Saalwächter

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maha
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Re: Saalwächter

Beitrag von maha »

EThC hat geschrieben:.vsl. von Juni an und dann bis Ende 2023 werde ich regelmäßig in Ingelheim vor Ort sein, dann kann ich's ja nochmal versuchen...
Ah ein zusätzlicher Lesehelfer, cool :lol: :lol:
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EThC
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Re: Saalwächter

Beitrag von EThC »

maha hat geschrieben:Ah ein zusätzlicher Lesehelfer, cool :lol: :lol:
...ob ich da nach (oder vor?) meiner Baustellentätigkeit noch von positivem Nutzen für die jeweilige Lesegutqualität sein kann, sei mal dahingestellt... :mrgreen:
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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amateur des vins
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Re: Saalwächter

Beitrag von amateur des vins »

Saalwächter ist ja bei mir ein Auslaufmodell; so richtig konnten mich die Weine nie abholen, obwohl sie durchaus ein gewisses Interesse weck(t)en. Es gibt aber noch Bestände, und aus diesen jetzt gerade den

Saalwächter, Grauer Burgunder 2017

Messing- oder bernsteinfarben. Das ist hier kein Alterungszeichen, sondern bekanntermaßen hat der Wein etwas Schalenkontakt gehabt. Ein winziges bißchen CO₂ und Trubstoffe sind zu erkennen.
Die Nase ist kraftvoll, straff, mineralisch. Die Frucht geht Richtung gelber Apfel (mit einem Hauch Birne) und wirkt minimal mostig.
Der Gaumen ist ebenfalls kraftvoll, aber frisch; tatsächlich ist da ein bißchen unterschwelliges CO₂ im Spiel - durchaus nicht zum Nachteil. Wieder gelber Apfel, ein Hauch Met, etwas getrocknete Aprikose.
Im Abgang wieder gelbfruchtig, dazu würzig (vielleicht getrockneter Oregano und Koriandersamen) sowie angedeutet frisches Hefebrot.
Sehr lang, verblüffend lang, nicht nur für seine Liga, mit anhaltendem Frischeeindruck.

Jetzt sehr erfreulich. Ich habe allerdings - auch, wenn ich es nicht an Einzelparametern festmachen kann - den Eindruck, als würde er nicht mehr besser. So langsam scheint mir Austrinken angebracht.

Ich fand ja schon seit dem Kennenlernen, daß der Grauburgunder und nicht der Chardonnay der interessanteste Weißwein im Portfolio ist. Ich fühle mich vorläufig bestätigt, werde das aber mit dem letzten 17er Chardonnay in Bälde überprüfen...
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins
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Re: Saalwächter

Beitrag von amateur des vins »

amateur des vins hat geschrieben:Saalwächter, Grauer Burgunder 2017
Update [+1d]: Scheint mir heute signifikant in Richtung kupferfarben zu gehen. Da er sonst aber unverändert scheint, könnte das wohl auch an Tagesform oder Beleuchtung liegen. Glaub' ich aber nicht. :P
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins
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Re: Saalwächter

Beitrag von amateur des vins »

Das kommt jetzt zwar etwas früher als gedacht, aber warum nicht...:

Saalwächter, Chardonnay 2017

Fahlgelb bis hellstrohgelb.
In der Nase instantan schweflige Reduktionsnoten, aber tatsächlich weniger ausgeprägt als erwartet. Es kommt sogar ein Hauch Frucht durch (weißer Pfirsich); auch etwas Neuholz.
Am Gaumen recht ähnlich, aber die Frucht versteckt sich hier doch wieder weitestgehend. Knackige, aber nicht unreife Säure, die abgesetzt wirkt. Etwas Grip. Erkennbar schwefelig, und auch die deutlich herbe/leicht bittere Note führe ich darauf zurück. Irgendwie eben doch in Richtung dieser hippen Extermstilistik getrimmt. Meine ist sie nicht.

