Bordeaux 2014

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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chris75
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von chris75 »

Das Thema heißt im Übrigen Bordeaux 2014 und nicht: Weininvestment Bordeaux am Beispiel individueller Wahrnehmung. Profunde und objektivierende Beiträge zur Profitabilität/Sinnhaftigkeit der Subskription gibt es Unzählige auf Live-Ex, Bordeaux-Index, Decanter (u.a. Jane Anson)....und selbst in M. Hilses Blog.
Und damit es nicht NUR Metadiskussionen gibt (die mir mittlerweile ziemlich auf den Senkel gehen):
Mein "wine of the vintage" : Ch. Lafleur
Subskribiert habe ich: Les Carmes Haut Brion, Pichon Comtesse und Ch. Coutet
Aufgefallen ist mir die insg. deutliche Zurücknahme des Holzeinsatzes (Pape Clement, Lascombes, Malescot und auch rechtsufrig).

Und Mutmaßungen über die Absicht anderer (Stichwort: Deutungshoheit) darf man sich ruhig sparen.

Grüße,
Christian
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UlliB
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von UlliB »

chris75 hat geschrieben:Das Thema heißt im Übrigen Bordeaux 2014 und nicht: Weininvestment Bordeaux am Beispiel individueller Wahrnehmung. Profunde und objektivierende Beiträge zur Profitabilität/Sinnhaftigkeit der Subskription gibt es Unzählige auf Live-Ex, Bordeaux-Index, Decanter (u.a. Jane Anson)....und selbst in M. Hilses Blog.
Christian,

schon richtig - aber das Thema "Sinnhaftigkeit oder Sinnlosigkeit einer Subskription" kommt jedes Jahr wieder hoch, und genau die selbe Diskussion wird hier in einem Jahr wieder stattfinden, mit den immer gleichen Argumenten und Prognosen. Das mag man als nervig ansehen; unvermeidlich ist es trotzdem. Aber man muss es ja nicht lesen.

Ansonsten sehe ich das genau so:
Olaf Nikolai hat geschrieben: Soll doch jeder der den Drang danach verspürt subskribieren
Eben. Und wer die Subskription für Unfug hält, soll es halt bleiben lassen.

Ich habe mal wieder den Drang verspürt, und es ist das übliche geworden: Leo Barton, La Conseillante, trotz des Preises auch Montrose. Bei diesen Weinen geht es mir (auch) um das Verlängern bereits recht langer Vertikalen. Und nach langer Pause sind auch ein paar Flaschen von der Comtesse dazugekommen, die diversen VKN der Profis hören sich einfach zu gut an, auch wenn ich mit keinem anderen Erzeuger dermaßen viele Enttäuschungen erlebt habe wie mit Pichon Lalande. In ein paaar Jahren werde ich wissen, ob ich mal wieder Lehrgeld bezahlt habe oder nicht.

Gruß
Ulli
Trinkfreude
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von Trinkfreude »

