Bordeaux 2024

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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UlliB
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von UlliB »

Lobenberg hat sich zum Jahrgang 2024 geäußert. Da schwärmt er zunächst von "einem freudenstiftenden, eher leichteren und leckeren, aromatischen Jahrgang für frühen Genuss". Aber wenn man ein wenig abwärts scrollt, kommt es knüppeldick:
Reden wir aber nicht darum herum: in seiner Ausprägung wird 2024 vermutlich weder an den sehr klassischen Jahrgang 2021, noch an den »best ever« Lagerjahrgang 2022, noch an den ungeheuer opulenten Charme-Jahrgang 2023 heranreichen, der ebenfalls früh trinkbar ist, aber ein großes, erotisch füllig warmes und reifes Aromen- und Genusswunder darstellt.
Ok, 2024 reicht nicht mal an 2021 (!) heran, das motiviert natürlich ganz ungemein zu einer Subskription :mrgreen:

Sollte es nicht drastische Preissenkungen geben, wird die 24er Kampagne für Bordeaux in einer Katastrophe enden. Die amerikanischen Importeure werden wegen Trumps Zolldrohungen eh nichts ordern, in China stottert die Wirtschaft immer noch, und in Europa liegt das Konsumklima am Boden, und Teile des Weinhandels kämpfen ums Überleben. Und dann noch ein mäßiger Jahrgang...

Gruß
Ulli
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Winedom
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von Winedom »

Na ja. Der Lobenberg. Im Moment will er eben 21 22 23 verkaufen. Da braucht er der Glaubhaftigkeit wegen einen Kontrapunkt! In einem Jahr schreibt er wieder anders.
International in der Vermarktung stehen die Jahrgangsqualitäten im Vordergrund. Anders als bei meinem Haus und Hof Winzer. Da kaufe ich, ohne auf den Jahrgang zu schauen. Das passt für einen guten Tischwein.
Den Preis herunterzufahren wird auf Dauer auch nicht die Probleme des Weinüberschusses usw. lösen. Bordeaux hat ja schon sehr gute Preise für seine Qualität. International haben da andere Regionen höhere Preisanpassungen vollzogen.
Bordeaux hat ein Problem und eben umso mehr, wenn der Jahrgang nicht Top ist.
Wichtig für die Winzer wäre umso mehr ein sehr guter Jahrgang 2025. Da geht dann einiges von 2024 als Beigabe rein.
Bordeaux hat auch nicht den Hip-Faktor. Aber bei den Preisen ist wohl das Gediegenere der Ansprechpartner.
Wenn man die allgemeinen Preissteigerungen wahrnimmt bei Lebensmittel und insgesamt, dann sehe ich da aktuell auch Schwierigkeiten in Bordeaux, bei allem was du da schilderst.
Bin mal gespannt, wie das weitergeht. Es sind ja schon riesige Mengen, die da gehandelt werden.
Viele Grüße
Rainer


"Nein, Alkohol trinke ich nicht. Ich trinke hier einen Schoppen Winzerwein!"
Sauternes
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von Sauternes »

Eines ist jetzt schon klar, selbst bei deutlicher Preisreduzierung wird die Sub 2024 eine Vollkatastrophe, schlechter als 21 :?: , wer will so was im Vorverkauf erwerben :?: .
Das stetige schrauben an der Preisspirale hat endgültig ein Ende, damit meine ich aber nur die Weingüter der Kategorie über 50€ die Flasche, und besonders dann ab 100€.
Eigentlich war man über viele Jahre zu naiv, Wein für über 100€ die Flasche zu kaufen, mich ausdrücklich mit eingenommen, wie konnte ich nur so blöd sein?.
Die besonders Leidtragenden sind wieder mal die kleinen Weingüter, da wird es den einen oder anderen Ruin geben, schade.

Gruß Heiko
Sauternes
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von Sauternes »

Und weiter geht`s, https://www.falstaff.com/de/news/schwie ... imeur-2025.
Das Ende der Subcription naht, und der Jahrgang 2024 beschleunigt diesen Prozess mit dem Nachbrenner sozusagen :lol: , und es wird unausweichlich so kommen.
Im Prinzip könnte sich Bordeaux diese gesammte Primeurkampange einfach sparen, würde obendrein Kosten sparen.
Für mich persönlich steht schon fest, Weine im Vorverkauf kaufe ich nicht mehr, aus und fertig.
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UlliB
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von UlliB »

Sauternes hat geschrieben: Mi 9. Apr 2025, 19:52 Im Prinzip könnte sich Bordeaux diese gesammte Primeurkampange einfach sparen,
Das sehe ich auch so. Diese Kampagne ist tot, bevor sie überhaupt begonnen hat.

In den vergangenen Jahren habe ich mich meistens davon überzeugen können, wenigstens ein paar Flaschen zu subsen. Ich habe aber nicht ausreichend Phantasie, um mir irgend einen Grund einfallen zu lassen, warum ich jetzt auch nur eine einzige Flasche 24er kaufen sollte.

Ich werde deshalb auch nicht wie in den vergangenen Jahren die Angebote zeitnah hier posten; das macht einfach keinen Sinn. Wer unbedingt etwas kaufen möchte, wird keine Eile haben. Das "Tranchieren" mancher Ikonen mit minütlich steigenden Preisen im Handel wird nicht passieren.

