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Re: Hirtzberger Franz, Spitz

Verfasst: Di 18. Nov 2025, 19:38
von amateur des vins
Ich wußte garnicht, daß in es der Wachau Smaragde gibt, die nicht aus Riesling oder Veltliner gemacht sind. :o Die Gelegenheit zum Kennenlernen habe ich qua Rabattkauf-Beifang gerne wahrgenommen:

Franz Hirtzberger, Grauburgunder Smaragd 2024

Aus der mir bisher unbekannten Riede Pluris, die im Spitzer Graben am "donauabgewandtesten" ist. Hoher Anteil an Löß/Lößlehm.

Hellgoldene Robe.
In der Nase gelbes Kernobst (vorwiegend Birne), Mango, Mandarine, Honig, Kräuter (Thymian, Oregano), Walnuß. Komplex, voll und dicht, aber ohne Schwere.
Am Gaumen sehr stoffig/schmelzig, aber mit unaufgeregt frischer/kühler Säure, die alles lebhaft erhält.
Im Abgang wieder etwas "süße" Mango/Mandarine, Thymian, dann Nußhaut. Animiernd herb. Lang!

Das ist richtig klasse und ohne jeden Zweifel ein würdiger Smaragd. Steinelutschern könnte der Stil etwas zu barock erscheinen, aber andererseits erzeugt dies einen soghaften Trinkfluß: Die Flasche "verdunstet" im nu! Trotzdem würde mich interessieren, ob der "gefühlte" Restzucker eingebildet ist oder nicht. Daten sind kaum zu finden; nur für den 2018er habe ich RZ 1,0 S 5,2 gefunden.

Muß ich definitiv im Auge behalten bzw. einlagern!
Jetzt wartet noch der Weißburgunder...

Re: Hirtzberger Franz, Spitz

Verfasst: Di 18. Nov 2025, 20:04
von Nora
Vielen Dank für die animierende Notiz Karsten!

Wenn mich nicht alles täuscht, hatten wir gemeinsam bei Michael schon einen Chardonnay Smaragd von Hirtzberger.

VG Nora

Re: Hirtzberger Franz, Spitz

Verfasst: Di 18. Nov 2025, 20:19
von UlliB
amateur des vins hat geschrieben: Di 18. Nov 2025, 19:38 Ich wußte garnicht, daß in es der Wachau Smaragde gibt, die nicht aus Riesling oder Veltliner gemacht sind. :o Die Gelegenheit zum Kennenlernen habe ich qua Rabattkauf-Beifang gerne wahrgenommen:

Franz Hirtzberger, Grauburgunder Smaragd 2024

Aus der mir bisher unbekannten Riede Pluris, die im Spitzer Graben am "donauabgewandtesten" ist. Hoher Anteil an Löß/Lößlehm.
Doch, doch, das gibt es. Den Grauburgunder Smaragd von Hirtzberger gibt es auch schon sehr lange, und bis vor einigen Jahren trug der auch noch den Riedennamen Pluris auf dem Etikett. Das geht heute "dank" der DAC-Verordnung für die Wachau nicht mehr - die Angabe einer Ried auf dem Etikett ist ausschließlich Riesling und Grünem Veltliner vorbehalten.
Trotzdem würde mich interessieren, ob der "gefühlte" Restzucker eingebildet ist oder nicht. Daten sind kaum zu finden; nur für den 2018er habe ich RZ 1,0 S 5,2 gefunden.
Ich habe mal bei meinen üblichen Händlern nachgesehen. Bei Vinorama gibt es ein Datenblatt, das gibt für den 24er einen Restzucker von 1,5 Gramm / Liter an. Die offizielle Deklaration der Inhaltsstoffe meldet 0 Gramm Kohlenhydrate und 0 Gramm Zucker / 100mL, aber diese Angabe ist dank der zulässigen Toleranz komplett wertlos.

