Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

[olifant]

... am WE im Glas ..

Chardonnay 2011 Collio, Borgo del Tiglio - Brazzano

mittleres Strohgelb mit gelbgrünen Reflexen; changierende Nase mit Akazienblüten, grünen Haselnüssen und schmutzigen mineralisch-steinigen Anklängen; am Gaumen mittelgewichtig mit gewisser Kraft, Aromatik korrespondierend zur Nase mit Blüten- und schmutzig-mineralischen Noten, grünen Nüssen, kräftige aber nicht unangenehme Säure, trocken, feste Struktur, Alkohol nicht völlig integriert, mit Komplexität, m.E. noch nicht ganz im Trinkfenster angekommen; mittellanger - langer Abgang auf schmutzig-mineralische Noten und floral-vegetalen Anklängen - 16,5(+)/20 op

Auch bei diesem 2011er der basislinie ist keine Eile angesagt. Für meinen Geschmack ist der Wein im Moment von einer nicht ganz zu fassenden 'schmutzigen Mineralität' geprägt, die bei Chardonnay evtl. nicht so ganz mein Fall ist. Sicher kein typischer Chardonnay. Wird sich wohl noch weiter Entwickeln.

[Finkenweine]

Es gibt wenige italienische Weißweine, die lange reifen müssen, um sich zu offenbaren. Die von Borgo del Tiglio gehören aber dazu. Die 2012er wirken im Moment irgendwie eingeschnürt, komprimiert und unnahbar. Sie strahlen noch keine Sympathie aus. So habe ich einen 2012er Ronco della Chiesa vor drei Tagen geöffnet, dekantiert, nochmal dekantiert, von einem Glas ins andere... irgendwie "nett", aber groß? Da kenne ich dieses Flaggschiff aber ganz anders. Am zweiten Abend das gleiche Bild. Und heute am dritten Abend? Endlich!!! Jetzt macht der kleine verbliebene Rest einen ganz großen Eindruck und viel Spaß. Wer also 2012er Borgo del Tiglio hat, sollte seeeehr geduldig sein und ihn für bessere Zeiten aufheben. Ich bin mir sicher... die kommen!

[olifant]

... mal wieder im Glas ...

Collio Rosso 2008, Borgo del Tiglio - Brazzano, Cuvée Merlot 70-90%, Cabernet 10-30% nach Jahrgang

dunkles Rubinrot; saftiges rel. weit gespanntes Spektrum an dunklen würzigen Beeren, dazu gewisse vegetale und etw. rustikale Gewürznoten; am Gaumen kompakt, dichtes fruchtbetont-würziges Aromenspektrum korrespondierend zur Nase, dazu vegetal-erdige Noten, auch etwas grüne Paprika, nicht ganz reifes, beginnend samtiges Tannin, gut eingebundene Säure, sauber strukturiert, angenehme Würze, ingesamt stimmig, gewisser Druck; langer Abgang auf würzige Frucht und samtig-grünes Tannin - 17/20 op

Diese Flasche zeigte sich besser als eine vor etwa einem Jahr genossene - nicht aufregend aber durch und durch solide.
Auch wenn noch deutlich Reserven vorhanden sind, würde ich wohl den jetztigen Konsum empfehlen, solange sich eine gewisse hedonistische Ader zeigt.

[Finkenweine]

Hallo Ralf,

vielen Dank für die tolle Beschreibung des 2008ers. Ich denke auch, dass er zwar noch etwas halten sollte, aber sich sicher nicht mehr verbessern wird. Aktuell ist der 2009er mit dem dunklen Selezione-Etikett eine ganze Klasse über dem 2008er. Die 2007er Riserva ist schon relativ offen bei mehr Potential und der Rosso della Centa 2007 sollte noch etwas lagern.

Hast Du mal Miani Rosso oder Merlot getrunken? Ganz anders im Stil, noch deutlich kraftvoller. Geschmackssache, was man lieber trinkt. Allerdings war dort der 2009er Merlot schon bei 15,5% Alkohol... trotz hoher Qualität hatte ich mich da zurückgehalten. Die etwas normaleren Rossos usw. sind aber wirklich auch eine Sünde wert.

[olifant]

Nein, Miani hatte ich noch nicht im Glas ... dennoch sprechen 15,5% nicht gerade für meine Vorlieben, da ich v.a. Merlots aus diesen Gefilden gerne gut gereift trinke und ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, dass filigran (blumig-fruchtbetont) gereifte Merlot 15,5% Alc. perfekt einbinden. Aber natürlich liegt die Wahrheit im Glas.

