Beaujolais

Chablis, Auxerre und Umgebung, Côte de Nuits, Côte de Beaune, Châlonnais, Maconnais, Beaujolais und Lyonnais
Benutzeravatar
octopussy
Beiträge: 4405
Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Hamburg

Re: Beaujolais

Beitrag von octopussy »

Ole hat geschrieben:Ch Thivin '7 Vignes'! Da hat mir der 2013 doch besser gefallen, zwar ist er noch embryonal, aber eine gewisse Samtigkeit, überhaupt Harmonie und ein schöner Trinkfluß prägten sich mir ein. Komisch, Strenge konnte ich nicht feststellen. Der 2012er dagegen wirkte auf mich eher hart und herb und kurz, also nicht wirklich charmant. Dem 2012er würde ich 86/87 Punkte geben, dem 2013er 88/89!
Hallo Ole,

kann ich verstehen. Schon beim Essen hatte ich eine kleine Schwäche für diese recht herbe Note im 2012er. Zum 2013er: beim Nachprobieren ganz am Ende (vom 2013er Les Sept Vignes war noch was übrig) fehlte für mich die Saftigkeit, die der 2013er anfangs noch hatte. Deshalb für mich die Präferenz (derzeit) für 2012, auch wenn 2013 sicher der bessere Wein ist.
Beste Grüße, Stephan
Benutzeravatar
octopussy
Beiträge: 4405
Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Hamburg

Re: Beaujolais

Beitrag von octopussy »

Inspiriert durch eine Notiz in verkostungsnotizen.net von Mitglied "marzemino" möchte ich mal die Weine von Jean Paul Brun diskutieren, inbesondere seinen Moulin-à-Vent.

Hier ist die Notiz von "marzemino" zum 2010er:

Bild

In der Datenbank finden sich ansonsten gemischte Notizen zu dem Wein, rangierend von gut ("Michl") zu an der Grenze zu fehlerhaft ("m_arcon"). Den 2010er Moulin-à-Vent von Brun habe ich selber noch nicht getrunken, aus 2010 m.W. noch gar keinen Brun.

Ich bin aber von dessen Weinen, inbesondere dem Moulin-à-Vent, irgendwie verwirrt. Neulich bei Kle hatten wir (haben Kle und ich schon lebhaft diskutiert, unsere Meinungen gehen auseinander) von dem Wein den 2002er und den 2013er, beide blind. Während der 2002er zwar ziemlich stallig, aber insgesamt doch ausgezeichnet bis herausragend war, konnte ich beim 2013er kaum glauben, dass es derselbe Wein, nur 11 Jahre jünger ist. Den 13er empfand ich als total beliebig und geradezu dropsig, als käme er von einem unterdurchschnittlichen Mainstream-Erzeuger (Kle war hier anderer Meinung). Ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, dass der Wein mit 11 Jahren Flaschenreife auch nur annähernd ein Aromenprofil wie der 2002er entwickeln könnte.

Hier meine Notizen zu den beiden Weinen:

Bild

Bild

Was ist da los? Sind die Flaschenvarianzen so groß? Polarisieren die Weine von Brun einfach so stark, dass die Meinungen darüber so extrem auseinanderfallen? Mir jedenfalls werden die Weine zunehmend madig, auf eine großartige Flasche folgt eine Kopfkratzflasche, ohne wiedererkennbare Muster zu Verschlussphasen oder ähnlichem. Wie sehen das die anderen?
Beste Grüße, Stephan
Benutzeravatar
Oh Dae-Su
Beiträge: 750
Registriert: Di 1. Nov 2011, 14:00
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: BW
Kontaktdaten:

Re: Beaujolais

Beitrag von Oh Dae-Su »

Hallo Stephan,

ich war bei der von m_arcon beschrieben M.a.V. 2010 Flasche auch dabei. Sonderliche Notizen habe ich mir keine gemacht, weil mich der Wein dazu aber auch so garnicht animiert hat. Ich kann m_arcons VKN aber sehr gut nachempfinden. Dazu ergänzend treffen zwei beschriebene Aspekte von marzemino's VK für mich strukturell den Nagel auf den Kopf: mehliges Mundgefühl und amporphe Masse. Rein vom geschmacklichen Aroma hatte ich bei der VK schon den Eindruck das es ganz sicher um Gamay handeln musste. Ein leider sehr kitschiger und aufgesetzter Gamay.

