Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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octopussy
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von octopussy »

UlliB hat geschrieben:Einerlei. Wie schon weiter oben gesagt: entgegen einiger Prognosen scheint die neue Kategorie "Erste Lage" doch gerne genutzt zu werden.
Aber hallo.

Bassermann-Jordan 2012 Erste Lage:

Ruppertsberg Trocken (Ruppertsberger Reiterpfad)
Deidesheim Trocken (Deidesheimer Herrgottsacker)
Forst Trocken (Forster Stift)
Deidesheimer Leinhöhle Riesling feinherb
Deidesheimer Kieselberg Riesling trocken
Forster Ungeheuer Riesling trocken (müsste das nicht ein Großes Gewächs sein?)
Deidesheimer Mäushöhle Riesling trocken
Deidesheimer Grainhübel Riesling trocken
"Auf der Mauer" Riesling trocken

Von Buhl ist dagegen sparsam mit "nur" fünf 2012er Erste Lage Rieslingen.
Beste Grüße, Stephan
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UlliB
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von UlliB »

Hallo Stephan,

Deine Aufzählung zu Bassermann-Jordan verwirrt mich jetzt schon sehr:
Ruppertsberg Trocken (Ruppertsberger Reiterpfad)
Deidesheim Trocken (Deidesheimer Herrgottsacker)
Forst Trocken (Forster Stift)
Wird die Lage auf dem Etikett jetzt angegeben oder nicht? Falls nein: sind das dann tatsächlich Erste-Lage-Weine, das heißt, es gibt solche auch ohne Lagenangabe? Das erschiene mir widersinnig.
Deidesheimer Leinhöhle Riesling feinherb
Ooops, tatsächlich? Ich dachte, Erste-Lage-Weine müssten wie GGs trocken sein?
Forster Ungeheuer Riesling trocken (müsste das nicht ein Großes Gewächs sein?)
Forster Ungeheuer = Große Lage, im Prinzip also schon ein GG. Vielleicht darf man aber deklassieren. Das ginge im Burgund auch, dabei würde man dort aber das Recht auf die Angabe des Lagennamens verlieren. Keine Ahnung, was die VDP-Regeln vorschreiben - sofern sie denn überhaupt etwas dazu vorschreiben. Vielleicht kann ja Dirk Würtz gelegentlich etwas Klarheit ins Dunkel bringen.

Fragen über Fragen :evil:

Gruß
Ulli
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octopussy
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von octopussy »

UlliB hat geschrieben: Wird die Lage auf dem Etikett jetzt angegeben oder nicht? Falls nein: sind das dann tatsächlich Erste-Lage-Weine, das heißt, es gibt solche auch ohne Lagenangabe? Das erschiene mir widersinnig.
Mich verwirrt das auch. Die Lage ist offenbar nicht auf dem Vorderetikett angegeben, aber auf der Website von B-J werden die Weine als "VDP Erste Lage" geführt.

http://www.bassermann-jordan.de/de/wein ... -lage.html
Beste Grüße, Stephan
Bernd Schulz
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von Bernd Schulz »

Erste Lage ohne Lagenangabe.... jetzt ist endgültig der Punkt erreicht, an dem ich nur noch Bahnhof verstehe, obwohl ich mich vermutlich schon etwas intensiver mit deutschem Wein befasse als der Durchschnittskonsument. Ich habe auch komplett den Ehrgeiz verloren, irgendwie doch noch den Durchblick zu bekommen.

Das, was sich der VDP in Bezeichnungsfragen geleistet hat, ist schlichtweg der pure Irrsinn! Anders kann man das nicht nennen.

