Champagner
- Jürgen
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Re: Champagner
Am 06.09. haben wir einen Jean Comyn - Harmonie Rosé Brut getrunken. Dieser Rosé hat mir ebenso wenig wie der "normale" Harmonie gefallen. Blind hätte ich ihn nicht mal in die Champagne gesteckt, sondern eher auf einen normalen deutschen Winzersekt getippt. Mir fehlte Finesse und Ausdruck. Höchstens Mitte 80 Punkte, auf keinen Fall mehr.
- octopussy
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Re: Champagner
Moin zusammen,
Freitag bei Guido (Einzelflaschenfreund) hatten wir eine spannende "Mini-Horizontale" von vier 1996er Jahrgangs-Champagnern, drei Blanc de Blancs und eine Cuvée. Mit Champagner kenne ich mir wirklich schlecht aus, auch wenn ich immer gerne mal welche trinke. Ich war sehr begeistert, a) wie toll die Champagner gereift waren und b) wie gut man die unterschiedlichen Stile herausschmecken konnte.
Los ging es mit dem
1996 Champagne Brut Millésime "Collection de l'An I" Blanc de Blancs derDomaine Doyard, den Ole mitgebracht hatte. In der gesamten Riege war er der ausdrucksstärkste und aromatisch extremste Champagner, aber nicht der feinste. Eine gewisse Rustikalität ließ sich nicht verleugnen, die wurde aber mehr als wett gemacht von der spannenden Aromatik (ein bisschen auf der oxidativen Seite, was ich gerne mag) und seiner kalkig-straffen Art. Toll.

Danach ging es dann weiter mit dem 1996 Champagne Brut Millésime Blanc de Blancs von Pierre Moncuit, den es auch in Deutschland (u.a. bei Pinard) zu kaufen ist und der - auf dem deutschen Preisniveau - für einen Jahrgangschampagner wahrhaftig nicht teuer ist. Der Moncuit war viel zurückhaltender in der Art, sehr champagnertypisch mit Brioche und etwas Zitrus, harmonisch, balanciert, die reinste Freude.

Zunächst etwas enttäuschend war der 1996 Champagne Brut Millésime Blanc de Blancs von Bruno Paillard. Der wirkte anfangs etwas breit, aber mit etwas Luft wurde er immer besser. Beim Nachprobieren kam er letztlich schon an die beiden ersten Champagner heran. Die Süße wirkte hier etwas prägnanter, und er war vielleicht nicht ganz so strukturiert, aber von der Perlage bis zum Geschmacksprofil stimmt hier letztlich auch alles.

Zum Schluss hatten wir dann noch eine Cuvée, nämlich den 1996 Champagne Brut Vintage von Pol Roger. Von dem war ich noch im März bei Guido sehr, sehr begeistert. Jetzt war er immer noch sehr gut, aber diese Flasche wirkte etwas jünger als die letzte, die oxdiativen Noten, die mir im März sehr gut gefallen hatten, waren hier etwas weniger ausgeprägt. Es fehlte am Ende im Vergleich zu den anderen Champagnern vielleicht ein wenig das charakteristische Merkmal, auf sehr hohem Niveau bewegten wir uns aber trotzdem (das war der klassische "Das bessere ist der Feind des Guten" Effekt).

Am Ende kamen wir zu der Erkenntnis (die natürlich nicht neu ist), dass Champagner einfach ein wunderbar festliches, erhabenes und animierendes Getränk ist. Diesen festlich-beschwingten Effekt, den die Feinheit der Perlen und die Frische des Geschmacks geben, die kann letztlich kein Stillwein bieten. Ich werde trotzdem nicht zum Dauer-Schaumweintrinker. Aber etwas öfter könnte ich schon zu Champagner, Sekt, Cava, Crémant & Co. greifen. Vielen Dank an Guido für diese tolle Reihe von Champagnern.
Freitag bei Guido (Einzelflaschenfreund) hatten wir eine spannende "Mini-Horizontale" von vier 1996er Jahrgangs-Champagnern, drei Blanc de Blancs und eine Cuvée. Mit Champagner kenne ich mir wirklich schlecht aus, auch wenn ich immer gerne mal welche trinke. Ich war sehr begeistert, a) wie toll die Champagner gereift waren und b) wie gut man die unterschiedlichen Stile herausschmecken konnte.
Los ging es mit dem
1996 Champagne Brut Millésime "Collection de l'An I" Blanc de Blancs derDomaine Doyard, den Ole mitgebracht hatte. In der gesamten Riege war er der ausdrucksstärkste und aromatisch extremste Champagner, aber nicht der feinste. Eine gewisse Rustikalität ließ sich nicht verleugnen, die wurde aber mehr als wett gemacht von der spannenden Aromatik (ein bisschen auf der oxidativen Seite, was ich gerne mag) und seiner kalkig-straffen Art. Toll.