Vielleicht ist der Jahrgang 2010 dieses Weines wirklich nicht sonderlich gut ausgefallen. Das könnte auch erklären warum die Flasche mit 30 % - 40 % Rabatt von einem Weinhändler abverkauft wurde, obwohl dieser Händler sonst kaum bis nie Rabatte offeriert. Nur so mal als ergänzender Gedanke ;-)

Besten Gruss

Chris
Michl
Beiträge: 1240
Registriert: Di 22. Okt 2013, 19:04

Re: Beaujolais

Beitrag von Michl »

octopussy hat geschrieben:Was ist da los? Sind die Flaschenvarianzen so groß? Polarisieren die Weine von Brun einfach so stark, dass die Meinungen darüber so extrem auseinanderfallen? Mir jedenfalls werden die Weine zunehmend madig, auf eine großartige Flasche folgt eine Kopfkratzflasche, ohne wiedererkennbare Muster zu Verschlussphasen oder ähnlichem.
Ich bin da ganz bei dir, Stephan, und kann mir die "Performance" der Weine auch nicht erklären. Drastische Flaschenvarianzen hatte ich beim Cote de Brouilly, habe sogar VKNs wieder gelöscht. Wenn Marzemino, dessen VKNs ich sehr schätze, den Wein so drastisch anders sieht als ich, stimmt irgendetwas nicht. Auch den 2011er Fleurie siehst du wesentlich besser als ich, was mich ebenfalls nachdenklich stimmt. Natürlich haben wir alle auch Wahrnehmungsvarianzen, aber ich meine bspw. dich oder Marzemino so gut einschätzen zu können, dass bestimmt Wahrnehmungen, die sich völlig entgegenstehen, tatsächlich etwas mit den Flaschen und weniger mit uns zu tun haben. Die Trinktemperatur könnte aber noch eine Rolle spielen. Sie wirkt sich bei Bruns Weinen meines Erachtens drastisch aus.
Viele Grüße

Michl
Michl
Beiträge: 1240
Registriert: Di 22. Okt 2013, 19:04

Re: Beaujolais

Beitrag von Michl »

Und gerade fällt mir noch ein: Die Weine haben sich auch drastisch mit Luft verändert, z.T. lange gebraucht, um klar und stimmig zu werden, über Nacht sind sie z.T. extrem eingebrochen Auch das mag unterschiedliche Eindrücke erklären.
Viele Grüße

Michl
Benutzeravatar
octopussy
Beiträge: 4405
Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Hamburg

Re: Beaujolais

Beitrag von octopussy »

Hallo Chris, hallo Michl,

danke für die Antworten. Ich glaube tatsächlich an starke Flaschenvarianzen, gepaart mit einer risikoreichen Vinifikation, deren Ergebnisse nicht sonderlich stet sind. Für mich fällt Brun damit letztlich aus. Die Varianzen sind mir einfach zu groß.
Beste Grüße, Stephan
Benutzeravatar
octopussy
Beiträge: 4405
Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Hamburg

Re: Beaujolais

Beitrag von octopussy »

Hallo zusammen,

gestern im Rahmen unser unregelmäßig stattfindenden Beaujolais & Friends Runde wollte ich als Ausrichter auf einen Terroir-Vergleich hinaus. Bei dem Wort Terroir kriegen einige Leute sofort Pickel und bringen die immer gleichen Argumente (auf Blindproben nicht rausschmeckbar, usw.). Auf der anderen Seite hört man immer wieder, dass das Terroir letztlich erst mit einiger Flaschenreife durchscheint.

Gestern kam von Weinfreund R. der m.E. richtige und das Rätsel des Terroirs auflösende Hinweis, dass zwei Weine aus derselben Lage und demselben Jahrgang, jedoch von verschiedenen Winzern, einem das Terroir der Lage allenfalls zu einem Teil nahebringen und dass die Unterschiede zwischen den Erzeugern dann doch größer sind als die Gemeinsamkeiten der Lage. Wie sich eine Lage ausdrückt, sei vielmehr vor allem zu erkennen, wenn man eine weitere Ebene hinzunimmt, nämlich andere Weine derselben Erzeuger. Das halte ich für richtig. Im besten Fall (aber keineswegs immer) zeigen sich grobe Lagencharakteristika nur relativ. Als Beispiel: Saint Aubin 1er Cru Frionnes schmeckt bei Hubert Lamy anders als bei Silvain Langoureau, ist aber sowohl bei Lamy als auch bei Langoureau nahezu immer straffer und kühler als der En Remilly von diesen beiden Winzern.

Diese weitere Ebene hatten wir gestern leider nicht und deshalb nur zwei Weine verschiedener Winzer aus dem selben Jahrgang und derselben Lage:

Domaine de Vissoux - 2003 Moulin-à-Vent "Rochegrès" vs. Château des Jacques - Moulin-à-Vent "Clos de Rochegrès"

Die Lage Rochegrès befindet sich links von der D68, wenn man von Fleurie hoch auf das Plateau der Windmühle bzw. nach Chénas fährt. Jadot hat in der Lage 8 ha, Vissoux ca. 1 ha. Der Boden besteht aus dem für die Appelation typischen rosa Granit mit sehr wenig Oberboden und Quartz- und Mangan-Anteilen. Die Domaine de Vissoux füllt den Rochegrès nicht mehr einzeln ab, sondern cuvéetiert den Wein aus der Lage mit dem Wein aus den Lagen Roche Noir und La Rochelle mittlerweile zum "Les Trois Roches".

