Schöner und informativer Artikel über Wein im Lebensmitteleinzelhandel - auch weil er meine These bestätigt, dass man bei Aldi eher besser einkauft als bei den anderen Discountern - bei Aldi war der Wein meistens sein Geld wert. Ich vertrete nach wie vor: nirgendwo gibt es so viel Wein fürs Geld wie beim Chilenischen CS für 1,79 bei Aldi - was nicht heißt dass 5 bis 10 Euro mehr und manchmal auch noch mehr nicht sehr gut angelegtes Geld sind. Ein Bordeaux aus 2009, z.B. Sirauac, kostet ca. acht mal mehr und ist bestimmt x-mal besser, aber nicht acht mal (in vier Worten: Gesetz vom abnehmendem Grenznutzen). Will sagen, wenn ich mich pro Jahr zwischen acht Flaschen CS für 1,79 oder einer Flasche Siaurac o.ä. entscheiden müßte, würde ich vermutlich die acht Flaschen CS nehmen.
http://www.welt.de/wirtschaft/article12 ... teckt.html
Schöner Artikel über Wein für 1,99
Re: Schöner Artikel über Wein für 1,99
Kann man natürlich machen. Der Preis dafür sind vermutlich Umweltschäden vor Ort. Gleiches Thema wie beim Fleisch vom Discounter. Die Frage die sich jeder Verbraucher stellen muss, ist doch: In welcher Welt wollen wir morgen leben?
Wenn man sich diese Frage ehrlich stellt, muss man zum Schluß kommen, dass alle Discount-Preise letztendlich nur möglich sind, indem irgendwo im Erzeugungsprozess massive Schädigungen in Kauf genommen werden (Umwelt, Gesundheit, Tierschutz, Arbeitsbedingungen, Löhne). Unabdingbare Charaktereigenschaft hierbei: Rücksichtslosigkeit.
Vor diesem Hintergrund würde mir der chilenische Cabernet im Halse stecken bleiben.
Gruß
Detlef
Wenn man sich diese Frage ehrlich stellt, muss man zum Schluß kommen, dass alle Discount-Preise letztendlich nur möglich sind, indem irgendwo im Erzeugungsprozess massive Schädigungen in Kauf genommen werden (Umwelt, Gesundheit, Tierschutz, Arbeitsbedingungen, Löhne). Unabdingbare Charaktereigenschaft hierbei: Rücksichtslosigkeit.
Vor diesem Hintergrund würde mir der chilenische Cabernet im Halse stecken bleiben.
Gruß
Detlef
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Re: Schöner Artikel über Wein für 1,99
Das ist die eine, durchaus sehr bedenkenswerte Seite der Medaille. Die andere besteht darin, dass mir der chilenische CS zu 1,79 mit seiner im Keller/Labor hingestylten Klümpchensfrucht schlichtweg nicht schmeckt. Ich mags nimmer - da kann der Sommellier XY noch so oft erklären, dergleichen Weine seien nicht schlecht.Wenn man sich diese Frage ehrlich stellt, muss man zum Schluß kommen, dass alle Discount-Preise letztendlich nur möglich sind, indem irgendwo im Erzeugungsprozess massive Schädigungen in Kauf genommen werden (Umwelt, Gesundheit, Tierschutz, Arbeitsbedingungen, Löhne).
Beste Grüße
Bernd
Re: Schöner Artikel über Wein für 1,99
Da dies ja das Forum für heftigste Streiterein ist, werde ich mal antworten:
Das ist großer Mist. Die Umweltschäden die von intensiver Landwirtschaft ausgehen, gehen in verschwindend geringem Maße von intensivem Weinbau aus, wohl eher von intensivem Ackerbau, vorrangig Reis, Mais, Soja und Weizen. Man mag die Umweltschäden - hauptsächlich "Landverbrauch" - bedauern, wenn man übergewichtig (wie ich) abends seinen 20 EURO plus Wein (wie ich manchmal) zum Bio Essen (ich habe bei meiner Frau aufgegeben) geniesst. Das können die meisten Menschen auf der Welt aber nicht und ich rede nicht von denen, die sich den 1,79 CS von Aldi gönnen (das ist lediglich die Demokratisierung des Weingenusses - man verzeihe mir diese schiefe Phrase). Ich rede von Indien und China (Ländern mit gigantischen Hungerkatastropen im 20 Jahrhundert, die dort mittlerweile Geschichte sind), von Afrika und Südostasien.
Zu diesem Thema empfehle ich gerne einen weiteren Artikel - einen wunderschönen und sehr wertschätzenden Nachruf auf Norman Borlaug - den Vater der grünen Revolution.
http://www.economist.com/node/14446742
Der Artikel endet mit folgender Passage:
[...]
