das weinforum .de

innauen hat geschrieben: eine hübsche Auflösung, aber der Schaden ist trotzdem angerichtet, denn an die Razzia wird sich jeder erinnern, an die Pointe nicht. Und für Herrn Barth hat das ganze auch kein gutes Ende gefunden, wenn es stimmt, dass diese Ermittlungsmaßnahme Einfluss auf die Vertragsauflösung hatte. Aber das ist ein Trend, der in der Öffentlichkeit generell zu beobachten ist. Polizeiliche Ermittlungen, Durchsuchungen, Anklagen richten einen so großen Imageschaden an, dass ein späterer Freispruch oder wie in diesem Fall eine lässige Sünde, die Marke irreparabel beschädigt haben. Beispiele gibt es dafür zuhauf: Kachelmann, Mannesmannprozess etc. Für das Image ist nicht das Ende eines langweiligen rechtlichen Verfahrens, sondern die Berichterstattung entscheidend.

1. Die anderen (nicht benannten) Vorwürfe stehen aber noch im Raum, oder?
2. Frage: Für sowas kann man keinen Schadensersatz von der ermittelnden Behörde verlangen, oder?
3. Hätte ich ein Weingut und die Stelle wäre frei, würde ich Peter Barth einstellen.

Charlie hat geschrieben: 1. Die anderen (nicht benannten) Vorwürfe stehen aber noch im Raum, oder?

Charlie,

so verstehe ich die Pressemeldung auch. Den Frankenwein hat man im Rahmen der Betriebsdurchsuchung wohl nur "nebenbei" gefunden; im Kern geht es um andere (nach wie vor nicht spezifizierte) Vorwürfe.

3. Hätte ich ein Weingut und die Stelle wäre frei, würde ich Peter Barth einstellen.

Warum? Waren die Schönborn-Weine in den letzten Jahren so herausragend gut? So viel gutes gehört habe ich von denen nicht.

Gruß
Ulli

Hallo!

innauen hat geschrieben:Polizeiliche Ermittlungen, Durchsuchungen, Anklagen richten einen so großen Imageschaden an

Deshalb sollte in solchen Fällen, wo der Verdacht auf Imageschaden besteht, nie mehr ermittelt, nie berichtet, etc., werden, oder wie stellst du dir das vor?

innauen hat geschrieben:der wie in diesem Fall eine lässige Sünde

Ob du vielleicht nur einteilig gelesen hast, das Letzte?
Plädierst du für geheime Ermittlungen und Verfahren?

Charlie hat geschrieben:Hätte ich ein Weingut und die Stelle wäre frei, würde ich Peter Barth einstellen.

Warum? Kennst du ihn, oder findest du Verstöße gegen das Weingesetz OK?,


Gruß

Alas

genau darum geht es doch. Strafprozessual gilt die Unschuldsvermutung, aber das darf Herrn Barth jetzt egal sein. Und Schadenersatz wird in Deutschland nach "Recht und Billigkeit" gezahlt, wenn sich herausstellt, dass ungerechtfertigt ein Schaden entstanden ist. Tatsächlich liegt die betonung auf Bilig, wenn man sich die Entschädigungssummen ansieht. Wir bewegen uns hier im Stadium des Verdachts. Der mediale Schaden - und nur davon - entsteht aber schon jetzt. Und dieser Schaden ist für das Schloss viel höher als eine etwaige Strafe wg Verstosses gegen das Weingesetz.

Grüsse,

Wolf

Warum? Kennst du ihn, ..

Ich kenne Peter Barth von von ein paar Proben. Ich habe die Kollektionen von 2005 bis 2008 probiert und fand sie sehr gut. Jedenfalls so gut, dass mir das Schloss Schönborn zusammen mit Schloss Johannisberg als die Hoffnung der Rheingauer Schlossweingüter erscheinen. Das ist der Grund weshalb ich ihm hier moralische Unterstützung zukommen lasse. Ich kenne die Früchte seiner Arbeit.

Waren die Schönborn-Weine in den letzten Jahren so herausragend gut? So viel gutes gehört habe ich von denen nicht.

ich habe auch nicht viel gutes gehört. Mir scheint, von den medial Präsenten sieht es nur Fassbender wie ich.

... oder findest du Verstöße gegen das Weingesetz OK?

Nein, wieso?

Der mediale Schaden - und nur davon - entsteht aber schon jetzt.

Das scheint mir ein grundsätzliches Problem der Justiz zu sein. Ich wüsste aber als Totallaie nicht mal einen Ansatz zur Lösung.

OT: Das ist nicht das Problem der Justiz oder der Behörden. Die können nichts anderes tun, als Unregelmäßigkeiten, Gesetzesverstöße etc. zu untersuchen und bei entsprechender Beweislage zu verurteilen. Es ist auch nur zu einem Teil das Problem der Presse, deren Job es ist, so etwas zu veröffentlichen.

