Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

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Der Wein-Schwede
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Der Wein-Schwede »

Ollie hat geschrieben: Sa 19. Okt 2024, 17:10
Der Wein-Schwede hat geschrieben: Sa 19. Okt 2024, 14:13 Laut "Experten" soll der Wein zu den besten GG's des Jahrgangs zählen.
Hofschuster hat dem 2017er Idig schlappe 95 Punkte gegeben, allerdings mit dem Hinweis "Muss unbedingt reifen" und dem Trinkfenster ab 2024.

Dann würde ich mal zwei Lösungen vorschlagen:

1. Du hast den Wein doch ein bißchen zu früh aufgemacht.
2. Hofschuster hat überhaupt keine Ahnung sich bei diesem Wein geirrt.

Cheers,
Ollie
Hallo Ollie,

Zum Punkt 1:
Definitiv nicht, die Steinobstaromen waren schon überreif und mit noch 1-2 Jahren Alterung würde der Wein sich schon mit Gummischlauchnoten zulegen. ;)
Konzentration und Intenzität entstehen nicht aus nichts, müssen vom Anfang dabei sein. :idea: :!:

Zum Punkt 2:
Er hat sich sicherlich geirrt und wollte eigentlich sagen, unbedingt vor 2024 austrinken! :lol:

Schöne Grüsse
Rolf'

PS. Ich habe gerade gesehen dass Lobenberg den Wein 100 Punkte verehrt hat. :roll:
Dann kenne ich schon mehrere 200 Punkte Weine! :lol:
Bernd Schulz
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Bernd Schulz »

Ein paar Idig-VKNs von mir finden sich tatsächlich in Geralds Datenbank. Eine, bei der die Punkte besonders niedrig ausgefallen sind, stelle ich mal spaßeshalber hier ein:

Bild

Ich bin gerade zu faul, um Hofschusters damalige Bewertung zu eruieren. 83 Punkte werden es aber ziemlich sicher nicht gewesen sein.... :mrgreen:

Herzliche Grüße

Bernd
Ollie
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Ollie »

Bernd Schulz hat geschrieben: Sa 19. Okt 2024, 17:51 Aufgrund meiner mehrjährigen früheren Erfahrungen mit Hofschusters Bewertungen tendiere ich eher zu Punkt 2........ :mrgreen: :twisted:
Da kriesch ja Schleudertrauma vom Nicken. :mrgreen:

Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.

Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

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Ollie
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Ollie »

Der Wein-Schwede hat geschrieben: Sa 19. Okt 2024, 17:57 Zum Punkt 1:
Definitiv nicht
Eben. Ich glaube, die Weinbewerter übertreiben sehr, aber die armen Weine können gar nichts dafür. Man muss sich selber eintrinken und sich ein Bild machen, es gibt ja durchaus Winzer (Wittmann oder so), die GGs machen, die dir sehr gut gefallen. Insofern ist alles okay.

Allerdings glaube ich, daß die GGs seit mindestens einem Jahrzehnt am Ende der Fahnenstange angekommen sind. Seitdem gibt's nur noch Feinschlliff, und der ist eher stiliistisch als qualitativ. (Auch die Qualitätsunterschiede zwischen den 1Gs und den GG sind geringer als die stilistischen.)

Cheers,
Ollie
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glauer
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von glauer »

Ich glaube wir können hier gerade schön sehen wie schnell sich online eine Bubble aus Leuten mit ähnlichem Geschmack bildet, die sich dann ganz leicht einig wird, dass alle anderen keine Ahnung haben. Ich bin gerade selber in einer ich-habe-keinerlei-Lust-auf-Riesling Phase und kaufe/trinke lieber anderes. Und auch davor gab es immer mal wieder schwache Flaschen, in meinem Fall gerne mal Wittmann Morstein oder Brunnenhäuschen. Trotzdem habe ich keine Zweifel, dass es sehr viele ganz hervorragende und sehr Grand Cru-würdige Riesling GGs gibt. Wo ich zustimme ist, dass man langsam bei den Preisen aufpassen muss.
Bernd Schulz
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Bernd Schulz »

glauer hat geschrieben: Sa 19. Okt 2024, 20:28 Ich glaube wir können hier gerade schön sehen wie schnell sich online eine Bubble aus Leuten mit ähnlichem Geschmack bildet, die sich dann ganz leicht einig wird, dass alle anderen keine Ahnung haben....
Puh...... ich bilde mir dann doch ein, dass ich nie behauptet habe, alle anderen hätten keine Ahnung. Ich würde (schon rein höflichkeitshalber :twisted:) auch nicht konstatieren wollen, dass Hofschuster keine Ahnung hat. Nicht wenig Ahnung hat er sicherlich, aber in vielen Fällen trinkt er diesen und jenen Wein mit ganz anderer Zunge als ich, und zudem hatte ich früher manchmal den Eindruck, dass sein Selbstbewusstsein als Verkoster nicht hundertprozentig mit seinen Fähigkeiten als Verkoster korreliert. :twisted:

Vielleicht benötigt man aber auch ein überzogenes Selbstbewusstsein ganz unbedingt, um als professioneller Weinkritiker dauerhaft überleben zu können... :?: :!: :?:

Herzliche Grüße

Bernd
Michl
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Michl »