Danach ging es dann weiter mit dem 1996 Champagne Brut Millésime Blanc de Blancs von Pierre Moncuit, den es auch in Deutschland (u.a. bei Pinard) zu kaufen ist und der - auf dem deutschen Preisniveau - für einen Jahrgangschampagner wahrhaftig nicht teuer ist. Der Moncuit war viel zurückhaltender in der Art, sehr champagnertypisch mit Brioche und etwas Zitrus, harmonisch, balanciert, die reinste Freude.

Zunächst etwas enttäuschend war der 1996 Champagne Brut Millésime Blanc de Blancs von Bruno Paillard. Der wirkte anfangs etwas breit, aber mit etwas Luft wurde er immer besser. Beim Nachprobieren kam er letztlich schon an die beiden ersten Champagner heran. Die Süße wirkte hier etwas prägnanter, und er war vielleicht nicht ganz so strukturiert, aber von der Perlage bis zum Geschmacksprofil stimmt hier letztlich auch alles.

Zum Schluss hatten wir dann noch eine Cuvée, nämlich den 1996 Champagne Brut Vintage von Pol Roger. Von dem war ich noch im März bei Guido sehr, sehr begeistert. Jetzt war er immer noch sehr gut, aber diese Flasche wirkte etwas jünger als die letzte, die oxdiativen Noten, die mir im März sehr gut gefallen hatten, waren hier etwas weniger ausgeprägt. Es fehlte am Ende im Vergleich zu den anderen Champagnern vielleicht ein wenig das charakteristische Merkmal, auf sehr hohem Niveau bewegten wir uns aber trotzdem (das war der klassische "Das bessere ist der Feind des Guten" Effekt).

Am Ende kamen wir zu der Erkenntnis (die natürlich nicht neu ist), dass Champagner einfach ein wunderbar festliches, erhabenes und animierendes Getränk ist. Diesen festlich-beschwingten Effekt, den die Feinheit der Perlen und die Frische des Geschmacks geben, die kann letztlich kein Stillwein bieten. Ich werde trotzdem nicht zum Dauer-Schaumweintrinker. Aber etwas öfter könnte ich schon zu Champagner, Sekt, Cava, Crémant & Co. greifen. Vielen Dank an Guido für diese tolle Reihe von Champagnern.
Beste Grüße, Stephan
-
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Re: Champagner
Selten zuvor war ich auf eine Probe aus eigenem Bestand so gespannt wie hier. Wie Stephan war auch ich insgesamt sehr begeistert. Notizen habe ich als Gastgeber nicht gemacht, aber Stephans Eindrücke kann ich alle nachvollziehen.
Kurz meine Eindrücke zu den einzelnen Champagnern:
- Doyard: Ja, sehr gut gemacht, eigenständiger Typ. Geschmacklich nicht ganz meine Linie, mir war der etwas zu apfelig.
- Moncuit: Wirklich wahnsinnig gut gereift. Sehr harmonisch (Stephan, ich vermute, du meinst "hefig", nicht "heftig", oder? Sonst denke ich mir gern noch eine heftig.co-mäßige Überschrift aus: "Sie wollten nur Champagner trinken. Doch was dann in ihre Gläser kam, machte sie sprachlos."
). Einfach ein extrem stimmiges Gesamtpaket. Sehr gute Gaumenfülle, wahnsinnige Länge. Ich lande hier dann doch jenseits der 95 Punkte.
- Paillard: Profitierte enorm von Luft. Kam ja auch erst 2008/9 auf den Markt; 2007 degorgiert. Undn während bei Moncuit alles im Stahltank reift, kommen hier Barriques zum Einsatz. Vielleicht daher auch der Eindruck des größeren Drucks? Ich hätte den blind jedenfalls nicht für einen BdB gehalten.
- Pol Roger: Ich weiß nicht, ob man sagen kann, er bekam hier seine Grenzen aufgezeigt. Als doch klar vom Pinot geprägter Vertreter war er eben auch wieder anders (wobei ja wirklich alle vier sehr eigenständig daherkamen). Ein Rest war gestern mehr ein Stillwein, aber man schmeckt dann halt auch die hohe Qualität der Grundweine.
Insgesamt fand ich insbesondere bei den beiden Vertretern, die ich schon kannte (Moncuit und Pol Roger), dass sie inzwischen die mächtige 96er-Säure sehr gut integriert haben. Da sind noch einige Jahre Genussreife drin, aber ich glaube, der aktuelle Stand ist für meinen Geschmack schon ziemlich perfekt (Ausnahme Paillard, vielleicht).
Und "normale" Vintage-Champagner scheinen mir unter Preis-Genuss-Aspekten die beste Wahl beim Champagner zu sein - längst nicht so teuer wie die Prestige-Cuvées (kleine Abstrichte bei Paillard), aber doch deutlich besser als die Basis, und vor allem nicht betroffen von der typischen Lagerungsproblematik und fehlenden Transparenz bei den Basiscuvées. Dafür mit einem sehr spannenden Reifeverhalten. Vorbildlich übrigens Paillard, der wirklich jede Flasche mit Degoriermonat versieht, angeblich seit 85 als Erster in der Champagne.
Viele Grüße
Guido
Nachtrag: Ausnahmsweise gibt's auch mal ein Bild.
[album]2775[/album]
Kurz meine Eindrücke zu den einzelnen Champagnern:
- Doyard: Ja, sehr gut gemacht, eigenständiger Typ. Geschmacklich nicht ganz meine Linie, mir war der etwas zu apfelig.
- Moncuit: Wirklich wahnsinnig gut gereift. Sehr harmonisch (Stephan, ich vermute, du meinst "hefig", nicht "heftig", oder? Sonst denke ich mir gern noch eine heftig.co-mäßige Überschrift aus: "Sie wollten nur Champagner trinken. Doch was dann in ihre Gläser kam, machte sie sprachlos."

- Paillard: Profitierte enorm von Luft. Kam ja auch erst 2008/9 auf den Markt; 2007 degorgiert. Undn während bei Moncuit alles im Stahltank reift, kommen hier Barriques zum Einsatz. Vielleicht daher auch der Eindruck des größeren Drucks? Ich hätte den blind jedenfalls nicht für einen BdB gehalten.
- Pol Roger: Ich weiß nicht, ob man sagen kann, er bekam hier seine Grenzen aufgezeigt. Als doch klar vom Pinot geprägter Vertreter war er eben auch wieder anders (wobei ja wirklich alle vier sehr eigenständig daherkamen). Ein Rest war gestern mehr ein Stillwein, aber man schmeckt dann halt auch die hohe Qualität der Grundweine.
Insgesamt fand ich insbesondere bei den beiden Vertretern, die ich schon kannte (Moncuit und Pol Roger), dass sie inzwischen die mächtige 96er-Säure sehr gut integriert haben. Da sind noch einige Jahre Genussreife drin, aber ich glaube, der aktuelle Stand ist für meinen Geschmack schon ziemlich perfekt (Ausnahme Paillard, vielleicht).
Und "normale" Vintage-Champagner scheinen mir unter Preis-Genuss-Aspekten die beste Wahl beim Champagner zu sein - längst nicht so teuer wie die Prestige-Cuvées (kleine Abstrichte bei Paillard), aber doch deutlich besser als die Basis, und vor allem nicht betroffen von der typischen Lagerungsproblematik und fehlenden Transparenz bei den Basiscuvées. Dafür mit einem sehr spannenden Reifeverhalten. Vorbildlich übrigens Paillard, der wirklich jede Flasche mit Degoriermonat versieht, angeblich seit 85 als Erster in der Champagne.
Viele Grüße
Guido
Nachtrag: Ausnahmsweise gibt's auch mal ein Bild.
[album]2775[/album]
Re: Champagner
Es war faszinierend, wie sich die Champagner relativ schnell veränderten und neue Stärken, aber auch Schwächen herausstellten. Angesichts ihrer glanzvollen Intensität schwirren da Assoziationen von Wettrennen wunderschöner Pferde durch den Kopf… Wie Stephan schon beschrieben hat, konnten die Champagner ihren Ruf als Festbegleiter bekräftigen. Weniger für förmliche Feierlichkeit, sondern um außergewöhnlichen Genuss zu erleben, der mit Haut, Haar und Hirn ein wenig über dem Boden schweben lässt.
Doyard fein und gereift, mit nussigem, höchst elegantem Schmelz, der ein plastisches Mundgefühl auslöste, als wärs ein Stück Gebäck.Großer Nachhall und edler Sherrytouch, der nichts mit ältlicher Firne zu tun hat.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieser Wein (93P)noch zu toppen wäre und der etwas sommerlicher und citrusfruchtiger schmeckende Moncuit war beim ersten Probieren nur fast ebenbürtig. Später setzte er (95P) sich jedoch mit seiner enorm zarten Perlage-Anmutung durch, die intensive frische Gelbfrucht-Aromen und ein wunderbar fein gereiftes Chardonnay-Gefühl mit sich brachte.
Paillard fiel dagegen für mich ab, schmeckte nach den vorherigen Flaschen zu eindimensional und hier nahm ich einen Alterston wahr, wie ich ihn bei Sekten weniger mag. (88)
Pol Roger war zunächst für mich auch ein Spitzenkandidat gerade wegen seiner ganz anderen Stilistik- er wirkte schwerblütiger, weniger vibrierend und schillernd, der deutliche Pinotanteil machte ihn dunkler mit einem festeren Kern. Beethoven statt Mozart. Später tendierten diese Attribute in Richtung Schwerfälligkeit, nutzten ihren Ausdruck ab und entwickelten sich nicht weiter (90).
Gruß, Kle
Doyard fein und gereift, mit nussigem, höchst elegantem Schmelz, der ein plastisches Mundgefühl auslöste, als wärs ein Stück Gebäck.Großer Nachhall und edler Sherrytouch, der nichts mit ältlicher Firne zu tun hat.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieser Wein (93P)noch zu toppen wäre und der etwas sommerlicher und citrusfruchtiger schmeckende Moncuit war beim ersten Probieren nur fast ebenbürtig. Später setzte er (95P) sich jedoch mit seiner enorm zarten Perlage-Anmutung durch, die intensive frische Gelbfrucht-Aromen und ein wunderbar fein gereiftes Chardonnay-Gefühl mit sich brachte.
