Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

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EThC
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von EThC »

Bernd Schulz hat geschrieben: So 20. Okt 2024, 10:32 Und es stellt sich halt die Frage, wozu man sie überhaupt braucht? Cui bono? Ein Antwort, die sich mir aufdrängt, wäre: Den Erzeugern nutzt sie weit mehr als den Konsumenten.
...m.E. war die vom VDP eingeführte Klassifizierung schon ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn ich die Umsetzung in Details fragwürdig finde. In der heutigen Ausprägung dient's den Erzeugern sicher mehr als den Konsumenten, aber der VDP ist ja auch ein in erster Linie von den Winzern finanzierter Verband und keine caritative Verbraucherorganisation...
Viele Grüße
Erich

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Der Wein-Schwede
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Der Wein-Schwede »

Bradetti hat geschrieben: So 20. Okt 2024, 09:37
Allerdings verstehe ich Rolfs Grundsatzfrage nicht so richtig - nämlich dahingehend dass er sie explizit auf Riesling GGs bezieht. Ist es nicht in allen Wein-Qualitätsstufensystemen der Welt so, dass vermeintliche Grand Crus tlw schlechter performen als Weine einer unteren Stufe? Hatte ich übrigens auch schon bei Chardonnay :D

Es gibt meines Erachtens genug Weine, die das GG durchaus tragen dürfen und einige, die des GG nicht unbedingt würdig sind. Wie überall halt, oder?
Ja klar, so ist es.
Aber.... das bezieht sich dann hauptsächslich auf dem Winzer, nicht auf dem "Cru".
Das deutsche "Grand Cru" System expandiert immer wieder nach Lust und Laune der VDP, und der Qualitätsbegriff Grosses Gewächs inflatiert sich kontinuerlich nach unten. Probiert mal eine "Lieux dits" im Burgund zu Grand Cru Status zu erhöhen dürfen.

Die steigenden Preise währe natürlich unmöglich ohne die Unterstützung von den "Experten".
Ich kann folgendes sagen:
Wenn z.B. ein Bordeaux oder Bourgogne von Parker +90 Punkte bekommen hat, dann nach meiner Erfahrung (und ich habe durch die Jahre viele solche Weine gekauft und probiert) war der Wein immer sehr gut, nie unintressant und durchschnittlich.
Hier hat der GG Idig 95 bis 100 Punkte von unterschiedlichen "Experten" bekommen, und blind im Glas hätte der Wein bei mir unbemerkt vorbeigehen können.
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Der Wein-Schwede
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Der Wein-Schwede »

Bernd Schulz hat geschrieben: So 20. Okt 2024, 10:32
Das GG gibt es ja noch nicht so endlos lange. Ich erinnere mich noch sehr gut an eine Zeit, in der diese Bezeichnung im deutschen "System" überhaupt nicht existierte. Und es stellt sich halt die Frage, wozu man sie überhaupt braucht? Cui bono? Ein Antwort, die sich mir aufdrängt, wäre: Den Erzeugern nutzt sie weit mehr als den Konsumenten.

Herzliche Grüße

Bernd
Genau so ist es, Bernd. Leider.
Bei mir nutzt das System um überpreiste Weine zu vermeiden. Aber anderseits, ohne das System würden die nicht überpreist sein. :?
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Der Wein-Schwede
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Der Wein-Schwede »

EThC hat geschrieben: So 20. Okt 2024, 10:12
Der Wein-Schwede hat geschrieben: Heute Abend wird es sicherlich bei mir nicht Riesling im Glas geben. ;)
Ich suche etwas aus mit mehr "bang for the buck". :)
...nur mal so zu meinem Verständnis, welchen "bang" würdest Du denn bei einem Riesling-GG genau erwarten? Oder auch generell? Mir persönlich geht es da weniger bis gar nicht um die Quantität, sondern mehr um die Struktur. Vielleicht ist die Sorte einfach generell nicht so Deins? (...was Du in der Vergangenheit ja schon mehrfach angedeutet hast...)
Ja doch, es gibt für meinem Geschmack auch richtig gute Rieslingweine, ich habe einige vorher erwähnt.

