Ja, diese Einwände sind aber schon seit langem im Umlauf, eigentlich praktisch sofort, als die Studien über geringere Sterblichkeit von Menschen mit mäßigem Alkoholkonsum verglichen mit Antialkoholikern herausgekommen sind. Mit etwas Phantasie kann man auf diese Weise jegliche Studie in Zweifel ziehen (wird ja auch von den entsprechenden Interessensvertretungen regelmäßig gemacht).
Denn wenn ich z.B. die Sterblichkeit in Zusammenhang mit einem Lebensstilfaktor (z.B. Alkoholkonsum, Ernährung, Bewegung, Körpergewicht etc.) setze, müsste ich - damit die Aussage stichhaltig ist - sicherstellen, dass sich die Gruppen in allen anderen Faktoren nicht signifikant unterscheiden, damit man die Unterschiede auf den untersuchten Faktor zurückführen kann (ursächlich oder zumindest Korrelation). Das wird aber in der Praxis nicht funktionieren, da es unzählige weitere Faktoren gibt und man es nicht schaffen wird, ausreichend große Gruppengrößen zu finden, so dass alle anderen Faktoren dort statistisch gleich vertreten sind.
Das sieht man auch daran, dass es zu fast allen Lebensstilfaktoren völlig konträre Studien gibt (Übergewicht schädlich oder nicht? Ernährung mit viel/wenig Obst/Gemüse vs. Fleisch/tierische Fette? Bewegung? Salzkonsum?). Nur bei Rauchen ist die Signifikanz meines Wissens so stark, dass inzwischen niemand mehr die massive Gesundheitsschädlichkeit bezweifelt.
Zuverlässigere Resultate müssten Experimente wie z.B. bei Medikamentenstudien (eine Gruppe erhält das Medikament, eine das Placebo) bringen. Nur sind die bei Lebensstilfaktoren natürlich - zumindest in einem Rechtsstaat - nicht realisierbar. Die Teilnehmer an der Studie würden zufällig in zwei Gruppen gelost. Die eine darf bis an ihr Lebensende keinen Alkohol mehr trinken, die andere MUSS täglich eine bestimmte Menge konsumieren.
Grüße,
Gerald