Sollten die 1,5 g/L richtig sein, wäre das kaum zu schmecken. Allerdings hatte ich schon häufiger analytisch völlig trockene Grauburgunder im Glas, die bei mir einen deutlichen Süßeeindruck hinterließen. Vielleicht Glyzerin. Oder eine Eigenschaft der Sorte.

Interessant ist übrigens noch die Preisspanne, zu dem man den Wein im Netz findet. Da gibt es Angebote zwischen 46,50 € und knapp 60 €.

Gruß
Ulli

Re: Hirtzberger Franz, Spitz

Verfasst: Di 18. Nov 2025, 21:30
von amateur des vins
Nora hat geschrieben: Di 18. Nov 2025, 20:04 Wenn mich nicht alles täuscht, hatten wir gemeinsam bei Michael schon einen Chardonnay Smaragd von Hirtzberger.
Dann war das so. Aber Du weißt ja: Ich lebe im Hier und Jetzt!¹

__________
¹ Euphemistisch für: Die Gedächtnisleistung könnte besser sein. :cry:

Re: Hirtzberger Franz, Spitz

Verfasst: Di 18. Nov 2025, 21:41
von amateur des vins
UlliB hat geschrieben: Di 18. Nov 2025, 20:19 Sollten die 1,5 g/L richtig sein, wäre das kaum zu schmecken. Allerdings hatte ich schon häufiger analytisch völlig trockene Grauburgunder im Glas, die bei mir einen deutlichen Süßeeindruck hinterließen. Vielleicht Glyzerin. Oder eine Eigenschaft der Sorte.
Ja, meine Wahrnehmungsgrenze liegt so bei 3-4 g/l, aber manchmal liege ich auch komplett daneben. Könnte gut so ein Fall sein. Glyzerin/Glyzeride würden jedenfalls auch zum stoffigen, schmelzigen Charakter passen.
UlliB hat geschrieben: Di 18. Nov 2025, 20:19 Interessant ist übrigens noch die Preisspanne, zu dem man den Wein im Netz findet. Da gibt es Angebote zwischen 46,50 € und knapp 60 €.
Jep, aber mit 20% oder so Rabatt kann man selbst bei Wein&Co zuschlagen. ;)

Re: Hirtzberger Franz, Spitz

Verfasst: Mi 19. Nov 2025, 21:45
von amateur des vins
Und weil's so schön war, gleich noch den Bruder hinterher:

Franz Hirtzberger, Weissburgunder Smaragd 2024

Aus der Riede Steinporz, die zwischen Pluris und dem Ort Spitz liegt. Interessanterweise schreibt Hirtzberger von "reinem Paragneis", während ich die Angaben auf riedenkarten.at so lese, als seien ebenfalls eta 2/3 Löß/Lößlehm und nur knapp 1/3 Gneis. Aber das ist der Querschnitt durch die Riede; die werden schon wissen, wenn's bei ihnen anders ist.

Zum Wein selber fasse ich mich kurz:
Das riecht und schmeckt wie typisch Weißbburgunder: weißfruchtig und -floral. Allerdings ist das Aromenprofil etwas diffus. Schöne Frische, mit deutlichem CO₂. Wirkt etwas "trockener" als der Grauburgunder.

Vieleicht ist der ja objektiv genausoschön wie der Grauburgunder. Mich holt er allerdings deutlich weniger ab als jener: Zu "verwaschen" ist das Aromenprofil, und auch in puncto Kompleität wäre da noch Spielraum. Immernoch ein guter Wein, sortentypisch und balanciert, aber mich heute nicht ganz überzeugend.

Re: Hirtzberger Franz, Spitz

Verfasst: Mi 19. Nov 2025, 21:50
von amateur des vins
Übrigens habe ich auf den miserabel lesbaren Rücketiketten (grün auf gold, wie vorne) den QR-Code mit dem Link zu den Nährwertangaben gefunden:

Beide Weine schaffen das Wunder, 0,0 g Kohlenhydrate zu enthalten, aber kleine Mengen von Zucker (neben Fett, Protein und Salz).

