Vorletzte Woche war habe ich auf dem Heimweg aus der Schweiz einen kleinen Schwenk über das Burgund genommen und mich bei Bruno Clair in Marsannay angemeldet.
Es war eine sehr, sehr nette Probe. Der - glücklicherweise englisch sprechende Mitarbeiter - hat mich alle Weine aus 2015 probieren lassen.
Es war nun meine erste Fassprobe und ich weiß auch nicht, ob der Termin besonders günstig war (gemeinhin probiert man ja möglichst kurz vor der Abfüllung), von daher hier auch keine ausführlichen Notizen. Interessiert hat mich zunächst der Stil der 2015er. Die Parallelen zu 2009 und 2003 ließen mich eher fette, von Hitze geprägte Weine erwarten. Zumindest bei den Weinen von Clair war das überhaupt nicht festzustellen. Wunderbare klare, tiefe Frucht, gute Frische, schöne Konzentration, sehr hohe Lagentypizität... toll. Freue mich sehr auf den Jahrgang.
Die Highlights: Zum einen sicherlich der Clos de Beze. Deutlich eine Etage über den 1er Crus, auch über dem Clos St. Jacques. Unglaublich fein und differenziert. Wahnsinnige Tiefe. Großartiger Wein. Damit könnte ich mich sofort selig betrinken. Der Bonnes Mares dagegen äußerst tanninbetont, fast brachial. Dahinter brodelte es zwar, aber mir war es etwas too much. Wahrscheinlich in 20 oder 30 Jahren toll, aber da fehlt mich die Erfahrung. Ebenfalls recht tanninbetont: der Cazetieres. Das zweite Higlight: Der Marsannay Longerois. Tolle Frucht mit feiner Struktur. Für plusminus 20,- Euro einer der besten Burgunder, die ich bisher getrunken habe. Deutlich ernsthafter als der Marsannay ohne Lagenbezeichnung und der Marsannay Vaudenelles.
Zuletzt noch: Die Preise an der Kellertür lassen mich schon fragen, mit welchen Margen einige Weinhändler kalkulieren. Der Gevrey Chambertin Clos St. Jacques geht für 80,- Euro raus, die Grand Crus für 150,-. Sicherlich immer noch sehr stolze Preise, aber im Handel hier teilweise mit dem Faktor 2,5 bepreist
Grüße
Stefan
Burgund 2015
Re: Burgund 2015
nicht untypisch für Burgund. Die hohen Händlerpreise resultieren - oft - aus der sehr begrenzten Verfügbarkeit. Vor Ort kann es deutlich günstiger als im Handel sein. Ist bei Coche zB auch so. Gleichwohl schauen sich einige Domaines an, wie es die missgünstigen Vettern in Bordeaux geschafft haben, hohe Preise auf allen Ebenen des Vertriebes durchzusetzen - bei deutlich günstiger Verfügbarkeit.Créot hat geschrieben: Zuletzt noch: Die Preise an der Kellertür lassen mich schon fragen, mit welchen Margen einige Weinhändler kalkulieren. Der Gevrey Chambertin Clos St. Jacques geht für 80,- Euro raus, die Grand Crus für 150,-. Sicherlich immer noch sehr stolze Preise, aber im Handel hier teilweise mit dem Faktor 2,5 bepreist
Grüße
Stefan
Grüße,
wolf
„Es war viel mehr.“
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
- octopussy
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Re: Burgund 2015
Das entspricht auch den zwei Fassproben roter 15er, die wir im März hatten. Die Winzer berichteten allerdings, dass das Lesefenster klein war. Die Säure sank und der Zucker stieg rapide und wer (zu) spät gelesen hat, wird sicher leckere, aber u.U. auch etwas schwere Weine erzeugen. 14,5%, 15% und sogar mehr werden in 2015 offenbar keine absurde Ausnahme sein.Créot hat geschrieben:Wunderbare klare, tiefe Frucht, gute Frische, schöne Konzentration, sehr hohe Lagentypizität... toll. Freue mich sehr auf den Jahrgang.
Für die Preise erwarte ich das Allerschlimmste.
Beste Grüße, Stephan
Re: Burgund 2015
Hallo Wolf,innauen hat geschrieben:nicht untypisch für Burgund. Die hohen Händlerpreise resultieren - oft - aus der sehr begrenzten Verfügbarkeit. Vor Ort kann es deutlich günstiger als im Handel sein. Ist bei Coche zB auch so. Gleichwohl schauen sich einige Domaines an, wie es die missgünstigen Vettern in Bordeaux geschafft haben, hohe Preise auf allen Ebenen des Vertriebes durchzusetzen - bei deutlich günstiger Verfügbarkeit.Créot hat geschrieben: Zuletzt noch: Die Preise an der Kellertür lassen mich schon fragen, mit welchen Margen einige Weinhändler kalkulieren. Der Gevrey Chambertin Clos St. Jacques geht für 80,- Euro raus, die Grand Crus für 150,-. Sicherlich immer noch sehr stolze Preise, aber im Handel hier teilweise mit dem Faktor 2,5 bepreist
Grüße
Stefan
Grüße,
wolf
bin unsicher ob Bordeaux der Maßstab ist. Ich könnte mir eher vorstellen, dass man sich so seine Gedanken macht, wenn man die eigenen Weine mit 200% Aufschlag im Handel sieht und merkt, dass man 90% der Arbeit hat und nur 30% des Ertrags einsteckt. Ich muss auch sagen, dass ich dieses Argument teilweise nachvollziehen kann (das gibt allerdings nun wieder auch für Bordeaux).
