Kroatien

[Der Fränkie]

Hallo zusammen,

einen Kommentar zum ansonsten sehr guten Beitrag von Chezmatze zur Rebsorte Posip muss ich loswerden. Leider hat der Autor einen Wein dieser Sorte probiert, der das untere Qualitäts- und Preisniveau dieser hochwertigen Rebe darstellt.
Posip kann wirklich komplex sein, bisweilen hat er sogar eine wohltuende Säure für diese warme Region und er verträgt auch den Barriqueausbau sehr gut. Die Winzer Dalmatiens vergleichen ihn bisweilen mit Chardonnay aus dem Burgund, wobei er für meine Begriffe (mit wenigen Ausnahmen) fruchtiger als Burgunder ist - natürlich sind auch die Aromen andere.
Für mich ist der Posip eine Sorte, mit der sich der Weinbau in Dalmatien abheben und profilieren kann, da er Jahrgang und Terroir sehr gut ausdrücken kann.
Der Fränkie

[Gaston]

Hallo,
Wie befürchtet, hatte ich während unseres Familienurlaubs an der kroatischen Adriaküste so gut wie keine Zeit, mich mit den dortigen Weinen näher zu beschäftigen. Es blieb bei ein paar Gläsern Wein im Restaurant, und der einen oder andere Flasche aus dem Supermarkt. Ein ganz kurzer Weingutsbesuch blieb mir dann doch vergönnt.

Im Restaurant bestellte ich (meistens auf Empfehlung) zum gegrillten Fisch in der Regel einen Grasevina (Welschriesling), der mich selbst als offener Schankwein selten enttäuschte. Wahrscheinlich auch deshalb, weil er meiner Riesling-gewohnten Zunge durchaus entgegenkam: Säurebetont, leicht, frisch, trinkig, ideal zum gegrillten Meeresfisch. Allerdings kommt der Grasevina soweit ich weiß, stets aus Binnenkroatien und wird in Dalmatien nicht oder kaum angebaut.

Experimente mit anderen Sorten fielen zwiespältig aus: Sowohl der probierte Debit als auch der Pošip konnten mich(als offene Hausweine) nicht so recht begeistern. Oxidative Noten, betonte Kräuterigkeit, wenig Frucht und Säure, eher ins Schwere tendierend – das muss nicht schlecht sein, aber bei Abend-Temperaturen um die 30 Grad mag man doch eher etwas frisch-fruchtiges. Aber natürlich waren das lediglich zwei drei Stichproben in ganz normalen Touristen-Restaurants, über das Potential dieser Sorten sagt das freilich nichts aus.

Bei einem Besuch der Insel Pag fuhren wir dann zufällig am Weingut Vina otoka Paga (http://vinaotokapaga.com/ – nur auf kroatisch) vorbei und ich konnte meinen Anhang zu einem ganz kurzen Stopp überreden. Ich probierte etwas aus dem Ausschank und nahm (leider nur) 2 Flaschen Wein aus mir bis dahin ebenfalls völlig unbekannten Rebsorten mit. Eine Flasche Gegic (weiß) und einen Burin (rot). Der Gegic war nicht schlecht, für mich aber etwas zu sehr in die Breite gehend bei eher wenig Säure.

Sehr angetan war ich hingegen vom Burin, einer Sorte, über die ich kaum etwas in Erfahrung bringen konnte. Der Mann im Weingut sagte lediglich, dass beide, also auch der Gegic autochthone Sorten (Pag? Dalmatien?) seien. Der Burin überraschte jedenfalls mit einer Leichtigkeit, die ich bei einem Roten aus diesen Breitengraden nicht erwartet hätte. Gerade mal knapp über 12 vol., eine schöne frische Rotfrucht, ganz dezente Kräuternoten mit unerwartet frischer Säure. Ein freilich harmloser und unbekümmerter, aber sympathischer und fröhlicher Abendgeselle, der gefiel. Zumal die Preise mit 4-5 Euro sehr moderat ausfielen.

In fast jedem kroatischen Supermarkt gibt es anscheinend Weine des Großproduzenten Vino Belje. Der von mir probierte Basis-Grasevina mit Schrauber zu etwa 5-6 Euro ist eine sichere Bank. Ein blitzsauberer Weißer mit einem Touch Mineralität und guter Säure. Nichts Aufregendes, aber sehr solide und für den Preis durchaus empfehlenswert.

Kroatien, das wusste ich freilich von meinen früheren Besuchen, ist ein sehr schönes Land mit einer offenbar lebendigen Weinkultur, die zu entdecken diesmal leider keine Zeit blieb. Vielleicht beim nächsten Mal.

[Gerald]

Ziemlich gut gefallen hat mir dieser - laut Händler als "orange wine" - Malvazija:



Anders als die meisten bisher probierten orange wines keineswegs nur etwas für Freaks, sondern ein wirklich schöner, wenn auch natürlich nicht allzu anspruchsvoller Wein, den man bedenkenlos auch weniger weinaffinen Gästen vorsetzen kann. Das wird vermutlich daran liegen, dass dieser Stil dort lange Tradition hat und nicht so wie z.B. in Ö oder D eher etwas ist, mit dem man sich krampfhaft vom bisher Etablierten abzuheben versucht ...