Diese Art von Deklaration bringt mich jetzt nicht wirklich weiter.

Re: Hirtzberger Franz, Spitz

Verfasst: Mi 19. Nov 2025, 22:13
von EThC
amateur des vins hat geschrieben: Mi 19. Nov 2025, 21:50 Diese Art von Deklaration bringt mich jetzt nicht wirklich weier.
...wo ist Dein Problem? Ist halt entweder kohlehydratfreier Zucker oder so wenig, daß erst die zweite Stelle nach dem Komma relevant ist... :mrgreen:

Re: Hirtzberger Franz, Spitz

Verfasst: Do 20. Nov 2025, 11:11
von UlliB
amateur des vins hat geschrieben: Mi 19. Nov 2025, 21:50 Übrigens habe ich auf den miserabel lesbaren Rücketiketten (grün auf gold, wie vorne) den QR-Code mit dem Link zu den Nährwertangaben gefunden:

Beide Weine schaffen das Wunder, 0,0 g Kohlenhydrate zu enthalten, aber kleine Mengen von Zucker (neben Fett, Protein und Salz).

Diese Art von Deklaration bringt mich jetzt nicht wirklich weiter.
Man muss es sich immer wieder vor Augen halten: die Toleranz bei der Deklaration von Zucker in den Nährwertangaben beträgt 2 Gramm / 100mL, entsprechend satten 20 Gramm pro Liter. Mit anderen Worten: ein mit 0 Gramm / 100mL deklarierter Wein kann tatsächlich nicht nur aus der rechtlichen Kategorie "trocken" herausfallen, sondern auch noch aus der Kategorie "halbtrocken".

Im Parallelthread zur Deklaration der Nährwertangaben hatte ich vor einiger Zeit geschrieben, dass es sich für einen Winzer anbietet, einfach alle trockenen, halbtrockenen und feinherben Weine seines Sortiments standardmäßig mit 2 Gramm Zucker / 100mL zu deklarieren. Das deckt den gesamten Bereich von 0 bis 40 Gramm Restzucker pro Liter rechtlich einwandfrei ab. Inzwischen habe ich gelernt, dass einige Berater den Winzern genau so ein Vorgehen empfehlen, d.h. alle ihre Weine mit einer Standarddeklaration abzuhandeln.

Für den Weinfreund, der an dem tatsächlichen Restzuckergehalt eines Weines interessiert ist, ist die Nährwertdeklaration unbrauchbar. Da spielt es dann auch keine Rolle mehr, wenn hier und da zusätzlich noch ein paar Logikbrüche auftauchen.

Gruß
Ulli

Re: Hirtzberger Franz, Spitz

Verfasst: Do 20. Nov 2025, 14:17
von amateur des vins
UlliB hat geschrieben: Do 20. Nov 2025, 11:11 Man muss es sich immer wieder vor Augen halten: die Toleranz bei der Deklaration von Zucker in den Nährwertangaben beträgt 2 Gramm / 100mL, entsprechend satten 20 Gramm pro Liter.
Ich habe dereinst eingehämmert bekommen, daß eine Angabe wie "0,0", also auf eine Dezimalstelle genau, impliziert, daß die Meßgenauigkeit kleiner als 5/100 ist (sonst müßte aufgerundet werden). Mithin dürften sich in Weinen mit der Angabe "Kohlenhydrate 0,0 g" höchstens 0,5 g/l finden (wegen der Deklaration pro 100 ml).

Aber wahrscheinlich meinen sie mit "Toleranz" wirklich nur die Justiziabilität von Fehlangaben und nicht etwa meßtechnische Varianz. Was für eine Farçe! Aber Du hast ja an anderer Stelle gut plausibilisiert, warum diese Vorgaben (sinngemäß) eher bei Industrienahrung von der Produktionsstraße Sinn ergeben, und weniger bei Wein.