Ein großer Unterschied zwischen beiden Domaines besteht in der Art der Vinifikation. Jadot entrappt vollständig, gibt dem Wein ca. 3-4 Wochen Maischestandzeit und baut ihn dann 10 Monate in 100% neuen 228 l Fässern aus. Vissoux entrappt überwiegend nicht und führt eine maceration semi-carbonique mit ca. 10-12 Tagen Maischestandzeit durch. Der Ausbau erfolgt dann ebenfalls über 10 Monate, jedoch zu 50% in Fuderfässern und zu 50% in gebrauchten 228 l Fässern.

Die Weine waren schon sehr unterschiedlich, den Jahrgang konnte man bei beiden halbwegs rausschmecken, war die Frucht doch eher auf der Trockenfrucht als auf der knackigen Beerenfruchtseite, jedoch ohne wirklich hitzig zu wirken. Der Vissoux muss jetzt ausgetrunken werden, er trank sich gut zum Essen, war solo aber nur mittelmäßig berauschend. Insbesondere die Nase ist nicht mehr ganz frisch, die aromatische Transparenz im Mund ist allerdings sehr schön. Der Jadot hat eher noch ein paar Jährchen vor sich, sein Duft ist hinreißend und auch seine Textur im Mund, die von seidig zu zupackend changiert, ist einfach toll. Der Wein brauchte deutlich Luft, um auch seinen Holztouch etwas besser zu präsentieren. Klarer Sieger unter den beiden: Jadot.

Man muss vielleicht auch dazu sagen, dass die Vissoux Weine eher für den jungen Genuss gemacht sind. Fünf bis sechs Jahre sind überhaupt kein Problem, aber 10 Jahre muss man sie nicht liegen lassen. Die Jadot Weine hingegen bedürfen dringend der Flaschenreife, da sie jung schon sehr strukturiert und holzgeprägt sind.

Konnte man das Terroir Rochegrès nun rausschmecken? Ich denke, eher nicht, weiß aber auch zu wenig über die Lage. Spannend war der Vergleich allemal.

Bild

Bild
Beste Grüße, Stephan
Cornasfreund
Beiträge: 6
Registriert: So 20. Jul 2014, 20:33

Re: Beaujolais

Beitrag von Cornasfreund »

Hallo, ich bin ein großer Fan von Naturweinen und immer auf der Suche nach ein paar spannenden Flaschen. Ich habe die Weine von Marcel Lapierre erst kürzlich kennengelernt. Ich hatte mal einen 2010er ( oder 09) der hatte mir sehr gut gefallen, er hatte so etwas Fleischiges in der Struktur, was im Beaujolais schwer zu finden ist. Das Weingut ist bei mir aber in Vergessenheit geraten, nachdem ich einen eher langweiligen 2012er hatte. Da der Name Lapierre hier schon oft fiel, wollte ich mal fragen, ob irgendjemand Interesse hätte, sich von einigen Flaschen zu trennen. Ich wäre interessiert an Jahrgängen vor 2010, also 2009 oder noch älter.. Ich würde mich freuen, wenn sich was ergibt. Ich gebe mal meine Email Adresse raus: michaelkarras@gmx.de.
Benutzeravatar
innauen
Beiträge: 3507
Registriert: Mi 3. Nov 2010, 11:33
Wohnort: Berlin

Re: Beaujolais

Beitrag von innauen »

Hallo,

ja. Ich gestehe. Ich trinke Beaujolais immer lieber :D

Bild

Grüße,

Wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Ralf Gundlach
Beiträge: 2393
Registriert: So 30. Jan 2011, 23:13

Re: Beaujolais

Beitrag von Ralf Gundlach »

Im Glas: 2009 Fleurie Vers le mont Domaine Manoir du Carra, wunderschöne Nase mit Röstaromen und Brombeeren, am Gaumen Brombeeren und Kirsche mit leichten Mon Cheri-Touch satt, leichte Kräuternoten, Tannine abgeschliffen, sicher kein Strukturmonster, aber samtig und voll mit Charme, anders als die bisherigen Fleuries, die ich bis jetzt getrunken habe, aber der gefällt mir, 87 Punkte

Gruß

Ralf
Antworten

Zurück zu „Burgund und Beaujolais“