DER typische Grüne Veltliner

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
Lateralus
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DER typische Grüne Veltliner

Beitrag von Lateralus »

Hallo,

ich bin neu hier und melde mich gleich mit einer Frage.
Zunächst noch etwas zu mir: Ich trinke sehr gerne Wein, habe aber leider sehr wenig Ahnung.
Erst in letzter Zeit probiere ich zB rebsortentypische Charakteristika in Weinen zu entdecken.
Und hier kommt auch schon meine Anfängerfrage:

Welchen Grünen Veltliner würdet Ihr mir als DEN typischen GV empfehlen?
Immer wieder lese ich von "weißem Pfeffer" und "Tabak", aber bis dato konnte ich das bei keinem GV erriechen.

Über Ratschläge würde ich mich sehr freuen.

lg,
Michael
Zuletzt geändert von Lateralus am Di 27. Okt 2015, 13:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Gerald
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Re: DER typische Grüne Veltliner

Beitrag von Gerald »

Hallo Michael,

zunächst einmal ein herzliches Willkomen im Forum.

Das Faszinierende am Grünen Veltliner ist meiner Meinung nach vor allem die Vielfältigkeit, also dass der Wein je nach Herkunft und Erntezeitpunkt der Trauben ganz unterschiedlich schmecken kann. So gesehen kann man aber auch schwer "den typischen" Veltliner definieren.

Probier vielleicht zwei leichtere Veltliner, einmal aus dem Weinviertel (Weinviertel DAC) und einmal aus der Wachau (Federspiel) gegeneinander, dann ein oder zwei gehaltvollere (spät gelesen), z.B. Weinviertel DAC Reserve, Smaragd o.ä. Wenn du dann diese Weine einmal jung (2013 oder 2014) mit gereiften Vertretern (sagen wir einmal 10 Jahre alt) vergleichst, sollte man schon einen kleinen Überblick für den Anfang haben. Ich würde aber schon angesehene Produzenten empfehlen, muss natürlich nicht die absolute Spitze sein.

Grüße,
Gerald

P.S. Aromen von weißem Pfeffer habe ich auch eigentlich so gut wie nie im Veltliner gefunden, die allermeisten Weine habe aber schon eine recht charakteristische Würze, die man gut wiedererkennt, die aber meiner Ansicht nach schwer mit bekannten Aromen zu vergleichen ist. Für mein Empfinden geht diese Würze eher in Richtung Leinölfirnis denn als Pfeffer, aber Geruchsassoziationen sind immer eine persönliche Sache, die andere Verkoster oft nicht nachvollziehen können.
Lateralus
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Re: DER typische Grüne Veltliner

Beitrag von Lateralus »

Hallo Gerald,

vielen Dank für deine Antwort.
Die Beschreibung von Gerüchen ist ja wahrlich nicht einfach. Die Assoziation mit weißem Pfeffer hat mich schon immer verwundert, zumal ja der weiße Pfeffer auch eine furchtbare Störnote nach imho Erbrochenem hat.
Ob Leute die GV mit weißem Pfeffer assoziieren auch tatsächlich schon mal an weißem Pfeffer gerochen haben? Ich weiß es nicht, bezweifel es aber.

Danke für deinen Hinweis, ich werde mich eher Richtung "Würze" auf die Suche machen.

lg,
Michael
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Gerald
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Re: DER typische Grüne Veltliner

Beitrag von Gerald »

Hallo Michael,
Die Assoziation mit weißem Pfeffer hat mich schon immer verwundert, zumal ja der weiße Pfeffer auch eine furchtbare Störnote nach imho Erbrochenem hat.
Ob Leute die GV mit weißem Pfeffer assoziieren auch tatsächlich schon mal an weißem Pfeffer gerochen haben?
das mit dem Erbrochenen kann ich wiederum überhaupt bei weißem Pfeffer nicht nachvollziehen, ist für mich ein wunderbares Gewürz, nur eben nach meinem Verständnis nicht die typische Note im Veltliner.

Aber es ist schon richtig, dass viele Verkoster fälschlich Aromen in ihren Notizen erwähnen, die sie in Wirklichkeit gar nicht meinen (Verwechslung oder nie gerochen?). Zum Beispiel "Aceton" (tatsächlich gemeint ist üblicherweise Ethylacetat, also das Lösemittel im "Uhu" - Aceton selbst riecht frisch-grasig). Oder Graphit (reiner Graphit ist völlig geruchlos, man meint vermutlich den Geruch des Holzes im Bleistift, das im übrigen nicht von der Zeder, sondern einer Wacholderart stammt).

Grüße,
Gerald
Lateralus
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Re: DER typische Grüne Veltliner

Beitrag von Lateralus »

Ja das Geruchsgedächtnis ist wirklich eine höchst subjektive Sache, da gebe ich dir vollkommen Recht.

