Natürlich darf er kritisieren. So wie die meisten der hier Schreibenden Dinge, vor allem Weine, kritisieren und zwar positiv wie negativ. Wenn ich kritisiere muss ich aber auch mit Echo rechnen. Und ich kann schon viele der Antworten verstehen. Ich denke, dass jeder der bereit ist, für einen Wein regelmäßig mehr als 10,- Euro auszugeben und diesen per Internet zu ordern sich mit diesem Thema beschäftigt und daher zu einem gewissen Grad informiert ist und herausgeprägte Vorlieben hat. Ich weiß also, was ich suche und welchen Wein ich möchte. Und dann spielt natürlich der Preis eine große Rolle. Hier geht es häufig auch nicht um kleinste Differenzen.Leider lese ich hier kaum Antworten auf die doch zum Teil interessanten Fragen des Kollegen, fast nur Aussagen a'la:
- ist er doch selber schuld, wenn keiner bei ihm einkauft
- er soll sich nicht bei den Kunden beschweren, dass diese nur beim billigsten Kaufen ist halt Markt
- wenn andere Händler einen kopieren ist das halt Pech und auch wieder Marktgeschehen, auch das darf nicht kritisiert werden
- ...
Einfaches Beispiel: Ich habe letztens noch den Belgrave 2009 gesucht. Der Unterschied bei einer 12er OHK waren zwischem dem Angebot eines Händlers, bei dem ich durchaus häufiger bestelle und dem günstigsten Angebot 55,- Euro. Dafür habe ich mir dann noch Weine aus Regionen mitgenommen, die mir bisher eher fremd sind. So gesehen ist es schon merkwürdig, wenn man sich als Kunde dann die Frage stellen muss, ob dadurch die Vielfalt der Weinwelt gefährdet wird. Schließlich bin ich an neuem interessiert, kann mir das aber dadurch leisten, indem ich bei dem Bekannten auf den Preis achte.
Die Discount- und Massenweinkritik ist ja dann durchaus berechtigt. Es darf jedoch stark bezweifelt werden, ob diese Veröffentlichung von einem einzigen überzeugtem Discounterkunden gelesen wird. Und selbst wenn, wird sich dadurch die Einstellung nicht ändern. Insofern ist die Kritik nicht unberechtigt sondern allenfalls sinnlos.
Bei mir als interessiertem Konsumenten wirft eine solche Kritik eher die Frage auf, warum ich mir von einem Händler sagen lassen muss, was ich mögen darf und was nicht. Ich denke nicht, dass ich industrielle Massenweine kaufe auch wenn ich sie bei anderen Händlern kaufe und dabei auf den Preis achte. Schließlich muss ich, wie im übrigen jeder Unternehmer auch, kostenorientiert handeln. Und das fällt bei der Vielzahl an interessanten Weinen und dem nicht beliebig steigerbaren Budget eh schon schwer genug
