Abadia und wir machen ein Treffen in Gratallops aus. Dann stoppe ich bei Casa Gran del Siurana in Bellmunt und mache ein paar Fotos (was ich ja leider alles wiederholen muss), Moritz verlädt grad den 2010er GR 174, der grad frisch gefüllt wird. Die ganzen Paletten kommen nach Barcelona ins Perelada - Zentrallager, denn Perelada ist der Eigentümer und Geldgeber hinter dem Namen Casa Gran del Siurana.

Weiter geht es dann zu Mas Garrian. Ich muss Josep noch verklickern, dass das ursprünglich für heute abend geplante Verkostungstreffen auf La Perla del Priorat einen Tag später stattfinden muss. Barth hatte mich am Sonnabend auf dem Schloßgelände um diese Terminverschiebung gebeten. Zwar bringt das die gesamte Terminplanung der kommenden Tage von Klaus-Peter und mir durcheinander, aber für dieses angedachte Event nehmen wir auch die zwei zusätzlichen Fahrten quer durch das Priorat in Kauf, denn so ganz neu optimiert bekommen wir es nicht hin.

Außerdem hat sich das ganze Viererteam von dasweinforum.de zum Treffen auf Mas Garrian verabredet. Eine ganz konkrete Uhrzeit auf die Minute hatten wir dabei nicht ausgemacht und auch telefonisch hatten wir uns jetzt nicht noch mal koordiniert.

Dennoch, wie von Geisterhand gesteuert kommen die vier Autos aus verschiedenen Richtungen bei Mas Garrian an und rollen direkt hintereinander in Kolonne auf das Gelände von Mas Garrian. Das muss irgendwie einen tieferen Sinn haben, nach all den Jahren gemeinsamer Firaerlebnisse klappt so was halt wie am Schnürchen. :mrgreen:
Beste Grüße

Torsten

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Chris
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Re: Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011, 02.05.2011 -

Beitrag von Chris »

thvins hat geschrieben: Der Erzeuger, bei dem der Deutsche Moritz Kröning als Önologe arbeitet ist endgültig in die Topliga der Bellmunter Erzeuger aufgestiegen....

Dem kann ich nur zustimmen. Es ist schon beeindruckend was Moritz dort leistet. Selbst der ganz kleine Weine ist super gut und der Gran Cruor ist Weltklasse. Dass Parker diesen Wein mit recht niedrigen Punkten abstraft ist wohl eher der persönlichen Vorliebe des Verkosters Jay Miller für australische Shiraz geschuldet :cry: . Überhaupt finde ich das Syrah im Priorat sehr gut zusammenpasst.
Grüße, Chris
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Re: Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011

Beitrag von thvins »

Hallo Chris,

inzwischen sind ja auch meine Notizen dazu auf meinem Blog online. Waren schon beeindruckende kleine Vertikalen, die man uns da geboten hat in den Minen. Und Weltklasse - Syrah: da gehe ich beim 2007er schon mit in meiner Einschätzung.

Auch über die kleineren Weine habe ich mich ja schon positiv ausgelassen, der 2010er GR 174 gefällt mir auch nach dem Stilwechsel noch immer sehr gut.
Beste Grüße

Torsten

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Pedro
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Re: Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011

Beitrag von Pedro »

.. und Moritz ist der beste Beweis dafür, dass man mit viel Engagement auch in einer Bodega die fast aus allen Nähten platzt, super Weine produzieren kann. Herzliche Gratulation.

Pedro
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Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011, 03.05.2011 - 2

Beitrag von thvins »

Bei Mas Garrian , wunderschön im Siurana Tal unterhalb von El Lloar und Bellmunt gelegen, aber zu El Molar gehörig - eine sehr schmale Straße führt im Tal entlang von Lloar und gabelt sich später auf nach Bellmut, El Masroig bzw. El Molar - erwarten uns Josep und seine Hunde. Heute sind sie friedlich, vier Autos zugleich ist mehr als sie zugleich beschnüffeln können. Wir sitzen in einer Verkostestube und plaudern über dieses und jenes, lassen natürlich auch die Fira Revue passieren, an der Josep erneut, wie in den letzten Jahren nicht teilgenommen hat. Daher ist er froh, dass wir ihn jetzt gemeinsam besuchen.

