Sauvignon blanc-/Chardonnay-/Riesling-Probe in Würzburg

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
Antworten
weinaffe
Beiträge: 1319
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 13:19
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Sauvignon blanc-/Chardonnay-/Riesling-Probe in Würzburg

Beitrag von weinaffe »

Hallo zusammen,

vor gut einer Woche trafen sich wieder einige Weininteressierte in Würzburg, um den 3 weißen "Rebsortenstars" Sauvignon blanc, Chardonnay und Riesling auf den Zahn zu fühlen. Es sollte ein möglichst weites Spektrum an verschiedenen Stilistiken präsentiert werden, was bei einer Anzahl von 14 zu verkostenden Weinen natürlich nur andeutungsweise möglich war.

Folgende Weine wurden verkostet:

zunächst 4x S. bl.:

2010er Sauvignon blanc "Zweimännerwein" QW trocken (Stahl) -Franken-
eher mineralischer, von unaufdringlicher Frucht geprägter Wein, angenehm vegetabile Noten, kein Blender, gut gemacht, 15 EURO, 85 P.

2011er Sauvignon blanc "Wairau Reserve" Marlborough (St. Clair) -Neuseeland-

der Top-Wein von St. Clair: sehr kräftige Fruchtbetonung (reife Stachelbeere, Maracuja, Papaya), keine vegetabilen Spuren,haarscharf an Katzenpipi vorbei, dank kräftiger Säure aber gut strukturiert und frisch, mit 13 Vol% auch kein Blockbuster,voll auf Frucht gebaut, mittellanger Abgang. Der Produzent empfiehlt zu Recht auf dem Rückenetikett, den Wein innerhalb von 1-2 Jahren zu trinken.
Für Fruchtfreaks auf jeden Fall ein beeindruckender Wein, 27,50 EURO, 86 P.

2007er Sauvignon blanc "Zieregg" Große STK-Lage (Tement)-Südsteiermark-

hier steht eindeutig der spezielle Ausbau und weniger die Sorte im Vordergrund: deutlich Holz mit angenehmen Röstnoten, cremig, sehr dicht, die bekannten Fruchtattribute des S. bl. ganz dezent im Hintergrund, gute Harmonie und Länge, macht Spass (und das auch noch in einigen Jahren !), 28 EURO, 89 P.

2007er Sancerre a.c. "Les Romains" (Domaine Vacheron) -Loire-

ein gewaltiger Terroirwein der Extraklasse, in der Nase eine absolute Steinorgie (Feuerstein mit Kalk), der Wein öffnet sich nur im Zeitlupentempo, sehr straff vinifiziert, klirrend frische Säure, sehr elegant, absolut kühle Stilistik, nach einigen Stunden kommt dann auch die typ. S. bl.-Frucht mit einem feinen Mix aus Frucht und angenehm grünen Noten (Brennessel, reife grüne Paprika), trotz der sicherlich fordernden Art besitzt der Wein einen genialen Trinkfluss, so dass man eigentlich gleich 2 Flaschen dieses Weines öffnen sollte.
Bereits mehrfach probiert und immer wieder begeistert. Trockener S. bl. geht vielleicht anders, aber kaum besser! 23,40 EURO, 94 P.

..und nun zu den Chardonnays:

--- Blanc de Blancs Extra Brut Grand Cru (Robert Moncuit, Mesnil-s-O.)-Champagne-

Reinen Chardonnay mit fast keiner Dosage zu produzieren birgt häufig die Gefahr, dass der Schäumer am Ende dünn und sauer schmeckt. Wenn man allerdings mit Top- Grand Cru-Trauben aus Mesnil arbeiten kann und sein Handwerk versteht, ist das Ergebnis absolut überzeugend. Feiner cremiger Schaum, trotz nur 4 gr. Restzucker sehr balanciert und fein,guter Champagner braucht keine unnötige Schminke. 19 EURO ab Weingut, 90 P.

2007er Chardonnay Spätlese trocken (Bergdolt)-Pfalz-

Leider korkbeeinflusst. Schade, denn der Wein wäre nicht von schlechten Eltern gewesen.
Dieser Wein sollte für den "unoaked-Style" stehen (13,5 Vol%, RZ: 0,9, S: 7,4)

2009er St. Aubin "En Remilly" 1er Cru (Marc Colin, St. Aubin)-Burgund-

sehr klassische, elegante Nase mit dezenter Holzaromatik, stahlige Apfel/Aprikosenfrucht, dank genialer Säure sehr trinkanimierend, auf der Zunge ein feiner Mix aus dichter Frucht und unterstützendem Holz (Vanille), bestens integrierte 13, 5 Vol%, fast spielerische Anmutung, sehr gute Länge, absolut auf dem Niveau gelungener 1er Crus aus Puligny und Chassagne. Chapeau ! 92 P.

