Hallo Herbert,
die Federspiele aus 2014 haben mir ja auch sehr gut gefallen, nur ein Teil der Smaragde (die ich jetzt zum ersten Mal "richtig" probiere - Fassproben sind zumindest für mich nicht aussagekräftig) macht halt keine so gute Figur. Keine Ahnung, woran es liegt.
Die 2013er Smaragde waren für mich hingegen (vor ungefähr einem Jahr probiert) sehr gut gelungen, siehe weiter oben im Thread. Das was du beschreibst, klingt für mich stark nach einer unharmonischen Zwischenphase, wie sie bei Wachauer Smaragden nach meiner Beobachtung sehr oft vorkommt. Also dass der Wein ungefähr 2-4 Jahre nach Ernte sich aromatisch zurückzieht und am Gaumen langweilig, oft sogar schal-unharmonisch wirkt. Ganz typisch dabei ist, dass ein etwaiger Rest in der Flasche nach einem Tag ganz deutlich an Frische und Aromatik gewonnen hat.
Aus diesem "Tief" kommen sie dann ein paar Jahre später - zusammen mit ersten Reifenoten - wieder heraus, so zumindest meine Erfahrung.
Woran das genau liegt bzw. ob / wann das genau auftritt, habe ich leider noch nicht herausgefunden. Für mich ist nur Tatsache, dass ein Großteil der Wachauer Smaragde (Veltliner genauso wie Riesling) davon betroffen ist.
Grüße,
Gerald
Domäne Wachau
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Re: Domäne Wachau
Hallo Gerald!
Außer - bei diesem Exemplar. Meine Frau hat dann noch an zwei darauf folgenden Tagen je ein Glas davon getrunken (sie wollte den Wein einfach nicht entsorgen - Frauen halt...
"duck und weg"), ich immer wieder hoffnungsvoll gefragt "und, is' er heute besser?", doch die Antwort war leider nie, die, die ich erhofft hatte.
Reste in der Flasche gibt es bei uns fast nie....Gerald hat geschrieben:Ganz typisch dabei ist, dass ein etwaiger Rest in der Flasche nach einem Tag ganz deutlich an Frische und Aromatik gewonnen hat. Grüße, Gerald

Außer - bei diesem Exemplar. Meine Frau hat dann noch an zwei darauf folgenden Tagen je ein Glas davon getrunken (sie wollte den Wein einfach nicht entsorgen - Frauen halt...

Liebe Grüße
weingeist
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Re: Domäne Wachau
Im Vergleich zu den Rieslingen (siehe eine Seite weiter vorne) scheinen die Veltliner-Smaragde aus 2014 von Kellerberg und Achleiten etwas beständiger mit leichtem Vorteil für den Kellerberg:


Was mich aber an der ganzen Sache am meisten irritiert ist, dass der Wein, der bei mir am zweitschlechtesten wegkommt (Riesling Smaragd Kellerberg 2014) beim Gault-Millau der höchstbewertete der Domäne ist - und unter den Top-10 Weißweinen in Österreich. Woran kann das liegen? Einen Flaschenfehler würde ich bei jungen, verschraubten Weißweinen ohne erkennbare Oxidation eher ausschließen. Unterschiedlicher Zeitpunkt der Verkostung oder können die Geschmäcker derart unterschiedlich sein?
Grüße,
Gerald


Was mich aber an der ganzen Sache am meisten irritiert ist, dass der Wein, der bei mir am zweitschlechtesten wegkommt (Riesling Smaragd Kellerberg 2014) beim Gault-Millau der höchstbewertete der Domäne ist - und unter den Top-10 Weißweinen in Österreich. Woran kann das liegen? Einen Flaschenfehler würde ich bei jungen, verschraubten Weißweinen ohne erkennbare Oxidation eher ausschließen. Unterschiedlicher Zeitpunkt der Verkostung oder können die Geschmäcker derart unterschiedlich sein?
Grüße,
Gerald
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Re: Domäne Wachau
Hi Gerald,
ohne irgendjemanden etwas "Böses"
unterstellen zu wollen, wie finanziert sich der Gault-Millau eigentlich?
Vielleicht musste
der Kellerberg unter die Top-10 Weißweine kommen. Vielleicht war er in einer Serie von Weinen doch noch der am meisten "herausragende". Vielleicht liegt's wirklich am Verkostungszeitpunkt (Flaschenfehler würdest Du wohl erkennen). Vielleicht liegt es an ganz etwas anderem. Wie war das doch damals mit dem Burgenländischen WInzer, der einen Falstaffsieger hatte, den P. Moser (?) später, privat, in einem Lokal absolut anders präsnetiert bekam und sich - als man der Sache nachging - herausstellte, dass zur Verkostung ein "zart präparierter" Wein eingereicht worden war?
Daher finde ich es ja auch so fein, dass wir hier (jedenfalls in Ö) die MÖglichkeit haben, selbst die Weine verkosten zu können, bevor wir sie kaufen, und nicht blind - egal welchem Verkoster oder welchem Magazin auch immer - vertrauen müssen.
ohne irgendjemanden etwas "Böses"

