Bordeaux 2015

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von pessac-léognan »

harti hat geschrieben: Do 22. Mai 2025, 12:04 Vor ein paar Wochen hatten wir eine kleine Horizontale mit DdC, Pape Clement, Haut Bailly und Malartic Lagraviere. Leider habe ich keine Notizen gemacht, daher etwas verschwommen aus der Erinnerung. Sowohl PC als auch ML waren sehr zugänglich und haben mir mir ihrer vollen Frucht und ausgewogenen Struktur extrem gut gefallen. Beide hatte ich so bei ca. 95 P. Haut Bailly war ziemlich jugendlich, das Tannin hat die Frucht noch überlagert. Insgesamt potenziell ein großer Wein, der aber noch ordentlich Zeit braucht. Enttäuscht hat mich dagegen Domaine de Chevalier. Hier driftete die Frucht in die Überreife ab. Kein Wein, der mir in der Vollreife gefallen wird.

Grüße

Hartmut
Findest du, Hartmut, etwas von deiner "verschwommenen Erinnerung", in meiner VKN zum Malartic L von Februar wieder? Punktemäßig sind wir jedenfalls nicht so weit auseinander...
Gruß
Jean
pessac-léognan hat geschrieben: So 2. Feb 2025, 15:34 Château Malartic-Lagravière Pessac-Léognan GCC 2015
14% ABV (53% CS / 35% M / 7% PV / 5% CF)
P&P bei 15° C
Farbe: dunkles Purpur mit ersten Alterstönen
Nase: schöne Pessac-Würze, etwas réglisse, mehr Merlot als Cabernet, frisches Schwarzbrot, ungeschwefelte Dörrbirnen und am Schluss doch auch etwas Cassis
Gaumen: schon beim ersten Schluck zeigt der Wein jenes jugendlich Ungestüme, das mir bei der ersten Flasche nach der Arrivage so gefallen hatte und das ich seither vermisste, nun aber gepaart mit einer adulten, halb Finesse, halb Power zu nennenden Grandeur aus Frucht (schwarze Kirsche, Cassis und gegen den Abgang hin auch Pflaume und wieder die Dörrbirne), Würze (Kardamom, etwas Fenchel und Anis), dezenten noblen Zedernnoten und einem Fundus von sehr geschliffenen, noch leicht aufrauhenden Tanninen, alles gestützt von einer noch leicht spürbaren, aber den Geschmack sublimierenden Säure. Gegen den Abgang hin auch eine Prise weißer Pfeffer und etwas Frühlingsblumen...
Kurz: Nach knapp 10 Jahren beginnt man zu begreifen, weshalb verschiedene Verkoster (NM, AG, JS u.a.) en primeur und nach der Flaschenabfüllung den Wein bei 95(-97) sahen.
Ich würde ihn zur Zeit (auch im Vergleich mit dem kürzlich genossenen BC) eher bei 94(+) sehen - ein guter Wert allemal!
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harti
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von harti »

Hallo Jean,

deine VKN trifft es sehr gut. Ich bin lyrisch nicht und seit Corona auch sensorisch nicht mehr so begabt ;) , aber wenn ich es wäre, hätte ich es wohl ähnlich beschrieben :lol: . Ich finde den Malartic einfach klasse, vor allem wenn man den früheren Preis mit berücksichtigt. Sicherlich immer noch eine der Trouvaillen aus diesem herausragenden Pessac-Léognan/Margaux-Jahr.

Grüße

Hartmut
TroisLacs
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von TroisLacs »

Habe heute eine Flasche

Langoa Barton 2015

geöffnet (54% Cabernet Sauvignon, 38% Merlot und 8% Cabernet Franc).

Extra 2 Stunden vor dem Essen aus dem Weinschrank geholt, aber das hätte es gar nicht gebraucht. War von Beginn an voll da.
Schöne tiefdunkle Farbe.
Am Anfang fruchtig (rote Kirschen und Erdbeeren, reif, aber nicht süss), etwas Holz, etwas florales. Später feine Noten von Milchschokolade und Tee (...).
Am Gaumen unglaublich angenehm. Markante Säure (sehr frisch), aber ausgewogen mit feinen Tannieren. Nicht ganz so fruchtig wie in der Nase. Aber unglaublich trinkfreudig.
Abgang meines Erachtens nicht besonders lang, maximal mittel, aber angenehm.
Hatte einen "Burger Eigenmarke" zum Wein, passte hervorragend.

