Rotweine Rheinhessen

[Oberpfälzer]

Hallo zusammen,

mein heutiger Wein passt eigentlich in keinen existierenden thread. Im Rebsorten-Forum ist auch kein Platz. So will ich diesen thread eröffnen in der Annahme, dass gute Rotweine auch hier eine Zukunft haben.



Rotwein in Deutschland? Da rümpft manch einer die Nase. Wer braucht das? Höre ich auch gelegentlich und stimmte dem dann ein. Nun, aus Baden habe ich schon so manchen tollen Burgunder probiert. Auch schon einen tollen Frühburgunder aus Franken. Und heute auch einen Frühburgunder aus Rheinhessen. Der hat mir sehr gefallen. Ich gebe ihm noch ein paar Jahre Zeit und bin dann gespannt. Wäre nicht überrascht, wenn er noch zulegt. Für mich eine Empfehlung.

[Ralf Gundlach]

Das erste Mal habe ich einen Wein vom Winzerhof Thörle im Glas, der 2010er Saulheimer Spätburgunder Kalkstein ist ein kräftiger, aber kein plumper SB, die Kirschnoten zeigen sich extrovertiert, dabei mit mineralischen Anklängen, eher trockene Stilistik, die typisch-deutschen, banalen SB-Noten zeigen sich kaum, so daß man durchaus von einer ernsten, aber durchaus zugänglichen Stilistik sprechen kann, das gefällt mir durchaus, 87 Punkte, den habe ich bei "Wein und mehr" als Einzelflasche zu einer Horde Lambrusco für 9,90 Euro (Angebot) erstanden
P.S. Gute Lambruscos haben was, vielleicht eröffne ich mal dafür einen neuen Thread

Gruß

Ralf

[Ralf Gundlach]

Ich habe schon lange nichts mehr vom Weingut Dr.Heyden aus Oppenheim getrunken, vor ein paar Jahren fand ich durchaus Gefallen an den Weinen, speziell dem einfachen Spätburgunder, die Topp-Roten aus dem Barrique waren mir damals zu teuer, dass gab das Studentenbudget nicht her, aber bei den Proben auf der Weinmesse in Aachen gefielen die mir auch, schön dass ich via Ebay ein paar gereifte ersteigern konnte, denn ich war mir nicht sicher, wie die reifen würden, im Glas das 2005er Cuvee Maximus -im Barrique gereift-, ich bin überrascht, sehr elegant, mit Veilchenlakritz und Kirschnoten, kräftig, aber nicht fett, schöner Abgang, ganz dezente Barriquenoten ,es fehlt etwas an Feinheit und Finesse, hat sich aber insgesamt wunderbar entwickelt und ist für 12,50 Euro eine richtig gute Cuvee mit Anspruch, 88 Punkte, vielleicht sollte ich doch noch mal bei Frank Heyden bestellen...

Gruß

Ralf

[Ralf Gundlach]

Nummer zwei vom Weingut Dr. Heyden im Glas, der 2005er Frühburgunder Oppenheimer Schloß ***-im Barrique gereift- ist auch gelungen und auch nach 9 Jahren gut in Form, Barriquenoten sind nur ganz dezent vorhanden, der Wein gefällt mir durch seine elegante, unaufdringliche Art, alles wirkt in sich sehr harmonisch, Brombeer- und Waldfruchtnoten zeigen sich von ihrer schönsten Seite, ganz dezente Veilchennoten (die sich stärker in der Nase zeigen), es mangelt etwas an Komplexität, sonst wäre das hier die absolut gehobene Klasse, so 88 Punkte, ich wundere mich ja immer wieder, warum Frank Heyden nicht bekannter ist, sicher, die meisten seiner Weine sind sauber und solide, aber manche sind auch richtig gut, manchmal mit etwas zu viel Restzucker gemacht, insgesamt ein verlässlicher Betrieb , den ich auf einem zwei-Trauben-GM- Niveau sehe, hat seinerzeit 15 Euro gekostet und ist nicht teurer geworden

Gruß

Ralf

[Oberpfälzer]

Hallo Ralf,

kenne Dr. Heyden noch nicht, aber Deine Erfahrungen klingen doch interessant. Mal sehen, wann ich über diese Weine "stolpere". Bin schon gespannt, besonders auf den Frühburgunder.