Er hat noch ein paar bereits länger offen stehende Flaschen, nicht überall tat die Luft so gut - 8 Tage und mehr sind auch für ältere Jahrgänge nicht mehr so zuträglich. 2000 und 2003 präsentieren sich so eher suboptimal, der 2002er hatte einen deutlichen Kork. Neue Kunden hätte Josep mit diesen Weinen wohl eher nicht gewonnen, aber darum ging es ja auch hier gar nicht, und lehrreich ist ein Probieren eines 8 Tage offenen 2000ers allemal. Natürlich war er leicht anoxydiert, aber für einen mehr als 8 Tage offenen 11 Jahre alten Wein kam er noch erstaunlich frisch daher - relativ gesehen jedenfalls. Bewerten mochte ich die Weine aber nicht, denn das hätte ihnen allein unrecht getan. Aber andere Weine anderer Gebiete sind nach 8 Tagen nahezu untrinkbar, das relativiert dann vieles.

Einzig zu einem frisch geöffneten 2006er Mas del Camperol habe ich eine entsprechende Verkostungsnotiz incl. Bewertung gemacht.

Mas d´en Camperol; 2006 rot

Eine sehr schöne Nase, "musiziert", Kräuter, Frucht, ein Schieferblock, ein faszinierender erster Eindruck, aber er macht mit Luft immer noch weiter auf. Am Gaumen sehr dunkel und kraftbetont, Schwarzkirschen und Mineralik, schön offen und frisch, rauchige Noten. 94+/100 Th. Exzellenter Wein.

Ich kann mir vorstellen, dass er mehrfach über mehrere Tage verkostet, sich sogar noch besser präsentieren dürfte. Meist geben diese Weine nach Stunden Luft erst richtig Gas.

Auch wenn er für mich vielleicht nicht ganz an 2001 oder 2004 heranreicht, so ist es dennoch ein Wein, der eine gute Entschädigung für die vorangegangenen schwierigen Flaschen ist.

Josep lädt auf ein paar Grillwürste ein, Pedro als erfahrener Koch mit eigenem Restaurant muß den Grillmeister machen, wir plaudern, ohne auf die Uhr zu schauen und verpassen fast noch unsere Anschlusstermine. So bricht denn plötzlich Hektik aus, Chris verabschiedet sich zu Terroir Al Limit nach Torroja und Klaus-Peter und ich brechen wenig später nach Cabacés auf .

Wir werden bereits von Fernando erwartet, der uns zunächst die kleine, blitzsaubere und gut ausgestattete Ölmühle Miro Cubells zeigt, dessen Öl und Oliven ich für meine Selektion seit nunmehr mehr als einem Jahr mit wachsender Begeisterung importiere.

Miro Cubells ist einer der wenigen privaten kleineren Betriebe hier, in der Regel sind die namhaften Ölhersteller hier Kooperativen. Dazu kommen noch die Winzeröle, die mehr und mehr Winzer aus den Bäumen in ihren eigenen Weinbergen herstellen.

Während die Winzeröle meist nur in kleinen überschaubaren Mengen und auch nur in kleinen Flaschen zu haben sind, fährt Miro Cubells als auf Öl spezialisierter Betrieb zweigleisig.

Auch er verarbeitet nur Oliven aus eigenen Plantagen, es gibt neben Einzellagenölen (quasi die Grand Cru´s) auch zwei Bio-Öle, die nicht ganz preiswert, aber von höchster Qualität sind. Das hochwertigste und teuerste ist das Bioöl Cavaloca aus nahezu tausendjährigen Bäumen. Mit gleicher Philosophie und Sorgfalt aber wird auch in den Parzellen gearbeitet, die noch nicht als Bio zertifiziert sind, sondern die sich in Konversion befinden. Daraus entsteht dann auch das von mir in 2 und 5 l Gebinden importierte Öl "Oli del Moli", welches für vergleichsweise günstigen Preis eine exzellente Qualität bietet. 40 ha. eigene Plantagen in vielen kleinen Parzellen verstecken sich rings um Cabacés, Fernando kennt noch viele weitere teilweise aufgegebene Parzellen, die wieder restauriert werden könnten und von denen er gern die eine oder andere übernehmen würde, wenn es sich anbietet.