Grüße,
Gerald

[EThC]

...nicht schlimm, aber auch nicht toll:

[Charlie]

Hat jemand Karten zu Einzellagen in Kroatien?

[EThC]

...da wir aktuell urlaubsmäßig in Kroatien unterwegs sind, mußte ich natürlich auch schauen, ob ich mein "Quasi-0-Wissen" diesbezüglich etwas aufpeppen kann. Auch wenn wir uns nun vorwiegend an der südlichen Küste bewegen, waren nach ein paar Recherchen die Weingüter im Landesinneren, insbesondere in der Unterregion Plešivica interessant, besucht haben wir dann Korak in Plešivica selbst und Tomac in Jastrebarsko.
Das Gut Korak hatte an dem Tag eigentlich gar nicht auf, aber man hat uns dennoch gerne empfangen und sich gut eineinhalb Stunden Zeit genommen. Die Weine sind in dieser Region eher auf klassischen Sorten wie Chardonnay, Sauvignon blanc, Riesling und Pinot noir basiert, es gibt aber auch ein paar autochtone Sorten, die man aber zumindest bei den beiden besuchten Gütern eher als zweitklassig einstuft. Tomac baut z.B. auch Welschriesling und Roten Veltliner an.
Korak ist eher auf der durchaus gehobenen, klassischen Seite unterwegs, sowohl die Stillweine als auch die Schäumer machten einen sehr guten Eindruck, nur die günstigeren Pinot noirs waren uns sowohl in still als auch in (rosa) Blubber zu beerig, Geschmackssache halt.
Tomac ist eigentlich gar nicht auf Verkostungen eingerichtet, aber nachdem die fließend deutsch sprechende Winzersfrau merkte, daß wir nicht nur ein paar billige Touri-Weine suchen, taute sie schlagartig auf. Das Gut ist übrigens nach eigenen Angaben das einzige biodynamisch arbeitende in ganz Kroatien, die demeter-Zertifizierung ist gerade in Arbeit. Dementsprechend groß war auch das Interesse, was ich von der Bio-Seite her schon so kenne. Ich hatte vorsichtshalber auch ein bißchen was aus meinem Weinkeller mitgenommen, um nicht mit leeren Händen dazustehen, falls unsere Besuche erfolglos geblieben wären. Die Winzersfrau war dann auch hochbegeistert, daß wir einen "Pure & Naked" vom Weingut am Stein - Ludwig Knoll dabei hatte und zeigte verstärktes Interesse daran. Es lief dann letztlich auf einen Tausch mit einem PétNat von Tomac plus weitere Dreingaben hinaus, die Tauschobjekte waren jedenfalls absolut ebenbürtig, hab ich nicht bereut, eine Win-Win-Situation also.
Tomac macht generell recht viel Schaumwein in mehreren Sorten, diese findet man auch auf recht vielen Restaurantkarten an der Küste. Die Besonderheit sind jedoch die Amphorenweine; Tomac macht diese schon recht lange und hat seine Amphoren zusammen mit Josko Gravner (die Winzer sind anscheinend befreundet) in Georgien fertigen lassen und mit einem gemeinsamen Transport in die beiden Güter transportiert. Verwendet werden 2.500 l Amphoren, es gibt die Amphorenweine sowohl in reinsortig (Traminer, Riesling, Sauvignon blanc, Pinot noir) als auch eine "Geheimmischung", die m.E. zumindest auch Traminer und den Roten Veltliner enthält, jedenfalls wurde dieser Vermutung vor Ort nicht widersprochen.
Von beiden Gütern hab ich was mitgenommen, ein bißchen was wurde auch schon verklappt, die Berichte dazu folgen dann so peu à peu.
Ich weiß nicht, ob ich hier an der Küste auch noch ein Gut besuche, da der Camper eigentlich schon voll ist. Von Tomac wurde mir das Weingut Milos (hier auf "unserer" aktuellen Insel) empfohlen, da sind wir auch schon dran vorbei gefahren. Aber die Küstenweine sind naturgemäß alle etwas dickschiffiger und bei 23 bis 28 °C sind mir die kühlen Sachen dann doch lieber. Aber mal sehen, was mir da vielleicht noch so ins Glas schwappt...

[amateur des vins]

Schöne Geschichte! "Auftauende Winzer" sind immer ein Highlight, und ich bedauere, daß sich zuletzt keine Weingutsbesuche mehr ergaben.

Habt ihr dort denn jetzt nur getauscht, oder auch gekauft?

Viel Spaß weiterhin im Urlaub!

[EThC]

...nee, ich hab den freien Platz im Camper schon im Wesentlichen mit gekauften Weinchen vollgefüllt...

[EThC]

...kaum gekauft, schon im Glas:

[EThC]

...in einem netten Restaurant in Trogir gab's diesen auch recht netten Malvazija: