Einzelflaschenfreund hat geschrieben:
Und, von wirklich ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, kann man sich auch mit einem normalen Einkommen ab und an absolute Topweine in Weiß leisten; in Rot wird das eng.
VillaGemma hat geschrieben:ähm, was ist denn bitte ein absoluter Topwein? Ernsthafte Frage. Ich bin der Meinung, immer mal einen "absoluten Topwein" in Rot zu trinken, ohne dabei 50 Euro zu reißen. Gern auch mal für 25-30,-...
Für bis maximal 15,- wird es in Rot wohl schon eng...aber gibt es da in Weiß ernsthaft Topweine?
Wir reden hier immer über Verengungen. Bei mir ist es so, dass ich mich mit Riesling halbwegs auskenne, mit Spätburgunder ein bisschen - und allem anderen gegenüber bin ich aufgeschlossen, genieße es mal mehr, mal weniger, kann aber nicht wirklich behaupten, einen "klassifizierenden Blick" darauf werfen zu können.
Deine Verengung heißt Priorat, C9dP und ...? Korrekt?
Dennoch - wenn ich versuche, diese Verengungen ein wenig aufzuweichen, dann bekomme ich von den "Großen Weinen dieser Welt" in Weiß (edelsüß lasse ich mal außen vor) deutsche, österreische oder elsässische Top-Rieslinge, Chenin Blancs von der Loire, Savagnins aus dem Jura, Chardonnays aus Kalifornien, selbst weiße Bordeauxs jeweils in bestmöglichen Versionen schon ab knapp 20 EUR vereinzelt in Weltklasse-Niveau, bis 50 EUR schon fast komplett und jenseits von 100 EUR bleibt eigentlich nur noch eine Handvoll, die m. E. auch nicht noch einmal diese vollkommen neue Dimension hinzufügen, die also keine wirklich eigene Klasse bilden (das sind dann solche wie die genannten G-Max (in jeder Hinsicht ein Singulär), A.d.L. und Co. Die einzige Ausnahme sind weiße Top-Burgunder - aber selbst hier ist die jeweils vergleichbare Qualität in Rot fast immer teurer, v. a. imho im Segment 25-70 EUR. Und Burgund scheint wirklich in jeder Hinsicht eine Ausnahme zu sein; da wurde ja auch schon zu Recht darauf hingewiesen, dass es vielleicht die weltweit einzige Region ist, in der Rot und Weiß in Sachen Renommé und Beliebtheit gleichauf liegen.
Und in Rot? Da muss ich schon nach den Pretiosen suchen, wenn ich in die erweiterte Weltspitze will. C9dP hat ja auch ein wenig zugelegt in den Preisen, und Sachen wie die Hommage à Jacques Perrin sind dann doch auch wieder in anderen Sphären.
So meinte ich das - als Generaltendenz; natürlich, wie immer, mit Ausnahmefällen.
Aber nimm z. B. mal einen beliebigen deutschen Winzer, der sowohl Riesling als auch Spätburgunder verkauft. Über die gesamte Qualitätspyramide bis nach oben ist der Rotwein fast immer teurer als sein Gegenstück in Weiß.
Und, wie hoffentlich schon in meinem ersten Beitrag verständlich ausgeführt, ist dieses "In Weiß kann man sich auch mal Weltklasse leisten"-Argument zwar verwandt, aber nicht identisch mit meinem Hauptargument, "In Weiß bekommt man leichter etwas Trinkbares auch für kleines Geld". Letzteres bezieht sich dann eher auf die Segmente von 6 - 10 EUR (in Rot fast nicht existent im trinkbaren Bereich) und 8 - 15 EUR (in Weiß bereits mit charakterstarken Weinen en masse gesegnet, in Rot eher im Bereich "okay", wenn man sich auskennt).
Viele Grüße
Guido
PS: Zur Transzendenz und der möglicherweise höheren Eignung von Rotwein als Henkersflasche: Irgendwie habe ich auch immer den Eindruck, die alkoholische Wirkung des Rotweins ist eine andere als die des Weißweins. Irgndwie quasi-religiöser. Vielleicht komme ich als Atheist daher besser mit Weißem klar?