Bernd Schulz hat geschrieben: So 20. Okt 2024, 01:09 Nicht wenig Ahnung hat er sicherlich, aber in vielen Fällen trinkt er diesen und jenen Wein mit ganz anderer Zunge als ich
Und jetzt? Du korrelierst "Ahnung haben" mit "mit anderer Zunge als du" trinken. Dann habe ich auch "keine Ahnung", weil ich auch viele Weine mit anderer Zunge als du trinke. Du hast halt ne andere Zunge als Hofschuster.
Vielleicht sollte man mal das "Ahnung haben" als solches ein bisschen reflektieren. Der eine hat vielleicht schon deutlich mehr gesoffen als der andere, aber ein Geschmacksurteil mit Ahnung haben zu verbinden, scheint mir gewagt bis hybrid zu sein.
Wenn es etwas gibt, dann die Fähigkeit, Eindrücke in wenig oder vielsagende Worte zu fassen. Aber selbst das ist völlig subjektiv und kommuniziert dem einen etwas und dem anderen nichts.
Es gibt ellenlange VKNs, die mir persönlich gar nichts sagen und nicht einmal stilistisch gefallen. Dann gibt es Verkoster, die 89 P vergeben und gerne die Formulierung "zwar kein Ausbund an Komplexität, aber..." verwenden. Dann weiß ich für mich persönlich sofort, der Wein ist einfach und in meinem Punktehorizont keine 85 P wert. Und es gibt Verkoster, die eröffnen mir aufgrund ihrer sprachlichen Fähigkeiten und ihrem Zugang zu Wein eine ganz andere Perspektive. Nicht selten erlebe ich dann Wein anders und sogar so, wie der Verkoster schreibt. Genau deshalb - und weil es im besten Fall unterhaltsam ist - lese ich noch über Wein. Aber mehr Ahung haben, ein besserer oder schlechterer Verkoster sein???
Im Thread zu Aldinger bspw. hat ein user gestern etwas zu einem Wein geschrieben, den ich sehr mag. Er sieht ihn "gefühlt" nicht so gut. Kurz hat es mich gejuckt, nachzufragen, welchen deutschen Chardonnay er denn als besser einschätzt (mit einem Glas Chardonnay R von Fürst aus 2017 im Glas, der für mich nicht an diesen Wein rankam) . Ich hab's dann gelassen, weil ich nicht den Eindruck erwecken wollte, den gähnend langweiligen battle-Modus spielen zu wollen. Aber interessiert hätte es mich. Nicht jedoch, weil es darum geht, eine Gockeleit um ein vermeintliches Ahnung haben zu beginnen, sondern weil es mir geholfen hätte, die Vorlieben des users besser einordnen zu können.
Viele Grüße

Michl
Bradetti
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Bradetti »

Interessante Diskussion!

Ich für mich kann sagen dass ich klarer Riesling-Fan bin und Chardonnay max auf Platz 2 landet. Das nur zum Einordnen meiner Worte.

Ich habe auch schon Riesling-GGs getrunken, die aus meiner Sicht max. eine gute, solide Erste Lage wären, mehr aber auch nicht (z.B. 2014 Hubacker, 2018 Felseneck von S-F). Hatte jedoch auch schon GGs im Glas, die der Bezeichnung "Großes Gewächs" alle Ehre machten (z.B. 2012 Hubacker/Kirchspiel von Keller oder 2013 & 2017 Halenberg von E-S, 2011 Felseneck von S-F). Also tlw gleicher Wein, nur anderer Jahrgang.

Allerdings verstehe ich Rolfs Grundsatzfrage nicht so richtig - nämlich dahingehend dass er sie explizit auf Riesling GGs bezieht. Ist es nicht in allen Wein-Qualitätsstufensystemen der Welt so, dass vermeintliche Grand Crus tlw schlechter performen als Weine einer unteren Stufe? Hatte ich übrigens auch schon bei Chardonnay :D

Es gibt meines Erachtens genug Weine, die das GG durchaus tragen dürfen und einige, die des GG nicht unbedingt würdig sind. Wie überall halt, oder?
Viele Grüße
Dirk
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EThC
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von EThC »

Der Wein-Schwede hat geschrieben: Heute Abend wird es sicherlich bei mir nicht Riesling im Glas geben. ;)
Ich suche etwas aus mit mehr "bang for the buck". :)
...nur mal so zu meinem Verständnis, welchen "bang" würdest Du denn bei einem Riesling-GG genau erwarten? Oder auch generell? Mir persönlich geht es da weniger bis gar nicht um die Quantität, sondern mehr um die Struktur. Vielleicht ist die Sorte einfach generell nicht so Deins? (...was Du in der Vergangenheit ja schon mehrfach angedeutet hast...)
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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Bernd Schulz
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Re: Riesling Grosse Gewächse - ist das wirklich "Grand Cru"?

Beitrag von Bernd Schulz »

Bradetti hat geschrieben: So 20. Okt 2024, 09:37 Allerdings verstehe ich Rolfs Grundsatzfrage nicht so richtig - nämlich dahingehend dass er sie explizit auf Riesling GGs bezieht. Ist es nicht in allen Wein-Qualitätsstufensystemen der Welt so, dass vermeintliche Grand Crus tlw schlechter performen als Weine einer unteren Stufe? Hatte ich übrigens auch schon bei Chardonnay

Es gibt meines Erachtens genug Weine, die das GG durchaus tragen dürfen und einige, die des GG nicht unbedingt würdig sind. Wie überall halt, oder?
Das GG gibt es ja noch nicht so endlos lange. Ich erinnere mich noch sehr gut an eine Zeit, in der diese Bezeichnung im deutschen "System" überhaupt nicht existierte. Und es stellt sich halt die Frage, wozu man sie überhaupt braucht? Cui bono? Eine Antwort, die sich mir aufdrängt, wäre: Den Erzeugern nutzt sie weit mehr als den Konsumenten.

Herzliche Grüße

Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Di 22. Okt 2024, 00:27, insgesamt 2-mal geändert.
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