Dies & Jenes - Proben querbeet

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Nora
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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

Beitrag von Nora »

Schade, Lars. Das hätte mich interessiert. Und ich sehe gerade, der 21er ist bei Karl Kerler auch schon ausverkauft. :|

VG Nora
Nora
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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

Beitrag von Nora »

Am Wochenende hatte ich Freunde zu Besuch und wir haben eine kleine Sause veranstaltet:

Aben mit Lukas, Cathi, Karsten am 2.8.25.jpg

Wir starteten blind mit den beiden Sekten von Griesel & Compagnie. Der Pinot Noir Sekt Granit »F« (=Fürstenlager) brut nature 2017 wurde passend für einen Champagner mit hohem Pinot Noir Anteil gehalten und gefiel mir sehr, ist aber auch recht ambitioniert bepreist. Über den Riesling Reserve Perpetuelle 2013-2017 wurde viel diskutiert, auf Grund der dezenten Petrolnote dann aber auch richtig als Riesling Sekt erkannt. Ich fand den krass interessant.

Auch die nächsten beiden Weißweine schenkte ich blind ein. Ziereisen Jaspis Gutedel 10^4 Alte Reben 2014 hatte eine tolle Nase mit Eiche und etwas Reduktion, war am Gaumen sehr fein, letztendlich fehlte ihm ein wenig Substanz. Natürlich hielt man ihn für einen Chardonnay aus einem kühlen Jahr/Gebiet, die Überraschung war groß, als ich anmerkte, dass dies kein Chardonnay sei. Mit etwas Nachdenken kam man dann tatsächlich auf Ziereisen! Ich war von meinen Gästen beeindruckt.

Beim Peter Jakob Kühn Riesling Kühn „R“ 2013 verplapperte ich mich und verriet im Vorfeld die Rebsorte. Nach meiner Erinnerung waren alle sehr angetan, ich habe recht wenig davon getrunken, empfand ihn aber als typischen kühnschen Riesling auf Topniveau.

Die nächsten beiden Weine suchte ein Gast aus ca. 25 aufgestellten, gut gereiften Rotweinen aus und schenkte sie dem Rest der Runde blind ein.

Beeindruckend war der Domaine Rossignol Trapet Gevrey-Chambertin 1er Cru Petite Chapelle 1983. Zunächst kam Kellermuff aus dem Glas, nach gewisser Zeit wurde er immer eleganter und feiner und begleitete das Rehfilet ganz hervorragend. Unglaublich, was ein über 40 Jahre alter Wein leisten kann.

Leider enttäuschen dagegen Adeneuer Gärkammer Spätburgunder GG 2009, Karamell und Süße in der Nase, ich kam dagegen nicht an.

Den Blaufränkisch Kalkofen 2017 hatte ich bereits in dem Weninger-Faden beschrieben, wir verkosteten den Rest der Flasche und es bestätigte sich der Lösungsmittelton in der Nase, der nicht gut ankam.

Zur Käseplatte wie immer fein und elegant die Joh. Jos. Prüm Graacher Himmelreich Riesling Spätlese 2010, die auch mit einem feinen Säurezug ausgestattet war, sie wurde aber letztendlich von dem Preis-Leistungs-Kracher für 8,50 Euro, der Ludes Thörnicher Ritsch Riesling Auslese ohne Jahrgang (es soll wohl 10 und 11 sein) etwas in den Schatten gestellt.

Der Abend war mittlerweile weit fortgeschritten, aber wir hatten noch Trüffelkäse übrig. Also öffneten wir dann doch noch eine Flasche Barolo. Die Wahl fiel auf den schon lange geplanten Barolo Falletto 2004 von Bruno Giacosa. Für mich der Wein des Abends, etwas Substantielleres kann ich dazu aber nicht mehr beitragen🙂.

Was für ein schöner Abend!

VG Nora
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amateur des vins
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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

Beitrag von amateur des vins »

Liebe Nora, vielen Dank, daß ich bei diesem tollen Abend dabeisein durfte! Das meiste hast Du schon sehr treffend knapp zusammengefaßt; nur ein paar Ergänzungen aus meiner Sicht:

Den Pinot-Schäumer fand ich zwar einerseits champagneresk fein, aber auch recht monothematisch rotapfelig. Für satte 58 Monate Hefelager waren die Autolysearomen ziemlich dezent. Der Rieslingsekt machte auf mich im Vergleich einen komplexeren Eindruck mit gelbem Stein- und Kernobst und mäßiger Zitrusnote. Beide sind schön zu trinken, wären mir aber für das Gebotene deulich zu teuer.

