Bordeaux 2009

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Jochen R. »

Hallo Ulli,
ich hatte das bisher noch bei keinem 2009er BDX. Hat mit streckenweise
an Süd-Rhone erinnert, aber wie schon gesagt mit Luftzufuhr hat sich das
gegeben.

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
Moulis
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Moulis »

Gestern mal einen Kleinen probiert.
MHL aus der Halben.
Warten!
toska
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von toska »

Chateau Belle Vue, Haut Medoc 2009

rubinroter Rand mit fast schwarzem Kern (20% PV), ausgeprägtes süßes Parfum nach Heidelbeeren, Herzkirschen, alles sehr reif, Pflaumenkompott, auch blumige Anklänge, mit Luft kommt Cabernet-Würze durch, am Gaumen mehr pflaumig, Kirschen säuerlicher als in der Nase, feinsandige reife, mittelviele Tannine. Voller Körper, mittllanger+ Abgang, wärmend
insg. sehr modern u. gut gemacht/ansprechend, gutes PLV, jetzt schön und in 5 Jahren wohl noch besser, kein erneuter Kaufzwang, da emotional zu indifferent (90P)
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innauen
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von innauen »

Hallo,

die ersten kleinen 2009er sind ja schon antrinkbar. Nach der hedonistischen Fruchtphase und nachdem zwischenzeitlich die 2010er mehr Applaus im Publikum erfahren und die 2009er sich verschlossen hatten, war die Frage: Wie entwickeln sich die Weine. An diesem bürgerlichen Gewächs habe ich das heute ausprobiert. Erkenntnis: Die Frucht kommt zurück, die Weine haben Balance und werden irgendwann alle viel Spaß machen. Man man muss ihnen nur die Zeit geben. Diesen Haut Madrac 2009 hatte ich schon mehrfach aber nie so offen und zugänglich wie heute.

Bild

Grüße,

wolf
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UlliB
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von UlliB »

Nchdem sich in letzter Zeit ein paar 2009er völlig offen gezeigt haben, habe ich mich mal an etwas Gewichtigeres gewagt: Chateau Gruaud Larose (St. Julien 2e GCC) 13,5%Vol.

Und in der Tat: offen wie ein Scheunentor. Intensive Röstaromen, Espresso, unterlegt von einer sehr dichten Schwarzfrucht, Cassis und Pflaume. Im Gaumen massiv konzentriert, fast bullig, Unmassen von Tannin, das aber nicht aggressiv ist und sehr weich wirkt, hochreife Frucht (insofern schon untypisch für den meistens ein wenig "grünen" GL), für Bordeaux eher wenig Säure, sehr langer Abgang mit königlichem Nachhall.

Wie für 2009 üblich, ein ziemlich massives Geschoss, opulent und reif; im Moment immer noch primär, aber mit Vergnügen zu trinken. Wird vermutlich eine ganze Weile brauchen, um sich zu zivilisieren, und dürfte dann sehr lange halten. Etwas irritierend ist für mich die ziemlich niedrige Säure, die ich als gerade noch ausreichend hoch empfunden habe; möglicherweise ist die aber auch nur im massiven Körper gut verpackt und muss sich noch aus der Umklammerung befreien, sonst drohen da längerfristig Probleme, und der Wein wird etwas für Chateauneuf-Liebhaber 8-)

Gruß
Ulli
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innauen
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von innauen »

UlliB hat geschrieben:Nchdem sich in letzter Zeit ein paar 2009er völlig offen gezeigt haben, habe ich mich mal an etwas Gewichtigeres gewagt: Chateau Gruaud Larose (St. Julien 2e GCC) 13,5%Vol.

Und in der Tat: offen wie ein Scheunentor. Intensive Röstaromen, Espresso, unterlegt von einer sehr dichten Schwarzfrucht, Cassis und Pflaume. Im Gaumen massiv konzentriert, fast bullig, Unmassen von Tannin, das aber nicht aggressiv ist und sehr weich wirkt, hochreife Frucht (insofern schon untypisch für den meistens ein wenig "grünen" GL), für Bordeaux eher wenig Säure, sehr langer Abgang mit königlichem Nachhall.

Wie für 2009 üblich, ein ziemlich massives Geschoss, opulent und reif; im Moment immer noch primär, aber mit Vergnügen zu trinken. Wird vermutlich eine ganze Weile brauchen, um sich zu zivilisieren, und dürfte dann sehr lange halten. Etwas irritierend ist für mich die ziemlich niedrige Säure, die ich als gerade noch ausreichend hoch empfunden habe; möglicherweise ist die aber auch nur im massiven Körper gut verpackt und muss sich noch aus der Umklammerung befreien, sonst drohen da längerfristig Probleme, und der Wein wird etwas für Chateauneuf-Liebhaber 8-)

Gruß
Ulli
tja. Da muss ich dann wohl auch mal dran. Vielleicht setze ich dafür lieber Coravin ein, als eine ganze Flasche zu öffnen. Was Du zum Gruaud Larose sagst, erinnert mich an vieles, was ich bei 2003 erlebt habe - für mich persönlich bei Cabernet geprägten Weinen keine unbedingt schlechte Parallele.

