Ollie hat geschrieben: Es gibt heute im Vergleich zu 1985 mehr Leute, die sich Bordeaux leisten wollen und koennen, auch und gerade(!) bei den hoeheren Preisen. Folglich hat Inflation nichts mit dem Preisanstieg von Bordeaux zu tun. Wieso vergeichst du also den Preis des 1985er Lynch-Bages mit dem des 2014ers?
Hallo Ollie,
sorry, dass ich mich erst jetzt melde - ich bin unterwegs und habe nicht so viel Zeit, ins Forum zu gehen.
Dein Bezugspunkt "Dow Jones 1985" wäre dann absolut valide, wenn die Mehrheit der Bordeaux-Käufer ihre Einkäufe über den Verkauf von Aktienpaketen finanzieren würden, die sie 1985 oder davor erworben haben. Ich vermute, dass dürfte wohl die Minderheit sein; die Mehrheit dürfte immer noch ihr laufendes Einkommen heranziehen. Und das ist in vielen Ländern zumindest in den letzten Jahren inflationskorrigiert wenig oder gar nicht gestiegen.
Inwieweit die Zahl der Leute, die sich heute tatsächlich teure Bordeaux leisten können
und wollen, tatsächlich größer geworden ist, ist übrigens eine interessante Frage. Ziemlich sicher zugenommen hat aber die Zahl der Leute, die an sich schon Geld für erstklassige Bordeaux ausgeben würden, aber sich die heutigen Preise einfach nicht mehr leisten können oder nicht mehr leisten wollen: die frustrierten
ehemaligen Käufer. Und von denen gibt es einige.
Hier liegt vielleicht auch der Grund dafür, warum die Preisdiskussion gerade bei Bordeaux so erbittert geführt wird und Preis und Wein mittlerweile untrennbar miteinander verbunden sind: Bordeaux war bis vor 15, 20 Jahren eine noch einigermaßen demokratische Sache: die Weine waren schon damals breit verfügbar, und mit Ausnahme von ein paar Sonderfällen wie Petrus konnte sich auch mal ein Normalverdiener die eine oder andere Sptzenflasche leisten - und hat das auch getan. Wenn dann der geliebte Angelus oder LLC oder Palmer oder Mouton oder was auch immer in unerreichbare Sphären abdriftet, ist man erstmal sauer - und die Preisdiskussion rückt in den Vordergrund.
Ob man nun inflationskorrigiert rechnet oder das Durchschnittseinkommen zu Grunde legt (was keinen so sehr großen Unterschied macht): für viele ehemalige Bdx-Fans sind ihre Lieblingsobjekte weitgehend unerreichbar geworden. Da tröstet dann nur wenig, wenn ein 1985 getätigtes Aktieninvestment einem die Fortführung der Käufe in gewohnter Weise erlauben würde, wenn man es denn seinzerzeit getätigt hätte...
Gruß
Ulli