Beste Grüße

Bernd
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UlliB
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von UlliB »

Bernd Schulz hat geschrieben: [...] jetzt ist endgültig der Punkt erreicht, an dem ich nur noch Bahnhof verstehe, obwohl ich mich vermutlich schon etwas intensiver mit deutschem Wein befasse als der Durchschnittskonsument
Geht mir genauso, und ich meine schon, dass ich mich mit dem VDP-Klassifizierungssystem wirklich sehr intensiv auseinandergesetzt habe. Die von Stephan verlinkte B-J-Homepage gibt mir den Rest - die dort abrufbaren Etiketten einiger Weine verstoßen aus meiner Sicht gegen mindestens ein halbes Dutzend VDP-interner Regeln; und das bei einem Betrieb, der die VDP-Klassifikation ganz maßgeblich forciert hat.
Das, was sich der VDP in Bezeichnungsfragen geleistet hat, ist schlichtweg der pure Irrssinn! Anders kann man das nicht nennen.
Ja, so ist das. Bei allem Respekt vor den einzelnen VDP-Winzern: hinsichtlich seiner "Klassifikation" ist der VDP ein komplett durchgeknallter Kasperles-Verein, der keinen wie auch immer gearteten Anspruch darauf erheben kann, in irgendeiner Weise ernstgenommen zu werden.

Gruß
Ulli
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octopussy
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von octopussy »

Ich habe persönlich den Eindruck, dass sich seit dem Beschluss des VDP über die Einführung der vierstufigen Pyramide die Bezeichnungsvielfalt bei den Weinen der VDP-Weingüter eher noch verwirrender darstellt als vorher. Einige ziehen es recht gradlinig durch, z.B. VDP-Präsident Christmann. Im Fall von Christmann (als Beispiel) kann ich mich mit der neuen Klassifikation auch durchaus anfreunden. Ob ein Wein nun eher leicht (Kabinett-Stil) oder kräftig (Spätlese oder Auslese Stil) ist, kann man im Zweifel am Alkoholgehalt erkennen oder einfach nachfragen. Ich finde das durchaus übersichtlich. Zudem hat Christmann u.a. einer Verlockung widerstanden und seinen Wein aus jungen Reben aus dem IDIG nicht "Königsbacher IDIG QbA trocken" genannt, sondern "Königsbacher Riesling" (also Ortswein).

Ein Winzer wie Christmann hat es allerdings auch vergleichsweise leicht, weil er ganz überwiegend auf trockene Weine setzt und ein paar wenige edelsüße Weine sein Sortiment eher abrunden als die Basis desselben darstellen.

Neben Bassermann-Jordan finde ich ein Bezeichnungschaos übrigens auch bei zahlreichen anderen Winzern. Ganz viele haben ein oder zwei Ortweine, daneben aber auch noch in etwa gleich bepreiste Weine aus Gesteinsformationen (z.B. "vom Rotschiefer"). Dann gibt es noch die Zweitweine aus Großen Lagen (wie bei Emrich-Schönleber) sowie auch die Variante mehrerer Ortsweine aus verschiedenen Bodenformationen (z.B. Dr. Wehrheim "Birkweiler Riesling aus dem Rotliegenden und vom Buntsandstein"). Auch Battenfeld-Spanier kann offenbar nicht auf Zwischenstufen verzichten. Dort gibt es dann noch Weine zwischen den Gutsweinen und den Ortsweinen ("Riesling Eisbach" und "Riesling Königsklasse") und einen Wein über den GGs ("Riesling CO"). So hat halt jeder sein Plaisirchen, an das seine Kunden gewöhnt sind oder das "zur Abrundung des Sortiments sinnvoll ist" oder das den unterschiedlichen Böden in einem Ort gerecht wird oder oder oder.