Ich würd´ doch sagen, ein schönes Erlebnis, macht richtig Spass und schmeckt ausgezeichnet. 18/20 Punkte
Gruss, Sascha

„Riesling geht immer“!
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AmonA
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von AmonA »

harti hat geschrieben: Do 22. Mai 2025, 12:04
Vor ein paar Wochen hatten wir eine kleine Horizontale mit DdC, Pape Clement, Haut Bailly und Malartic Lagraviere. ... Enttäuscht hat mich dagegen Domaine de Chevalier. Hier driftete die Frucht in die Überreife ab. Kein Wein, der mir in der Vollreife gefallen wird.

Grüße

Hartmut
Den DdC habe ich heute morgen aus der letzten Reihe der diversen Kisten - natürlich die unterste - hervorgekramt. Schöne Kiste, noch mit Folie verpackt und die Kiste war mit Bändern "versiegelt".
Karaffiert, den letzten Rest aus der Flasche durch einen Teefilter: im Geruch zurückhaltend, am Gaumen sehr würzig, fruchtig, Kirschen, kaum Tannin, sehr weich, im langen Nachgeschmack nach Gewürzen und roten Früchten. Da konnte ich Hartmuts Enttäuschung etwas nachvollziehen.
Dann etwa 3 h später aus der Flasche: Duft nach gekochten Früchten und div. Hölzern, am Gaumen Kirschen, Cassis, gut eingebundene Tannine, mittelgewichtig, frischer fruchtiger sehr mineralischer Nachgeschmack, mundwässernd. Wirkt zwar noch jung ist aber gut antrinkbar. 13,5 % Alk.

Den Wein werde ich definitiv in ein paar Jahren nochmal probieren - soo übel ist der nicht! :mrgreen: Zu dem Zeitpunkt im Geruch kein Vergnügen für mich, umso überraschender am Gaumen - das fand ich vielversprechend für die Zukunft. Ist halt kein Powerwein.
Grüße
AmonA (aka Volker)
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harti
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von harti »

pessac-léognan hat geschrieben: Do 22. Mai 2025, 17:40
harti hat geschrieben: Do 22. Mai 2025, 12:04 Vor ein paar Wochen hatten wir eine kleine Horizontale mit DdC, Pape Clement, Haut Bailly und Malartic Lagraviere. Leider habe ich keine Notizen gemacht, daher etwas verschwommen aus der Erinnerung. Sowohl PC als auch ML waren sehr zugänglich und haben mir mir ihrer vollen Frucht und ausgewogenen Struktur extrem gut gefallen. Beide hatte ich so bei ca. 95 P. Haut Bailly war ziemlich jugendlich, das Tannin hat die Frucht noch überlagert. Insgesamt potenziell ein großer Wein, der aber noch ordentlich Zeit braucht. Enttäuscht hat mich dagegen Domaine de Chevalier. Hier driftete die Frucht in die Überreife ab. Kein Wein, der mir in der Vollreife gefallen wird.