Im Ziereisen fand die Hälfte von uns deutliche, aber maßvolle Reduktion, während die anderen eher Holzdominanz anmerkten. Insgesamt fand ich ihn zu zurückhaltend, als daß er mich schwer beeindruckt hätte. Nach dem großartigen Grauburgunder muß ich das jedoch auf die Rebsorte schieben: Nicht umsonst ist Chasselas bei mir seit jeher in der "Brauch-i-net-Schublade". Ich bin aber sehr dankbar, daß ich mir selber ein Bild machen durfte, liest man doch geradezu Wunderdinge.

Der Trapet (ohne Rossignol) war in einem Alter, das die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und allem ist und mußte also gut sein! :mrgreen: Kellermuff fand ich keinen, aber ganz wunderbar gereift war er, ohne aus der Balance geraten zu sein. Und das sage ich als nicht gerade ausgewiesener Altweinfreund!

Die Gärkammer hatte ich im Gepäck, und keine Ahnung, daß sie tatsächlich zum Einsatz kommen würde (isch schwör!). Eigentlich wolte ich den nur mal loswerden, denn die letzte Flasche vor einigen Jahren war bereits arg weit entwickelt. Das muß allerdings ihr individuelles Problem gewesen sein, denn vom Entwicklungsstand wirkte diese hier wesentlich jünger, als jene damals, und hätte wohl auch noch etliche Jahre Zeit gehabt. Abweichend vom Tischkonsens, assoziierte ich keinen Karamell und nur dezente Spätburgundersüße; letztere hatte ich bei anderen Ahrweinen schon deutlich ausgeprägter. Dennoch "nur" gut.

Die Ludes-Auslese war wirklich unglaublich für den Preis! Zwar schon erkennbar gereift scheinend, aber mit nicht überbordender Süße und wirklich Klassebalance. Die Prüm-Spätlese stand im direkten Vergleich aufgrund ihrer Struktur und Feinheit etwas auf verlorenem Fuß.

Der Falletto zeigte zunächst ziemlich klare rote Frucht, die mich aufgrund der wirklich knackigen Säure an Cranberry und rote Johannisbeere erinnerte. Die Tannine waren präsent, aber für Nebbiolo-Verhältnisse vergleichsweise moderat und auch nicht grobkörnig. Mit der Zeit ging die Frucht ein gutes Stück Richtung Walderdbeere und erschien dann typischer für die Rebsorte. Die natürlich weiterhin hohe Säure paßte in diesem Kontext nicht mehr so ganz, so daß ich einen ganz leicht disjunkten Eindruck bekam. Dennoch ein wirklich schöner Wein.

Last but not least at all, verdient das wunderbare Essen deutlich mehr als nur eine beiläufige Erwähnung! Und selten hatte ich eine so vielfältige Auswahl unterschiedlichster Weine, die alle mehr oder weniger auf Augenhöhe spielten, ohne Über-Drüber-Wein, aber auch ohne deutlich abfallende Kandidaten.

Wirklich ein wundervoller und gechillter Abend; danke!
Besten Gruß, Karsten
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weingollum33
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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

Beitrag von weingollum33 »

Hallo Nora und Karsten,

das hört sich nach einer geselligen Runde mit schönen Weinen an! Doch was wäre das Weinforum ohne ein wenig K-l-u-g-s-c-h- ...
Heute übernehme ich diese Rolle.

Zum Wein von Bruno Giacosa: Ich habe versucht das Etikett zu entziffern, aber dieses gibt keinen abschließenden Hinweis mehr zum Inhalt der Flasche. Der noch erkennbare Falletto-Schriftzug sagt aus, dass die Weine von eigenen Reben des Weinguts hergestellt sind, jedoch nichts über die Lage. Sofern es eine Einzellage wäre, wäre dies unter dem Barolo-Schriftzug und über dem Jahrgang relativ klein gedruckt vermerkt. Es gibt die Einzellage Falletto di Serralunga (und von der Hügelspitze den Rocche del Falletto - heißt jedoch bei jüngeren Abfüllungen etwas modifiziert). Die Einzellage und die höchst gelegene Parzelle der Einzellage sind jeweils eine "Qualitäts- und Preisstufe" höher angesiedelt. Einen Barolo Falletto gibt es in diesem Sinne nicht, meist handelt es sich dann um den "normalen" Barolo, der aus eigenen Rebstöcken hergestellt wird. Gerade auf dem Sekundärmarkt muss man wirklich genau schauen, was von dem verstorbenen Starwinzer tatsächlich angeboten wird. Ein weiteres Indiz für den Lagenbarolo (MGA / Falletto di Serralunga) wäre bei diesem Jahrgang die auf dem Etikett durchnummerierte, abgefüllte Flaschenanzahl.