Und es wurde doch zu dem gebratenen Lachsfilé gestern Abend wieder Riesling. :o
Ich habe einen "Grand Cru" geöffnet, Seehof Riesling Morstein 2020.
Aber ist ja kein "Grand Cru" weil der Winzer nicht in der VDP ist. Aber die Weinlage Morstein ist doch ein "Grand Cru"... oder? :?
Dieser Wein hat Intenzität und Kraft wie bei einem GG erwartet gehabt, unterschiedliche Zitrusfrüchte inkl. etwas Grapefruit, kräftige reife Säure und eine anständige Mineralität. Die dreckige Art der Morstein hat leider komplett gefehlt, und der Wein hat keine GG-Qualität bezüglich Komplexität gehabt.

Als Masstab habe ich auch eine Flasche Zind-Humbrecht Riesling Heimbourg 2014 parallell geöffnet.
Auch unterschiedliche Zitrusfrüchte, aber reifere und feinere und begleitet von einer kreidigen Mineralität.
Der Wein ist 10 Jahre alt, aber zeigt überhaupt keine Alterszeichen, scheint für die Ewigkeit gebaut zu sein. Für 25 Euro vor ca. 5-6 Jahren gekauft. Ich habe noch 3 Flaschen. :)
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EThC
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von EThC »

Der Wein-Schwede hat geschrieben: So 20. Okt 2024, 12:11 Aber die Weinlage Morstein ist doch ein "Grand Cru"... oder? :?
...von den insgesamt ca. 180 ha des Morstein sind nur gut 24 ha als Große Lage klassifiziert, weitere 48 ha daraus als Erste Lage bzw. "Aus Ersten Lagen". Da müßte man wissen, wo die Fauths genau ihre Parzellen haben...
Viele Grüße
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Der Wein-Schwede »

EThC hat geschrieben: So 20. Okt 2024, 12:18
Der Wein-Schwede hat geschrieben: So 20. Okt 2024, 12:11 Aber die Weinlage Morstein ist doch ein "Grand Cru"... oder? :?
...von den insgesamt ca. 180 ha des Morstein sind nur gut 24 ha als Große Lage klassifiziert, weitere 48 ha daraus als Erste Lage bzw. "Aus Ersten Lagen". Da müßte man wissen, wo die Fauths genau ihre Parzellen haben...
Ja, weil die Fauths nicht in der VDP sind, wenn die drin sind werden ihre Parzellen auch GG, oder?

Vor ein paar Jahren ist ja z.B Weingut Knewitz VDP-Mitglied geworden, und sofort wurden deren Lagen-Weine GG's, richtig?
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EThC
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von EThC »

Der Wein-Schwede hat geschrieben: So 20. Okt 2024, 12:25 Ja, weil die Fauths nicht in der VDP sind, wenn die drin sind werden ihre Parzellen auch GG, oder?

Vor ein paar Jahren ist ja z.B Weingut Knewitz VDP-Mitglied geworden, und sofort wurden deren Lagen-Weine GG's, richtig?
...nein, so einfach ist's nicht. In den vom VDP klassifizierten Bereichen haben auch oft genug Nicht-VDPler Parzellen, die Grenzen der Großen Lagen werden in der Regel schon einigermaßen "rund" gemacht, also nicht mit irgendwelchen Lücken, weil da Fremdparzellen dazwischen liegen. Und wenn ein Betrieb neu zum VDP kommt, geht häufig genug auch eine Diskussion voraus, ob und in welchem Umfang seine Flächen den EL- oder GL-Segen bekommen, sofern da noch keine Klassifizierung erfolgt ist. Das wird dann nicht immer bzw. nicht automatisch zugunsten der Winzer entschieden, es gibt vereinzelt auch VDP-Mitglieder, die keine GL haben (z.B. Glaser-Himmelstoß). Roth ist auch wieder ausgetreten, weil für ihre Top-Lage "Heller Berg" vom VDP nicht die Beförderung von der EL zur GL ausgesprochen wurde. Und nach dem Austritt verschwand dann die Erste Lage wieder von der VDP-Karte, weil halt niemand anders drin arbeitet...

