vor gut einer Woche trafen sich wieder einige Weininteressierte in Würzburg, um den 3 weißen "Rebsortenstars" Sauvignon blanc, Chardonnay und Riesling auf den Zahn zu fühlen. Es sollte ein möglichst weites Spektrum an verschiedenen Stilistiken präsentiert werden, was bei einer Anzahl von 14 zu verkostenden Weinen natürlich nur andeutungsweise möglich war.
Folgende Weine wurden verkostet:
zunächst 4x S. bl.:
2010er Sauvignon blanc "Zweimännerwein" QW trocken (Stahl) -Franken-
eher mineralischer, von unaufdringlicher Frucht geprägter Wein, angenehm vegetabile Noten, kein Blender, gut gemacht, 15 EURO, 85 P.
2011er Sauvignon blanc "Wairau Reserve" Marlborough (St. Clair) -Neuseeland-
der Top-Wein von St. Clair: sehr kräftige Fruchtbetonung (reife Stachelbeere, Maracuja, Papaya), keine vegetabilen Spuren,haarscharf an Katzenpipi vorbei, dank kräftiger Säure aber gut strukturiert und frisch, mit 13 Vol% auch kein Blockbuster,voll auf Frucht gebaut, mittellanger Abgang. Der Produzent empfiehlt zu Recht auf dem Rückenetikett, den Wein innerhalb von 1-2 Jahren zu trinken.
Für Fruchtfreaks auf jeden Fall ein beeindruckender Wein, 27,50 EURO, 86 P.
2007er Sauvignon blanc "Zieregg" Große STK-Lage (Tement)-Südsteiermark-
hier steht eindeutig der spezielle Ausbau und weniger die Sorte im Vordergrund: deutlich Holz mit angenehmen Röstnoten, cremig, sehr dicht, die bekannten Fruchtattribute des S. bl. ganz dezent im Hintergrund, gute Harmonie und Länge, macht Spass (und das auch noch in einigen Jahren !), 28 EURO, 89 P.
2007er Sancerre a.c. "Les Romains" (Domaine Vacheron) -Loire-
ein gewaltiger Terroirwein der Extraklasse, in der Nase eine absolute Steinorgie (Feuerstein mit Kalk), der Wein öffnet sich nur im Zeitlupentempo, sehr straff vinifiziert, klirrend frische Säure, sehr elegant, absolut kühle Stilistik, nach einigen Stunden kommt dann auch die typ. S. bl.-Frucht mit einem feinen Mix aus Frucht und angenehm grünen Noten (Brennessel, reife grüne Paprika), trotz der sicherlich fordernden Art besitzt der Wein einen genialen Trinkfluss, so dass man eigentlich gleich 2 Flaschen dieses Weines öffnen sollte.
Bereits mehrfach probiert und immer wieder begeistert. Trockener S. bl. geht vielleicht anders, aber kaum besser! 23,40 EURO, 94 P.
..und nun zu den Chardonnays:
--- Blanc de Blancs Extra Brut Grand Cru (Robert Moncuit, Mesnil-s-O.)-Champagne-
Reinen Chardonnay mit fast keiner Dosage zu produzieren birgt häufig die Gefahr, dass der Schäumer am Ende dünn und sauer schmeckt. Wenn man allerdings mit Top- Grand Cru-Trauben aus Mesnil arbeiten kann und sein Handwerk versteht, ist das Ergebnis absolut überzeugend. Feiner cremiger Schaum, trotz nur 4 gr. Restzucker sehr balanciert und fein,guter Champagner braucht keine unnötige Schminke. 19 EURO ab Weingut, 90 P.
2007er Chardonnay Spätlese trocken (Bergdolt)-Pfalz-
Leider korkbeeinflusst. Schade, denn der Wein wäre nicht von schlechten Eltern gewesen.
Dieser Wein sollte für den "unoaked-Style" stehen (13,5 Vol%, RZ: 0,9, S: 7,4)
2009er St. Aubin "En Remilly" 1er Cru (Marc Colin, St. Aubin)-Burgund-
sehr klassische, elegante Nase mit dezenter Holzaromatik, stahlige Apfel/Aprikosenfrucht, dank genialer Säure sehr trinkanimierend, auf der Zunge ein feiner Mix aus dichter Frucht und unterstützendem Holz (Vanille), bestens integrierte 13, 5 Vol%, fast spielerische Anmutung, sehr gute Länge, absolut auf dem Niveau gelungener 1er Crus aus Puligny und Chassagne. Chapeau ! 92 P.
2008er Chardonnay "La Mailloche" Arbois a.c. (Stephane Tissot)-Jura-
ein echter Weincharakter mit hohem Wiedererkennungswert, der aber immer wieder polarisiert. In der Nase stark hefig (wird von vielen immer wieder fälschlicherweise als oxidativ angesprochen), Curry bis zum Abwinken, kräftige Säure, sehr mineralisch und straff, tolle Länge. Definitiv Kein Wein für Fruchttrinker ! Wer mit ganz trockenem Fino und Manzanilla was anfangen kann, wird wahrscheinlich auch diesen Wein mögen. Ein Wein mit Ecken und Kanten, viel Charakter und sicherlich kein Schulungswein für angehende Önologen

2006er Meursault "Santenots" 1er Cru (Marquis d'Angerville, Volnay)-Burgund-
sehr kräftige, röstige Holznase der allerdings feineren Art, elegante Stilistik, gute Fruchtdichte, sehr cremig und kräftig, geht ein wenig in die Breite, sehr gute Länge. Ein sehr typischer, kräftiger Meursault von einem untadeligen Produzenten, der für mich aber nicht ganz die Klasse des St. Aubin erreicht (was auch den Geldbeutel mehr schont). 90 P.
Die abschließenden 5 Rieslinge folgen demnächst !
Grüsse
Bodo