Confirmation Bias ist natürlich immer ein Ding. Letztlich ist es aber auch egal, warum ein Wein mehr Spaß macht als ein anderer. Mein Urteil über die beiden Saalwächters sehe ich aber bestätigt: Der Chardonnay unharmonisch ohne daß dadurch Spannung aufkäme, der Grauburgunder richtig interessant und deutlich balancierter. Stilistisch sind beide übrigens so unterschiedlich, daß ich blind wohl kaum an denselben Winzer denken würde.

Wir hatten das, glaube ich, schonmal an anderer Stelle diskutiert: Aus irgendwelchen Gründen haftet dem Chardonnay ein "Premium"-Label an. Viele Winzer springen auf den Zug auf und verlangen dafür deutlich höhere Preise, obwohl garnicht so selten die alteingesessenen Rebsorten bessere Ergebnisse erzielen. Na, soll'nse machen...
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins
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Re: Saalwächter

Beitrag von amateur des vins »

Sorry, da stand wegen copy&paste bis eben noch "Grauer Burgunder". Wie aus dem Kontext vielleicht ersichtlich war, ist der GB aber ausgetrunken, und es handelt sich um den Chardonnay aus gleichem Haus und Jahr. Mea Culpa; hab's oben korrigiert.
amateur des vins hat geschrieben:Saalwächter, Chardonnay 2017
Update [+1d]:
Die Schwefelnoten sind in der Nase zwar weiterhin sehr deutlich, am Gaumen aber signifikant dezenter. Man könnte versucht sein anzunehmen, daß ein Teil der Reduktion wegoxidiert wurde. Die Säure ist weiterhin sowohl knackig als auch abgesetzt.

Heute ein wenig besser, aber immernoch nicht überzeugend.
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins
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Re: Saalwächter

Beitrag von amateur des vins »

amateur des vins hat geschrieben:Saalwächter ist ja bei mir ein Auslaufmodell; so richtig konnten mich die Weine nie abholen, obwohl sie durchaus ein gewisses Interesse weck(t)en. Es gibt aber noch Bestände, und aus diesen jetzt gerade den

Saalwächter, Grauer Burgunder 2017
Déja vu! :mrgreen:
Völlig unerwartet, stolperte ich beim Aufräumen über eine weitere letzte Flasche. :D

Die Notiz, aus der das Zitat stammt, finde ich weitgehend bestätigt:
Messing- oder bernsteinfarben, Birne/gelber Apfel, minimal mostig, mineralisch, getrocknete Aprikose - paßt alles. Bemerkenswert lang finde ich ihn heute allerdings nicht, und auch Gewürze drängen sich mir nicht auf. Insgesamt scheint die Komplexität abzunehmen, und "austrinken!" scheint mir weiterhin angeraten.

Den Grauburgunder fand ich schon immer interessanter und schöner als den gehypten Chardonnay. IIRC habe ich damals 13-14 € bezahlt, und das war ein guter Preis; der Chardonnay lag da schon über 20 €. Was Saalwächter heutzutage für Preise aufrufen kann, ist gut für ihn, verführt mich aber eher nicht zur Wiedervorlage.
Besten Gruß, Karsten
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Re: Saalwächter

Beitrag von EThC »

...so, jetzt kann ich auch mal mitreden:

Bild
Viele Grüße
Erich

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Re: Saalwächter

Beitrag von amateur des vins »

Wirklich verblüffend, wie ruhig es hier nach einem gewissen Hype geworden ist...

Saalwächter, Grauer Burgunder 2019

Sattgolden mit leichtem gräulichen/rötlichen Einschlag (Schalenkontakt).
Meine spontane Reaktion: "Reduktion!"
Mmes spontane Reaktion: "Boah, ist der sauer!"

