Bordeaux 2022

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
Zaccetti
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Zaccetti »

Danke Volker für deine Eindrück und bin gespannt auf die noch kommenden (habe ich doch slle auch im Keller)
Stephane Franc
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Stephane Franc »

Hallo zusammen,
Im 2023er Thread geht es gerade um die Weißweine aus Graves / Pessac-Leognan.

Heute den weißen Pontac Montplaisir 2022 probiert. Der Rote ist einer meiner Lieblingsweine...

Für ca. 23 Euro macht man hier nix verkehrt, trinkt sich schon jetzt gut, ist für Kenner aus meiner Sicht ein schöner Wein und eignet sich auch für Neugierige sehr gut, um mal anzutesten, was die Weißweine aus Pessac- Leognan / Graves bieten können. Die High-Ender aus der Apllation hatte ich noch nie im Glas.

LG
Stephane
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AmonA
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von AmonA »

Nach dem Batailley brauchte mein Gaumen erst mal eine Pause. Heute dann:

Brane-Cantenac, Margaux, aus der 0,375 l Flasche (14 % Alk. laut Etikett):

P&P rauchig, Kakao, Johannisbeeren, Brombeeren, würzig, am Gaumen Cassis, Kakao, kreideartige Tannine, noch präsente Säure, langer Nachgeschmack nach Cassis. Sehr eleganter und komplexer Wein.
Grüße
AmonA (aka Volker)
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AmonA
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von AmonA »

Nach dem sehr schönen Brane-Cantenac nun wieder ein komplett anderer Wein:

Domaine de Chevalier rouge, aus der 0,375 l Flasche (14 % Alk. laut Etikett)

Dunkler Kern, nicht so dunkel wie der Batailley oder gar der 2010 er DdC, letzterer war aus der Erinnerung fast schwarz…, im Geruch zuerst Bleistift, schwarze Beeren, am Gaumen sehr viel Tannin und Mineralik, die lange den Gaumen belegt, die Frucht ist im Hintergrund, scheint sich schon zurückgezogen zu haben – schade! Auf die Entwicklung dieses Weines bin ich sehr gespannt! Aus meiner bescheidenen BDX Erfahrung würde ich sagen, dass man hier einen Kraftprotz (im positiven Sinn - nicht überextrahiert etc.) im Glas hat, der seine besten Seiten erst in einem Jahrzehnt zeigen wird.
Grüße
AmonA (aka Volker)
amateur des vins
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von amateur des vins »

Endlich kam auch Lobenberg aus dem Knick und lieferte meine letzten subskribierten 2022er aus, die sogleich einer hochnotpeinlichen Befragung unterworfen wurden:

Clos Louie 2022

Mitteldicht purpurrot.
Fleischig, dunkelbeerig, reif. Etwas Eukalyptus; mäßig frisch. Alkohol (15%!) verblüffend gut eingebunden und rel. unauffällig.

[+2d] Unverändert.

Branaire-Ducru 2022

Mitteldicht purpurrot.
Nase frisch und floral: Iris, Blaubeere. Ein wenig Rosmarin. Fleischig, aber weniger als der Clos Louie. Exzellent gemanagtes "Tropen-"Holz.
Gaumen mittelgewichtig, elegant, frisch, rund. Erinnert stark an Nordrhône; vielleicht etwas fruchtsüßer und weniger würzig.
Erst ganz spät im Abgang eine dann doch etwas störende Bitternote. 14,5% unauffällig.

[+2d] Die Bitternote im Abgang ist schon ziemlich ausgeprägt, aber noch tolerabel.


Die sind schon beide ganz gut. Der Branaire-Ducru (mein erster iirc) erinnerte mich sehr deutlich daran, warum sich bald nach dem Erstkontakt Saint-Julien für mich als Lieblingsappellation im Bordelais herauskristallisierte, auch wenn ich das heute nicht mehr unbedingt so darstellen würde.
Besten Gruß, Karsten
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von pessac-léognan »

