Stephan,
was die tatsächlichen Kosten der Chateaux betrifft, zeigt eine sehr schnelle Überschlagsrechnung, dass der größte Posten hierin die kalkulatorischen Kapitalkosten sind, und bei denen der Anteil, der auf den Grundbesitz entfällt. Zwar sind im Bordelais die Preise für grand-cru-fähige Weinbauflächen noch nicht gar so hoch wie im Burgund, aber Preise wie für erschlossenes Bauland in 1b-Lagen in deutschen Ballungsräumen erreichst du da schon.
Wie du weißt, ist es mit den kalkulatorischen Kapitalkosten nun aber so eine Sache... in betriebswirtschaftlicher Hinsicht ist es zwar richtig und notwendig, sie zu berücksichtigen, aber für Altbesitzer, die den Grund und Boden vor langer Zeit erworben haben und die dazu noch keine Rückstellung für die französische Erbschaftstseuer bilden müssen (= Kapitalgesellschaften), sind sie auch einigermaßen fiktiv.
Insofern hängt die "reale Marge" eines Betriebs nicht nur von den realen Aufwänden zur Erzeugung des Weins und dem erlösten Preis ab, sondern auch vom Zeitpunkt, an dem der Betrieb erworden wurde, und schließlich auch noch von der Frage, ob für den Erbschaftsfall Rückstellungen gebildet werden müssen oder nicht. Ich denke, die Spanne dessen, was da am Ende hängen bleibt, ist enorm groß - und nicht immer sind die teuersten Betriebe auch die profitabelsten.
Gruß
Ulli
Bordeaux 2014
Re: Bordeaux 2014
Und der nächste: Gruaud Larose, 39,50 € ex nego. Hier ist der Aufschlag zum 12er-Preis (33,60 €) mit rund 18% recht hoch ausgefallen. Bislang war Gruaud einer der am günstigsten bepreisten 2emes, offensichtlich soll sich das jetzt ändern. Ob die Strategie angesichts der doch eher mäßigen Bewertungen für den 14er aufgehen wird, ist wohl fraglich.
Gruß
Ulli
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Ulli
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Re: Bordeaux 2014
Gruaud war wohl 2012 zu günstig:
Gruaud Larose 39,5€ ex nego, 6€ mehr als 2012 oder 17,5%
Da liegen wir bei 50-55€ EVP
Gruaud Larose 39,5€ ex nego, 6€ mehr als 2012 oder 17,5%
Da liegen wir bei 50-55€ EVP
Gruß
Schneesurfer
Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiss, ob sie wiederkommen.
Oscar Wilde 1854-1900
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Re: Bordeaux 2014
Das entspricht dann dem 2009er Subskriptions-Preis. Fühlt sich irgendwie in Relation nicht ganz richtig an.schneesurfer hat geschrieben:Gruaud war wohl 2012 zu günstig:
Gruaud Larose 39,5€ ex nego, 6€ mehr als 2012 oder 17,5%
Da liegen wir bei 50-55€ EVP
Beste Grüße, Stephan
Re: Bordeaux 2014
Schnell mal nachgesehen: stimmtoctopussy hat geschrieben: Das entspricht dann dem 2009er Subskriptions-Preis. Fühlt sich irgendwie in Relation nicht ganz richtig an.


Ne, das fühlt sich in der Relation ganz und gar nicht richtig an...

Gruß
Ulli
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Re: Bordeaux 2014
Gruaud agiert wirklich ungeschickt.
Viele Chateau versuchen durch geschickte Preispolitik (gute Bewertungen vorausgesetzt) Schwung in ihren Verkauf und die Kampagne zu bekommen.
Gruaud hingegen nimmt sich selbst den Rückenwind aus den Segeln.
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Gruß
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Re: Bordeaux 2014
Die sitzen aber wahrscheinlich in ihrem Zimmer und freuen sich, dass sie sich jetzt endlich den Platz in der Preishierarchie zurückholen konnten, der ihnen hierarchisch zustehtschneesurfer hat geschrieben:Gruaud agiert wirklich ungeschickt.
Viele Chateau versuchen durch geschickte Preispolitik (gute Bewertungen vorausgesetzt) Schwung in ihren Verkauf und die Kampagne zu bekommen.
Gruaud hingegen nimmt sich selbst den Rückenwind aus den Segeln.

Beste Grüße, Stephan
Re: Bordeaux 2014
Na, ja, das Preisniveau der nominell ranggleichen Cos, Montrose, der beiden Pichons, von Ducru B. oder LLC hat man damit immer noch nicht erreicht, da wird man noch ein paar Kampagnen weiter ordentlich draufschlagen müssenoctopussy hat geschrieben: Die sitzen aber wahrscheinlich in ihrem Zimmer und freuen sich, dass sie sich jetzt endlich den Platz in der Preishierarchie zurückholen konnten, der ihnen hierarchisch zusteht.

