Chateau Haut-Bailly 2004 (Pessac-Leognan GC) 12, 5% Vol., was früher einmal bei Bordeaux üblich war, aber heute schon einer besonderen Erwähnung bedarf. Minimal trübes Dunkelrot. Überraschenderweise in der Nase offen wie das sprichwörtliche Scheunentor - und
was für eine Nase: mitten im nebligen November entsteht das Bild eines warmen Sommerabends im Garten: die vom Tag noch warme, feuchte Erde duftet, auf dem Tisch steht ein Korb mit hochreifen, frisch entsteinten Schattenmorellen, auch ein paar Himbeeren sind dabei; das Geißblatt blüht an der Pergola; im Garten nebenan hat sich jemand eine Pfeife angezündet, von der ganz gelegentlich ein Hauch süßer Rauch hinüberweht...
Im Gaumen dann lediglich mittelgewichtig, das Tannin noch etwas aufrauhend, nicht die allerfeinste Art, bevor der lange Abgang das Anfangsthema wieder aufnimmt.
Die Nase gehört mit zum schönsten, was ich dieses Jahr "weinmäßig" erlebt habe; der Gaumen mag da leider nicht ganz mithalten - dennoch: das macht einfach nur Spaß und ist mir insgesamt 94 UP wert. Wer seinen Wein nach Jahrgangskärtchen einkauft, verpasst so etwas (2004 gilt als bestenfalls mittelmäßiger Jahrgang, was diesem Wein nicht annähernd gerecht wird).
Ach ja, wen's interessiert:
en primeur 30 Euro incl. MwSt. Tempi passati...
Gruß
Ulli