Tja, bei mir ist 2014 ein Jahrgang, der mich mal wieder zum Sinnieren über meine Einkaufsregeln bringt... für "Nicht-Jahrhundertjahre" war die Regel doch eigentlich so schön einfach:
Zum einen jeweils ein paar einzelne Flaschen von den "besten" Weinen des Jahrgangs, die es unter hundert Euronen gibt, und dazu noch das eine oder andere Kistchen von gut gelungenen Weinen zu trinkfreundlich(er)en Tarifen, irgendwo zwischen Poujeaux und Leo B.
(Dabei ist "besten" eine vollkommen subjektive Mischung aus Punkten/VKN diverser Verkoster, meiner eigenen Erfahrung mit früheren Jahrgängen der Weine, und vor allem der Frage, welche Chateaux wohl die spezielle Charakteristik des Jahrgangs am besten herausgearbeitet haben, soweit man den textlichen Beschreibungen der Verkoster trauen kann.)
Damit war ich eigentlich immer ganz happy, denn unter meiner Hunderter-Preisgrenze waren immer noch die allermeisten Chateaux abgedeckt, die ich gerne im Keller haben wollte. Nach 2005 und v. a. nach 09/10 ging dann die Ausdünnung los... da sind erstmal LLC, Angelus, Palmer und ein paar Pomerols preislich entschwunden - das ging ja subjektiv alles noch, da ich es noch als "punktuell" wahrgenommen habe.
Mit dem Jahrgang 2014 scheinen sich nun allerdings auch Ducru, Cos, Montrose in andere Sphären verabschieden zu wollen, und für die Pichons, Pontet und Conseillante ist der Weg auch nicht mehr weit... das sind nun gefühlt keine einzelnen "Ausreißer" mehr. Für dieses Jahr bin ich meiner Preisgrenze nun punktuell etwas untreu geworden (einfach weil ich glaube, dass mir Weine wie VCC und Montrose in 20 Jahren saugut schmecken werden), aber da ich das nicht auf Dauer machen kann und will, habe ich gerade das Gefühl, mich von einem ganzen Marktsegment, das seit 20 Jahren ein fester Begleiter meines Weinlebens war, verabschieden zu müssen.
Das finde ich schade - nicht, weil ich der Meinung wäre, es gäbe im Segment darunter keine tollen Weine (ganz im Gegenteil) - aber es war doch recht oft so, dass der Wein, der die Möglichkeiten des Jahrgangs (aus meiner subjektiven Sicht) am besten genutzt hat, aus der oben genannten Riege kam. Gerade wenn in eher mittleren/"normal guten" Jahren außerordentliche Weine entstanden sind, waren das oft die bleibendsten Weinerlebnisse, wegen des vorab eher niedrigeren Erwartungsniveaus und des positiven Überraschungserlebnisses.

Wie geht's Euch damit? Ist 2014 auch für Euch ein "Abschiedsjahrgang"?
Viele Grüße Jürgen
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Herr S.
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von Herr S. »

Trinkfreude hat geschrieben:Wie geht's Euch damit? Ist 2014 auch für Euch ein "Abschiedsjahrgang"?
Viele Grüße Jürgen
Hallo Jürgen,

ein Abschiedsjahrgang ist es für mich nicht, ich kann aber auch nicht auf 20 Jahre Erfahrung zurück blicken und die damit verbundenen Veränderunge hinsichtlich der Preisfindung. Allerdings gebe ich zu, daß Bordeaux mich nicht mehr derart reizt, wie es das vor einigen Jahren getan hat. Und ein Grund ist definitiv, daß die Zahl der Weine mit Preisen oberhalb meiner eigenen "Komfortzone" deutlich zugenommen hat. Dieses Jahr sind es nochmal 3 Flaschen Trotanoy geworden. Und nächstes Jahr? Ich will nicht ausschließen, daß Bordeaux-Weine für mich zukünftig noch uninteressanter werden, je nachdem wo die Reise hingeht und welche anderen "hübschen Töchter" ich noch treffen werde.

Viele Grüße,
Björn
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octopussy
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von octopussy »

Trinkfreude hat geschrieben:aber da ich das nicht auf Dauer machen kann und will, habe ich gerade das Gefühl, mich von einem ganzen Marktsegment, das seit 20 Jahren ein fester Begleiter meines Weinlebens war, verabschieden zu müssen.
Das finde ich schade - nicht, weil ich der Meinung wäre, es gäbe im Segment darunter keine tollen Weine (ganz im Gegenteil) - aber es war doch recht oft so, dass der Wein, der die Möglichkeiten des Jahrgangs (aus meiner subjektiven Sicht) am besten genutzt hat, aus der oben genannten Riege kam. Gerade wenn in eher mittleren/"normal guten" Jahren außerordentliche Weine entstanden sind, waren das oft die bleibendsten Weinerlebnisse, wegen des vorab eher niedrigeren Erwartungsniveaus und des positiven Überraschungserlebnisses.

Wie geht's Euch damit? Ist 2014 auch für Euch ein "Abschiedsjahrgang"?
Viele Grüße Jürgen
Mich wundert, dass 2014 für dich der "Abschiedsjahrgang" ist und es nicht schon 2010 war. Da waren ja Weine wie Montrose, die Pichons, usw. ganz weit von 100 Euro entfernt und näher an 200 Euro die Flasche als an 100 Euro dran.