Wir steigen in seinen Geländewagen und erleben einige abenteuerliche Stunden im Montsantmassiv, wo die meisten seiner Parzellen, die er liebevoll pflegt, liegen. Er schneidet nur zwei Mal im Jahr das Gras, ansonsten sind seine Parzellen natürliche Ökosysteme ohne chemische Keulen. Die Unterschiede zu derart bearbeiteten Parzellen können Klaus-Peter und ich deutlich erfahren. Immer höher geht es hinauf in die felsige Region des Montsant, der als Naturpark deklariert ist. Die vielen gigantisch schönen Ausblicke sind ein kleiner erster Vorgeschmack auf unsere für den nächsten Tag geplante Wanderung.

An der Quelle Font de Cavaloca angekommen, trübt ein plötzlich hereinbrechendes Gewitter unsere Lust auf einen Spaziergang und schöne Fotos. dennoch erleben wir nur die Ausläufer dieses Unwetters und wenig später spazieren wir dann doch noch ein Stück. Erst geht es zu den Ruinen einer mittelalterlichen Ölmühle, dann zur romanischen Brücke Pont de Cavaloca. Hier stehen die uralten Olivenbäume, aus denen das teure und begehrte Einzellagenbioolivenöl Cavaloca gewonnen wird.

Der Abstieg in die Schlucht zur alten Brücke ist fast wie eine Zeitreise, es fehlen nur noch die mittelalterlichen Mönche in ihren Kutten.

Vorher kommen wir noch beim Mas Roger vorbei, einem eindrucksvollen Anwesen, welches leider verlassen ist. Zahlreiche Details und Verzierungen zeugen hier von einer einst glanzvollen und reicheren Vergangenheit.

Am Ende besuchen wir noch einen Olivenhain auf der anderen Seite des Riu Montsant, auf La Figuera zu. Auch hier stehen hunderte Jahre alte Bäume und zudem haben wir noch einen phantastischen Blick auf den Weinberg vom L´ Espectacle.

Wieder in Cabacés angekommen, lassen wir das Auto von Klaus-Peter hier stehen und fahren mit meinem hinüber auf den Biwakplatz von La Morera de Montsant. Vorher kaufen wir noch in La Vilella Baixa bei Cal Centro ein paar Würste zum Braten für den Abend.

In La Morera de Montsant das stetig gleiche altbewährte Spiel, Klaus - Peter ist der Baumeister, ich der Küchenchef. Es gibt Trangia deluxe: Grüner Spargel mit Nudeln und Käse in einer Sahnesauce und danach die exzellenten Würste vom Cal Centro.

Dazu trinken wir einen exzellenten Weißen, den ich vor jahren aus Südfrankreich mitgebracht habe:
Domaine l´ Aiguelière; Sarments; Vin de Pays du Mont Baudile; 2004 weiß
- ohne weitere Beschreibung zu diesem wunderbar entwickelt duftendem Weißen aus Montpeyroux im Languedoc (93/100 Th. Exzellenter Wein).

Als Betthupferl gibt es noch den Rest des neuen kleinen Weines von Clos Figueres, den Klaus-Peter mit sich herum schleppte - ich gebe für diesen ganz netten Kleinen 89+/100 Th., notiere aber nichts weiter dazu, denn ich bin schon ein wenig unkonzentriert und müde...

