Weingut Eckehart Gröhl

Bernd Schulz
Beiträge: 7093
Registriert: Sa 11. Dez 2010, 23:55
Kontaktdaten:

Re: Weingut Eckehart Gröhl

Beitrag von Bernd Schulz »

EThC hat geschrieben: Sa 6. Jul 2024, 09:50 ...ich vermute mal, daß ich nicht alleine bin, wenn bei "Dornfelder" UND "halbtrocken" maximale Skepsis ausgelöst wird, jedenfalls käme ich never ever auf die Idee, mir sowas zu kaufen bzw. allerhöchstens nach vorherigem Probieren und sich das dann als absoluter Ausnahme-Dornfelder herausstellen sollte.
Allerdings bist du da nicht alleine. Bei Dornfelder in trocken bin ich bereits skeptisch, wobei ich im Laufe der Jahre erfahren habe, dass es einige (wenige) Winzer gibt, die aus der Sorte tatsächlich gute Weine machen. Aber Dornfelder halbtrocken? Wenn ich ehrlich bin, hege ich schon Vorurteile gegenüber den Erzeugern, die so etwas überhaupt anbieten.:oops:

Auch die Beschreibung des Gröhlschen Exemplars ("...etwas süßlicher Stallgeruch, dann Vanille und Amarena-Kirsche.
An Gaumen Pflaumenkompott und Rumtopf...") wirkt auf mich erst mal wie ein rotes Signal. Rumtopfig-vanillig-kompottige Noten sind etwas, was ich im Rotwein überhaupt nicht suche. Naja, de gustibus.....

Herzliche Grüße

Bernd
Benutzeravatar
Dionisos
Beiträge: 576
Registriert: Sa 4. Dez 2010, 00:16
Wohnort: Beelitz

Re: Weingut Eckehart Gröhl

Beitrag von Dionisos »

EThC hat geschrieben: Sa 6. Jul 2024, 09:50 ...ich vermute mal, daß ich nicht alleine bin, wenn bei "Dornfelder" UND "halbtrocken" maximale Skepsis ausgelöst wird, jedenfalls käme ich never ever auf die Idee, mir sowas zu kaufen bzw. allerhöchstens nach vorherigem Probieren und sich das dann als absoluter Ausnahme-Dornfelder herausstellen sollte.

Deshalb meine durchaus ernst gemeinte Frage, wo genau da Intention liegt, sowas aus Eigeninitiative auszuprobieren...
Was war meine Intention? Ich bin halt probierfreudig und offen für Neuentdeckungen. Da gebot es mein Entdeckerdrang mal zu testen, was Gröhl in Sachen Dornfelder zu bieten hat, wo ich schon mal ein großes Probierpaket geschnürt hatte.

Was Dornfelder an sich betrifft ist es in der Tat schwierig bei der Rebsorte Exemplare zu finden, die wirklich sehr gut sind. Bisher habe ich nur einen finden können - und zwar bei Bürklin Wolf. Ein für mich bisher einzigartiger Dornfelder, der auf voller Linie überzeugt hat. Kann ich nur jedem empfehlen, der bisher Vorurteile gegenüber der Rebsorte gehegt hat.

Da ich bei Weinen hinsichtlich Stilistik bzw. Ausbauarten in allen Richtungen offen bin, gibt es für mich grundsätzlich keine Ausschlußliste für halbtrockene Weine. Wer insbesondere mit Portweinen (ich bin ein ziemlicher Fan davon) nichts anfangen kann, sollte natürlich die Finger von so einem halbtrockenen Rotwein lassen. Amarena, Pflaumenkompott und Rumtopf sind übrigens Aromen, die man v.a. in Ruby Ports oft wiederfindet. Insofern kan man diesen Wein sozusagen auch als Ruby Port light betrachten (mit 11,5% natürlich deutlich weniger Umdrehungen als ein Port).

Hier kommt es auch drauf an, zu welchem Anlass bzw. welcher Begleitung man den Wein trinkt. Ist halt ein süffiger Alltagswein und kein Festtagswein. Ich hatte den zum Abendessen zu kalter Chorizo als Begleiter, danach dann zu Edelbitterschokolade. Beides passte gut zusammen.