Grüße
Stefan
Re: Burgund 2015
Danke für die Info Stephan. Wo warst du? Freut mich auf jeden Fall zu hören, dass meine Wahrnehmung kein Einzelfall ist, auch wenn sich 15% nicht ganz so prickelnd anhören. Ich hatte nur einige Male auch 2003 als Referenzjahrgang gehört und zumindest darauf scheint es bei aufmerksamen Winzern nicht hinauszulaufen.octopussy hat geschrieben:Das entspricht auch den zwei Fassproben roter 15er, die wir im März hatten. Die Winzer berichteten allerdings, dass das Lesefenster klein war. Die Säure sank und der Zucker stieg rapide und wer (zu) spät gelesen hat, wird sicher leckere, aber u.U. auch etwas schwere Weine erzeugen. 14,5%, 15% und sogar mehr werden in 2015 offenbar keine absurde Ausnahme sein.Créot hat geschrieben:Wunderbare klare, tiefe Frucht, gute Frische, schöne Konzentration, sehr hohe Lagentypizität... toll. Freue mich sehr auf den Jahrgang.
Für die Preise erwarte ich das Allerschlimmste.
Grüße
Stefan
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Re: Burgund 2015
Hallo zusammen,
heute mein erster 2015er im Glas. Domaine Besson: Macon Fuisse, ein Mitbringsel aus dem französischen Carrefour. Natürlich noch sehr jung. Aber: Nach 2 Stunden Belüftung haben wir hier einen extrem feinen Duft von Orangenzeste, Buttercreme und Nüssen. Mit 13 Vol. % kein übertriebener Alkohol. Jetzt schon schön zu trinken, vor allem zum belgischen Spezialhuhn (Mechelner Kuckuck) sehr lecker. Das wird sicher kein Langstreckenläufer, aber beim aufgerufenen Preis (keine 8 Euro) und der gebotenen Qualität hätte ich gerne mehr davon im Keller.
Viele Grüße
Markus
heute mein erster 2015er im Glas. Domaine Besson: Macon Fuisse, ein Mitbringsel aus dem französischen Carrefour. Natürlich noch sehr jung. Aber: Nach 2 Stunden Belüftung haben wir hier einen extrem feinen Duft von Orangenzeste, Buttercreme und Nüssen. Mit 13 Vol. % kein übertriebener Alkohol. Jetzt schon schön zu trinken, vor allem zum belgischen Spezialhuhn (Mechelner Kuckuck) sehr lecker. Das wird sicher kein Langstreckenläufer, aber beim aufgerufenen Preis (keine 8 Euro) und der gebotenen Qualität hätte ich gerne mehr davon im Keller.
Viele Grüße
Markus
- vanvelsen
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Re: Burgund 2015
Liebes Forum,
im Rahmen meiner Burgundreise konnte ich auf Chateau du Clos de Vougeot knapp 70 Weine (mehrheitlich Fassmuster) des 2015ers probieren.
Meine Eindrücke möchte ich euch nicht vorenthalten... Ich befürchte die Preise werden teils mächtig anziehen. Qualitativ hat der Jahrgang aber definitiv was zu bieten. Die Qualitäten sind ausgezeichnet und die Säuren entgegen meinen Befürchtungen nicht im Keller.
Hier geht's zu den "Kurznotizen": die Verkostungsbedingungen waren schlicht eine Katastrophe. http://www.vvwine.ch/2017/04/burgund-20 ... arauf.html
Gruss,
Adrian
im Rahmen meiner Burgundreise konnte ich auf Chateau du Clos de Vougeot knapp 70 Weine (mehrheitlich Fassmuster) des 2015ers probieren.
Meine Eindrücke möchte ich euch nicht vorenthalten... Ich befürchte die Preise werden teils mächtig anziehen. Qualitativ hat der Jahrgang aber definitiv was zu bieten. Die Qualitäten sind ausgezeichnet und die Säuren entgegen meinen Befürchtungen nicht im Keller.
Hier geht's zu den "Kurznotizen": die Verkostungsbedingungen waren schlicht eine Katastrophe. http://www.vvwine.ch/2017/04/burgund-20 ... arauf.html
Gruss,
Adrian
Re: Burgund 2015
Hallo Adrian,
da läuft einem das Wasser im Mund zusammen! Weinbeschreibungen sind doch etwas anderes als nackte Punkte!Schade, dass die 2015er im Forum so ein Schattendasein fristen.
da läuft einem das Wasser im Mund zusammen! Weinbeschreibungen sind doch etwas anderes als nackte Punkte!Schade, dass die 2015er im Forum so ein Schattendasein fristen.
Grüße
AmonA (aka Volker)
AmonA (aka Volker)
Re: Burgund 2015
Vielleicht noch etwas verfrüht (ganz so viel hab ich aus diesem Jahrgang noch nicht probiert) aber ich habe den Eindruck, dass die Weißen 2015er jung bereits sehr zugänglich sind und trotz des "warmen Jahrs" weit davon entfernt sind, plump und fett zu sein.
Nachdem ich schon eine sehr positive Erfahrung mit dem "einfachen" Bourgogne blanc von de Moor gemacht habe
hat sich dieser positive Eindruck mit dem 'en Remilly' von Sylvain Langoureau fortgesetzt
Nachdem ich schon eine sehr positive Erfahrung mit dem "einfachen" Bourgogne blanc von de Moor gemacht habe
hat sich dieser positive Eindruck mit dem 'en Remilly' von Sylvain Langoureau fortgesetzt
- EThC
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- Registriert: Fr 27. Feb 2015, 16:17
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Re: Burgund 2015
Wo stehen denn die beiden Winzer in deinem persönlichen Burgund-Ranking?
VG Erich
VG Erich
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
https://ec1962.wordpress.com/
Erich
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