2008er Chardonnay "La Mailloche" Arbois a.c. (Stephane Tissot)-Jura-

ein echter Weincharakter mit hohem Wiedererkennungswert, der aber immer wieder polarisiert. In der Nase stark hefig (wird von vielen immer wieder fälschlicherweise als oxidativ angesprochen), Curry bis zum Abwinken, kräftige Säure, sehr mineralisch und straff, tolle Länge. Definitiv Kein Wein für Fruchttrinker ! Wer mit ganz trockenem Fino und Manzanilla was anfangen kann, wird wahrscheinlich auch diesen Wein mögen. Ein Wein mit Ecken und Kanten, viel Charakter und sicherlich kein Schulungswein für angehende Önologen :mrgreen:

2006er Meursault "Santenots" 1er Cru (Marquis d'Angerville, Volnay)-Burgund-

sehr kräftige, röstige Holznase der allerdings feineren Art, elegante Stilistik, gute Fruchtdichte, sehr cremig und kräftig, geht ein wenig in die Breite, sehr gute Länge. Ein sehr typischer, kräftiger Meursault von einem untadeligen Produzenten, der für mich aber nicht ganz die Klasse des St. Aubin erreicht (was auch den Geldbeutel mehr schont). 90 P.


Die abschließenden 5 Rieslinge folgen demnächst !

Grüsse
Bodo
weinaffe
Beiträge: 1319
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 13:19
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Sauvignon blanc-/Chardonnay-/Riesling-Probe in Würzburg

Beitrag von weinaffe »

.... und weiter geht's mit den Rieslingen:

2001er Wehlener Klosterberg Riesling Spätlese halbtrocken (Molitor, Wehlen)-Mosel-

wie immer anfangs ein leichter Sponti-Böckser in der Nase, der sich aber schnell verliert, unglaublich frisch und animierend, fast noch jugendlich, sehr balanciert, die 17 gr. RZ stören in keiner Weise, schiefrige Aprikosen- und Zitrusfrucht, elegante Säure, federleicht und doch mit einiger Fruchtdichte, würziger Abgang. Markus Molitor ist schon ein Meister seines Fachs, bei dem man fast jeden Wein unprobiert kaufen kann.
ca. 12 EUO ab Weingut, 90 P.

2005er Dalsheimer Hubacker Riesling GG (Keller)

der Wein ist immer noch ein wenig verschlossen, nähert sich aber so langsam seiner besten Trinkreife, sehr dichte, völlig unkitschige Zitrusfrucht mit einer Menge kalkiger Mineralität, durchaus straff und fordernd, gleichzeitig aber mit unkomplizierten Trinkfluss, Alkohol und Säure bestens verpackt, langer Abgang.
Ein GG, das seinen Namen auch wirklich verdient. 93 P.

1997er Loibner Steinertal Riesling Smaragd (F.X. Pichler)

bereits mehrfach getrunken und vor einigen Jahren in Weltklasseform (damals 96-97 P.). Die jetzt probierte Flasche hat leider nicht mehr diese enorme Frische und Lebendigkeit. Etwas Petrol in der Nase, rassige Säure, durchaus fruchtdicht, man kann immer noch die Kraft und gleichzeitig spielerische Eleganz dieses Rieslings erkennen. Vielleicht eine nicht optimale Flasche, vielleicht ist auch der Zenit dieses trotzdem noch interessanten Weines schon ein wenig überschritten. 1 Flasche bleibt mir noch, um dies zu überprüfen.
In dieser Verfassung "nur" 89 P.

2009er Niederhäuser Hermannshöhle Riesling GG (Dönnhoff)

die feminine Variante des Hubacker ;) , wunderbar florale Noten, vermischt mit glasklaren Steinobstnoten und einem Hauch exotischer Frucht, trotz merkbarer Säure ein Riesling wie Samt und Seide, sehr fein und elegant, auf den ersten Schluck vielleicht nicht ganz so beeindruckend wie der Hubacker, aber mit einer perfekten Harmonie ausgestattet. Der Wein gibt sich schon jetzt höchst verführerisch, wird aber in ein paar Jahren noch zusätzliche Komplexität erlangen.
Absolut auf Augenhöhe mit dem Hubacker und für mich aufgrund der Eleganz noch einen Hauch besser, 94 P.

1999er Escherndorfer Lump Riesling Beerenauslese (Horst Sauer)

wunderschön gereift (zumindest die bessere der beiden kleinen Flaschen),komplex würzig-fruchtige Aromatik, satte, aber nicht spitze Säure, die diesen Wein unheimlich leicht und lebendig erscheinen lässt, gleichzeitig cremig und dicht auf der Zunge, die Süsse ist fast völlig in den Hintergrund gerückt, würziger, langer Abgang.
Toller Wein für Leute, die gereifte edelsüsse Weine schätzen. 92 P. (für die bessere der beiden Flaschen).

Grüsse
Bodo
Antworten

Zurück zu „Weinproben und Verkostungsberichte“