Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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susa
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von susa »

UlliB hat geschrieben:
susa hat geschrieben:...

Nur mal interessehalber: welche "Chemie" sollte das sein? - Ich habe da nicht die geringste Ahnung, was das sein könnte.

,,,
Ich dachte da an künstliche Aromen,
muss aber auch zugeben, dass ich bei einer solchen Flasche noch nie darauf geachtet habe, ob da irgendwelche Inhaltsstoffe deklariert waren (so nah bin ich einer solchen Flasche noch nicht gekommen ;))

lieben Gruß
susa
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harti
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von harti »

Hallo Dirk,

nach Deiner Definition wäre z.B. die Franz Wilhelm Langguth Erben in Traben Trarbach mit ihrem Ausstoß von 50 Mio. Fl. pro Jahr, die sich auf etwa 10 Marken verteilen, kein Industrieunternehmen und der Wein kein Industrieprodukt. Auch die Rotkäppchen-Kellerei mit über 110 Mio. Fl. Sekt gehörte nicht in diese Kategorie. Was ist es aber dann?

Grüße

Hartmut
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Birte
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von Birte »

Ich dachte da an künstliche Aromen,
muss aber auch zugeben, dass ich bei einer solchen Flasche noch nie darauf geachtet habe, ob da irgendwelche Inhaltsstoffe deklariert waren
Ich war eben mal auf der Seite von Gallo. Sie verwenden Hefe, sie schwefeln und filtrieren. Hat mich sehr gewundert. ;) Ich konnte jedoch keinerlei Hinweise auf die Verwendung von Ethyl-methylphenylglycidat, Erdbeeraroma, oder Ähnlichem finden. Aber vielleicht erklärt sich ja irgendein Demeter Freak zur Industriespionage bereit. Kalifornien ist doch fein.
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Birte
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von Birte »

Dazu kommt das Chemie im Wein soweit ich informiert bin, nicht deklariert werden muss.
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Gerald
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von Gerald »

Was meinst du eigentlich mit "Chemie im Wein"? Durch chemische Reaktionen hergestellte Substanzen?

Die gibt es auch bei fast allen "handwerklichen" Winzern, nämlich Schwefeldioxid.

"Künstliche Aromen" hingegen (um susas Beispiel zu bemühen) sind fast ausschließlich natürliche Produkte, auch wenn sie nicht in dem Lebensmittel vorkommen, dessen Aroma sie vortäuschen sollen.

Grüße,
Gerald
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Birte
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von Birte »

Ich meinte chemische Substanzen. Hier ein Auszug, was in der Schweiz so alles drin sein darf. Über Deutschland fand ich nichts. Sulfite sind übrigens auch zum Teil in Bio Weinen enthalten.

Liste:
- Ammonniakcouleur (E 150c)
- Calciumhydrogensulfit (E 227)
- Calciumsulfit (E 226)
- Citronensäure (E 330)
- Gold (E 175)
- Kaliumhydrogensulfit (E 228)
- Kaliumdisulfit (E 224)
- Lysozym (E 1105)
- Natriumhydrogensulfit (E 222)
- Natriumdisulfit (E 223)
- Natriumsulfit (E 221)
- Schwefeldioxid (E 220)
- Silber (E 174)
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Gerald
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von Gerald »

Ich schrieb chemische Substanzen.
sorry, wenn ich so frage, aber was sind eigentlich nicht-chemische Substanzen? :D

Citronensäure - um dein Beispiel heranzuziehen - wird auf "natürliche Weise" (durch mikrobielle Fermentation) aus Zucker hergestellt, ganz entfernt vergleichbar dem Alkohol im Wein. Ist der Alkohol im Wein daher auch "Chemie im Wein"?