Paillard fiel dagegen für mich ab, schmeckte nach den vorherigen Flaschen zu eindimensional und hier nahm ich einen Alterston wahr, wie ich ihn bei Sekten weniger mag. (88)
Pol Roger war zunächst für mich auch ein Spitzenkandidat gerade wegen seiner ganz anderen Stilistik- er wirkte schwerblütiger, weniger vibrierend und schillernd, der deutliche Pinotanteil machte ihn dunkler mit einem festeren Kern. Beethoven statt Mozart. Später tendierten diese Attribute in Richtung Schwerfälligkeit, nutzten ihren Ausdruck ab und entwickelten sich nicht weiter (90).
Gruß, Kle
Das Schema der Wirklichkeit ist das Dasein in einer bestimmten Zeit
Immanuel Kant, Elementarlehre
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- octopussy
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Re: Champagner
Hallo zusammen,
anlässlich eines ganz tollen "10 Jahre danach" Dinners am Wochenende hatten wir zu Beginn drei Schaumweine nebeneinander blind im Glas. Den Sekt verstecke ich mal hier im Champagner-Thread, da er hier besser passt. Die drei Weine waren:
Wegeler - 2004 Riesling Sekt Brut
Olivier Horiot - 2004 Champagne Brut Nature Blanc de Noirs Sève "En Barmont" und
Jacquesson - 2004 Champagne Brut Blanc de Blancs "Champ Cain"
Ich muss ehrlich sagen, dass ich bezüglich Schaumweinen nicht sonderlich bewandert bin, und so tippte ich bei dem Blanc de Noirs blind auf einen Blanc de Blancs und bei dem Blanc de Blancs auf eine Cuvée. Nur, dass der erste ein Riesling-Sekt ist, konnte ich erkennen. Das war allerdings auch nicht übersehbar. Er roch und schmeckte letztlich sehr ähnlich wie ein schön gereifter Riesling-Stillwein mit seinen Apfel- und Honignoten. Mir gefiel dieser Wegeler Sekt wirklich gut, er war durch eine etwas höhere Restsüße (etwas über 10 g/l) sehr zugänglich, er schmeckte sehr schön nach Riesling und passte gut zum Essen (kurz angeflämmter Irischer Wildlachs mit Limonenöl).
Es wird gerne die Diskussion darüber geführt, wie deutscher Sekt wohl am besten schmecken soll und ob er ein Konkurrent zum Champagner ist. Der Wegeler Sekt war definitiv kein Konkurrent zum Champagner, dafür schmeckte er einfach zu stark nach Riesling und hatte auch ansonsten nicht die Charakteristika eines Champagners. In der Kategorie als Riesling-Sekt fand ich ihn schon sehr gut. Mit knapp über 50 Euro ist er mir letztlich zu teuer, für das Geld kaufe ich lieber einen wirklich guten Jahrgangs-Champagner. Auch mag ich persönlich Schaumweine aus Pinot-Trauben lieber als Riesling-Sekte. Dieser Flight hat aber letztlich gezeigt, dass Riesling-Sekt und Champagner auch gar nicht wirklich vergleichbar sind.
Der Horiot (von der Côte de Bar) war mir anfangs deutlich zu streng (Brut Nature, ohne Dosage). Mit Luft und Temperatur wurde er zugänglicher und gefiel mir dann in seiner speziellen Art auch sehr gut. Gleichwohl habe ich mit Brut Nature Champagnern immer noch meine Schwierigkeiten. So ein kleines bisschen Dosage zum Abrunden wirkt manchmal Wunder. So z.B. bei dem Jacquesson Einzellagen-Champagner, der mit 1,5 g/l kaum, aber doch eben ein kleines bisschen dosiert ist. Der Jacquesson war wirklich exzellent. Eigentlich hätte man ihn solo trinken müssen und sich näher mit ihm beschäftigen müssen. Denn wenn gleich der Jacquesson noch sehr jung wirkte, war er schon jetzt einfach wunderbar harmonisch und komplex.