Es gibt auch Weine aus zugekauftem Lesegut. Diese Weine haben nicht das Falletto-Label sondern dort steht lediglich Casa vinicola Bruno Giacosa. Zu diesen Weinen gehört zum Beispiel der Barbaresco Santo Stefano, der zumindest im ersten Jahrzehnt des Jahrtausends noch vinifiziert wurde.

The Fine Wine Geek / Ken Vestola gibt auf seiner Webseite aufschlussreiche Hinweise zu den Etiketten des Weinguts und den jeweiligen Inhalten der Flasche. Ich glaube, diese sind heute noch aktuell!

Genug der besserwisserischen Worte - die Freude am Inhalt zählt. Der Rest ist Schall und Rauch!

Gruß Tobias
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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

Beitrag von amateur des vins »

Ich bin da zwar nicht "investiert", sage aber trotzdem mal: danke, Tobias! :)

@Nora:
Ich habe den ganzen Abend über fast garnicht auf Etiketten geachtet. Ist 2004 denn irgendwo zu erkennen? In Tobias' Link steht:
Starting with the 1971 vintage, wines bottled from this vineyard were labeled "Falletto di Serralunga" or "Falletto di Serralunga d'Alba" until the 2008 vintage when the law required that these be labeled only "Falletto".
Nicht, daß wir 2008+ getrunken haben... :?
Besten Gruß, Karsten
Nora
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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

Beitrag von Nora »

Zum Glück habe ich noch eine zweite Flasche, ich dachte mir, zu Hause könne man auch die mit dem abgerissenen Etikett aufmachen :mrgreen: . Beide Flaschen sind nicht aus dem Sekundärmarkt
IMG20250805000321.jpg
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weingollum33
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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

Beitrag von weingollum33 »

Das ist eindeutig!!
Gruß Tobias
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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

Beitrag von weingollum33 »

Starting with the 1971 vintage, wines bottled from this vineyard were labeled "Falletto di Serralunga" or "Falletto di Serralunga d'Alba" until the 2008 vintage when the law required that these be labeled only "Falletto".
Dieser Umstand (ab 2008 heißt der MGA offiziell Falletto) wird dem Verwechseln erst recht Tür und Tor öffnen!
Gruß Tobias
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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

Beitrag von Nora »

Vielen Dank Tobias für die Rückmeldung und die Erläuterungen! Ich hatte mich vor ein paar Jahren auch schon mal mit diesen Weinen beschäftigt und war ob der unterschiedlichen Bezeichnungen, insbesondere der abweichenden Namen ab 2008 immer unsicher, wie ich die Flaschen genau einsortieren sollte.

Ist deshalb die Bezeichnung des Weins "2004 Bruno Giacosa Barolo Falletto di Serralunga d'Alba" die richtige? 2004 gibt es noch den Barolo Riserva Le Rocche del Falletto di Serralunga d'Alba, der ja immer nur in bestimmten Jahren gemacht wurde. Einen anderen Barolo mit der Bezeichnung Faletto aus 2004 finde ich nicht. Deshalb dachte ich auch, meine zugegebenermaßen verkürzte Bezeichnung sei eindeutig gewesen.

VG Nora
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Re: Dies & Jenes - Proben querbeet

Beitrag von weingollum33 »

Hallo Nora,
die Bezeichnung "Falletto di Serralunga d'Alba" ist (bis 2008) wohl korrekt. Den Rocche del Falletto di Serralunga d'Alba gibt es - glaube ich - seit 1997 jedes Jahr (später anders bezeichnet). In guten Jahren kommt er jedoch als Redlabel / Riserva auf den Markt.
Gruß Tobias
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