Immerhin dürfte man jetzt mit Leoville Barton mehr oder minder gleichgezogen haben, sofern der nicht auch noch aufschlägt. Das sieht aber nach der Freigabe von Langoa heute früh eher nicht danach aus.
Was die unglückliche gleiche Preisstellung wie für den 09er betrifft, muss man gerechterweise sagen, dass der 09er gemessen an seiner Qualität (die 95 Parker-Punkte sind da voll und ganz gerechtfertigt) im damaligen Kontext wirklich deutlich zu billig lanciert worden ist; das ist im Rückblick eines der Schnäppchen des Jahres gewesen.
Das aber in der jetzigen Kampagne zumindest teilweise kompensieren zu wollen, ist wirklich nicht sehr klug.
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2014
Ich will mein Argument unterfüttern. Die meisten Händler betreiben die Subskription wenigstens teilweise als Warentermingeschäft, dh sie gehen ihren Kunden gegenüber die Verpflichtung ein, den Wein in 18 Monaten zu liefern. Das heißt aber nicht, dass sie den Wein heute sofort kaufen. Viele erwerben einen Teil der bestellten Ware sofort, etliche Weine jedoch erst sehr viel später am Place Bordeaux. Manche Händler spekulieren offen auf fallende Preise bis zur Auslieferung. In Jahrgängen, die sich nachträglich massiv verteuern, wird das zum Problem. Siehe die Insolvenz von Herrn Hass mit der Subskription 2008.octopussy hat geschrieben:
@Wolf: das Argument im zweiten Absatz deines letzten Posts funktioniert logisch nicht. Die Subskription ist ein Verkaufsmodell, bei dem über mehrere Stationen die Kunden die Weine vorausbezahlen. Ohne Subskription könnten die Châteaux ihre Weine genauso wie in der Subskription erst an Négociants verkaufen, nur der Zeitpunkt wäre ein anderer (nach Füllung). Die Transaktionskosten wären also gleich. Nur müssten die Châteaux zwischenzeitlich eine einmalig auftretende zweijährige Finanzierungslücke zwischenfinanzieren, die entstehen würde, wenn man von Subskription auf Verkauf in der Flasche übergehen würde.
Warum machen die Händler das? Die Subskription funktioniert aus Händlersicht derzeit wie in zinsloses oder nur schwach verzinstes Darlehen. Man nimmt das Geld der Kunden, reicht es aber nicht komplett weiter. Das Ausfallrisiko ist idR gering, denn Bordeaux ist ein Massenwein und überhaupt der einzige Wein, für den es einen riesigen Sekundärmarkt gibt. Bei dieser Art von Geschäft müssen die Händler zudem nur so viel Wein kaufen, wie die Kunden auch bestellt haben. Das Vorratsrisiko haben vor allem die Negociants, die wiederum vielfach geschäftlich mit den Chateau verbunden sind.
Das ist freilich eine idealtypische Darstellung. Etliche Negos versuchen, den Händlern das Risiko weiterzureichen. Deshalb gewähren sie auf gesuchte Weine Allokationen, dh der Händler bekommt eine bestimmte Zahl von Flaschen zugewiesen, der er abnehmen muss oder er bekommt beim nächsten Mal nichts mehr. Manche versuchen auch Kopplungsgeschäfte. Wer Lafite kauft, muss auch Currades abnehmen etc. Diese Methoden funktionieren aber nur in guten Jahren, nicht in 2011-2014.
Würde die Subskription wegfallen, wäre das Geschäft der Negociants zentral betroffen. Es gäbe mindestens eine große Marktbereinigung. Würden die Händler die Weine bei Abfüllung von wem auch immer kaufen, müssten sie - wie bei jedem anderen Wein auch das Vorratsrisko übernehmen. Die Palette, die gekauft wird, muss auch wieder verkauft werden. Das geht nur über höhere Margen.
Grüße,
wolf
„Es war viel mehr.“
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
- octopussy
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Re: Bordeaux 2014
Siehe auch 1855.com. Noch ein Grund mehr, Bordeaux nicht in Subskription zu kaufen... Ich sehe die Händler eigentlich in der (mehr moralischen als rechtlichen) Pflicht, ihre Kunden darauf hinzuweisen, wenn sie die bestellten Weine noch nicht reserviert haben, sondern planen, sie erst später zu erwerben.innauen hat geschrieben:Die meisten Händler betreiben die Subskription wenigstens teilweise als Warentermingeschäft, dh sie gehen ihren Kunden gegenüber die Verpflichtung ein, den Wein in 18 Monaten zu liefern. Das heißt aber nicht, dass sie den Wein heute sofort kaufen. Viele erwerben einen Teil der bestellten Ware sofort, etliche Weine jedoch erst sehr viel später am Place Bordeaux. Manche Händler spekulieren offen auf fallende Preise bis zur Auslieferung. In Jahrgängen, die sich nachträglich massiv verteuern, wird das zum Problem. Siehe die Insolvenz von Herrn Hass mit der Subskription 2008.
Beste Grüße, Stephan