anlässlich eines ganz tollen "10 Jahre danach" Dinners am Wochenende hatten wir zu Beginn drei Schaumweine nebeneinander blind im Glas. Den Sekt verstecke ich mal hier im Champagner-Thread, da er hier besser passt. Die drei Weine waren:
Wegeler - 2004 Riesling Sekt Brut
Olivier Horiot - 2004 Champagne Brut Nature Blanc de Noirs Sève "En Barmont" und
Jacquesson - 2004 Champagne Brut Blanc de Blancs "Champ Cain"
Ich muss ehrlich sagen, dass ich bezüglich Schaumweinen nicht sonderlich bewandert bin, und so tippte ich bei dem Blanc de Noirs blind auf einen Blanc de Blancs und bei dem Blanc de Blancs auf eine Cuvée. Nur, dass der erste ein Riesling-Sekt ist, konnte ich erkennen. Das war allerdings auch nicht übersehbar. Er roch und schmeckte letztlich sehr ähnlich wie ein schön gereifter Riesling-Stillwein mit seinen Apfel- und Honignoten. Mir gefiel dieser Wegeler Sekt wirklich gut, er war durch eine etwas höhere Restsüße (etwas über 10 g/l) sehr zugänglich, er schmeckte sehr schön nach Riesling und passte gut zum Essen (kurz angeflämmter Irischer Wildlachs mit Limonenöl).
Es wird gerne die Diskussion darüber geführt, wie deutscher Sekt wohl am besten schmecken soll und ob er ein Konkurrent zum Champagner ist. Der Wegeler Sekt war definitiv kein Konkurrent zum Champagner, dafür schmeckte er einfach zu stark nach Riesling und hatte auch ansonsten nicht die Charakteristika eines Champagners. In der Kategorie als Riesling-Sekt fand ich ihn schon sehr gut. Mit knapp über 50 Euro ist er mir letztlich zu teuer, für das Geld kaufe ich lieber einen wirklich guten Jahrgangs-Champagner. Auch mag ich persönlich Schaumweine aus Pinot-Trauben lieber als Riesling-Sekte. Dieser Flight hat aber letztlich gezeigt, dass Riesling-Sekt und Champagner auch gar nicht wirklich vergleichbar sind.
Der Horiot (von der Côte de Bar) war mir anfangs deutlich zu streng (Brut Nature, ohne Dosage). Mit Luft und Temperatur wurde er zugänglicher und gefiel mir dann in seiner speziellen Art auch sehr gut. Gleichwohl habe ich mit Brut Nature Champagnern immer noch meine Schwierigkeiten. So ein kleines bisschen Dosage zum Abrunden wirkt manchmal Wunder. So z.B. bei dem Jacquesson Einzellagen-Champagner, der mit 1,5 g/l kaum, aber doch eben ein kleines bisschen dosiert ist. Der Jacquesson war wirklich exzellent. Eigentlich hätte man ihn solo trinken müssen und sich näher mit ihm beschäftigen müssen. Denn wenn gleich der Jacquesson noch sehr jung wirkte, war er schon jetzt einfach wunderbar harmonisch und komplex.