Mein Merlot-Favorit ist der Boscorosso von Rosa Bosco / Villa de Puppi (Moimacco, nahe bei Cividale del Friuli), der 2000er, erst der 2. Jahrgang, war nach 11 Jahren schlicht genial - eine Flasche habe ich noch, mal schaun, ob gute Jahrgänge auch 16 Jahre machen können ... http://rosabosco.it/en/
Das Villa de Puppi Gut enstand erst 1998 nach der Trennung der Eigentümerin Rosa Bosco von deren Ex-Mann, Girolamo Dorigo.

Einziger Wehrmuthstropfen, aber auch der entscheidende, ist die nicht gegebene Verfügbarkeit in D - es gibt keinen Importeur. Der Kostenpunkt ihrer Weine in Italien liegt bei etwa 35 € Merlot, 28 € Sauvignon, 26 € Chardonnay und 16 € Ribolla Gialla.
Sowohl den Merlot, als auch den Sauvignon sehe ich als echte Spitzen der Region. Schau doch mal, ob du die, vorallem Merlot (Boscorosso) und Sauvignon, am besten schon etwas gereift, mal ins Glas bekommen kannst. Deine Meinung würde mich interessieren.

[olifant]

... am WE im Glas ...

Illivio 2013 COF Bianco, Livio Felluga - Brazzano, Cuvée Pinot Bianco, Chardonnay, Picolit

mittleres Strohgelb mit gelbgrünen Reflexen; Noten mit starken Anklängen Zitrusfrüchte und Akazienblüten, dazu Pfirsich und Zitruszesten, im Hintergrund etwas bittere Kräuternoten und grüner Pfeffer; angenehme Stoffigkeit ohne jede Breite, Fruchtaromatik korespondierend zum Gaumen (Zitrus/Akazie/Pfirsich), fein verwoben mit nervigen Gewürznoten (Pfeffer und etwas Orientalik), gewisse mineralisch-steinige Noten, angenehm frische reife Säure, sehr harmonisch und immenser Trinkfluss, elegant, noch sehr jung; langer, feinnerviger und vielschichtiger Abgang korrespondierend zum Gaumen - 17,5/20 op

Sehr angenehmer COF Bianco, der gänzlich unschwülstig und frisch daherkommt. Wird sich sicher mit Reife noch verändern und auch eher chardonnaytypische exotische Reifenoten entwickeln. Der Picolit sorgt für eine eigenwillige subtil-orientalische Gewürzaromatik im Hintergrund. Alles andere als Langweilig.

[olifant]

... gestern im Glas ...

Tureis Bianco 2011 IGT Venezia Giulia, Pitars - San Martino al Tagliamento, Weisse Cuvée 55% Sauvignon Blanc, 35% Chardonnay, 20% Friulano; Teilbarrique, Teilbattonage (20% jeder Sorte 10 Monate auf der hefe)

Strohgelb; exotische Frucht mit unaufdringlichem Vanilletouch, etwas aromatisch-duftige Blütennoten, Apfel und Birne; am Gaumen frisch-stoffig, exotische Frucht (Litschi, Mango, Papaya) mit leichtem Barriquetouch, Mispel, frischer Beifuss, etwas Apfel- und Birnennoten, mineralisch geprägt, guter Stoff, frische leicht zitronige Säure, elegante Komplexität, Säuregeprägt, gewisse tiefe, animierend; langer Abgang mit sehr gedehntem Nachhall korrespondierend zur Gaumenaromatik - 17-17,5/20 op

Sehr angenehme Cuvée ohne Schwulst und Fett, Rokkoko statt Barock - animierend.

[olifant]

... vor Kurzem im Glas ...

Brumal Uvaggio Rosso 2011 IGT Venezia Giulia, Pitars - San Martino al Tagliamento, Rote Cuvée Refosco dal Peduncolo Rosso und Merlot

dichtes Purpur-Rubin; extrem kräuterwürzige-grün-unterholzige blau-schwarze Fruchtnase, gewisse Erdigkeit, trockener Wald; am Gaumen kompakte kräuterwürzig betont blau-schwarze Frucht, vegetal-krautig-erdige Anklänge, integrierte Holz-/Fassnoten, dichte junge sandig-reife Tannine, schöne packende reife Säure, trocken, gute Struktur, anfangs fast etwas ruppig, hohe Dichte, gewisse Komplexität, mit der Zeit auch animierend; langer Abgang auf vegetal-kräuterig-erdige und frische animierende Frucht - 16,5-17(+)/20 op

Braucht noch einige Zeit um die hohen Ladungen an Frucht und Tannin des üppigen Jahres zu verdauen. Nicht uncharmant und extrem auf der vegetal-würzigen Seite, keinesfalls Merlotlastig, im Gegenteil ordentliche Ladung Refosco - weder für Spasstrinker, noch für Hedonisten.
Kritikpunkt für mich ist der 2-Scheiben-Presskork für einen Wein dieser Qualität.