Vielleicht musste

Daher finde ich es ja auch so fein, dass wir hier (jedenfalls in Ö) die MÖglichkeit haben, selbst die Weine verkosten zu können, bevor wir sie kaufen, und nicht blind - egal welchem Verkoster oder welchem Magazin auch immer - vertrauen müssen.
Liebe Grüße
weingeist
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Re: Domäne Wachau
Uiiiii, die Gretchenfrage ....weingeist hat geschrieben:ohne irgendjemanden etwas "Böses"unterstellen zu wollen, wie finanziert sich der Gault-Millau eigentlich?
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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Re: Domäne Wachau
Na ja, persönlich habe ich ja eine andere Theorie: Zumindest wenn ich bei einer Weinpräsentation o.ä. eine größere Zahl Weine hintereinander probiere, fallen mir besonders solche Weine positiv auf, die sich von den anderen irgendwie abheben - auch wenn diese Unterschiede dann in der "Einzelverkostung" (also zuhause nur diese Flasche offen) sich als gar nicht so erfreulich herausstellen.
Auf den konkreten Fall gemünzt: angenommen, die Verkoster hatten vor dem Riesling Smaragd Kellerberg eine Reihe "dicker" und süßlicher Weißweine, die sie vielleicht schon ein bisschen genervt haben. Da kann ein "erfrischender", eher leichter und knochentrockener Wein wie der Kellerberg eine tolle Abwechslung sein - die mir bei diesem Wein aufgefallenen kratzigen Noten am Gaumen könnten in der Situation gar nicht unwillkommen sein.
Keine Ahnung, ob an dieser Theorie etwas dran ist. Falls ja, würde sie allerdings den - ich nehme an - professionellen Verkostern nicht wirklich zur Ehre gereichen ...
Grüße,
Gerald
Auf den konkreten Fall gemünzt: angenommen, die Verkoster hatten vor dem Riesling Smaragd Kellerberg eine Reihe "dicker" und süßlicher Weißweine, die sie vielleicht schon ein bisschen genervt haben. Da kann ein "erfrischender", eher leichter und knochentrockener Wein wie der Kellerberg eine tolle Abwechslung sein - die mir bei diesem Wein aufgefallenen kratzigen Noten am Gaumen könnten in der Situation gar nicht unwillkommen sein.
Keine Ahnung, ob an dieser Theorie etwas dran ist. Falls ja, würde sie allerdings den - ich nehme an - professionellen Verkostern nicht wirklich zur Ehre gereichen ...
Grüße,
Gerald
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Re: Domäne Wachau
Hi Gerald!
Also, wenn Du mich frägst, denke ich, dass Deine Theroie in dem Fall nicht ganz aufgeht. Gerade aus dem genannten Jahrgang wirst Du die von Dir angesprochenen, "fetten" und "süßlichen" Weißweine doch kaum finden. Ich weiß schon, Du findest 2014 dem Grunde nach nicht so schlecht, das lasse ich gerne gelten, aber fett und süß, ich weiß nicht so recht...
Also, wenn Du mich frägst, denke ich, dass Deine Theroie in dem Fall nicht ganz aufgeht. Gerade aus dem genannten Jahrgang wirst Du die von Dir angesprochenen, "fetten" und "süßlichen" Weißweine doch kaum finden. Ich weiß schon, Du findest 2014 dem Grunde nach nicht so schlecht, das lasse ich gerne gelten, aber fett und süß, ich weiß nicht so recht...

Liebe Grüße
weingeist
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Re: Domäne Wachau
Hallo Herbert,
bei "fett" magst du schon Recht haben, bei "süßlich" würde ich aber doch vorsichtig widersprechen.
Zumindest bei diversen Verkostungen (insb. Weinviertel, aber auch Wien) hatte ich schon den Eindruck, dass gar nicht so wenige Winzer den säurebetonten Jahrgang mit relativ viel Restzucker (darf ja bis 9 g/l noch als "trocken" bezeichnet werden, wenn die Säure entsprechend hoch ist) "verschönert" haben. Ist aber vielleicht nur ein subjektiver Eindruck, mit konkreten Analysenwerten kann ich das leider nicht untermauern ...
Grüße,
Gerald
bei "fett" magst du schon Recht haben, bei "süßlich" würde ich aber doch vorsichtig widersprechen.

Grüße,
Gerald
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Re: Domäne Wachau
Zur Finanzierung habe ich drüben im Gault-Millau-Thread kurz was geschrieben.
Hier gibts mehr von mir zu lesen: www.bernhard-fiedler.at
- Gerald
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Re: Domäne Wachau
Sehr gut gefällt mir auch der Axpoint, der allerdings einige Zeit an der Luft braucht, um sich zu harmonisieren.