Meanwhile what he called the “Population Monster” was breathing down his neck, or rather ticking, like Captain Hook's crocodile. Every second brought two more people, crying to be fed. By 2050, he wrote in 2005, the world would need to double its food supply. Some 800m were malnourished as it was. Mr Borlaug loved to talk of reaching for the stars, but his day-to-day motto was an earthly one. Get the plough. Start growing now.
Das ist großer Mist. Die Umweltschäden die von intensiver Landwirtschaft ausgehen, gehen in verschwindend geringem Maße von intensivem Weinbau aus, wohl eher von intensivem Ackerbau, vorrangig Reis, Mais, Soja und Weizen. Man mag die Umweltschäden - hauptsächlich "Landverbrauch" - bedauern, wenn man übergewichtig (wie ich) abends seinen 20 EURO plus Wein (wie ich manchmal) zum Bio Essen (ich habe bei meiner Frau aufgegeben) geniesst. Das können die meisten Menschen auf der Welt aber nicht und ich rede nicht von denen, die sich den 1,79 CS von Aldi gönnen (das ist lediglich die Demokratisierung des Weingenusses - man verzeihe mir diese schiefe Phrase). Ich rede von Indien und China (Ländern mit gigantischen Hungerkatastropen im 20 Jahrhundert, die dort mittlerweile Geschichte sind), von Afrika und Südostasien.
Zu diesem Thema empfehle ich gerne einen weiteren Artikel - einen wunderschönen und sehr wertschätzenden Nachruf auf Norman Borlaug - den Vater der grünen Revolution.
http://www.economist.com/node/14446742
Der Artikel endet mit folgender Passage:
[...]
Meanwhile what he called the “Population Monster” was breathing down his neck, or rather ticking, like Captain Hook's crocodile. Every second brought two more people, crying to be fed. By 2050, he wrote in 2005, the world would need to double its food supply. Some 800m were malnourished as it was. Mr Borlaug loved to talk of reaching for the stars, but his day-to-day motto was an earthly one. Get the plough. Start growing now.
Re: Schöner Artikel über Wein für 1,99
Dafür braucht man keinen Sommelier, jeder wird bestätigen können der Wein (CS für 1,79) schmeckt nicht schlecht. Er schmeckt vielleicht nicht jedem gut oder gemessen am verfügbaren Budget gut genug. Und er schmeckt sicher nicht hervorragend - was in diesem Forum glaube ich auch von niemandem je behaupted wurde.Bernd Schulz hat geschrieben:Das ist die eine, durchaus sehr bedenkenswerte Seite der Medaille. Die andere besteht darin, dass mir der chilenische CS zu 1,79 mit seiner im Keller/Labor hingestylten Klümpchensfrucht schlichtweg nicht schmeckt. Ich mags nimmer - da kann der Sommellier XY noch so oft erklären, dergleichen Weine seien nicht schlecht.
- Gerald
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Re: Schöner Artikel über Wein für 1,99
Na ja, dass der 1,99 - Wein pro Hektar schlimmere Umweltschäden als ein 30-Euro-Wein verursacht, glaube ich ja auch nicht. Wahrscheinlich eher umgekehrt, da der teurere Wein vermutlich mit viel geringeren Erträgen produziert wurde und daher wesentlich mehr Fläche pro Flasche verbraucht hat.
Schmecken tun mir die Billigweine aus dem Discounter im allgemeinen aber trotzdem nicht so richtig ...
Grüße,
Gerald
Schmecken tun mir die Billigweine aus dem Discounter im allgemeinen aber trotzdem nicht so richtig ...
Grüße,
Gerald
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Re: Schöner Artikel über Wein für 1,99
Die Frage nach den ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen, die Discounterkampfpreise zeitigen, kann ich nicht abschließend beantworten, weil es mir dazu am Gesamtüberblick fehlt.
Was bleibt, ist die Tatsache, dass mir Fabrikweine der 2-Euro-Klasse in aller Regel ebensowenig Genuss bereiten wie das Lutschen von Campinobonbons oder das Verspeisen einer Ersatzkäsepizza. Es gibt genug Leute, denen das alles schmeckt, aber ich gehöre nun mal nicht dazu - obwohl bei mir nur selten Weine oberhalb der 20-Euro-Grenze in den Keller einziehen.
Viele Grüße
Bernd
Was bleibt, ist die Tatsache, dass mir Fabrikweine der 2-Euro-Klasse in aller Regel ebensowenig Genuss bereiten wie das Lutschen von Campinobonbons oder das Verspeisen einer Ersatzkäsepizza. Es gibt genug Leute, denen das alles schmeckt, aber ich gehöre nun mal nicht dazu - obwohl bei mir nur selten Weine oberhalb der 20-Euro-Grenze in den Keller einziehen.
Viele Grüße
Bernd
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Re: Schöner Artikel über Wein für 1,99
Da warst du aber noch nie in anderen Foren unterwegs; hier ist es fast schon so ruhig wie auf dem Friedhof.Green hat geschrieben:Da dies ja das Forum für heftigste Streiterein ist
Und übrigens den Link zu dem Artikel von der Welt wurde schon um 8:49 von "Herr S" im Bereich "Weine bei Norma, Lidl, Plus etc." gepostet.