Diese Vielfalt stört mich eigentlich weniger. Mehr stört mich, dass der VDP im Sinne einer Erziehungsmaßnahme seine Pyramide beschließt und mit kräftig Marketing-Aufwand in den Markt trägt. Ich als Kunde nehme mir die Zeit, um mich mit dem System auseinanderzusetzen, nur um dann festzustellen, dass es nicht einmal ansatzweise konsequent umgesetzt wird. Offen gesagt fühle ich mich leicht verarscht.
Beste Grüße, Stephan
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Markus Vahlefeld
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von Markus Vahlefeld »

Holla die Waldfee,

wenn es stimmt, was hier aus der Pfalz berichtet wird, dann ist das jetzt in der Tat der pure Irrsinn. Meine Hoffnung war, dass einige Grosse Lagen zu Ersten Lagen heruntergestuft würden, um die GGs etwas zu bereinigen. Was stattdessen - zumindest in der Pfalz - passiert, ist die Absurdführung durch Lagenmenge, die völlig verwirrend ist. Und keine - auch preisliche - Abgrenzung zum Ortswein hergestellt wird. Dass diese Ersten Lagen den Pfälzer Weingütern entgegenkommen, habe ich schon geahnt, denn die haben so viele ehemals gut klingende Lagennamen, dass die einfach diese Lagen zurückhaben wollten.

Ich weiss nun nicht, wer die Dreistufigkeit beibehält. Rheinhessen hat sich zur Dreistufigkeit verpflichtet. Auch wenn viele Winzer - wie bereits angesprochen - innerhalb der Pyramide nochmals Selektionen vornehmen. Konkret zu BattenfeldSpanier: der Eisbach läuft als Gutswein, die Königsklasse ist eine Sonderabfüllung für die Humidore (also streng genommen auch ein Gutswein). Und über den CO brauchen wir nicht zu debattieren, denn das mache ich mit HO schon zur Genüge. Ich bin, was diese Verwässerung der GGs angeht, ebenfalls mehr als skeptisch.

Weiss denn jemand, welche Anbaugebiete noch auf die Ersten Lagen verzichten werden?
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von Moselfan »

Mosel und Mittelrhein verzichten ebenfalls auf die 4te Stufe so wie ich das mitbekommen habe.
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UlliB
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von UlliB »

Markus Vahlefeld hat geschrieben:Weiss denn jemand, welche Anbaugebiete noch auf die Ersten Lagen verzichten werden?
Moselfan hat geschrieben:Mosel und Mittelrhein verzichten ebenfalls auf die 4te Stufe so wie ich das mitbekommen habe.
An der Mosel überrascht mich das überhaupt nicht:
1. spielen die VDP-Betriebe hier ohnehin nicht die Rolle wie anderswo,
2. operieren hier auch die VDPler ganz vorwiegend in restsüß, und da ist die Klassifizierung völlig nachrangig, und
3. hat hier jeder VDP-Betrieb wohl mehr als genug Große Lagen. Da braucht es keine Extra-Kategorie.

In Baden wird es, wie weiter oben schon geschrieben, Erste Lagen geben.

Franken: keine Ahnung.

Wirklich interessant wird es an der Nahe...

Da bleibt natürlich die Frage, die Stephan schon angeschnitten hat: was soll das Ausrollen der vierstufigen "VDP-Pyramide" mit viel Getöse, wenn anschließend jeder VDP-Regionalverband damit macht, was er gerade mal für richtig hält - und dann noch jeder einzelne VDP-Winzer mit seiner individuellen Auslegung der Regeln das ganze System vollends ad absurdum führt?

Gruß
Ulli
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octopussy
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Re: Neue Lagenklassifikation im VDP ?!

Beitrag von octopussy »

Markus Vahlefeld hat geschrieben: wenn es stimmt, was hier aus der Pfalz berichtet wird, dann ist das jetzt in der Tat der pure Irrsinn. Meine Hoffnung war, dass einige Grosse Lagen zu Ersten Lagen heruntergestuft würden, um die GGs etwas zu bereinigen. Was stattdessen - zumindest in der Pfalz - passiert, ist die Absurdführung durch Lagenmenge, die völlig verwirrend ist. Und keine - auch preisliche - Abgrenzung zum Ortswein hergestellt wird. Dass diese Ersten Lagen den Pfälzer Weingütern entgegenkommen, habe ich schon geahnt, denn die haben so viele ehemals gut klingende Lagennamen, dass die einfach diese Lagen zurückhaben wollten.
Bei Bassermann-Jordan und von Buhl dürften drei Aspekte eine Rolle gespielt haben, warum sie so viele Erste Lagen Weine anbieten:

1. Bürklin-Wolf, meiner Meinung (und wohl auch allgemeiner Meinung) nach der renommierteste Betrieb an der Mittelhaardt, hat auch eine ganze Menge Erste Lage Weine im Angebot (P.C.): sechs, wenn ich richtig zähle. Bassermann-Jordan und von Buhl werden sich im Zweifel an Bürklin-Wolf orientieren.