Beste Grüße, Stephan
- octopussy
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Re: Champagner
Hallo zusammen,
neulich hatten wir in kleiner Runde zwei 15 Jahre alte Jahrgangs-Champagner zu etwas Belotta-Schinken im Glas. Der erste war der 1999 Bollinger La Grande Année, von dem das meine letzte Flasche war. Ich muss wirklich sagen, dass dieser Champagner unglaublich konsistent ist. Über ca. 5 Jahre hinweg hat er sich kaum verändert und zeigt sich bei jeder Flasche gleich - auf hohem Niveau sehr harmonisch, zugänglich und klassisch. Wenn man etwas kritisieren möchte, dann ist es, dass der 1999 La Grande Année etwas glatt ist.

An unserem Abend hatte es der Bollinger echt schwer. Denn anschließend hatten wir einen echten Kracher und vielleicht den besten Champagner, den ich bisher getrunken habe, wobei es bislang auch noch nicht so viele waren. Ole hatte einen 1999 Egly Ouriet Champagne Millésime mitgebracht, der - wie der Bollinger - ca. aus 70% Pinot Noir und 30% Chardonnay erzeugt worden war. Interessant ist auch, dass beide Champagner im selben Jahr degorgiert worden waren. Der Egly Ouriet war völlig anders als der Bollinger, weniger straff, dafür umso expressiver und faszinierender. Da taten sich immer neue Facetten auf. Auch wenn manche Aromen (Karamell, Orangenblüten) für mich im Champagner neu waren, so passten sie doch allerbestens. Vielen Dank an Ole dafür, dass du diese Flasche "geopfert" hast. Es hat sich - finde ich - gelohnt.

neulich hatten wir in kleiner Runde zwei 15 Jahre alte Jahrgangs-Champagner zu etwas Belotta-Schinken im Glas. Der erste war der 1999 Bollinger La Grande Année, von dem das meine letzte Flasche war. Ich muss wirklich sagen, dass dieser Champagner unglaublich konsistent ist. Über ca. 5 Jahre hinweg hat er sich kaum verändert und zeigt sich bei jeder Flasche gleich - auf hohem Niveau sehr harmonisch, zugänglich und klassisch. Wenn man etwas kritisieren möchte, dann ist es, dass der 1999 La Grande Année etwas glatt ist.

An unserem Abend hatte es der Bollinger echt schwer. Denn anschließend hatten wir einen echten Kracher und vielleicht den besten Champagner, den ich bisher getrunken habe, wobei es bislang auch noch nicht so viele waren. Ole hatte einen 1999 Egly Ouriet Champagne Millésime mitgebracht, der - wie der Bollinger - ca. aus 70% Pinot Noir und 30% Chardonnay erzeugt worden war. Interessant ist auch, dass beide Champagner im selben Jahr degorgiert worden waren. Der Egly Ouriet war völlig anders als der Bollinger, weniger straff, dafür umso expressiver und faszinierender. Da taten sich immer neue Facetten auf. Auch wenn manche Aromen (Karamell, Orangenblüten) für mich im Champagner neu waren, so passten sie doch allerbestens. Vielen Dank an Ole dafür, dass du diese Flasche "geopfert" hast. Es hat sich - finde ich - gelohnt.