Ich finde er schmeckt schlecht - allerdings bin ich auch kein Sommellier.Green hat geschrieben:Dafür braucht man keinen Sommelier, jeder wird bestätigen können der Wein (CS für 1,79) schmeckt nicht schlecht.
So schlecht, dass ich den Inhalt regelmäßig dem Abfluß überlassen habe. Ist allerdings schon ein Weilchen her, dass ich sowas getrunken habe.
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
Gerhard aus Wien
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Re: Schöner Artikel über Wein für 1,99
Also, wie war das noch? "Fußball ist keine Mathematik." Nun, Genuss auch nicht.Ich vertrete nach wie vor: nirgendwo gibt es so viel Wein fürs Geld wie beim Chilenischen CS für 1,79 bei Aldi - was nicht heißt dass 5 bis 10 Euro mehr und manchmal auch noch mehr nicht sehr gut angelegtes Geld sind. Ein Bordeaux aus 2009, z.B. Sirauac, kostet ca. acht mal mehr und ist bestimmt x-mal besser, aber nicht acht mal (in vier Worten: Gesetz vom abnehmendem Grenznutzen). Will sagen, wenn ich mich pro Jahr zwischen acht Flaschen CS für 1,79 oder einer Flasche Siaurac o.ä. entscheiden müßte, würde ich vermutlich die acht Flaschen CS nehmen.
Mir ist eine Betrachtungsweise wie die oben zitierte vollkommen fremd. Mir stehen leider nicht die Mittel zur Verfügung, um wirklich einzuschätzen, ob ein Wein jetzt acht Mal oder nur drei Mal besser ist als ein anderer. Ich weiß aber, ob mir ein Wein GUT GENUG schmeckt, um ihn kaufen und trinken zu wollen. Da Wein kein Grundnahrungsmittel ist, finde ich nicht nur Vergleiche mit Armutsbetroffenen etc. unpassend, sondern auch eine Herangehensweise, mit der ich genausogut Kontoführungsgebühren vergleichen könnte. Ich stelle mich doch nicht am Monatsanfang hin und kalkuliere: 'OK, mein Weinbudget beträgt xxx EUR, davon könnte ich jetzt 6 Flaschen von dem Wein kaufen, der mir richtig gut gefällt oder 30 Flaschen von dem 'geht so'-Wein.' Solche Berechnungen mögen für einen Gastronomen passen oder meinetwegen auch noch für jemanden, der eine Hochzeit o. Ä. plant (aber auch da gibt es Untergrenzen). Das bedeutet ja nicht im Umkehrschluss, dass man beliebig und schrankenlos die Kohle rausschaufelt. Der "abnehmende Grenznutzen" greift für mich vielleicht bei der Frage, ob ein Wein jetzt noch Nuancen besser ist, dafür aber noch mal kräftig teurer. Aber wenn ich einen wirklich guten Wein trinken möchte, hilft es mir nicht, wenn ich fürs gleiche Geld auch drei Flaschen eines mediokren Exemplars bekäme. Da müsste es mir schon ums reine Wirkungstrinken gehen.
"Sehr gut angelegtes Geld" - leider bin ich bislang noch sehr, sehr selten zu dieser Einschätzung gekommen bei Discounterweinen, weshalb ich in der Regel auch von entsprechenden weiteren Versuchen absehe (mit wenigen Ausnahmen). Müsste man übrigens auch bei den Kosten berücksichtigen: Die 1,99-Versuche, die im Ausguss endeten ...
Viele Grüße
Guido
Re: Schöner Artikel über Wein für 1,99
green,
In Bernds Welt hat der Aldi-CS einen Nutzen von 0 (Null). Dein Argument verkennt also, dass der Nutzen nicht "ich verbrauche eine Flasche Wein" ist, sondern "ich geniesse eine Flasche Wein".
Cheers,
Ollie
PS: Kreuzpost
Das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen ist vielleicht die deinem Argument zugrundeliegende Hypothese, aber bestimmt nicht ihr Beweis. Zu zeigen ist, dass Siaurac "nicht acht Mal besser" (also einen acht Mal hoeheren Nutzen bringt) ist als Aldi-CS.Green hat geschrieben:Ein Bordeaux aus 2009, z.B. Sirauac, kostet ca. acht mal mehr und ist bestimmt x-mal besser, aber nicht acht mal (in vier Worten: Gesetz vom abnehmendem Grenznutzen).
In Bernds Welt hat der Aldi-CS einen Nutzen von 0 (Null). Dein Argument verkennt also, dass der Nutzen nicht "ich verbrauche eine Flasche Wein" ist, sondern "ich geniesse eine Flasche Wein".
Cheers,
Ollie
PS: Kreuzpost
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)