Grüße,
Gerald
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UlliB
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von UlliB »

susa hat geschrieben:Ich dachte da an künstliche Aromen,
Die sind eingeschränkt zugelassen in den USA und vermutlich auch anderswo in der neuen Welt; in Europa meines Wissens nach aber immer noch völlig verboten. Genau um das hieraus entstehenden Problem der wechselseitigen Verkehrsfähigkeit hat es letztes oder vorletztes Jahr einen einigermaßen massiven Streit zwischen den USA und der EU gegeben, der (wenn ich das richtig in Erinnerung habe) letztlich mit einem Nachgeben der EU geendet hat. Insofern ist es durchaus möglich, dass auch in D aromatisierte Weine im Handel sind, aber nicht aus einem EU-Herkunftsstaat. Da in den USA für Aromen im Wein keine Deklarationspflicht besteht, bin ich mir auch nicht sicher, ob diese Weine in der EU entsprechend deklariert sein müssen.

Die europäischen Großkellerein beweisen aber, dass weitgehende Standardisierung auch ohne Zusatz von Aromen möglich ist.

Gruß
Ulli
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Birte
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von Birte »

Citronensäure - um dein Beispiel heranzuziehen - wird auf "natürliche Weise" (durch mikrobielle Fermentation) aus Zucker hergestellt, ganz entfernt vergleichbar dem Alkohol im Wein. Ist der Alkohol im Wein daher auch "Chemie im Wein"?
Brauchst Dich nicht entschuldigen. Dass Citronensäure nicht in der Giftmischerei erzeugt wird, war sogar mir Dummerlein noch klar. Nennen wir es einfach Zusätze. Ich will gar keine. Das ist nur eine persönliche Haltung. Auf der Liste sind aber auch Dinge dabei, die beim Menschen unerwünschte Problemchen hervorrufen. Und auch wenn ein Erdbeeraroma in der Natur vorkommt, aber nicht aus der Erbeere stammt, will ich es nicht haben. Deshalb halte ich mich von Übersee Weinen fern. Falls Du mich aber weiter mit meinen chemischen Wissenslücken quälen willst, muss ich erst Mami zur Hilfe holen. :mrgreen:
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octopussy
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Re: Martin Kössler - Worte zum Jahresanfang

Beitrag von octopussy »

Zu der Frage, was bei welcher Art von Weinen an kellertechnischen Maßnahmen durchgeführt wird, kann ich wärmstens das (zugegeben etwas trockene) Buch "Authentic Wine" von Sam Harrop und Jamie Goode empfehlen. Das Buch setzt sich mit den Fragen, die hier im Thread diskutiert werden, umfassend auseinander, so umfassend, dass Fragmente nur schwer in die Diskussion mit eingebunden werden können ;). Nur eins vielleicht: die Grenzen zwischen "handwerklich" und "industriell" sind bei Wein oftmals tatsächlich sehr schwer zu ziehen. Ein Beispiel ist der ebenfalls in dem genannten Buch erwähnte "Organic, no added Sulphur" Cabernet Sauvignon aus Südafrika, der in Supermärkten in Großbritannien für mittlerweile GBP 5,99 vertrieben wird (siehe dazu hier: http://www.wineanorak.com/blog/2008/02/ ... hites.html, gemeint ist dieser Wein hier: http://www.sainsburys.co.uk/groceries/index.jsp). Im Zweifel werden die Trauben maschinengelesen. Im Zweifel wird auch mit Reinzuchthefe vergoren und ggf. Enzyme zugesetzt. Insofern spricht vieles für einen "Industriewein" (nach der hier herausgearbeiteten Beschreibung). "Organic" und "No added Sulphur" hingegen sind Merkmale, die die meisten Leute wahrscheinlich eher dem Gegensatz von "Industriewein" zuordnen würden.

Am Ende stellt sich natürlich die Frage, ob der "Industriewein" nach der hiesigen Mehrheitsmeinung eigentlich als richtiges Feindbild taugt. "Industrieplörre" finde ich da als Wort viel passender, es ist so schön polemisch ;).
Beste Grüße, Stephan
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