Grüße,

wolf
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UlliB
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von UlliB »

innauen hat geschrieben: Was Du zum Gruaud Larose sagst, erinnert mich an vieles, was ich bei 2003 erlebt habe - für mich persönlich bei Cabernet geprägten Weinen keine unbedingt schlechte Parallele.
Lustig... beim Schreiben der VKN hatte ich kurz überlegt, ob ich Parallelen zu 2003 ziehen sollte - es gibt hier tatsächlich einige. Und ja, bei Cabernet-betonten Weinen aus dem nördlicheren Médoc ist diese stilistische Verwandtschaft nicht unbedingt schlecht.

In seiner Gesamtheit kann man aber 2009 nicht mit 2003 vergleichen. Anders als in 2003, wo viele Weine aus Pessac-Leognan und vom rechten Ufer im Trockenstress untergegangen sind und mittlerweile völlig hohl sind, ist 2009 über alle AOCs hinweg erfolgreich, wenn auch in einer nicht gerade "klassischen" Stilistik.

Gruß
Ulli
amateur des vins
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von amateur des vins »

Hachja, Gruaud... mein Einstieg in die Weinwelt jenseits von Tetrapack. :lol:

Ich bin ja nicht so der ausgewiesene Bdx-Spezialist, aber Gruaud hatte ich doch immer mal wieder im Glas. An "grün" habe ich da nicht gedacht, eher an Brett oder Pferdestall. Den 2009er habe ich im Mai 2015 angetestet. Da schien er mir nicht ganz offen, aber komplex, ausgewogen und überhaupt nicht "funky" (brett-ig) wie so oft. Ich habe mir auch (sinngemäß u.a.) notiert: "dicht und kräftig" aber auch "frisch und ausgewogen, eher schlank (für '09)". Hmm. Tagesform? Unterschiedliche Gaumen?

Ich musste gerade mal nachschlagen: Ich hatte den Verdacht, dass das evtl. einem Stilwechsel aufgrund der neuen Kellermeisterin Stéphanie Lebaron zuzuschreiben sein könnte. Ihr erster Jahrgang war allerdings 2014; 2009 ist also noch von Philippe Carmagnac, der mittlerweile in Rente ist. Somit ist es wohl doch i.W. dem Jahr zuzuschreiben, dass das der (m.M.n.) beste Gruaud seit langer Zeit ist. Oder haben sie doch mal im Keller saubergemacht? :D
Besten Gruß, Karsten
amateur des vins
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von amateur des vins »

Château Batailley 2009

Robe: Sehr dichtes, dunkles rot; gerade noch transparent; keine Farbtendenz blau/braun
Nase: Etwas Brett? Jedenfalls Pferestall, altes) Sattelleder, darunter Cassis, dann dunkle Schokolade. Intensiv, komplex und sehr harmonisch.
Gaumen: Viel weicher und schlanker als erwartet! Feine Tannine, milde Säure, seidiger Trinkfluss. Nur zum Ende hin ein Hauch Pauillac-Rustikalität. Im Abgang pfeffrig und ein bißchen Blutwurst?! :mrgreen:

War letzten Sonntag. Hat sauviel Spaß gemacht! Gerade Batailley habe ich als eher kantig abgespeichert, das fehlte hier fast völlig. Etwas niedrige Säure ist mir auch aufgefallen. Muss man beobachten, ob das typisch für 2009 ist.
Besten Gruß, Karsten
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UlliB
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von UlliB »

amateur des vins hat geschrieben: Ich bin ja nicht so der ausgewiesene Bdx-Spezialist, aber Gruaud hatte ich doch immer mal wieder im Glas. An "grün" habe ich da nicht gedacht, eher an Brett oder Pferdestall.
Ja, das war einmal... ich denke bei Gruaud da übrigens mehr an Kuhstall als an Pferdestall. Der monumentale 86er - einer der größten Bordeaux, die ich je im Glas hatte - hat eine ebenso monumentale, warme Kuhstall-Nase. Herrlich! (aber das versteht wohl nur jemand, der die alten Bordeaux liebt). - Seit spätestens 2008 ist Gruaud aber sauber. Viele Leute werden das begrüßen, manche bedauern, denn ein charakteristisches Markenzeichen des Gutes ist jetzt weg.

Das "Grüne" bezog sich darauf, dass Gruaud im Kontext der grands crus in vielen Jahren nur knapp reif wirkt. Ob das an einer frühen Lese liegt oder am Terroir, das ja ein Stück weit weg von der Gironde liegt, weiß ich nicht, aber gerade in ohnehin knapp reifen Jahren wie 2004 oder 2008 fällt es besonders auf. Da liegt der 2009er ganz klar außerhalb der Norm.
Den 2009er habe ich im Mai 2015 angetestet. Da schien er mir nicht ganz offen, aber komplex, ausgewogen und überhaupt nicht "funky" (brett-ig) wie so oft. Ich habe mir auch (sinngemäß u.a.) notiert: "dicht und kräftig" aber auch "frisch und ausgewogen, eher schlank (für '09)".
Na, schlank ist der Wein ganz bestimmt nicht, auch nicht im Jahrgangskontext (ich hatte hier allerdings keinen direkten Vergleich). Es kommt wohl auf den Kontext an, in dem man verkostet. Was trinkst Du denn an Rotwein sonst so?

Gruß
Ulli
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