Ich hab jetzt nicht mal notiert, wie er hieß... :o
Beste Grüße

Torsten

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Beitrag von thvins »

Manche Tage hat man einfach nur Glück. Ein solcher kündigt sich für heute an, schon sehr zeitig werden wir in unserem Zelt auf dem Biwakplatz nahe La Morera de Montsant wach. Die Sonne weckt uns und treibt uns aus dem Zelt.

Wir frühstücken, packen unsere Sachen, verstauen alles in meinem Auto und parken dieses mitten im Dorf - es gibt einen kleinen Parkplatz nahe der Kirche, wo es den größten Teil des Tages über sehr schattig ist. Wir haben Glück, dass dort noch eine freie Parklücke ist, dann gehen wir zur Bar am Ortseingang zurück, um dort noch einen Kaffee zu trinken.

So ein wunderschönes Brot mit Rührei wär auch was Schönes, aber wir haben schon gefrühstückt und sind satt. Aber bei unserer Rückkehr könnten wir umso hungriger sein...

Durch die Zeit mit dem zusätzlichen Kaffee hoffen wir, dass wir dann noch die neue Agrobotiga in La Morera besuchen können, denn um 09.00 Uhr soll diese öffnen. Wir haben aber die generellen Schließtage nicht bedacht - und müssen enttäuscht feststellen, dass wir an genau so einem vor der verschlossenen Tür stehen.

Also packen wir unsere Tagesrucksäcke und starten zu einem der vermeintlichen Höhepunkte dieses Jahres - wir wollen die beiden Autos wieder zusammen führen - von daher geht es jetzt zu Fuß ins doch recht entfernte Cabacés...

Unsere Tour ist eine aus mehreren Tourenvorschlägen zusammengestückelte Route, die aber exakt auf unsere Bedürfnisse und Möglichkeiten zugeschnitten ist. Wer einigermaßen gut zu Fuß ist, dem sei das "Nachvollziehen" unserer Route wärmstens empfohlen.

Man braucht dazu gutes festes Schuhwerk oder rutschfeste Wandersandalen, ausreichend Trinkbares (es gibt wenige Möglichkeiten, Wasser aus Quellen nach zu laden), etwas Essbares (es gibt bis Cabacés keinerlei Möglichkeit etwas zu finden außer einigen Kräutern der Garrigue). Man sollte sich vorher über das Wetter erkundigen, denn wenn es umschlägt, kann es oben schnell empfindlich kalt werden. Auch Anfang Mai sollte man schon an ausreichend Sonnencreme denken und zur Not auch einen Hut oder ähnliches dabei haben.

Hilfreich, aber nicht zwingend nötig ist eine Uhr mit Kompass und Höhenmesser, wie sich herausstellen soll, ist unsere Route fast durchgehend bestens erkennbar und überwiegend ausgeschildert, aber man darf oben auf dem Montsant auch mit anderem rechnen.

Unverzichtbar statt dessen eine gute Karte bzw. ein Wanderführer. Ich habe ihn in der 2. verbesserten Auflage des "Serra de Montsant - Excursions pel Parc Natural" von Jaume Mas Roca. Der Verfasser ist selbst Önologe bei Ametller (daher kann man das Buch auch dort kaufen) und begeisterter Natur- und Bergsportfreak.

Es gibt das Buch leider nur in Katalan, aber wer gut Französisch kann und schon desöfteren in Katalonien war, sollte sich damit genau so gut durchfinden wie ich es tue. 36 Rundtouren und 8 Streckentouren sind beschrieben, die Kombinationsmöglichkeiten sind unerschöpflich.

Das Kartenmaterial ist hervorragend und sehr gut nutzbar, auch wenn man beim Text nicht viel mitbekommt. Schon aus diesem Grund lohnt der Erwerb. Die Touren sind sehr ausführlich und nachvollziehbar beschrieben, die Minutenangaben der Kleinstabschnitte sind an sportlich ambitionierten Spaniern gehalten. Jawohl, die gibt es im Gebirge mehr als genug. Die können wirklich ein ganz gutes Tempo vorlegen und auch Ausdauer zeigen. Unter der Woche außerhalb von Ferienzeiten ist man dennoch fast mit sich allein unterwegs.

