nun ja, Legende R und Barons de Rothschild zählen dann aber schon wieder zur Industrie - und vieles ließe sich sicher noch automatisieren, wird aber im Premiumbereich als vom Kosumenten erwartetes Merkmal beibehalten.
Consumer bashing ist derzeit ganz schön en vogue; nur wer Gemüse isst, dass nicht weiter als 20 Meter von seiner Scholle mit organischem Dünger und edler Gesinnung angebaut wurde, kann sich morgens im Spiegel noch in die Augen sehen. Wer im Supermarkt oder beim Discounter kauft, der ist überhaupt an allem Schuld, am Ozonloch, am sinkenden Lohnniveau, an den Lebensmittelskandalen.
DIE Industrie ist überhaupt böse. DIE wollen ja alle nur Geld verdienen (wir wollen das natürlich nicht, bzw. bei uns ist das was ganz anderes )
Wir sind eben doch alle kleine Romantiker
lieben Gruß
susa
Red wine with fish. Well, that should have told me something. James Bond in From Russia with Love
susa hat geschrieben:nun ja, Legende R und Barons de Rothschild zählen dann aber schon wieder zur Industrie - und vieles ließe sich sicher noch automatisieren, wird aber im Premiumbereich als vom Kosumenten erwartetes Merkmal beibehalten.
Consumer bashing ist derzeit ganz schön en vogue; nur wer Gemüse isst, dass nicht weiter als 20 Meter von seiner Scholle mit organischem Dünger und edler Gesinnung angebaut wurde, kann sich morgens im Spiegel noch in die Augen sehen. Wer im Supermarkt oder beim Discounter kauft, der ist überhaupt an allem Schuld, am Ozonloch, am sinkenden Lohnniveau, an den Lebensmittelskandalen.
DIE Industrie ist überhaupt böse. DIE wollen ja alle nur Geld verdienen (wir wollen das natürlich nicht, bzw. bei uns ist das was ganz anderes )
Wir sind eben doch alle kleine Romantiker
lieben Gruß
susa
Sehr schön... so kommt es mir leider auch oft vor. Dabei lege ich seit Jahren schon so viel Wert darauf, beim einkaufen alles richtig zu machen...
Es ist ja auch so. Das hat doch nichts mit Romantiker sein zu tun.
Man kann bestimmten Dingen gegen wirken, und das sollten wir in unserer Schlaraffenlandwelt auch tun.
Kaufe ich eine Jack Wolfskin Jacke wenn ich sehe wo die Daunen her kommen? Kaufe ich bestimmte Produkte, die die Kinderarbeit in Afrika fördern? Kaufe ich Fleisch im Supermarkt, wenn ich weiß wo der --- herkommt?
Sollte doch jeder für sich selber entscheiden, und es nicht ins lächerliche ziehen.
Wir lachen drüber, unsere Kinder wahrscheinlich dann nicht mehr.
frankfurtwein hat geschrieben: Das hat doch nichts mit Romantiker sein zu tun.
Man kann bestimmten Dingen gegen wirken, und das sollten wir in unserer Schlaraffenlandwelt auch tun.
Kaufe ich eine Jack Wolfskin Jacke wenn ich sehe wo die Daunen her kommen? Kaufe ich bestimmte Produkte, die die Kinderarbeit in Afrika fördern? Kaufe ich Fleisch im Supermarkt, wenn ich weiß wo der --- herkommt?
Sollte doch jeder für sich selber entscheiden, und es nicht ins lächerliche ziehen.
Wir lachen drüber, unsere Kinder wahrscheinlich dann nicht mehr.
Moment - es ging hier nicht um die Frage "öko oder nicht öko", das ist ein anderes Kapitel. Hier ging es um industrielle (Massen-)Weinherstellung gegenüber "handwerklicher" Produktion.
Bewegt man sich im Bereich des konventionellen Landbaus, kann man es keineswegs als sicher annehmen, dass ein Produzent von Massenware sich automatisch weniger ressourcen- und umweltschonend verhält als ein Kleinerzeuger. Im Weinbau würde ich vermuten: in sehr vielen Fällen verhält es sich sogar genau anders herum
Was ist denn so schlimm am Begriff "Industriewein"? Und die verzweifelten Versuche zu bestreiten, dass es eine industrielle Landwirtschaft in den westlichen Ländern gibt, bzw. dass just der Weinbau sich von dieser Industrialisierung abgekoppelt hätte halte ich auch für sagen wir mal blauäugig. Damit will ich aber ausdrücklich niemand hier persönlich angreifen.
Man sollte eher die Frage stellen in wie weit es noch ein handwerkliche Landwirtschaft bei uns gibt und man kann auch fragen ob diese angesichts der hohen Lohnkosten und damit auch Lebenskosten in den industrialisierten Ländern überhaupt sinnvoll ist.
Man muss sich aber auch klar machen, dass die industrialisierte Landwirtschaft ein Problem hat und das ist die Endlichkeit der Produktionsmittel Boden und Wasser. Dies führt dazu, dass einige Merkmale die in der industriellen Produktion durchaus sinnvoll sind, auf die Landwirtschaft angewandt zu schlechten Ergebnissen führen muss. Ein Acker, ein Weinberg ist kein geschlossenes System, die Form der Produktion auf diesem hat Auswirkungen auf die Umwelt und dass diese vielfach schlecht sind, wissen wir heute. Ich nenne mal als Beispiele Eintrag von Herbizide und Pestizide in das Wasser, Verlust von Humus und Fruchtbarkeit des Bodens im allgemeinen, Belastung durch Methangas durch die Massentierhaltung ...