PS: Nach einem Tag in der Flasche (stand bei 18 Grad im Kelller) ist der Wein überraschenderweise übrigens nicht mehr genießbar, sondern nur noch eine säuerliche Plörre. Bemerkenswert, wie schnell der gekippt ist.
Das Leben ist zu kurz um schlechten Wein zu trinken.
Benutzeravatar
EThC
Beiträge: 9438
Registriert: Fr 27. Feb 2015, 16:17
Wohnort: ...mal hier, mal dort...
Kontaktdaten:

Re: Weingut Eckehart Gröhl

Beitrag von EThC »

Danke für die Erläuterung! Ist wohl auch einfach von der Summe der (schlechten) Erfahrungen abhängig, irgendwann mag man einfach nicht mehr und läßt die weniger aussichtsreichen Kandidaten außen vor... :mrgreen:
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
Ralf Gundlach
Beiträge: 2369
Registriert: So 30. Jan 2011, 23:13

Re: Weingut Eckehart Gröhl

Beitrag von Ralf Gundlach »

Hallo Dionisos,

ich möchte das nicht zu "xxxxx" rüberbringen, aber halbtrockener Dornfelder hat für mich in meiner Welt überhaupt nichts mit einem schönen Einstiegsport zu tun. Denn die haben von guten Erzeugern Klasse und sind eigenständig. Man kann sogar richtig gute restsüsse Rote aus z.B. Spätburgunder keltern. Aber halbtrockener Dornfelder ist für mich der "ich-schieß-mich-weg" Wein für ein Weinfest in Rheinhessen oder der Pfalz.
Da würde ich sogar eher einen halbtrockenen Rose trinken ;) Es gibt doch so viele tolle, trockene Rote.

Gruß

Ralf
Benutzeravatar
Dionisos
Beiträge: 576
Registriert: Sa 4. Dez 2010, 00:16
Wohnort: Beelitz

Re: Weingut Eckehart Gröhl

Beitrag von Dionisos »

Naja... das ist jetzt in Bezug auf die Rebsorte Dornfelder doch sehr pauschalisiert. Genauso lassen sich richtig schlechte Ruby Ports finden, für die dann das gleiche gilt.

Ansonsten... ja, einen guten Ruby Port würde ich natürlich gegenüber diesem Wein bevorzugen. Der würde dann aber auch nicht nur 85 Punkte von mir bekommen.

Soweit so gut. Fazit: Dornfelder gehört nicht zu den Kernkompetenzen von Gröhl, obwohl der frisch geöffnet gar nicht so übel war. Bürklin-Wolf hier für mich also weiter unangefochten. Case closed.
Das Leben ist zu kurz um schlechten Wein zu trinken.
Bernd Schulz
Beiträge: 7093
Registriert: Sa 11. Dez 2010, 23:55
Kontaktdaten:

Re: Weingut Eckehart Gröhl

Beitrag von Bernd Schulz »

Dionisos hat geschrieben: Sa 6. Jul 2024, 15:54 Da ich bei Weinen hinsichtlich Stilistik bzw. Ausbauarten in allen Richtungen offen bin, gibt es für mich grundsätzlich keine Ausschlußliste für halbtrockene Weine. Wer insbesondere mit Portweinen (ich bin ein ziemlicher Fan davon) nichts anfangen kann, sollte natürlich die Finger von so einem halbtrockenen Rotwein lassen. Amarena, Pflaumenkompott und Rumtopf sind übrigens Aromen, die man v.a. in Ruby Ports oft wiederfindet. Insofern kann man diesen Wein sozusagen auch als Ruby Port light betrachten (mit 11,5% natürlich deutlich weniger Umdrehungen als ein Port).
Hmm, ich trinke angesichts des hohen Alkoholgehalts tatsächlich sehr selten Port (oder Banyuls oder Maury), aber wenn ich ihn trinke, gehe ich mit einer ganz anderen Erwartungshaltung an ihn heran als an "normalen" Rotwein. Für mich stellt er eine eigene Welt dar.

"Rumtopf" im nicht aufgespriteten Wein betrachte ich in aller Regel als Negativkriterium, das zur Abwertung führt, weil ich damit eine diffuse Schwülstigkeit in der Frucht verbinde.

Spätburgunder mit ordentlich Restsüße funktioniert für mich dann, wenn der Wein (bei guter Grundqualität) ein relativ hohes Alter erreicht hat. Nach 15 bis 20 Jahren kann mir so etwas durchaus Freude machen, aber ansonsten muss ich gestehen, dass ich beim Rotwein oft schon Probleme mit einem RZ von 5 g/l habe.

