Liebe Nora, vielen Dank, daß ich bei diesem tollen Abend dabeisein durfte! Das meiste hast Du schon sehr treffend knapp zusammengefaßt; nur ein paar Ergänzungen aus meiner Sicht:
Den
Pinot-Schäumer fand ich zwar einerseits champagneresk fein, aber auch recht monothematisch rotapfelig. Für satte 58 Monate Hefelager waren die Autolysearomen ziemlich dezent. Der
Rieslingsekt machte auf mich im Vergleich einen komplexeren Eindruck mit gelbem Stein- und Kernobst und mäßiger Zitrusnote. Beide sind schön zu trinken, wären mir aber für das Gebotene deulich zu teuer.
Im
Ziereisen fand die Hälfte von uns deutliche, aber maßvolle Reduktion, während die anderen eher Holzdominanz anmerkten. Insgesamt fand ich ihn zu zurückhaltend, als daß er mich schwer beeindruckt hätte. Nach dem
großartigen Grauburgunder muß ich das jedoch auf die Rebsorte schieben: Nicht umsonst ist Chasselas bei mir seit jeher in der "Brauch-i-net-Schublade". Ich bin aber sehr dankbar, daß ich mir selber ein Bild machen durfte, liest man doch geradezu Wunderdinge.
Der
Trapet (ohne Rossignol) war in einem Alter, das die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und allem ist und
mußte also gut sein!

Kellermuff fand ich keinen, aber ganz wunderbar gereift war er, ohne aus der Balance geraten zu sein. Und das sage ich als nicht gerade ausgewiesener Altweinfreund!
Die
Gärkammer hatte ich im Gepäck, und keine Ahnung, daß sie tatsächlich zum Einsatz kommen würde (isch schwör!). Eigentlich wolte ich den nur mal loswerden, denn die letzte Flasche vor einigen Jahren war bereits arg weit entwickelt. Das muß allerdings ihr individuelles Problem gewesen sein, denn vom Entwicklungsstand wirkte diese hier wesentlich jünger, als jene damals, und hätte wohl auch noch etliche Jahre Zeit gehabt. Abweichend vom Tischkonsens, assoziierte ich keinen Karamell und nur dezente Spätburgundersüße; letztere hatte ich bei anderen Ahrweinen schon deutlich ausgeprägter. Dennoch "nur" gut.
Die
Ludes-Auslese war wirklich unglaublich für den Preis! Zwar schon erkennbar gereift scheinend, aber mit nicht überbordender Süße und wirklich Klassebalance. Die
Prüm-Spätlese stand im direkten Vergleich aufgrund ihrer Struktur und Feinheit etwas auf verlorenem Fuß.
Der
Falletto zeigte zunächst ziemlich klare rote Frucht, die mich aufgrund der
wirklich knackigen Säure an Cranberry und rote Johannisbeere erinnerte. Die Tannine waren präsent, aber für Nebbiolo-Verhältnisse vergleichsweise moderat und auch nicht grobkörnig. Mit der Zeit ging die Frucht ein gutes Stück Richtung Walderdbeere und erschien dann typischer für die Rebsorte. Die natürlich weiterhin hohe Säure paßte in diesem Kontext nicht mehr so ganz, so daß ich einen ganz leicht disjunkten Eindruck bekam. Dennoch ein wirklich schöner Wein.
Last but not least at all, verdient das wunderbare Essen deutlich mehr als nur eine beiläufige Erwähnung! Und selten hatte ich eine so vielfältige Auswahl unterschiedlichster Weine, die alle mehr oder weniger auf Augenhöhe spielten, ohne Über-Drüber-Wein, aber auch ohne deutlich abfallende Kandidaten.
Wirklich ein wundervoller und
gechillter Abend; danke!