Grüße

Hartmut
Findest du, Hartmut, etwas von deiner "verschwommenen Erinnerung", in meiner VKN zum Malartic L von Februar wieder? Punktemäßig sind wir jedenfalls nicht so weit auseinander...
Gruß
Jean
pessac-léognan hat geschrieben: So 2. Feb 2025, 15:34 Château Malartic-Lagravière Pessac-Léognan GCC 2015
14% ABV (53% CS / 35% M / 7% PV / 5% CF)
P&P bei 15° C
Farbe: dunkles Purpur mit ersten Alterstönen
Nase: schöne Pessac-Würze, etwas réglisse, mehr Merlot als Cabernet, frisches Schwarzbrot, ungeschwefelte Dörrbirnen und am Schluss doch auch etwas Cassis
Gaumen: schon beim ersten Schluck zeigt der Wein jenes jugendlich Ungestüme, das mir bei der ersten Flasche nach der Arrivage so gefallen hatte und das ich seither vermisste, nun aber gepaart mit einer adulten, halb Finesse, halb Power zu nennenden Grandeur aus Frucht (schwarze Kirsche, Cassis und gegen den Abgang hin auch Pflaume und wieder die Dörrbirne), Würze (Kardamom, etwas Fenchel und Anis), dezenten noblen Zedernnoten und einem Fundus von sehr geschliffenen, noch leicht aufrauhenden Tanninen, alles gestützt von einer noch leicht spürbaren, aber den Geschmack sublimierenden Säure. Gegen den Abgang hin auch eine Prise weißer Pfeffer und etwas Frühlingsblumen...
Kurz: Nach knapp 10 Jahren beginnt man zu begreifen, weshalb verschiedene Verkoster (NM, AG, JS u.a.) en primeur und nach der Flaschenabfüllung den Wein bei 95(-97) sahen.
Ich würde ihn zur Zeit (auch im Vergleich mit dem kürzlich genossenen BC) eher bei 94(+) sehen - ein guter Wert allemal!
Nun hat auch Neal Martin seine Eindrücke zu den 2015ern - gewonnen bei zwei Verkostungen, darunter die schon diskutierte Southwold-veranstaltung - veröffentlicht. Malartic wird mit 90 P. bedacht (4 Punkte weniger als noch vor 6 Jahren). Auch andere Weine werden deutlich abgestuft. Heißt das jetzt, die Eindrücke von vor 6 Jahren waren Mist oder die von heute? Die Frage, die sich mir auch stellt: Welchen Wert kann man dem Geschreibsel der "Weinexperten" noch zubilligen? Sollte man sich - wenn es nicht möglich ist, selbst zu probieren - nicht besser auf die Erfahrungen der Weinamateure (hier oder auf Cellar-Tracker) stützen? Und spricht die Unzuverlässigkeit der Bewertungen nicht auch gegen das ganze Primeur-Tam-Tam?

Grüße

Hartmut
Zaccetti
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von Zaccetti »

Oder heisst es, das der Wein einfach vor 6 Jahren 94 Punkte gut war und heute nur noch 90 .
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harti
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von harti »

Zaccetti hat geschrieben: Mi 4. Jun 2025, 12:14 Oder heisst es, das der Wein einfach vor 6 Jahren 94 Punkte gut war und heute nur noch 90 .
Die Frage stelle ich mir nicht. Denn jeder hochwertige rote Bdx ist auf längere Reifung ausgelegt. Wenn der Malartic ein Kurzstreckenläufer wäre, hätte das bereits bei den Verkostungen von 2019 thematisiert werden müssen. Das Gleiche gilt für die aktuelle Verkostung für den Fall einer Verschlussphase. Von Weinprofis, die viel Geld für ihre Bewertungen verlangen und denen bewusst sein muss, dass sie auch den Markt beeinflussen, kann man mehr erwarten als bloße kurzfristige Zustandsbeschreibungen. Aber vielleicht können diese Weinprofis das gar nicht leisten, was ihre Bewertungen damit für mich wertlos machen würde :? .

Hier sein Beschreibungen:

The 2015 Malartic-Lagraviere is bolder than its peers on the nose with blackberry, raspberry, iodine and light cedar aromas, quite upfront but nicely defined, pencil lead scents emerging with aeration. The palate is medium-bodied with gentle grip, and well balanced. Pencil lead again, and inf used block fruit toward the finish. lt is not what you might describe as an "exciting" wine, but it is well crafted and it will reward bottle age. One for the patient among you. Tasted blind at the Southwold 2015 Bordea ux tasting. (Jan. 2019/94 P.)

The 2015 Malartic-Lagraviere has a forward and intense bouquet of kirsch, orange rind and light camphor aromas percolating through with time. This may be overly r ipe. The palate is medium-bodied, fleshy and forward with succulent tannins. This misses the nuance of its peers and feels a bit brash on the finish, but this is still enjoyable. Tasted blind at the 2015 Bordea ux Ten-Year-On tasting. (Jan. 2025/90 P.)