Beste Grüße, Stephan
Re: Champagner
Vorgestern gab es auf unserer Jahrgangsprobe leider keinen Bollinger und auch keinen Égly-Ouriet – dafür die folgenden 2004er [in Klammern die Rangfolge, die sich aus den Durchschnittsnoten der sieben Verkoster ergab, hinter dem Schrägstrich meine Positionierung]:
1. Doyard: ‚Collection de l’An 1‘ 2004, Blanc de Blancs Brut [1/1]
[Vertus]
2. Vve Fourny: 2004, Premier Cru, Bl de Bls Brut [10/7]
[Vertus]
3. F. L. Vergnon: Millésime 2004 Grand Cru, Bl de Bls Brut [7/9]
[Le Mesnil]
4. Robert Moncuit: ‚Grande Cuvée‘ 2004, GC, Bl de Bls [4/6]
[Le Mesnil]
5. Diebolt-Vallois : 2004, Bl. de Bls Brut [9/7]
[Cramant]
6. Eric Isselée: ‚Cuvée Tradition‘ 2004, Bl de Bls Brut [3/10]
[Cramant]
7. David Leclapart: ‚L’Artiste‘ 2004, PC Bl de Bls Extra-Brut [4/3]
[Trépail]
8. Raumland: 2004 Chardonnay, Prestige Brut [6/4]
[Flörsheim]
9. M.-N. Ledru: ‚Cuvée de Goulté‘ 2004, GC Blanc de Noirs Brut [8/2]
[Ambonnay]
10. Lamiable: ‚Les Meslaines‘ 2004, GC Blanc de Noirs Brut [2/4]
[Tours-sur-Marne]
11. Taittinger : Millésime 2004 Brut [11/11]
[Reims]
Der als erster eingeschenkte Doyard erwies sich sofort als Kracher: ein äußerst frischer Champagner, mit feiner, dennoch fast ungestümer Perlage; in der Nase ein Honiganflug und zarte Kräuter; am Gaumen wird sofort eine angenehme Fülle und wunderschöne Balance greifbar; Kräuternoten, eine attraktive artischockige Herbheit, ein Hauch Birne; ein kraftvoller, dichter, fester Vertreter, der dennoch nicht unelegant daher kommt, mit hervorragendem Mundgefühl, insgesamt bestechend durch seine Ausgewogenheit und den harmonischen Abgang; er erhält klar den ersten Platz, was nach dem unlängst genossenen Bruder aus dem Jahre 1996 nicht unbedingt zu erwartenn war, der zwar gut da stand, aber einen Tick weniger harmonisch war. [1/1]
Die Witwe Fourny bot eine Art Gegenprogramm: zart, geradezu fragil, äußerst schlank, fast ohne Körper; erscheint ganz jung, sehr frisch; am Ende stellt sich eine leichte Bitternote ein; er ist interessant, aber letztlich nicht recht charmant, vielleicht weil ihm die umfassende Harmonie fehlt. [10/7]
Bei Vergnon kommen einem als erstes Röstnoten entgegen und pilzig-reife Töne steigen in die Nase; dann am Gaumen starke Säure, Stachelbeernoten, große Jugendlichkeit, adstringierend, wirkt fast unentwickelt; hat der sein Leben noch vor sich? [7/9]
Bei Robert Moncuit ist das keine Frage: der ist da: weich, voll, harmonisch, lecker, macht richtig Spaß, aber ihm fehlt letztlich die Feinheit, die Eleganz. [4/6]
Diebolt-Vallois ist ähnlich: rund, glatt, cremig, hat eine schöne Frucht, die bei den Vorgängern eher zurückhaltend war, aber dann kommt nicht viel mehr, und er flacht gegen Ende ab. [9/7]
6. Eric Isselée bot die kontroverseste Flasche: komplex, filigran, tief, ja, aufregend fanden die einen; laktisch, breit, nicht straff, wenig fokussiert, wenig intensiv fanden die anderen; die einen bildeten deutlich die Überzahl. [3/10]
7. Der Leclapart hatte eine oxidative Note, einen guten Körper, schien noch etwas voller als Doyard, wirkte reif mit seinen schönen Apfelakzenten, hatte etwas Nobles, war von großer Feinheit und interessant, allerdings der einzige, der am wenigsten frisch wirkte. [4/3]
8. Raumland, der Pirat, von dem ich angenommen hatte, er würde sofort erkannt und bei unterstellter deutscher, d. h. höherer Dosage auf- und herausfallen, tat den Gefallen nicht; er war duchaus 'brut', hatte eine attraktive ätherische, auch fruchtige Nase, am Gaumen aromatisch mit gutem Körper, aber auch leicht bitter, leicht austrocknend; die Empfindungen der Nase und des Gaumens klafften auseinander. [6/4]
9. Mit Madame Ledrus 'Goulté' stand der erste Blanc de Noirs auf dem Tisch: ein reifer, saftiger, runder, reintöniger, attraktiver Champagner mit guter Länge, der wiederum kontrovers diskutiert wurde: manche fanden ihn wenig spannend. [8/2]
10. Größere Einigkeit gab es bei Lamiables 'Meslaines': er kam reif und lecker daher, mit guter Säure und schönen Druck; war leicht adstringierend, aber auch evtl. etwas stumpf und schwefelig, machte dennoch Spaß. [2/4]
11. Völlige Einigkeit herrschte in Hinblick auf Taittinger: er konnte nicht mithalten; lagen die ersten Zehn relativ dicht bei einander, waren ernstzunehmende Champagner oder zumindest ordentlich, so wirkte der hier einfach breit, langweilig, strukturlos. [11/11]
1. Doyard: ‚Collection de l’An 1‘ 2004, Blanc de Blancs Brut [1/1]
[Vertus]
2. Vve Fourny: 2004, Premier Cru, Bl de Bls Brut [10/7]
[Vertus]
3. F. L. Vergnon: Millésime 2004 Grand Cru, Bl de Bls Brut [7/9]
[Le Mesnil]
4. Robert Moncuit: ‚Grande Cuvée‘ 2004, GC, Bl de Bls [4/6]
[Le Mesnil]
5. Diebolt-Vallois : 2004, Bl. de Bls Brut [9/7]
[Cramant]
6. Eric Isselée: ‚Cuvée Tradition‘ 2004, Bl de Bls Brut [3/10]
[Cramant]
7. David Leclapart: ‚L’Artiste‘ 2004, PC Bl de Bls Extra-Brut [4/3]