Dazu kommt, dass eine Standardisierung im landwirtschaftlichen Bereich einen enormen Verlust an Aromen, Geschmacksunterschieden bei den Lebensmitteln bedeutet, was zumindest für mich eine echte Katastrophe ist, Lebensmittel, Nahrungsmittel, Genussmittel sollen für mich nicht nur satt und berauscht machen, sie sollen auch schmecken. Und Geschmack entsteht bei mir aus Abwechslung.
Je weiter ich die Industrialisierung der Landwirtschaft treibe, desto größer wird der Verlust der Geschmacksunterschiede, weil eine industrialisierte Produktion natürlich immer einen bestimmten Standard erreichen muss und will. Dies halte ich im Bereich der Lebensmittel für falsch. Damit meine ich aber nicht, dass man jegliche hygienische und andere Standards einfach fallen lassen kann und soll. Nur damit hier kein falscher Zungenschlag aufkommt.
Natürlich sind gewisse Bereiche der Mechanisierung heute nicht mehr zurück zu drängen, aber man sollte schon kritisch fragen was wirklich notwendig ist und was eher kontraproduktiv bei der Erzeugung von Lebensmitteln.
Und zuletzt das hier teilweise genannte Argument, dass es eben Leute gibt die Wein nur brauchen weil sie Alkohol saufen wollen oder dass die aktuell getrunkenen Mengen gar nicht aus ethisch verantwortbarer Produktion herstellbar wären halte ich, angesichts von Überproduktion und Entsorgung von nahezu 50% der Lebensmittelerzeugung im Müll, für arrogant und zynisch.
Da der letzte Absatz wohl gegen mich zielt, gestatte man mir eine Replik.
Ich glaube nicht, dass Leute, die ohne groß nachzudenken im Supermarkt einen billigen Wein kaufen, das nur um des Rausches wegen tun (wären sie ja mit einer Flasche Schnaps auch besser bedient), sondern dass es Leute gibt, denen Wein nicht so wichtig ist und die sich mit Wein nicht auseinandersetzen wollen. Sie erwarten ein bekanntes, unkompliziertes und konstantes Geschmackserlebnis für kleines Geld. Ist doch erst mal nichts Schlimmes dran.
Inwieweit wird Wein weggeschüttet? Ich habe dazu bisher explizit nichts gefunden und weiß nicht, inwiefern der auch in diesem Ausmaß Anteil an der Lebensmittelverschwendung hat. Dass fast 40% aller produzierten Lebensmittel weg geworfen werden, halte ich auch für einen Skandal. Dennoch glaube ich weiterhin, dass die "handwerkliche" Weinwirtschaft den Gesamtbedarf nicht decken kann. Ich habe Zahlen im Kopf (ich werd noch mal nachsuchen), dass diese so um die 10% der Gesamtproduktion ausmachen, das wäre also selbst bei einer um 50% verringerten Nachfrage noch zu wenig.
lieben Gruß
susa
Red wine with fish. Well, that should have told me something. James Bond in From Russia with Love
Natürlich gibt es die Agro-Industrie, nicht nur im benachbarten Ausland, sondern gerade auch bei uns. Weinanbau gehört aber meiner Meinung nach nicht dazu, kann gar nicht dazu gehören. Ich habe es hier irgendwo schon einmal geschrieben, solange Trauben nicht überdacht auf Substrat wachsen, gehört diese Frucht nicht in die Agro-Industrie. Egal wie mechanisiert und automatisiert Weinbergsarbeit und Weinwerdungsprozess sind. Im Gegensatz zum Gammelfleisch und der Wassertomate (bewußte Polemik) ist beim Wein kein garantiertes Ergebnis zu planen. Weder mit Beregnungs-, Dünger- oder Mastplan.
Noch was: Wein wird nicht weggeschüttet, sonder in der Regel zu Industriealkohol destiliert. Alleine nach Spanien fließen dafür dreistellige (!) Millionenbeträge per anno in Form von EU-Geldern...
Dirk Würtz hat geschrieben:.... Egal wie mechanisiert und automatisiert Weinbergsarbeit und Weinwerdungsprozess sind..... ist beim Wein kein garantiertes Ergebnis zu planen. Weder mit Beregnungs-, Dünger- oder Mastplan.
Einspruch Euer Ehren, wie schaffen es denn Gallo, Mertes und Konsorten, dass ihre Weine immer gleich schmecken, riechen, aussehen? Wahrscheinlich mit dem oben Erwähnten und zusätzlich noch mit ein bisschen Chemie, oder? Aber genau das sind doch die Weine, die sich von den "handwerklichen" (working title - hab ich grade eben wo anders gelesen ) unterscheiden.
lieben Gruß
susa
Red wine with fish. Well, that should have told me something. James Bond in From Russia with Love
susa hat geschrieben:Einspruch Euer Ehren, wie schaffen es denn Gallo, Mertes und Konsorten, dass ihre Weine immer gleich schmecken, riechen, aussehen?
Ich würd mal vermuten: durch gekonntes Cuvetieren. Genügend Ausgangsmaterial ist bei Großerzeugern ja immer da. Wie's die großen Champagnerhäuser übrigens auch machen, um standardisierte Produkte zu erhalten (aber das sind auch so Industriebutzen )
susa hat geschrieben: und zusätzlich noch mit ein bisschen Chemie, oder?
Nur mal interessehalber: welche "Chemie" sollte das sein? - Ich habe da nicht die geringste Ahnung, was das sein könnte.