Du hast nicht zufällig einen Tipp wo ich 10 Jahre alten GV kaufen kann?
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Gerald
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Re: DER typische Grüne Veltliner

Beitrag von Gerald »

Na ja, im Handel findet man so etwas eher selten, vermutlich da die Nachfrage zu gering ist.

Aber die meisten Weingüter verkaufen gerne - zumindest wenn man danach fragt - auch Altweine aus ihren Beständen. Vielleicht ist nicht mehr jeder Wein aus jedem Jahrgang verfügbar, aber gerade bei den ertragreicheren Jahrgängen gibt es oft noch genügend Restflaschen.

Grüße,
Gerald
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Gaston
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Re: DER typische Grüne Veltliner

Beitrag von Gaston »

Gerald hat geschrieben: Aromen von weißem Pfeffer habe ich auch eigentlich so gut wie nie im Veltliner gefunden, die allermeisten Weine habe aber schon eine recht charakteristische Würze, die man gut wiedererkennt, die aber meiner Ansicht nach schwer mit bekannten Aromen zu vergleichen ist. Für mein Empfinden geht diese Würze eher in Richtung Leinölfirnis denn als Pfeffer, aber Geruchsassoziationen sind immer eine persönliche Sache, die andere Verkoster oft nicht nachvollziehen können.
Als gelegentlicher GV-Trinker kann ich mit dem sogenannten "Pfefferl" schon etwas anfangen, würde das aber auch eher allgemeiner als "wiedererkennbare Würze" verstehen wollen, die ich manchmal als eine Art "dunkle Schärfe" empfinde, die ich wiederum eher schwarzem Pfeffer zuordnen würde (Ich finde auch, das weißer Pfeffer eine unschöne Note hat). Jedenfalls kenne ich das von keiner anderen Rebsorte. Wenn ich mich nicht irre, hat man den Veltliner früher (genauso wie den Riesling) zu den Aromasorten gezählt. Wahr ist aber auch, dass ich zahlreiche GV getrunken habe, die diese Würze nicht aufwiesen. Weiß man eigentlich, was oder welcher Stoff dieses charakteristische Aroma verursacht? (Gerald?)
Beste Grüße
Gaston
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Gerald
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Re: DER typische Grüne Veltliner

Beitrag von Gerald »

Weiß man eigentlich, was oder welcher Stoff dieses charakteristische Aroma verursacht? (Gerald?)
ich glaube einmal gelesen zu haben, dass mehrere Substanzen dafür verantwortlich sind. Im Web habe ich nur eine Stelle gefunden (Diplomarbeit an der BOKU Wien), die das Aroma vor allem mit Sesquiterpenen (3 Isopren-Einheiten, oft typische Bestandteile im ätherischen Öl von Gewürzen) in Verbindung bringt. Genannt wurden: gamma-Cadinen, delta-Cadinen, alpha-Muurolen/Germacren D, Ylangen, Valencen, (+)-Aromadendren, beta-Caryophyllen.

Mehr habe ich dazu leider auch nicht gefunden.

Grüße,
Gerald
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Gaston
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Re: DER typische Grüne Veltliner

Beitrag von Gaston »

Gerald hat geschrieben: ich glaube einmal gelesen zu haben, dass mehrere Substanzen dafür verantwortlich sind. Im Web habe ich nur eine Stelle gefunden (Diplomarbeit an der BOKU Wien), die das Aroma vor allem mit Sesquiterpenen (3 Isopren-Einheiten, oft typische Bestandteile im ätherischen Öl von Gewürzen) in Verbindung bringt. Genannt wurden: gamma-Cadinen, delta-Cadinen, alpha-Muurolen/Germacren D, Ylangen, Valencen, (+)-Aromadendren, beta-Caryophyllen.

Mehr habe ich dazu leider auch nicht gefunden.

Grüße,
Gerald


ích glaube, das reicht mir so, danke. Ist auch eher von akademischem Interesse ;)
Beste Grüße
Gaston
Lateralus
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Re: DER typische Grüne Veltliner

Beitrag von Lateralus »

Die Sache mit der Fehlnote hat mir dann doch, nach der Bestätigung von Gaston, keine Ruhe gelassen.
Das prinzipielle Aroma von weißem und schwarzem Pfeffer ist für mich sehr ähnlich, nur ist beim weißen Pfeffer noch diese Fehlnote dabei. Da die Fehlnote der offensichtlichste Unterschied für mich war, und GV immer mit weißem Pfeffer umschrieben wurde, suchte ich verzweifelt nach diesem Gestank im GV. Das war anscheinend ein Fehler.

Hier noch ein Beitrag zur Untersuchung der Bestandteile des "fäkalischen Off‐Flavors" im weißen Pfeffer:
http://www.dfal.de/fileadmin/aif/AIF-FV12404N.pdf
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