Leider litt unser nächstes Treffen unter der (üblichen) Terminfindungsproblematik und Absagen, aber eine Rumpftruppe von drei Nasen traf sich vorgestern doch noch zum Thema "Sauvignon blanc". Danke für die Gastfreundschaft, Michael!

Bild 1: Die getrunkenen Werke in nichtchronologischer Reihenfolge.
Den Anfang machte
Hofmann, Laurenzikapelle LieblingsEi 2017. Der Name ist dem Umstand des Ausbaus im Betonei geschuldet. Der Wein ist schlank, mit schönem Säurenerv. Aromatisch sind wir eher bei zartgrünen Aromen, vorneweg die archetypische Stachelbeere, aber auch Brennessel. Insgesamt nicht so tropisch, wie Hofmanns Neuseelanderfahrungen und die Expertise des 2020ers vermuten lassen könnten.
Dazustellten wir
Thörle, Sauvignon blanc Réserve 2015. Keine Ahnung, wie es zu dieser Kombi kam, aber der Kontrast hätte kaum größer sein können: Der Thörle ist massiv vom Holz geprägt, das jede Sortentypizität überdeckt. Das hätte irgendwas sein können, z.B. Chardonnay. Die Struktur ist garnicht schlecht, die Säure ausreichend, aber stilistisch ist das schon ziemlich extrem.
Wie Holzausbau in gut geht, zeigte der
Oliver Zeter, Sauvignon blanc fumé 2018: nur unterstützend und nicht dominant, die Rebsorte prima erkennbar, die Frucht nicht maskiert. Ausreichend frisch und sehr stimmig.
Aufgrund der Gespräche öffnete Michael zwischendurch spontan einen
Zidarich, Vitovska 2015. Zart beginnende Reifenoten von einem Hauch Honig und einer Spur Aprikose ergeben im Zusammenspiel mit frischer Säure und leichtem Grip einen sehr animierenden und komplexen Wein. Bravo!
Danach kehrten wir zum Sauvignon blanc zurück: Der Sancerre
Gérard Boulay, Clos de Beaujeu 2013 zeigte die kühlste und schlankeste Charakteristik aller Weine. Auch hier ganz leicht beginnende Reife mit der zartesten Andeutung von Honig sowie ein Orangenzesten. Sehr gekonntes und perfekt eingebundenes Holz, unauffällige, aber gute Säure. Toller Wein!
Diesen Wein kenne ich aus verschiedenen Jahren in zwei Zuständen: großartig oder korkend. Dieser war zum Glück aus der ersten Kategorie; das Korkproblem scheint Boulay in den Griff bekommen zu haben.
Zum
Flanksteak gab es dann den "freakigsten" Wein:
Terpin, Sauvignon delle Venezie 2008. Schon die Farbe war abenteuerlich: irgendwas zwischen trübem Dunkelrosé und dünnem bräunlichem Tawny vielleicht. Die Nase ist auch in der Gegend: leicht
"natural", etwas madeirisiert, so daß man wirklich ein wenig an gereiften Port denkt, leichter Tawny oder Colheita, bzw, aufgrund der ganz leichten Hefe auch an Sherry. Reichlich Grip, üppige kandierte Frucht, aber trocken. Sehr schräg, sehr spannend, und ziemich gut.
Irgendwann waren wir doch mehr als satt und haben die SB-TBA von Skoff zugelassen...
Wirklich toll, wieviele unterschiedliche SB-Interpretationen man in so einer kleinen Probe begegnen kann! Und z.B. Tement hätte nocheinmal eine ganz andere Nuance eingebracht, von NZL-Tropifrutti ganz zu schweigen. Schön war's, und beim nächstenmal können die anderen dann hoffentlich auch dabeisein.