Hallo zusammen,
gestern im Rahmen unser unregelmäßig stattfindenden Beaujolais & Friends Runde wollte ich als Ausrichter auf einen Terroir-Vergleich hinaus. Bei dem Wort Terroir kriegen einige Leute sofort Pickel und bringen die immer gleichen Argumente (auf Blindproben nicht rausschmeckbar, usw.). Auf der anderen Seite hört man immer wieder, dass das Terroir letztlich erst mit einiger Flaschenreife durchscheint.
Gestern kam von Weinfreund R. der m.E. richtige und das Rätsel des Terroirs auflösende Hinweis, dass zwei Weine aus derselben Lage und demselben Jahrgang, jedoch von verschiedenen Winzern, einem das Terroir der Lage allenfalls zu einem Teil nahebringen und dass die Unterschiede zwischen den Erzeugern dann doch größer sind als die Gemeinsamkeiten der Lage. Wie sich eine Lage ausdrückt, sei vielmehr vor allem zu erkennen, wenn man eine weitere Ebene hinzunimmt, nämlich andere Weine derselben Erzeuger. Das halte ich für richtig. Im besten Fall (aber keineswegs immer) zeigen sich grobe Lagencharakteristika nur relativ. Als Beispiel: Saint Aubin 1er Cru Frionnes schmeckt bei Hubert Lamy anders als bei Silvain Langoureau, ist aber sowohl bei Lamy als auch bei Langoureau nahezu immer straffer und kühler als der En Remilly von diesen beiden Winzern.
Diese weitere Ebene hatten wir gestern leider nicht und deshalb nur zwei Weine verschiedener Winzer aus dem selben Jahrgang und derselben Lage:
Domaine de Vissoux - 2003 Moulin-à-Vent "Rochegrès" vs.
Château des Jacques - Moulin-à-Vent "Clos de Rochegrès"
Die Lage Rochegrès befindet sich links von der D68, wenn man von Fleurie hoch auf das Plateau der Windmühle bzw. nach Chénas fährt. Jadot hat in der Lage 8 ha, Vissoux ca. 1 ha. Der Boden besteht aus dem für die Appelation typischen rosa Granit mit sehr wenig Oberboden und Quartz- und Mangan-Anteilen. Die Domaine de Vissoux füllt den Rochegrès nicht mehr einzeln ab, sondern cuvéetiert den Wein aus der Lage mit dem Wein aus den Lagen Roche Noir und La Rochelle mittlerweile zum "Les Trois Roches".
Ein großer Unterschied zwischen beiden Domaines besteht in der Art der Vinifikation. Jadot entrappt vollständig, gibt dem Wein ca. 3-4 Wochen Maischestandzeit und baut ihn dann 10 Monate in 100% neuen 228 l Fässern aus. Vissoux entrappt überwiegend nicht und führt eine maceration semi-carbonique mit ca. 10-12 Tagen Maischestandzeit durch. Der Ausbau erfolgt dann ebenfalls über 10 Monate, jedoch zu 50% in Fuderfässern und zu 50% in gebrauchten 228 l Fässern.
Die Weine waren schon sehr unterschiedlich, den Jahrgang konnte man bei beiden halbwegs rausschmecken, war die Frucht doch eher auf der Trockenfrucht als auf der knackigen Beerenfruchtseite, jedoch ohne wirklich hitzig zu wirken. Der Vissoux muss jetzt ausgetrunken werden, er trank sich gut zum Essen, war solo aber nur mittelmäßig berauschend. Insbesondere die Nase ist nicht mehr ganz frisch, die aromatische Transparenz im Mund ist allerdings sehr schön. Der Jadot hat eher noch ein paar Jährchen vor sich, sein Duft ist hinreißend und auch seine Textur im Mund, die von seidig zu zupackend changiert, ist einfach toll. Der Wein brauchte deutlich Luft, um auch seinen Holztouch etwas besser zu präsentieren. Klarer Sieger unter den beiden: Jadot.
Man muss vielleicht auch dazu sagen, dass die Vissoux Weine eher für den jungen Genuss gemacht sind. Fünf bis sechs Jahre sind überhaupt kein Problem, aber 10 Jahre muss man sie nicht liegen lassen. Die Jadot Weine hingegen bedürfen dringend der Flaschenreife, da sie jung schon sehr strukturiert und holzgeprägt sind.
Konnte man das Terroir Rochegrès nun rausschmecken? Ich denke, eher nicht, weiß aber auch zu wenig über die Lage. Spannend war der Vergleich allemal.
