Wahrscheinlich ist inzwischen hinlänglich deutlich geworden, daß ich Riesling zwar hin und wieder trinke, sehr gerne sogar, daß er aber keinesfalls der "Platzhirsch" in meinem Bestand ist - nicht zuletzt, weil sich Mme. Amatrice so garnicht für Riesling erwärmen kann. Und Alleinetrinken ist so unsäglich öde...
Jedenfalls dachte ich, dieser hier sei längst ausgetrunken, ohne tieferen Eindruck zu hinterlassen. Dann stolperte ich aber doch über zwei Flaschen
Seehof, Morstein -Alte Reben- 2013
Zumeist warte ich ja ab, wie sich ein Wein entwickelt, und berichte frühestens, wenn die Flasche ihrer Bestimmung zugeführt ist. Dieser hier ist jedoch dermaßen beeindruckend, daß ich gleich mal zu tippen anfange:
Im Glas zeigt sich klares Gold mit leichtem grünlichen Schimmer.
Sehr intensive Nase, viel Orange/Nektarine, ein winziger Hauch Kreide. Ein wenig frisch gemachtes Heu. Voll, stimmig, rund aber spannend.
Am Gaumen viel weniger Zitrus, dafür dieses "dreckige", das man auch von Wittmanns Morstein kennt. Volle Textur mit festem Kern, nicht allzu cremig. Darüber knackige, aber nicht bissige Säure.
Im ewig langen Abgang mehr "Dreck" und (minimal bittere) Kräuter.
Letztlich sind meine sprachlichen Fertigkeiten doch viel zu beschränkt, um diesem Wein gerecht zu werden.
In einem Wort:
Großartig!
(Bei der ersten Flasche vor gut zwei Jahren hatte ich ja noch meine Zweifel...)
Update [+4h]:
Vielleicht wäre es interessant gewesen, wohin der Wein sich mit viel Zeit entwickelt. Allein - er war so gut, daß er sich diesem Versuch schändlich entzogen hat!
Zuletzt die Nase nicht mehr so zitrusfruchtig, sondern jetzt auch "das Dreckige" zeigend. Eine Nuance weicher, sonst wenig verändert. Weiterhin toll!