Zu Zeiten, als die wirklich guten Bordeaux noch zu sehr günstigen Kursen verkauft wurden, war ich zu jung bzw. hatte kein Geld dafür. Mittlerweile bin ich durch das Burgund "versaut", so dass einige Bordeaux, gerade die in der Preisklasse zwischen 20 und 50 Euro, schon wieder günstig erscheinen. Im Übrigen habe ich auch gemerkt, dass der schlechteste Deal, den man machen kann, ist, zu versuchen, Bordeaux zu substituieren: durch entsprechende Cuvées aus der Toskana, Südafrika, der Pfalz, Württemberg, Chile oder Australien. Ich musste die leidvolle Erfahrung machen, dass die wenigsten der Bordeaux Cuvées von außerhalb des Bordelais so richtig gut reifen und auch im Alter von 15-20 Jahren noch abliefern. Und das selbst in hohen Preisklassen. Ausnahme ist höchstens die Toskana, aber da sind die richtig guten und lagerfähigen Sachen ja auch in etwa so teuer wie die Premiers aus Bordeaux.
Beste Grüße, Stephan
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UlliB
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von UlliB »

Nein, 2014 ist für mich kein Abschiedsjahrgang. Wie Stephan schon richtig geschrieben hat - da hätte man 2009 und vor allem 2010 mehr Gründe gehabt, sich zu verabschieden.

Mein erster Subs-Jahrgang war 1986, eine 12er Kiste Cos d'Estournel für 38 DM (!) die Pulle. Für Cos hat sich der Preis en primeur somit innerhalb von knapp 30 Jahren mehr als verfünffacht, wobei ich bis heute darauf warte, dass Cos wieder so etwas Charaktervolles wie seinen eigenen 86er in die Flasche bringt.

Damals lag meine preisliche "Schallmauer" für eine Flasche Wein bei 50 DM. Daraus sind dann irgendwann 100 DM geworden und nach der Umstellung von DM auf Euro ziemlich bald 100 Euro, und auch die habe ich nun schon ein paar mal gerissen. Wirkklich verabschiedet habe ich mich bislang nur von den 1ers und Konsorten. Aber unerfreulich bleibt die Entwicklung allemal :|

Gruß
Ulli
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von Jochen R. »

UlliB hat geschrieben:...
Und nach langer Pause sind auch ein paar Flaschen von der Comtesse dazugekommen, die diversen VKN der Profis hören sich einfach zu gut an, auch wenn ich mit keinem anderen Erzeuger dermaßen viele Enttäuschungen erlebt habe wie mit Pichon Lalande. In ein paaar Jahren werde ich wissen, ob ich mal wieder Lehrgeld bezahlt habe oder nicht.

Gruß
Ulli
Hallo Ulli,
das überrascht mich jetzt aber bzw. ist natürlich schade. Obgleich ich natürlich auch
schon die eine oder andere Enttäuschung erlebt habe (v. a. wenn zu jung aufgezogen),
gehört die Comtesse zu meinen absoluten Favoriten und mitunter zu den schönsten
Weinerlebnissen (Comtesse ´82 im April 2012 nahe der Perfektion oder die ´71er zum
40. Geburtstag), erst letzten Samstag u. a. eine wirklich große 1964er Comtesse (95 P.)
im Glas...

Deshalb landet auch Pichon Comtesse 2014 obligatorisch im Einkaufswagen, sowie Belgrave
(Ht.-Medoc). Hauptsächlich Kleinformate.

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
Trinkfreude
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von Trinkfreude »