Das Problem liegt in der Skandal- und Hypehungrigkeit von Menschen und ihrer Neigung, gleich hinter jedem Busch einen Räuber zu wittern. Da kann man sich nur selber an die Nase packen und wo immer möglich, deeskalierend wirken.

Es ist in der Tat auch eine meiner größten Horrorvorstellungen, hierzulande zu Unrecht irgendeiner Tat bezichtigt zu und dann der Öffentlichkeit zum Fraß vorgeworfen zu werden. Ich stelle es mir grausam vor.

lg
s

Hallo in die Runde,
als Jurist bin ich doch einigermaßen verwundert, welche Rechtsansichten hier vertreten werden.
RIchtig ist: In Deutschland gilt die Unschuldsvermutung. Solange also ein strafbares Verhalten nicht rechtskräftig nachgewiesen ist, darf niemand als schuldig bezeichnet werden.
Das hat aber weder die ermittelnde Staatsanwaltschaft noch die berichtenden Medien getan. Damit also schon mal kein Verstoß gegen die Unschuldsvermutung.
Sofern hier nun von einem Schaden gesprochen wird, der dem Gut durch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft entstanden ist (???), so wird es dann doch etwas verquer.
Zur Info: Da sitzt nicht ein Staatsanwalt und denkt sich, hmm beim wem mache ich denn heute mal eine Razzia.
Richtig ist, daß entweder die Polizei oder aber die Staatsanwaltschaft aufgrund von Informationen entscheidet, ob überhaupt ein Anfangsverdacht besteht, der die Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens rechtfertigt. Dies entscheidet die Polizei bzw. der Staatsanwalt allein.
Wird ein Anfangsverdacht bejaht, wird das Ermittlungsverfahren eröffnet und die eigentlichen Ermittlungen erfolgen. Dafür können offensichtliche Beweismittel ausgewertet werden, Zeugen können vernommen werden, auch der Angeschuldigte kann bereits verhört werden, muss aber nicht.
Sollten diese Ermittlungen den Anfangsverdacht erhärten und nun eine Hausdurchsuchung (nichts anderes ist eine Razzia) als sinnvoll zur Aufdeckung weiterer Beweise erscheinen, kann die Staatsanwaltschaft dies beim Ermittlungsrichter beantragen. Dies kann ein Staatsanwalt nicht einfach selbst bestimmen. AUsserdem muss im Rahmen dieses gerichtlichen (Vor)Verfahrens auch bereits ein hinreichender Tatverdacht von der Staatsanwaltschaft nachgewiesen werden. Erst dann, wird eine Durchsuchung angeordnet werden.
WIe man sehen kann, liegt hier ein voillkommen rechtsstaatliches Verfahren vor. Wie sollte denn die Staatsanwaltschaft hier jemals einen Schaden verursachen.

Auch die berichtenden Medien verursachen keinen ersetzbaren Schaden. Die Berichterstattung ist hier auch nicht ansatzweise vorverurteilend.
Ein Imageschaden dürfte darüber hinaus auch nicht ernsthaft behauptet werden können, da hier ja schließlich nicht die Bildzeitung und die Fernsehanstalten zum Boykott aufrufen.

Hier sollte also nicht von Schadensersatz und Hetzjagd der Medien gesprochen werden.

Was einzelne hier im Forum an unausgesprochenen Vermutungen gegenüber den angeblichen Praktiken einzelner Winzer äußern, dürfte schon eher in der Bereich einer (bei der Benenunng von Ross und Reiter, was ja immer glüpcklicher Weise unterlassen wird) schadensersatzpflichtigen Handlung gehen.

Wir wollen doch wohl nicht ernsthaft für ein Weingut unseren Rechtsstaat ändern.

Kopfschüttelnd

Peter

Peter, das sagt doch keiner. Ich habe es jedenfalls nicht so gemeint. Was du schreibst, ist selbstverständlich. Nur: auch wenn die Behörden und Medien alles richtig machen, bleibt trotzdem ein Schaden. Und ich wüsste nicht, wie man einen solchen Schaden vermeiden könnte oder ob es richtig und gerecht wäre, die Behörden (im Falle der Unschuld) zu einem Ersatz dieses Schadens zu zwingen. Mit "Problem der Justiz" meinte ich nicht, dass die Behörden etwas falsches machen, sondern dass es hier ein Problem im Rahmen des Rechtssytems gibt. Mehr nicht. Oder meinst du jetzt, da entsteht gar kein Schaden und deshakb gibt es auch kein Problem?

Hallo Charlie,
in der Tat sehe ich auch keinen bleibenden Schaden.
Sollten sich die Vorwürfe als falsch herausstellen, wird das Verfahren eingestellt und der Betrieb ist vollständig rehabilitiert. Sollte an den Vorwürfen was dran sein, ist der Schaden beim dann strafrechtlich Verantwortlichen einzufordern.
Wie gesagt, das Gros der Kunden wird diese Artikel aber eh niemals lesen. Ein Imageschaden droht daher meines Erachtens ncht. Wir Weininteressierte sind doch ein verschwindend kleiner Personenkreis.

Grüße Peter