Markus Vahlefeld hat geschrieben:
wenn es stimmt, was hier aus der Pfalz berichtet wird, dann ist das jetzt in der Tat der pure Irrsinn. Meine Hoffnung war, dass einige Grosse Lagen zu Ersten Lagen heruntergestuft würden, um die GGs etwas zu bereinigen. Was stattdessen - zumindest in der Pfalz - passiert, ist die Absurdführung durch Lagenmenge, die völlig verwirrend ist. Und keine - auch preisliche - Abgrenzung zum Ortswein hergestellt wird. Dass diese Ersten Lagen den Pfälzer Weingütern entgegenkommen, habe ich schon geahnt, denn die haben so viele ehemals gut klingende Lagennamen, dass die einfach diese Lagen zurückhaben wollten.
Bei Bassermann-Jordan und von Buhl dürften drei Aspekte eine Rolle gespielt haben, warum sie so viele Erste Lagen Weine anbieten:
1. Bürklin-Wolf, meiner Meinung (und wohl auch allgemeiner Meinung) nach der renommierteste Betrieb an der Mittelhaardt, hat auch eine ganze Menge Erste Lage Weine im Angebot (P.C.): sechs, wenn ich richtig zähle. Bassermann-Jordan und von Buhl werden sich im Zweifel an Bürklin-Wolf orientieren.
2. Bassermann-Jordan und von Buhl (sowie auch Bürklin-Wolf) sind groß. Bassermann ca. 50 ha, von Buhl ca. 60 ha, Bürklin-Wolf fast 100 ha, dazu kommen teils noch Erträge aus zugekauften Trauben für die Gutsweine. Da ist es in gewisser Weise verständlich, wenn man die Mengen auf tendenziell viele Weine verteilen will.
3. In der Pfalz ist das Ortswein-Konzept weniger erprobt als in Rheinhessen (und vielleicht auch der Nahe). U.U. wollen einige Betriebe aktuell noch nicht alle Pferde auf die Ortsweine setzen. Was, wenn die Kunden die Ortsweine nicht annehmen?
Ich persönlich habe noch so gut wie keine Erfahrung mit Ortsweinen gesammelt, habe mir aber vorgenommen, in der nächsten Zeit mehr davon zu probieren. Aktuell werden die Ortsweine alle so zwischen 11 und 18 Euro verkauft. Damit die richtig ziehen, müssten sie m.E. schon eine spürbare qualitative Stufe über den Gutsweinen liegen und vor allem ein jedenfalls mittelfristiges Lagerpotenzial (3-10 Jahre) mit Potenzial für Verbesserung haben. Ich denke, dass vielleicht erst mal ein paar Jahre ins Land gehen müssen, bis die Ortsweine wirklich angenommen werden und von den Kunden in etwa auf einer Stufe mit Village-Weinen aus dem Burgund angesiedelt werden, wo man (immer vorbehaltlich des lästigen Prem-Ox Risikos) bei Meursaults, Pulignys, Chassagnes, sogar St.-Aubins schon mit einem Lagerpotenzial von 3-10, evtl. sogar 15 Jahren ausgehen kann.
U.U. sind die Kunden von Bassermann-Jordan, von Buhl, Karl Schaefer, Pfeffingen, Acham-Magin, usw. noch nicht bereit für die VDP-Pyramide. Es fällt schon auf, dass z.B. Acham-Magin in seiner Preisliste vom letzten Jahr auch noch diverse "Kabinett Trocken" (auch aus VDP Ersten und Großen Lagen) im Angebot hatte. Pfeffingen auch, hat dieses Jahr aber umgestellt. Bassermann-Jordan hatte früher auch zahlreiche trockene Kabinette im Angebot, im Zweifel heißen die heute einfach nur anders (ohne Kabinett). Ich kann schon verstehen, dass diese Betriebe nicht von einem Jahrgang auf den anderen alles anders machen wollen. Aber wenn die VDP-Pyramide sich irgendwann mal etablieren soll, dann darf die Umstellung eigentlich nicht mehr als drei bis fünf Jahre dauern (und dann hat der VDP wahrscheinlich wieder alles umgeworfen

).
Ich persönlich würde mir jetzt eigentlich doch wünschen, dass eine drei- oder vierstufige Klassifikation sich konsequent durchsetzen. Viel wichtiger als weniger Erste Lage Weine fände ich aber übrigens, wenn mal diese aus meiner Sicht unsägliche Praxis mit den Fantasienamen aufhören würde. Ok finde ich es noch, wenn es zwei oder drei Ortsweine aus verschiedenen Bodenformationen gibt, aber dann sollten die auch einigermaßen einheitlich heißen und nicht hier "vom Rotliegenden" und da "Terra Rossa".