octopussy hat geschrieben: Mich wundert, dass 2014 für dich der "Abschiedsjahrgang" ist und es nicht schon 2010 war. Da waren ja Weine wie Montrose, die Pichons, usw. ganz weit von 100 Euro entfernt und näher an 200 Euro die Flasche als an 100 Euro dran.
Klar, die Preise von 09/10 wären auch schon ein Ausstiegsgrund gewesen. Daß es subjektiv bei mir nicht so war, lag eigentlich an vier Faktoren:
1) Fehlender Überraschungseffekt: Es war sehr früh klar, dass diese Jahre als Jahrhundertjahrgänge eingestuft werden. Daher war ich auf die hohen Preise - auch auf diesem Niveau - einigermaßen vorbereitet; 05 hatte ja schon gezeigt, wo in solchen Fällen die Reise hingeht, und bei 09 war der Konsens über die außergewöhnliche Qualität noch stärker.
2) Wahrnehmung als Ausnahmeerscheinung: ich habe 09/10 als Ausreißer nach oben wahrgenommen und hatte daher die Erwartung, dass in den nächsten paar schwächeren Jahrgängen die Preise zwar nicht auf 08er Niveau, aber wieder auf halbwegs normales Niveau zurückgehen. (Für mich mit 2012 weitgehend erreicht.)
3) Dimension "Bauch": Bei 09/10 war der "muss ich haben" Faktor bei mir von Beginn an größer, so dass ich von Beginn an bereit war, meine sonst gültigen Preisgrenzen ausnahmsweise zu sprengen. Und ich glaube immer noch, dass das in 15+ Jahren (09) bzw 25+ Jahren (10) absolute Highlights meines Weinlebens sein werden.
4) Dimension "Kopf": Selbst wenn sich rausstellt, dass mir einzelne 09/10er nicht so gut schmecken wie erwartet, bin ich mir recht sicher, dass man diese trotz der hohen Sub-Preise im worst case verlustfrei wieder losschlagen kann, wenn man etwas Geduld hat. Die großen Jahre laufen immer. Insofern ist das auch nicht schlechter, als sein Geld bei Zinsen nahe Null zur Bank zu tragen.

Diese vier Faktoren sind bei 14 für mich nicht (oder nur ganz stark eingeschränkt) gegeben. Es hat mich schon deutlich kälter erwischt, dass in einem nicht pauschal gehypten Jahrgang einige o. g. Chateaux die Preise so forsch anziehen. In Hype-Jahren macht das jeder, da sagt das nicht viel aus. Wenn es aber in eher "normalguten" Jahren passiert, nehme ich es viel stärker als eine bewußte Veränderung der Preispositionierung / Vermarktungsstrategie wahr. Daher ist für mich 14 der gefühlte Abschiedsjahrgang und nicht 09/10.

Da hat wohl jeder seine eigene Psychologie... jedenfalls danke für Eure Antworten!
Gruss Jürgen
Trinkfreude
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von Trinkfreude »

octopussy hat geschrieben: Im Übrigen habe ich auch gemerkt, dass der schlechteste Deal, den man machen kann, ist, zu versuchen, Bordeaux zu substituieren: durch entsprechende Cuvées aus der Toskana, Südafrika, der Pfalz, Württemberg, Chile oder Australien. Ich musste die leidvolle Erfahrung machen, dass die wenigsten der Bordeaux Cuvées von außerhalb des Bordelais so richtig gut reifen und auch im Alter von 15-20 Jahren noch abliefern.
Das ist wahr... es gibt zwar punktuelle Lichtblicke (zB Vigna d'Alceo, San Leonardo, Kanonkop, ...), aber keine andere Region, wo man in dieser Zuverlässigkeit und Breite Weine findet, die nach 15-20 Jahren nicht nur noch trinkbar sind, sondern sich auch positiv entwickelt haben, vor allem im Segment 20-50€.
(Disclaimer: Ich muss gestehen, dass ich Kalifornien noch nicht breit genug kenne, denke aber nach meinen bisherigen punktuellen Erfahrungen, dass man vergleichbare Qualität dort auch kaum billiger als in Bdx finden wird... lasse mich gerne eines besseren belehren.)
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Re: Bordeaux 2014

Beitrag von weingollum33 »

Interessanter Artikel von Stephen Brooks über das Bewerten von Weinen mit Punkten.
Er bezieht sich in seinem Artikel beispielhaft auf die Primeurkampagne von Bordeaux 2014 ...

http://www.wine-pages.com/guests/contri ... scores.htm

Ich persönlich kann diese Kritik durchaus nachvollziehen ...
Gruß Tobias

Eine anschließende Diskussion im Weinforum von wine-pages ging dann über in die "entsprechende Bewertung" von Burgundern ... die Diskusison habe ich bei Burgund eingestellt!
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