[BuschWein]

ich wundere mich ja immer wieder, warum Frank Heyden nicht bekannter ist, sicher, die meisten seiner Weine sind sauber und solide, aber manche sind auch richtig gut, manchmal mit etwas zu viel Restzucker gemacht, insgesamt ein verlässlicher Betrieb ,

Ralf, Du gibst Dir die Antwort doch im Grunde schon selbst. Die Weine sind meist sauber, solide, bei den trockenen Weißen eigentlich immer zu hoch im RZ. Erzeuger mit solchen Weinen gibt es hunderte in Deutschland, warum soll man da über einen häufiger reden?

Dazu kommt natürlich auch, dass das Weingut auf Selbstvermarktung setzt, sprich man hat eher wenige, wenn überhaupt, Händler als Multiplikatoren, ein Faktor den man nicht unterschätzen sollte.

@Wolfgang, suchen musst Du nach den Weinen von Frank Heyden nicht unbedingt.

[Bernd Schulz]

Mmmh, Armin, wie gut kennst du denn die Weine von Frank Heyden eigentlich?

Gerade die Roten (ich habe schon etliche Spät- und Frühburgunder des Hauses vernichtet) überzeugten immer durch ein sehr gutes PLV. Länger gelagert habe ich sie allerdings nie - umso besser, wenn sie, wie Ralf festgestellt hat, schön reifen können!

Dazu kommt natürlich auch, dass das Weingut auf Selbstvermarktung setzt...

Das bringt bei mir schon mal zusätzliche Pluspunkte!

Viele Grüße

Bernd

[Ralf Gundlach]

Hallo Armin,

vielleicht, weil beide Roten äußerst gelungen und gut gereift sind?? Und dass ist dann doch wieder der Unterschied zu den üblichen, mehreren hunderten solide arbeitenden Winzern in Deutschland, ich würde mir auch wünschen, dass Frank Heyden vor allem seine weißen trockener ausbauen würde, aber selbst seine Silvaner mit 6 gr Restzucker hatten einen gewissen Reiz.

Gruß

Ralf

[Bernd Schulz]

Zudem gibt es ja auch ausgesprochen renommierte Erzeuger, die bei ihren "trockenen" Weinen mit einem mehr oder minder deutlichem Zuckerschwänzchen arbeiten.

Ich würde erst einmal dreist behaupten, dass im Falle Heydens zwischen der Einschätzung im GM und dem eigentlichen Qualitätsniveau eine gewisse Diskrepanz besteht.

...insgesamt ein verlässlicher Betrieb , den ich auf einem zwei-Trauben-GM- Niveau sehe....

Da schließe ich mich gerne an!

Zwei der Roten aus 05 sind inzwischen über Ralf in meinen Keller gelangt; ich hatte aber leider noch keine Gelegenheit, sie zu probieren. In den nächsten Wochen....

Beste Grüße

Bernd

[BuschWein]

Hallo Ralf, hallo Bernd

Richtig gereifte Rotweine von Frank Heyden habe ich noch nicht probiert, aber aktuelle Jahrgänge haben wir vor ca. 3 Jahren zusammen mit anderen Weinen des Weinguts mal probiert. Auch wegen Empfehlungen im TAW Forum wollte ich die Weine mal versuchen.

Bei Rieslingen kann ich ein RZ-Schwänzchen noch akzeptieren, manchmal finde ich das sogar sehr gut und ich bin auch ein großer Fan der "halbtrockenen" Rieslinge von Heymann-Löwenstein.

Bei weißen Burgundern und Silvaner finde schmeckbare Süße grauslich. Ist meine persönliche Vorliebe, wer da kein Problem hat wird vielleicht Freude mit den Weißweinen von Heyden haben.

Aber auch über das Thema Restsüße hinaus fand ich die Weine allesamt ok, aber mehr auch nicht. Vielleicht ergibt sich bei den Rotweinen ja über etwas Reife auch etwas mehr Charakter, aber beim ersten Kennenlernen hatte ich nicht das Verlangen das ausprobieren zu wollen. Vielleicht entgeht mir da etwas, aber das ist beim Thema Wein ja ohnehin immer so.

Und zum Thema Pluspunkte wegen Selbsvermarktung, dann aber halt bitte auch nicht fragen, warum das Weingut eher unbekannt ist und bleibt.