UlliB hat geschrieben:Ollie hat geschrieben:2010 Brovia Brea Ca Mia (Serralunga)
Seltsame Aromatik, erinnert an Kunststoff (Weichmacher). Am Gaumen viel Tannen der Marke Holzgosch, wenn auch mit Saft, also gerade noch nicht austrocknend. Zu? 88-(?) (88)
AG 97, KO 96, JR 17.5
[...]
Cavalotto Bricco Boschis (Castiglione)
In der Nase röstiger Kaffee (Guido: wie deutscher Spätburgunder - stimmt!). Auch am Gaumen brenzliges Holz. Kraft, Wucht und Alkohol, durchaus beeindruckend, aber mir fehlt etwas die Saftigkeit, die das Ganze trinkbar macht; alles so sperrig hier. Unsichere Wertung wegen des Holzunfalls. 91 (91)
AG 92+, KO 98, ML 96, JR 18
Auch bei diesen beiden, wie auch bei Grasso, nach allen mir vorliegenden Informationen keine Barriques, nur große Fässer, und diese entweder lange im Gebrauch und / oder vorher weingrün gemacht. Irgendwie frage ich mich da, ob bestimmte Charakteristika (der Resbsorte? des Terroirs?) einen Holzeindruck hinterlassen können, auch wenn gar kein Neuholz zum Einsatz kommt.
Alternativ müssen die Literaturangaben falsch sein. Und bei Grasso müsste man mir auch noch direkt ins Gesicht gelogen haben, was mich schon ziemlich wundern würde. Aber unmöglich ist natürlich nix...
Aaah, da habe ich mich falsch ausgedrueckt, und dann hat mir auch noch die Autokorrektur einen Strich durch die "Tannen" (gemeint ist Tannin) gemacht. Denn mit "Holzgosch" meine ich nicht etwa einen starken Eindruck von (Neu)Holz, sondern es ist ein falscher Freund zur franzoesischen
gueule de bois (eben Holzgosch, wobei Gosch[e] schwaebisch ist fuer Maul), was das sehr trockene, fast sproede Mundgefuehl bezeichnet, wenn man nach einer Riesensuff verkatert ist. Alternativ dazu beisse man in eine ungeschaelte Banane. Ich habe im Brovia also kein Neuholz gefunden.
Komplizierter sieht es beim Cavalotto aus: Waere es ein deutschee Spaetburgunder, ich wuerde dem Wein schlechtes Holzmanagement unterstellen. Aber man soll ja nicht vom Geschmack auf die Vinifikation schliessen. Zum Anderen haben recht viele Baroli fuer mich diese sehr dunkle, "braungruene" Note gehabt. Deswegen schreibe ich manchmal auch Liebstoeckel, obwohl das nur eine sehr schwache Approximation ist (einige Weine wiederum zeigten recht ausgepraegt Liebstoeckel). Mir ist keine bessere Assoziation eingefallen - ausser vielleicht Hefeextrakt, aber dem fehlt die kraeuterige Komponente. Und beim Cavalotto kam noch der roestige Kaffee hinzu, der bei deutschen Weinen so verraeterisch ist, daher der Schluss auf Neuholz.
Jetzt aber, da ich nochmal darueber nachdenke, faellt mir noch etwas anderes "Braungruenes" ein: Cola. Aber unsuess und hochkonzentriert. Im sehr reifen Jahrgang 2003 haben speziell US-amerikanische Verkoster Cola-Noten beschrieben. Es kann also an der hohen Reife (ohne Marmeladigkeit) der Trauben gelegen haben?
Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)