2. Bassermann-Jordan und von Buhl (sowie auch Bürklin-Wolf) sind groß. Bassermann ca. 50 ha, von Buhl ca. 60 ha, Bürklin-Wolf fast 100 ha, dazu kommen teils noch Erträge aus zugekauften Trauben für die Gutsweine. Da ist es in gewisser Weise verständlich, wenn man die Mengen auf tendenziell viele Weine verteilen will.

3. In der Pfalz ist das Ortswein-Konzept weniger erprobt als in Rheinhessen (und vielleicht auch der Nahe). U.U. wollen einige Betriebe aktuell noch nicht alle Pferde auf die Ortsweine setzen. Was, wenn die Kunden die Ortsweine nicht annehmen?

Ich persönlich habe noch so gut wie keine Erfahrung mit Ortsweinen gesammelt, habe mir aber vorgenommen, in der nächsten Zeit mehr davon zu probieren. Aktuell werden die Ortsweine alle so zwischen 11 und 18 Euro verkauft. Damit die richtig ziehen, müssten sie m.E. schon eine spürbare qualitative Stufe über den Gutsweinen liegen und vor allem ein jedenfalls mittelfristiges Lagerpotenzial (3-10 Jahre) mit Potenzial für Verbesserung haben. Ich denke, dass vielleicht erst mal ein paar Jahre ins Land gehen müssen, bis die Ortsweine wirklich angenommen werden und von den Kunden in etwa auf einer Stufe mit Village-Weinen aus dem Burgund angesiedelt werden, wo man (immer vorbehaltlich des lästigen Prem-Ox Risikos) bei Meursaults, Pulignys, Chassagnes, sogar St.-Aubins schon mit einem Lagerpotenzial von 3-10, evtl. sogar 15 Jahren ausgehen kann.

U.U. sind die Kunden von Bassermann-Jordan, von Buhl, Karl Schaefer, Pfeffingen, Acham-Magin, usw. noch nicht bereit für die VDP-Pyramide. Es fällt schon auf, dass z.B. Acham-Magin in seiner Preisliste vom letzten Jahr auch noch diverse "Kabinett Trocken" (auch aus VDP Ersten und Großen Lagen) im Angebot hatte. Pfeffingen auch, hat dieses Jahr aber umgestellt. Bassermann-Jordan hatte früher auch zahlreiche trockene Kabinette im Angebot, im Zweifel heißen die heute einfach nur anders (ohne Kabinett). Ich kann schon verstehen, dass diese Betriebe nicht von einem Jahrgang auf den anderen alles anders machen wollen. Aber wenn die VDP-Pyramide sich irgendwann mal etablieren soll, dann darf die Umstellung eigentlich nicht mehr als drei bis fünf Jahre dauern (und dann hat der VDP wahrscheinlich wieder alles umgeworfen :twisted:).

Ich persönlich würde mir jetzt eigentlich doch wünschen, dass eine drei- oder vierstufige Klassifikation sich konsequent durchsetzen. Viel wichtiger als weniger Erste Lage Weine fände ich aber übrigens, wenn mal diese aus meiner Sicht unsägliche Praxis mit den Fantasienamen aufhören würde. Ok finde ich es noch, wenn es zwei oder drei Ortsweine aus verschiedenen Bodenformationen gibt, aber dann sollten die auch einigermaßen einheitlich heißen und nicht hier "vom Rotliegenden" und da "Terra Rossa".
Beste Grüße, Stephan
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