Knewitz wird vermutlich mit dem VDP vor deren Eintritt darüber verhandelt haben, der Steinacker dürfte vorher keine GL gewesen sein (frühester Snapshot in der Wayback-machine vom 07.12.2023) und ist nun mit ca. 12 ha entsprechend klassifiziert, Knewitz ist der einzige VDPler, der darin arbeitet, ich denke aber nicht, daß Knewitz alleiniger Eigner der kompletten GL ist, das würde mit den ca. 25 ha gesamt und den nicht wenigen Lagen, die sie sonst noch haben, nicht so recht zusammenpassen, aber genau weiß ich's nicht, theoetisch möglich wär's schon. Hundertgulden gab's vorher schon und wurde tatsächlich von einst 7,69 ha (Wayback-machine, 19.09.2020) auf jetzt 11 ha vergrößert. Gemäß VDP-Heimseite zum Weingut existiert auch noch der Honigberg als GL bei Knewitz, was aber real (bis jetzt?) nicht der Fall ist, jedenfalls gibt's daraus bis dato keine GGe, oder? Vermutlich einfach ein Fehler auf der VDP-Heimseite. Oder doch was im Busch :?:
Viele Grüße
Erich

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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von amateur des vins »

Michl hat geschrieben: So 20. Okt 2024, 09:20 Im Thread zu Aldinger bspw. hat ein user gestern etwas zu einem Wein geschrieben, den ich sehr mag. Er sieht ihn "gefühlt" nicht so gut. Kurz hat es mich gejuckt, nachzufragen, welchen deutschen Chardonnay er denn als besser einschätzt
Mit vollem detektivischen Einsatz ist es mir unter größten Mühen gelungen, den geheimnisvollen User und seinen Beitrag zu identifizieren. Nicht gelungen ist es mir, dort herauszulesen, daß er den Wein "gefühlt" nicht so gut sehe, oder daß die Aussage, daß "Chardonnay schon deutlich besser geht", sich auf deutschen beschränkte.

(Andere großzügige Interpretationen, z.B. bzgl. "Korrelationen" zwischen "Ahnung" und Vorlieben, ausgelassen.)
Besten Gruß, Karsten
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Rieslingfan »

EThC hat geschrieben: So 20. Okt 2024, 13:13 ... In den vom VDP klassifizierten Bereichen haben auch oft genug Nicht-VDPler Parzellen, die Grenzen der Großen Lagen werden in der Regel schon einigermaßen "rund" gemacht, also nicht mit irgendwelchen Lücken, weil da Fremdparzellen dazwischen liegen. Und wenn ein Betrieb neu zum VDP kommt, geht häufig genug auch eine Diskussion voraus, ob und in welchem Umfang seine Flächen den EL- oder GL-Segen bekommen, sofern da noch keine Klassifizierung erfolgt ist. Das wird dann nicht immer bzw. nicht automatisch zugunsten der Winzer entschieden.....
Danke für diese Information.
Gruß Markus
Bernd Schulz
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Bernd Schulz »

amateur des vins hat geschrieben: So 20. Okt 2024, 14:36 ...(Andere großzügige Interpretationen, z.B. bzgl. "Korrelationen" zwischen "Ahnung" und Vorlieben, ausgelassen.)...
Eine mehr als großzügige Interpretation stellt auch diese Behauptung dar:
Du korrelierst "Ahnung haben" mit "mit anderer Zunge als du" trinken.
Genau das habe ich mit meiner Aussage " Ich würde (schon rein höflichkeitshalber :twisted:) auch nicht konstatieren wollen, dass Hofschuster keine Ahnung hat. Nicht wenig Ahnung hat er sicherlich, aber in vielen Fällen trinkt er diesen und jenen Wein mit ganz anderer Zunge als ich..." nicht
getan. Vielmehr habe ich im Gegenteil ganz deutlich zwischen "keine Ahnung haben" und "einen anderen Geschmack haben" differenziert.

Aber was solls? Man muss sich hier ja nicht mit jedem unterhalten.

Beste Grüße

Bernd
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