Merkwürdig in diesem Zusammenhang ist aber, dass der Wein - anders als in früheren Jahren - als "Reserve" statt "Smaragd" bezeichnet wird. Diese Option wurde früher manchmal genutzt, wenn der Restzucker die zulässige Grenze überschritten hat (z.B. beim Traminer). Das ist aber hier nicht der Fall.
Ich habe daher nachgefragt und die Antwort bekommen, dass das Mindestmostgewicht (18,5 °KMW) für Smaragde nicht erreicht wurde. Mir war vorher nicht bewusst, dass die Regeln der Vinea Wachau sowohl ein Mindestmostgewicht als auch einen Mindestalkoholgehalt für den Smaragd vorschreiben.
Bei Durchsicht der betreffenden Regeln ist mir aufgefallen, dass dieser Wein aber - zumindest bei wörtlicher Auslegung der Regelung - auch nicht als Federspiel deklariert werden dürfte, da dafür wiederum der Alkoholgehalt zu hoch ist. In einem bestimmten Grenzbereich zwischen Federspiel und Smaragd wie eben hier darf der Wein gar keine der berühmten Vinea-Kategorienamen tragen?!
Ich kann mir persönlich nur schwer vorstellen, dass so etwas tatsächlich beabsichtigt war. Eher, dass die "Erfinder" der Regelung nicht richtig mitgedacht haben bzw. die Voraussetzungen im Detail nach einer ausgiebigen Verkostung diverser Wachauer Weine niedergeschrieben wurden.
Grüße,
Gerald
P.S. In neuesten Ausgaben des Codex Wachau ist das Mindestmostgewicht bei Smaragd nicht mehr erwähnt, vielleicht ist diese Problematik jemand ja aufgefallen? Dann hätte der hier genannte Wein aber als Smaragd deklariert werden dürfen. Ich hoffe, noch eine Antwort auf diese merkwürdige Sache zu bekommen ...

Merkwürdig in diesem Zusammenhang ist aber, dass der Wein - anders als in früheren Jahren - als "Reserve" statt "Smaragd" bezeichnet wird. Diese Option wurde früher manchmal genutzt, wenn der Restzucker die zulässige Grenze überschritten hat (z.B. beim Traminer). Das ist aber hier nicht der Fall.
Ich habe daher nachgefragt und die Antwort bekommen, dass das Mindestmostgewicht (18,5 °KMW) für Smaragde nicht erreicht wurde. Mir war vorher nicht bewusst, dass die Regeln der Vinea Wachau sowohl ein Mindestmostgewicht als auch einen Mindestalkoholgehalt für den Smaragd vorschreiben.
Bei Durchsicht der betreffenden Regeln ist mir aufgefallen, dass dieser Wein aber - zumindest bei wörtlicher Auslegung der Regelung - auch nicht als Federspiel deklariert werden dürfte, da dafür wiederum der Alkoholgehalt zu hoch ist. In einem bestimmten Grenzbereich zwischen Federspiel und Smaragd wie eben hier darf der Wein gar keine der berühmten Vinea-Kategorienamen tragen?!
(Quelle: Codex Wachau)Federspiel Ein nuancenreicher und starker Charakter zeichnet diesen klassisch trockenen Wein aus. Als Federspiel werden Weine mit einem Mostgewicht ab 17° KMW und einem Alkoholgehalt zwischen 11,5% und 12,5% Vol. bezeichnet. Der Name „Federspiel“ stammt von der Falkenjagd (das Zurückholen des Beizvogels), eine in früheren Zeiten in der Wachau beliebte Form herrschaftlicher Jagd.
Smaragd Zweifelsohne die Königsklasse der Wachauer Spitzengewächse. Diese höchste Kategorie beginnt ab 12,5% Vol. Alkohol. 1986 wurde dieser Begriff erstmals verwendet und steht heute für das Beste und Wertvollste, das die Wachau zu bieten hat. Viele Smaragd-Weine zählen heute zu den internationalen „Monumenten“. Das Mindestmostgewicht beträgt hier 18,5° KMW, womit klar ist, dass diese Kreszenzen nur in den sonnigsten Rieden der jahrtausendealten Wachauer Terrassen-landschaft gedeihen.
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Ich kann mir persönlich nur schwer vorstellen, dass so etwas tatsächlich beabsichtigt war. Eher, dass die "Erfinder" der Regelung nicht richtig mitgedacht haben bzw. die Voraussetzungen im Detail nach einer ausgiebigen Verkostung diverser Wachauer Weine niedergeschrieben wurden.

Grüße,
Gerald
P.S. In neuesten Ausgaben des Codex Wachau ist das Mindestmostgewicht bei Smaragd nicht mehr erwähnt, vielleicht ist diese Problematik jemand ja aufgefallen? Dann hätte der hier genannte Wein aber als Smaragd deklariert werden dürfen. Ich hoffe, noch eine Antwort auf diese merkwürdige Sache zu bekommen ...