Grüße

Hartmut
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von pessac-léognan »

Vielleicht hatte NM einfach eine deutlich "fortgeschrittenere" Flasche des Malartic als wir beide, Hartmut.
Ich persönlich würde dem Malartic 2015 (auch aus der sehr guten Flasche, die ich hatte) in der Tat nicht mehr so viel weitere positive Entwicklung prognostizieren wie etwa dem Brane-C oder v.a. dem Rauzan-Ségla. Für mich ist es klar, dass ich die restlichen Malartic in rascherer Abfolge (aus-) trinken werde als letztere (ohne mich indes nun allzu sehr zu beeilen). Den ebenfalls letzthin diskutierten DdC 2015 werde ich nächstens ebenfalls probieren, den hatte ich erst einmal im Glas, zu spät für die Fruchtphase und zu früh für die eigentliche Trinkphase.
So ist das wohl mit Bordeaux, da öffnet man immer wieder mal eine Flasche zur Unzeit. Aber das brauche ich dir, Hartmut, mit deiner Erfahrung nicht zu sagen, eher denen, die einem Profiverkosterfetischismus frönen - egal ob man "Fan" von NM, WK oder wem auch immer sein mag. Ich nehme das gelassen, wobei ich allerdings schon zugeben muss, dass diese VKN für einen En-primeur-Kauf natürlich oft die einzige Basis darstellen.
Nun: Auch hier nehme ich's gelassen - gut möglich, dass in meinem Alter die Kiste LCHB 2024, die ich (doch noch) subskribiert habe, mein letzter Primeurkauf war...
Gruß
Jean
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von pessac-léognan »

pessac-léognan hat geschrieben: So 2. Feb 2025, 15:34 Château Malartic-Lagravière Pessac-Léognan GCC 2015
14% ABV (53% CS / 35% M / 7% PV / 5% CF)
P&P bei 15° C
Farbe: dunkles Purpur mit ersten Alterstönen
Nase: schöne Pessac-Würze, etwas réglisse, mehr Merlot als Cabernet, frisches Schwarzbrot, ungeschwefelte Dörrbirnen und am Schluss doch auch etwas Cassis
Gaumen: schon beim ersten Schluck zeigt der Wein jenes jugendlich Ungestüme, das mir bei der ersten Flasche nach der Arrivage so gefallen hatte und das ich seither vermisste, nun aber gepaart mit einer adulten, halb Finesse, halb Power zu nennenden Grandeur aus Frucht (schwarze Kirsche, Cassis und gegen den Abgang hin auch Pflaume und wieder die Dörrbirne), Würze (Kardamom, etwas Fenchel und Anis), dezenten noblen Zedernnoten und einem Fundus von sehr geschliffenen, noch leicht aufrauhenden Tanninen, alles gestützt von einer noch leicht spürbaren, aber den Geschmack sublimierenden Säure. Gegen den Abgang hin auch eine Prise weißer Pfeffer und etwas Frühlingsblumen...
Kurz: Nach knapp 10 Jahren beginnt man zu begreifen, weshalb verschiedene Verkoster (NM, AG, JS u.a.) en primeur und nach der Flaschenabfüllung den Wein bei 95(-97) sahen.
Ich würde ihn zur Zeit (auch im Vergleich mit dem kürzlich genossenen BC) eher bei 94(+) sehen - ein guter Wert allemal!
Die VKN von vor 5 Monaten kann ich im Wesentlichen bestätigen:
Der Wein ist nach einer Stunde in der offenen Flasche voll da. Unmittelbar nach dem Öffnen der Flasche sind die Tannine noch ziemlich aufrauhend, bereits nach einer Stunde schön abgeschmolzen und nur noch als Teil eines schön abgerundeten Weinkörpers spürbar.
Wenn man etwas aussetzen möchte, dann dass die Spannung am mittleren Gaumen etwas weniger ausgeprägt ist, aber die feine Peesac-Würze im Abgang entschädigt dafür.
Kein großer Wein (wird es nie werden), aber ein sehr guter Wein, für den Preis ein schönes PLV.
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harti
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von harti »

Hallo Jean,

danke, dass Du im Dienst der Wissenschaft ein Fläschchen geopfert hast :) .

Grüße

Hartmut
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