Ein im doppelten Sinne reduzierter Strukturwein. Wenn man sich Mühe gibt, läßt sich ein wenig Pink Grapefruit erahnen. Ansonsten dominiert die Reduktion, auch durch leicht käsige Schwefelverbindungen, obwohl sie garnichtmal extrem ist. Deutlicher Grip spricht - wie die Farbe - für Schalenkontakt; allerdings meine ich mich an eine ausgeprägte(re) Kupfertönung erinnern zu können, die heute fehlt. Die Säure ist lebendig, aber ich empfinde sie als nicht außerordentlich heftig.

Schwierig, das Potential abzuschätzen: Von der Struktur her würde ich sagen, daß er noch reichlich Zeit hat. Aromatisch wird sich aber vermutlich nicht viel tun, schon garnicht zum Besseren. Ich habe Saalwächter ja schon vor einiger Zeit ausgelistet und trinke nur noch die wenigen Restflaschen aus, und das ist auch gut so™.

Es ist merkwürdig: Als hätten sich die Jungwinzer dieser Generation verabredet, diesem Stil zu huldigen; anscheinend ja auch mit einigem Erfolg bei Kritikern und Konsumenten. Aber meinem Beuteschema entspricht das nicht.
Besten Gruß, Karsten
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Re: Saalwächter

Beitrag von maha »

amateur des vins hat geschrieben: Mo 24. Jun 2024, 22:34 Wirklich verblüffend, wie ruhig es hier nach einem gewissen Hype geworden ist...

Saalwächter, Grauer Burgunder 2019

Sattgolden mit leichtem gräulichen/rötlichen Einschlag (Schalenkontakt).
Meine spontane Reaktion: "Reduktion!"
Mmes spontane Reaktion: "Boah, ist der sauer!"

Ein im doppelten Sinne reduzierter Strukturwein. Wenn man sich Mühe gibt, läßt sich ein wenig Pink Grapefruit erahnen. Ansonsten dominiert die Reduktion, auch durch leicht käsige Schwefelverbindungen, obwohl sie garnichtmal extrem ist. Deutlicher Grip spricht - wie die Farbe - für Schalenkontakt; allerdings meine ich mich an eine ausgeprägte(re) Kupfertönung erinnern zu können, die heute fehlt. Die Säure ist lebendig, aber ich empfinde sie als nicht außerordentlich heftig.

Schwierig, das Potential abzuschätzen: Von der Struktur her würde ich sagen, daß er noch reichlich Zeit hat. Aromatisch wird sich aber vermutlich nicht viel tun, schon garnicht zum Besseren. Ich habe Saalwächter ja schon vor einiger Zeit ausgelistet und trinke nur noch die wenigen Restflaschen aus, und das ist auch gut so™.

Es ist merkwürdig: Als hätten sich die Jungwinzer dieser Generation verabredet, diesem Stil zu huldigen; anscheinend ja auch mit einigem Erfolg bei Kritikern und Konsumenten. Aber meinem Beuteschema entspricht das nicht.
Hallo Karsten,

zu den Weinen selbst halte ich mich etwas zurück, da ich hier etwas biased bin. Wie Du ja weißt, stehe ich dem Weingut recht nahe und helfe gelegentlich dort etwas aus.

Nur generell, 19 war ja ein recht früher Jahrgang von Carsten. 17 war sein erster eigenverantwortlicher Jahrgang. 19 hatte er seinen finalen Stil sicher noch nicht ganz gefunden. Ich hab jetzt leider keinen 19er Grauburgunder da um mir ein eigenes Bild zu machen, aber das ist in den letzten Jahren etwas "ruhiger" geworden. Ja, die Reduktion ist noch da (und teilweise auch gewollt). Ich bin nach wie vor großer Fan dieses Stils ;). Der 2021er Weißburgunder "Hoher Fels" war das beste an WB was ich seit langem getrunken habe.
Demnächst werde ich zusammen mit Carsten die 22er probieren und bin schon sehr gespannt.
Kleiner Spoiler, vor einigen Monaten konnte ich aus dem Fass den Silvaner aus dem Laurenziberg (ehemalige Teschke Lage) probieren, und war komplett geflashed! Genau mein Ding :)

Gruss
Marko
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