Wir sind bis gegen 17.00 Uhr unterwegs, laufen dabei diszipliniert ohne Trödelei und wir machen nicht übermäßig viele Pausen. Belohnt werden wir mit einer paradisisch schönen Tour.

Wir folgen zunächst dem GR 171, rot-weiß markiert, die Witterung ist schnell am Ortsausgang von La Morera aufgenommen. Wie gesagt, die Strecke ist überwiegend gut markiert. Zunächst geht es durch Weinbergslagen und Kräuterwiesen, ab und an etwas Garrigue und Pinien- Kiefernwäldchen. Die Felsen des Montsantriegels haben wir immer im Blick, zur anderen Seite beginnt es sogleich mit traumhaften Ausblicken über die Berge des Priorat. Wir sind ja in La Morera schon recht hoch (743 m), da schaut man schon sehr gut über das Priorat. Einzelne Weinbergslagen sind sehr gut erkennbar, u.a. die Finca La Planeta von den Pasanau Brüdern. Hier oben dominieren mit Kalksteinkonglomerat vom Montsantmassiv versetzte Llicorella-Böden, den Schiefer muss man schon eher suchen, meist ist hier eine Deckschicht drüber, manchmal findet man auch rotbraune Böden von den roten Sandsteinfelsen, die es vereinzelt hier auch gibt.

Nach einer Weile durch weinbergsdominierte Abschnitte erreichen wir einen breiten Fahrweg und es geht etwas bergan, dann durch Garrigue mit Felsblöcken und durch Wälder. Immer wieder bieten sich phantastische Ausblicke in alle Richtungen. Wir erreichen die Costa del Porqueres, es duftet nach Pinien- und Kiefernwald und Kräutern. Wir kommen auf dem Fahrweg sogar noch an einem Wanderparkplatz vorbei, wer also abkürzen will, versuche bis hier mit dem Auto zu fahren.

Dann geht es abrupt sehr steil runter und wir blicken erneut auf Reben. Wie auch hinter La Morera sind es hier oberhalb von Scala Dei meist kleine sehr hoch gelegene Parzellen, die aber zumeist flach sind. Schon bald sind wir unten an den Weinstöcken, ein bewachsener Felsen auf dem Weinacker sieht aus wie ein Haus mit grünem Dach - von hier aus lohnt ein kleiner Abstecher zur Quelle Font Pregona, die direkt aus dem Felsen kommt. Ein Stück später sind wir direkt oberhalb vom Kloster Scala Dei, aber schon zu zurückgesetzt, um deren Ruinen zu sehen.

Wem ein kürzerer Spaziergang reicht, der steigt von hier über eine der Möglichkeiten nach Scala Dei ab, hat dort ein zweites Auto geparkt oder wandert auf einem parallelen Weg zurück.

Für uns jedoch soll es dann erst so richtig losgehen...
Beste Grüße

Torsten

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Einmal ins Priorat und zurück - Fira 2011, 04.05.2011 - 2

Beitrag von thvins »

Wir sind jetzt quasi oberhalb der Klosterruine von Scala Dei, dem Ort, von dem einst die Berühmtheit des Weinbaugebietes Priorat ausging. SCALA DEI bedeutet so viel wie die Leiter Gottes. Und genau diese wollen wir jetzt finden. Wir bewegen uns jetzt ein Stück lang auf der Route 18 des im letzten Abschnitt erwähnten Wanderführers durch den Naturpark Montsant, allerdings bewegen wir uns entgegengesetzt dieser Route.

Der Zugang zur Grau d´ Escletxa ist inzwischen gut und unübersehbar markiert, dann geht es auf schmalem Pfad bis ran an die Felsen, zunächst an einem riesigen Überhang aus rotgefäbtem Fels vorbei. Dies ist die Cova Roja. Kurz danach sind wir am Einstieg in die Grau d´ Escletxa. Die Graus sind die schluchtartigen Zugänge im Naturpark, auf denen man nach ganz oben bzw, von dort wieder runter gelangen kann. Mitunter muss man dazu mal kurz die Hände aus den Taschen nehmen, um sich festzuhalten oder zu balancieren, richtiges Klettern ist es aber noch nicht, Seil und Gurt werden hier noch nicht benötigt. In manchen Graus findet man auch Leitern, Metallstifte oder Fixseile zum Festhalten, im Prinzip erinnert das ein wenig an die Stiegen in der Sächsischen Schweiz, nur alles bissel höher und länger.

Unsere Grau d´ Escletxa ist die sagenumwobene Himmelsleiter oder Leiter Gottes, ab und an sieht man alte künstlich in den Fels gehauene Stufen aus alter Zeit, in der Mitte muss man mal längs durch einen engen Kamin hindurchgehen, auch hier gibt es mal ein installiertes Metallseil zum Festhalten an manchen Stellen. Wer bergwandererfahren und trittsicher ist, dem macht der Aufstieg keine Probleme, Kletterkenntnisse werden nicht gebraucht. Bereits während des Anstieges werden wir immer wieder mit faszinierenden Blicken über das gesamte Priorat belohnt, auch die Klosterruinen sind zu sehen und viele andere markante Punkte, die wir natürlich immer fleißig diskutieren: "Guck mal da, das ist..."

Oben müssen wir dann zu einem Felsblock mit einem Wegweiser aus Metall hinauf - man sieht die verschiedenen Wege über die Hochebene, die eigentlich dann doch gar keine ist, denn hier gibt es ungeahnte Innentäler und Schluchten, und kleine Hügelkuppen. An dem El Cairat genannten Aussichtspunkt sind wir 951 m hoch. Wir steigen von hier langsam und beständig leicht ab in eine innere Schlucht. wenige Minuten später sind wir erneut an einer riesigen Felsüberdachung, der Cova de la Martorella.

Wir sinnieren bereits eine ganze Weile schon wieder über Sinn und Nützlichkeit eines Duftrekorders, Klaus-Peter hat die geniale Idee, den in der Luft liegenden Duft in Flaschen zu füllen...

Wir finden den Pfad durch die Martorella Schlucht und folgen in dieser einige hunderte Meter, stetig minimal ansteigend. Die Schlucht gabelt sich dann und die Markierung weist in die rechte Seitenschlucht. Dann sind wir schon bald an der eingefassten Quelle Bassis de Boter. Ein malerischer Platz mit besonderer Vegetation aufgrund der Feuchtigkeit hier.

Wir folgen der Schlucht und steigen dann zur linken Seite aus, sehen oben aber, dass wir entweder endlos um einen Berg herum müßten oder erneut eine Schlucht queren. Intelligenter wäre es gewesen, von der Quelle zur Schluchtgabelung zurück zu gehen, dann die linke Schlucht zu nehmen und diese bei der erstbesten Gelegenheit (Tierpfade) linkseitig nach oben auszusteigen.

Dies ist orientierungsmäßig der einige Moment, der etwas abverlangt, denn hinter dem Bassis de Boter endet die Markierung und den Weg zum Hauptbergrücken müsssen wir nach Sicht machen. Da wir aber nach dem Ausstieg aus der Schlucht alles gut überblicken können, ist dies nicht wirklich schwierig. Wir entscheiden uns für die Variante, die andere Schlucht zu queren, was schlussendlich leichter ist als wir vermuteten. Wenig später sind wir bei der mit Pas dolent bezeichneten Stelle auf der Karte. Hier haben wir den Hauptweg, der uns nun nach Cabacés führen wird. Mit der Höhe 981 m haben wir unseren höchsten Punkt erreicht, hier gabelt sich der Weg, beide Wege führen später wieder zusammen, es ist also egal, welchen man nimmt, wir entscheiden uns für den rechten, da dieser stetig tolle Blicke in das Innere des Montsantmassives bietet. Wir sind inzwischen auch auf dem bei Traverse N° 1 beschriebenen Weg, der von Albarca nach Cabacés führt. mit leichter Modifizierung werden wir diesem Weg folgen.

In einem schattigen Waldstück (welches nicht zu vermuten war) machen wir unsere wohlverdiente Mittagsrast mit herrlichem Blick in das Innere des Montsant Naturparks. Ich hätte nicht gedacht, dass es hier oben so viel Abwechslung und soviel auf die Augen gibt... Klaus-Peter guckt mindestens genau so seelig wie bei einer großen Jahrgangsprobe mit lauter Weltklasseweinen... Hier oben vergißt man den Rest der Welt.

Dennoch, wir müssen weiter, ein gutes Stück des Weges fehlt noch, zumeist geht es nun stetig bergab. Beim Portell de Planassot führen die beiden Höhenwege wieder zusammen, unser weiterer Weg ist logisch erkennbar. Auch auf den kommenden Abschnitten wird es für Augen und Nase nie langweilig, eigentlich müßte man auf der gesamten Strecke den Film laufen lassen und natürlich den Duftrekorder.

Der Weg zieht sich in die Länge, am Punta de Abella und am Punta del Bep vorbei, immer leicht bergab, irgendwann sind wir nicht mehr oben auf dem Bergrücken, sondern gehen eine leicht felsige Schlucht hinab. Jedesmal, wenn neue Wege dazu kommen, wird der Weg breiter, irgendwann ist es ein Fahrweg und wir sehen markante aber auch schwierige, überhängende Kletterfelsen. Auf einem breiten Fahrweg geht es weiter bergab und auf einmal stehen wir unvermittelter Weise vor der Einsiedelei Mare Deu de la Foia.
Eine Kapelle und ein riesiger Biwakplatz mit etlichen Tischen und Bänken, Wasserstelle, Grillplatz und sogar Toilettenhäuschen überraschen uns. Wir flüchten zu einer überdachten Bank, denn die Sonne knallt doch schon ganz gut und Schatten ist uns lieb. Noch mal eine kleine Rast. Auf einem Fahrweg (teilweise Beton oder Asphalt geht es weiter zunächst kurz beran, dann wieder richtig bergab. Vor einer Haarnadelkurve verlassen wir den Weg und gehen auf einem untergeordneten Weg leicht rechtshaltend. Hier befindet sich ein angedeuteter Turm und eine sicher nur zeitweise funktionierende Quelle. Hier oben finden wir sogar wilde Reben! Wenig später sind wir an einer zweiten Einsiedelei. Die Ermita de Sant Roc ist in den Felsen hineingehend, eine natürliche Höhle wird hier ausgenutzt, die künstliche Wand der Kapelle deutet schon auf die Zeit der Romanik hin, der Platz ist altehrwürdig und wildromantisch, aber weniger gepflegt und weniger gut ausgestattet wie die erste Einsiedelei weiter oben.

Nun sind es nur noch wenige Minuten bis wir Cabacés sehen und dann sind wir auch bald schon unten. Unsere Füße vermelden, dass es nun auch so langsam reicht. Eine engagierte Wanderung für die etwas sportlicheren Prioratfreaks, aber welch unvergessliches Erlebnis in großartiger Naturkulisse. Es hat durchaus eine Stunde länger gedauert, als wir gedacht hatten und wir haben insgesamt nur dreimal je ca. 15 bis 20 Minuten gerastet.

Im Hochsommer muss man unbedingt viel Wasser mit nehmen, wir hatten jeder zwei 1,5 l Flaschen mit und das war gut so. Beste Monate zum Nachmachen sind April, Mai und Oktober. Auch im Februar, März, November sollte die Tour an einem schönen Tag viel Spaß machen, allerdings ist dann ratsam, mit dem Hellwerden aufzubrechen und zur Sicherheit eine Lampe mitzunehmen. Wer zu lange die tolle Landschaft genießt, hat sonst verloren, wenn es dunkel wird.

Fernando ist nicht da, also setzten wir uns in Klaus-Peters Auto und fahren los...
Beste Grüße

Torsten

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