Grüne Woche in Berlin und drumherum gibt es noch ein paar weitere lebensmittelnahe Belustigungen. So komme ich gerade von einer Veranstaltung unter dem originellen Titel "Rote Weine - Rotes Rathaus". Das Land Rheinland-Pfalz samt etlicher Weinköniginnen präsentieren Rotweine der Region. Es gibt von Früh- bis Spätburgunder und Dornfelder und Portugiser (wer das mag) und neue Sorten sowie von allerlei unbekannten und manch bekanntem Winzer etwas zu verkosten und sehr, sehr gutes Essen. Aber wie ist es nun um die Rotweine bestellt? Das ist eine interessante Frage, weil man von der Spitze eine klare Vorstellung hat, aber in der hier zur Verkostung anstehenden Breite einen repräsentativeren Einblick bekommt. Klar man ist etwas voreingenommen. Deutsche Rotweine sind schwierig. Die Vermutung ist, dass hier einfach die Sonne fehlt. Vor allem im aktuell zu verkostenden Jahrgang 2008. Das ist nunmal kein Rotweinjahr. Aber interessiert hat es mich dennoch.
Und wie ist nun der Gesamteindruck? In einem Wort: Grün! Man kann ja die Eleganz und die Filigranität deutscher Weine loben. Aber was beim Weisswein gut und richtig ist, das stimmt beim Rotwein dann eben doch noch nicht. Da fehlt vielleicht etwas mehr Klimawandel, um dem Klischee zu reden.
Einer der besseren Weine war:

Vergleichsweise schön auch:

Das sind beides sehr gute Essensbegleiter, wie sich zeigte. Aber als Solisten viel zu hart. Nur für die beiden Weine muss man schon ganz schön viel Geld hinlegen.
Aber das Experiment mit neuen Sorten ist lohnend, jedenfalls dann, wenn das Jahr warm war und das war 2006 zumindest in Teilen, wie dieser Wein zeigte:

Am Tisch herrschte bei aller bisheriger Skepzis nun endlich Zustimmung. Das ist ein echter Schwiegermutterwein. Kann man nix mit falsch machen. Aber richtig gewinnen kann man damit leider auch nicht.
Das es auch anders geht, sprich, dass man den Merlot trotz gutem Jahr vergeigen kann, zeigte dann dieser Wein:

Die Spätburgunder von Weitzel und von Mayschoss haben mich auch nicht wirklich umgehauen. Da fehlte einfach der Körper. Und diese Aufzählung von unharmonischen, säurespitzen, rumpeligen, seifigen und grünen Weinen könnte ich jetzt eine Weile lang fortsetzen. Leider.
Fazit: Man macht schon viel aus den schwierigen Bedingungen, aber im Vergleich mit der Konkurrenz im Südwesten (Frankreich) und Süden (Italien) fehlt es einfach an Körperreichtum. Die Winzer zeigen teilweise tolle Leistungen. Aber eine schwelgerische Sinnlichkeit wie sie in Bordeaux und auch Burgund zu finden ist, fehlt leider.
Ausnahmen bestätigen natürlich wie immer die Regel.
Grüße,
wolf