Ob nun mit dem 24er die Subskription ein dauerhaftes Ende findet, ist eine andere Frage. Kann sein, muss aber nicht - das hängt zum einen an den äußeren Umständen, dann natürlich auch an der Qualität des Jahrgangs, und schließlich an der Frage, ob man in Bordeaux genügend Einsehen in die eigene Lage hat und die Weine konsumentenfreundlich bepreist.

Gruß
Ulli
Ollie
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von Ollie »

Der Jahrgang 2024 ist ein Jahrgang fürs Finanzamt und deshalb das beste, was den großen Chateaux passieren konnte: Hoher Selektionsdruck senkt verfügbare Menge an grands vins, ergo Pause für den erschöpften en-primeur-Markt und mehr Platz für 2023 zur Arrivage.

Für die kleinen Winzer ist's natürlich ein Drama, aber die haben eh Strukturprobleme, also geht die große Bereinigung einfach weiter.

Cheers,
Ollie
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Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
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Dominik Mueller
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von Dominik Mueller »

Das hört sich ja alles nachvollziehbar an. Doch wenn ich mich recht erinnere, war der Tenor in den vergangenen Jahren in diesem Forum ein ganz ähnlicher gewesen. Mal wegen der Qualität, mal wegen des Preises. Das hat viele Mitglieder offenbar nicht davon abgehalten, in den darauffolgenden Monaten doch schwach zu werden. ;) Sag niemals nie.
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UlliB
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von UlliB »

Dominik Mueller hat geschrieben: Do 10. Apr 2025, 16:13 Das hört sich ja alles nachvollziehbar an. Doch wenn ich mich recht erinnere, war der Tenor in den vergangenen Jahren in diesem Forum ein ganz ähnlicher gewesen. Mal wegen der Qualität, mal wegen des Preises. Das hat viele Mitglieder offenbar nicht davon abgehalten, in den darauffolgenden Monaten doch schwach zu werden. ;)
Das ist richtig. Aber dieses Jahr ist die Situation doch etwas anders. Unabhängig von der offensichtlich mäßigen Qualität des Jahrgangs, die schon an und für sich Subskriptionskäufe nicht sinnvoll erscheinen lässt, gibt es noch ein paar weitere Fakten:
  • Käufe aus den USA werden dieses Jahr ausbleiben. Wer kauft denn Wein in Subskription, wenn er in zwei Jahren bei der physischen Auslieferung höchstwahrscheinlich Zoll in jetzt unbekannter Höhe bezahlen muss und dieser womöglich sogar deutlich über dem Kaufpreis liegt? Die 200% - Drohung steht ja noch im Raum, und dem POTUS ist wirklich alles zuzutrauen.
  • In China war die Subskription nie ein wirklich großes Thema, da es deren Geschäftsmodellen nicht entspricht. Aber das bisschen, was da noch gesubst wurde, wird angesichts der aktuellen Situation noch weniger werden.
  • In Europa liegt das Konsumklima am Boden, da würde auch nicht sehr viel gekauft werden, wenn der Jahrgang gut wäre.
Die letzten vier Kampagnen sind schon nicht rund gelaufen, und eine absehbar scheiternde 24er-Kampagne wird den Druck im Kessel weiter erhöhen. Und dass da ganz ordentlich Druck im Kessel ist, kann jeder merken. Aus den physisch verfügbaren Jahrgängen 2020, 2021 und 2022 ist noch alles zu bekommen, das meiste davon mit ein wenig Suche immer noch zum Subspreis, und es häufen sich in letzter Zeit die Angebote unter Subspreis. Da bekommen ganz offensichtlich einige Leute kalte Füße.

Mein erster Subskriptionsjahrgang war 1986; seitdem bin ich permanent dabei, mal mehr, mal weniger. Ich habe die Situation im Bordeaux-Markt noch nie für so kritisch gehalten wie heute und kann mir durchaus vorstellen, dass es zu einem regelrechten Kollaps kommt, der ein paar bedeutende Negociants und Händler in den Abgrund reißt. Erstens wird es dann viele Notverkäufe zu sehr reizvollen Preisen geben, und zweitens ist dann das in die Subskäufe gesteckte Geld einfach futsch. Ich denke, dass man sehr gut beraten ist, im Moment die Füße still zu halten.

Gruß
Ulli
Sauternes
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von Sauternes »

Absolute Zustimmung Ulli, so sieht die Gesamtlage aus, Füße stillhalten und die Lage in aller Ruhe beobachten.
Obwohl ich lange nicht so lang wie Ulli in dem Subcriptionsthema involviert bin, bin ich auch der Ansicht, das ein großer Kollaps eintreten kann.
Heute haben sich dann tatsächlich die ersten Chateau auf die Bildfläche betraut, nichts großartiges, aber als Beispiel nenne ich den hier mal: https://www.bacchus-vinothek.de/2024-Ch ... -Martillac, für 20,50€ zu haben.
Ich kenne weder das Weingut noch vorhergehende Jahrgänge bezüglich Preis, lässt sich aber sicher finden.

Gruß Heiko
diogenes
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Re: Bordeaux 2024

Beitrag von diogenes »

Die Bordeaux-Krise ist auch eine unmittelbare Folge der Systemkrise.
Wenn der Bordeaux-Markt kollabiert, ist der Systemkollaps vorangegangen.
Deswegen abwarten und Wein trinken.
carpe vinum!
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