[olifant]

... die Tage im Glas ...

Refosco dal Peduncolo Rosso Braida Santa Cecilia 2012 DOC Friuli Grave, Pitars - San Martino al Tagliamento

dunkles transparentes Rubin; rot-blaue Beeren- und Waldfrucht, sanfte unterholzig-kräuter-(trocken)erdigwürzige Noten; am Gaumen ein Tick mehr als sehr sattes Mittelgewicht, Gaumenaromatik korrespondierend zur Nase, reife feine kühl-seidige Tannine, schöne Säurebalance, trocken, gut Strukturiert, sehr harmonisch und klasse Trinkfluss; langer animierender Abgang auf feine würzige Frucht/Tannin - 16,5/20 op

Merlot Terra dei Padre 2012 DOC Friuli Grave, Pitars - San Martino al Tagliamento

mittleres transparentes Rubin; blau-schwarze Früchte, floral-duftige Blütennoten, gewisser minimaler Vanille-Touch; am Gaumen elegantes Mittelgewicht, floral-fruchtige Gaumenaromatik korrespondierend zu Nase mit feinen Kräuter-/Gewürznoten, feine runde Tannine, sanfte Säure, elegant, easy-drinking; mittellanger-langer ausgewogener Abgang - 16-16,5/20 op

Man merkt zwar sofort, dass die Rebsortenweine eine Stufe unter der Selektion/Riserva aus den beiden Sorten stehen, diese zeigen jedoch sehr schön die Typizität der Friuli Grave Schwemmkiesebene.
Der Refosco entwickelt einen genialen Trinkfluss, mehr als die "Note" dies zum Ausdruck bringen kann, der Merlot bietet auch ohne grosse Reife, was ich bei dieser Sorte mit Prägung aus den Friuli Grave schätze, blumige feine Frucht, unaufgeregte Eleganz.

[olifant]

... die Tage im Glas ...

Chardonnay Braida Santa Cecilia 2013 DOC Friuli Grave, Pitars - San Martino al Tagliamento
grünliches helles Stohgelb; Apfel und Beifuss; am Gaumen knapp mittlere angenehme Stoffigkeit, wieder Äpfel und Beifuss mit Blüten, Brot, durch den Extrakt gemilderte kräftige aber reife Säure,trocken, gute Balance, noch etwas changierend, gewisse Tiefe; mittellanger-langer Abgang geprägt von kräuterig-apfelig-floralen Noten mit kräftiger Säure - 16-16,5/20 op
Essensbegleiter, als Terrassenwein zu schade.

Pinot Grigio Braida Santa Cecilia 2013 DOC Friuli Grave, Pitars - San Martino al Tagliamento
mittleres Strohgelb; reife Birnennoten und Akazienblüten; am Gaumen relativ hohe Dichte und Stoffigkeit, wieder reife Birne und Blüten, etwas Tannin?, reife Säure puffert den Extrakt bestens ab, harmonisch, schöner Trinkfluss; mittellanger - langer dichter Abgang auf reife Frucht - 16,5/20 op
War der erste Schluck etwas 'too much', gewinnt der Trinkfluss mit jeder Minute Luft. Excellenter Essensbegleiter zu Gemüseantipasti und weissem Fleisch.

Seris Uvaggio Bianco 2012 IGT Venecia Giulia, Pitars - San Martino al Tagliamento, Weisse Cuvée aus Chardonnay und Sauvignon, Hefelager mit Batonage im grossen Holz
helles grünliches Strohgelb; Apfel- und Birnennoten, weisse Blüten, mineralische Anklänge (feuchter Kies); am Gaumen mittlere Stoffigkeit, Gaumenaromatik korrespondierend zur Nase, feines reifes gelbes Kernobst, gewisse weisse Blütennoten (Akazie), unaufdringliche mineralische Basis, leichtes Bitterl, animierende Säure, trocken, elegant Strukturiert, sehr harmonisch, animierender Trinkfluss; langer animierender harmonischer Abgang auf feine Frucht/Säure mit mineralischen Anklängen - 17-17,5/20 op
Jetzt in bester Trinkreife, gewisse Reserven, leider nicht mehr im Portofolio der Kellerei. Für das Friaul ungewohnt schwebende unaufgeregte Eleganz, gepaart mit verwobener Aromatik, ähnlich einem Capo Martino von Jermann, wenn auch ohne autochtone Rebsorten.

Bei allen bisher verkosteten Weinen der Kellerei für mich störend der verwendete 2-Scheiben-Presskork.