Clos du Clocher
Pomerol 2022 (75% M / 25% CF) 14.5% ABV
Der tiefdunkle, gegen Violett tendierende Wein ist klar ein Aufsteiger der letzten Jahre in der Appellation Pomerol. Zu Recht!
Die Nase ist nicht wirklich betörend, aber klar auf der für Pomerol typisch blumigen Seite. Hier wiederum überwiegt das Veilchen gegenüber der Rose. Dunkelfrucht (nicht klar zu spezifizieren) dominiert: Holunder?
Gaumen: Hier haben wir auf sehr dunkeltabakigem Hintergrund (Brasil) wiederum sehr ausgeprägt Veilchen, dann eine gewisse Würze (aber überhaupt nicht süßliche Weihnachtsgewürze!), auch schwarzer Pfeffer, aber nicht scharf, sehr dezent, dann ein sehr dunkler Espresso in Verbindung mit getrockneten, halb reifen Cassisbeeren und wiederum Holunder. Die Tannine sind sehr (!) prominent, aber extrem hochklassig. Der Wein hat null Süsse und trotz des noch nicht voll integrierten Alkohols nichts Brandiges, trotz einer Spur Holzkohle im sehr langen, über viele Minuten nachwirkenden Abgang. Ein fordernder, nicht spontan einnehmender Wein auf sehr hohem Komlexitätsniveau!
Schwer zu bewerten, aber 95 Punkte sind das für mich schon, auch wenn der Wein quasi eine dunkle und etwas ungewisse Seite von Pomerol verkörpert, ein Komlexitätsmonster gegenüber dem Grand Corbin Despagne, dem unmittelbar zugänglichen und sehr trinkigen "Pomerol" aus dem benachbarten Saint-Emilion. Wer also einen hochklassigen Crowd pleaser für die nächsten 10 Jahre sucht, nehme GCD kistenweise, wer spekuliert und in 10 Jahren vielleicht einen großartigen Pomerol im Glas haben möchte zu einem Schnäppchenpreis für Pomerol (~ 60CHF), der kaufe jetzt Clos du Clocher 2022). Der 23er soll, gemäß AvV, mindestens so gut gelungen sein, mit weniger Alkohol).

Zusatz: Mit etwas Luftzufuhr eine Stunde später gesellt sich zu all dem, wiederum nur mit paradoxen Metaphern zu benennend: eine Art arrière-goût von einem Honig, gewonnen von einem Bienenvolk, das in einem tropischen Urwaldbaum wohnt. Und das ohne jegliche Süße - ich weiß: das gibt's nicht, aber wie soll ich's benennen?
Ollie
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Ollie »

Interessant, pessac, du bist jetzt nun schon der x-te Verkoster, der dem Wein kräftige Tannine bescheinigt, aber als wir den Wein vor einigen Wochen hatte, war der butterzart, rund und mollig und dekadent, sehr konzentriert, ein richtiger Wonneproppen, der uns sofort um den kleinen Finger gewickelt hat. Seltsam.

Im Gegensatz zu den St-Emilions mit gleichem Cabernet-Franc-Anteil, die ich bislang aus dem Jahrgang hatte, ist der Merlot hier absolut tonangebend; man merkt, daß er hier zuhause ist. Der Cabernet lässt sich nur durch einen ganz dezenten Pfeffer vernehmen, und frisch aus der Flasche gab's in der Nase ein grünes Tabakblatt, das ich später aber nicht wiederfinden konnte. Die Weihnachtsgewürze hatten wir auch, ebenso einen Hauch kohlig-teeriger Bitterkeit hintenraus, den ich aber sehr sexy fand. Die Frucht war auch sehr brombeerig-schwatkirschig, tief und nicht mehr ganz knackig-frisch (Sirup). Hier könnte der 2023er mehr Brillianz und Definition (weniger Konzentration) haben, deswegen ist der mal vorgemerkt. Der Alkohol war kein Problem.

Ich hatte kurz in Erwägung gezogen, den Tronqouy-Fanatikern am Tisch noch den Vergleich zu bieten ("Na?! Sind das auch 95 Punkte?!"), aber es wurde gleich abgewunken und die "Niederlage" eingestanden. :lol: Okay, ich selbst sehe den CdC nicht ganz so groß (94+), aber in 10 Jahren wird der Wein fantastisch, da stimme ich dir zu. Er geht aber jetzt schon super, der Wein verdampft erschreckend schnell.

Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.

Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
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