Beim Riesling, der ja nicht zuletzt von seiner Säure lebt, sieht das ganz anders aus. Da bin ich für alle möglichen Zuckergradationen offen. Trotzdem gibt es auch Weißweinsorten, die ich mir in halbtrocken kaum vorstellen kann. Silvaner halbtrocken? Oder Weißburgunder halbtrocken? :?:

Herzliche Grüße

Bernd
Benutzeravatar
Dionisos
Beiträge: 576
Registriert: Sa 4. Dez 2010, 00:16
Wohnort: Beelitz

Re: Weingut Eckehart Gröhl

Beitrag von Dionisos »

Was spricht denn gegen halbtrockene Weißburgunder und Silvaner?
Das Leben ist zu kurz um schlechten Wein zu trinken.
tomwine
Beiträge: 76
Registriert: Mo 5. Nov 2012, 21:24

Re: Weingut Eckehart Gröhl

Beitrag von tomwine »

Dass Weißburgunder oder Silvaner zumindest geschmacklich weniger Säure haben und die Süße damit mehr in den Vordergrund rückt.
Benutzeravatar
EThC
Beiträge: 9438
Registriert: Fr 27. Feb 2015, 16:17
Wohnort: ...mal hier, mal dort...
Kontaktdaten:

Re: Weingut Eckehart Gröhl

Beitrag von EThC »

...gegen halbtrockene Silvaner, WB's etc. spricht erst mal gar nichts, allerdings leben solche Sachen halt in erster Linie durch das Süße-Säure-Spiel (wenn sie denn "leben"); je weniger Säure da ist, desto geringer die Aussicht, daß das geschmacklich reizvoll ankommt, zumindest bei mir. Ich muß dazu allerdings bemerken, daß ich in der Regel der "Knarztrockentrinker" bin, wenn süß, dann richtig, also süße Auslese, BA, TBA. Selbst halbtrockene Rieslinge schmecken mir in den wenigsten Fällen, da muß der Winzer schon ein sehr gutes Händchen haben, daß das ein Raunen bei mir auslöst...

Noch ein paar Worte zum Dornfelder: die Sorte wurde ursprünglich hinsichtlich Farbintensität selektiert und dient nach wie vor hauptsächlich als Deckwein, d.h. sie verleiht vor allem Spätburgunder und Portugieser durch Beimischung im Bereich < 15 % (also unterhalb der Deklarationspflicht) mehr Farbe. Durch die Tatsache, daß die Sorte -gewollt- kaum eigenes Geschmacksprofil hat, funktioniert das wohl sehr gut und vermutlich habe ich in meinem Leben den allermeisten Dornfelder als Beimischung zu deutschem Spätburgunder getrunken. Um also aus der Sorte was "Eigenständiges" zu machen, muß man sich schon ziemlich anstrengen. Da gibt's dann auch solche Experimente wie von Günther Steinmetz, der den Wein dann 40 Monate in Barriques zum "40 XXL" pimpt und der dann von so manchem Profiverkoster schon mal zum besten Dornfelder ever ausgerufen wurde, für mich war's einfach nur Holzsuppe, zwar war der Umgang mit dem Holz durchaus gekonnt, aber sonst war da halt nix...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
Bernd Schulz
Beiträge: 7093
Registriert: Sa 11. Dez 2010, 23:55
Kontaktdaten:

Re: Weingut Eckehart Gröhl

Beitrag von Bernd Schulz »

Dionisos hat geschrieben: So 7. Jul 2024, 00:08 Was spricht denn gegen halbtrockene Weißburgunder und Silvaner?
Gegenfrage: Hast du schon einmal einen halbtrockenen Silvaner getrunken? Ich noch nie - jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern. Warum wird so etwas von qualitätsbewussten Erzeugern praktisch überhaupt nicht produziert (irgendwo bei irgendeinem guten Winzer mag es auch so etwas geben, aber ich wüsste jetzt auf Anhieb nicht, bei wem)?

Wohlgemerkt: Wir reden nicht von edelsüßen Weinen (neulich hatte ich von Horst Sauer eine 19er Silvaner TBA im Glas, die ganz exzellent war).

Beim Riesling funktioniert ein mehr oder minder großer Zuckerschwanz; der Grund dafür wurde schon von tomwine genannt. Bei Bukettsorten wie Scheurebe oder Gewürztraminer funktioniert er auch, weil der Süße genug andere hinreichend kräftige Aromen gegenüberstehen. Aber bei erst einmal "neutraleren" Sorten wie Silvaner, Weißburgunder, Auxerrois, Gutedel ergibt sich beim halbtrockenen Ausbau für die meisten Winzer (und für mich :mrgreen:) kein erfreuliches Geschmacksbild.

Ich finde es übrigens witzig, dass ausgerechnet ich jetzt den Trockenanwalt gebe. Hier im Forum gab es ja schon User, die der Meinung waren, ich würde fast nur restsüße Weine trinken.... ;)

Herzliche Grüße

Bernd
Antworten

Zurück zu „Rheinhessen“