[Trépail]
8. Raumland: 2004 Chardonnay, Prestige Brut [6/4]
[Flörsheim]
9. M.-N. Ledru: ‚Cuvée de Goulté‘ 2004, GC Blanc de Noirs Brut [8/2]
[Ambonnay]
10. Lamiable: ‚Les Meslaines‘ 2004, GC Blanc de Noirs Brut [2/4]
[Tours-sur-Marne]
11. Taittinger : Millésime 2004 Brut [11/11]
[Reims]
Der als erster eingeschenkte Doyard erwies sich sofort als Kracher: ein äußerst frischer Champagner, mit feiner, dennoch fast ungestümer Perlage; in der Nase ein Honiganflug und zarte Kräuter; am Gaumen wird sofort eine angenehme Fülle und wunderschöne Balance greifbar; Kräuternoten, eine attraktive artischockige Herbheit, ein Hauch Birne; ein kraftvoller, dichter, fester Vertreter, der dennoch nicht unelegant daher kommt, mit hervorragendem Mundgefühl, insgesamt bestechend durch seine Ausgewogenheit und den harmonischen Abgang; er erhält klar den ersten Platz, was nach dem unlängst genossenen Bruder aus dem Jahre 1996 nicht unbedingt zu erwartenn war, der zwar gut da stand, aber einen Tick weniger harmonisch war. [1/1]
Die Witwe Fourny bot eine Art Gegenprogramm: zart, geradezu fragil, äußerst schlank, fast ohne Körper; erscheint ganz jung, sehr frisch; am Ende stellt sich eine leichte Bitternote ein; er ist interessant, aber letztlich nicht recht charmant, vielleicht weil ihm die umfassende Harmonie fehlt. [10/7]
Bei Vergnon kommen einem als erstes Röstnoten entgegen und pilzig-reife Töne steigen in die Nase; dann am Gaumen starke Säure, Stachelbeernoten, große Jugendlichkeit, adstringierend, wirkt fast unentwickelt; hat der sein Leben noch vor sich? [7/9]
Bei Robert Moncuit ist das keine Frage: der ist da: weich, voll, harmonisch, lecker, macht richtig Spaß, aber ihm fehlt letztlich die Feinheit, die Eleganz. [4/6]
Diebolt-Vallois ist ähnlich: rund, glatt, cremig, hat eine schöne Frucht, die bei den Vorgängern eher zurückhaltend war, aber dann kommt nicht viel mehr, und er flacht gegen Ende ab. [9/7]
6. Eric Isselée bot die kontroverseste Flasche: komplex, filigran, tief, ja, aufregend fanden die einen; laktisch, breit, nicht straff, wenig fokussiert, wenig intensiv fanden die anderen; die einen bildeten deutlich die Überzahl. [3/10]
7. Der Leclapart hatte eine oxidative Note, einen guten Körper, schien noch etwas voller als Doyard, wirkte reif mit seinen schönen Apfelakzenten, hatte etwas Nobles, war von großer Feinheit und interessant, allerdings der einzige, der am wenigsten frisch wirkte. [4/3]
8. Raumland, der Pirat, von dem ich angenommen hatte, er würde sofort erkannt und bei unterstellter deutscher, d. h. höherer Dosage auf- und herausfallen, tat den Gefallen nicht; er war duchaus 'brut', hatte eine attraktive ätherische, auch fruchtige Nase, am Gaumen aromatisch mit gutem Körper, aber auch leicht bitter, leicht austrocknend; die Empfindungen der Nase und des Gaumens klafften auseinander. [6/4]
9. Mit Madame Ledrus 'Goulté' stand der erste Blanc de Noirs auf dem Tisch: ein reifer, saftiger, runder, reintöniger, attraktiver Champagner mit guter Länge, der wiederum kontrovers diskutiert wurde: manche fanden ihn wenig spannend. [8/2]
10. Größere Einigkeit gab es bei Lamiables 'Meslaines': er kam reif und lecker daher, mit guter Säure und schönen Druck; war leicht adstringierend, aber auch evtl. etwas stumpf und schwefelig, machte dennoch Spaß. [2/4]
11. Völlige Einigkeit herrschte in Hinblick auf Taittinger: er konnte nicht mithalten; lagen die ersten Zehn relativ dicht bei einander, waren ernstzunehmende Champagner oder zumindest ordentlich, so wirkte der hier einfach breit, langweilig, strukturlos. [11/11]
- octopussy
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Re: Champagner
Hallo Ole,
das war wirklich eine tolle Champagner-Probe, die mir dieses köstliche Getränk noch ein bisschen näher gebracht hat (2014 war in gewisser Weise mein Champagner-Erweckungsjahr, auch dank zahlreicher zusammen getrunkener Flaschen).
Wir waren uns ja (glücklicherweise muss man sagen, denn der Dissens ist das Salz in der Suppe) gar nicht so einig am Tisch. Insofern ist es spannend, auch deine Rangfolge zu sehen, mit der ich nach deinen Äußerungen am Freitag so gar nicht gerechnet hatte.
Hier meine eigenen Eindrücke:
Doyard - 2004 Champagne Brut Millésimme "Cuvée de l'An I" Blanc des Blancs
Veuve Fourny - 2004 Champagne Brut Millésime Vertus 1er Cru Blanc des Blancs
Wie du und alle anderen fand ich den Doyard traumhaft. Er wirkte viel klassischer, feiner und harmonischer als der 1996er neulich, den ich aber auch sehr gut fand, wenn auch nicht sonderlich fein. Für mich nicht ganz die Nummer 1 des Abends, aber fast.
Von dem Veuve Fourny war ich eher enttäuscht. Der wirkte auf mich technisch und auch ein bisschen abweisend, nicht weil er sonderlich karg war, sondern weil mir da die Verführung fehlte. Vielleicht zu "Nummer sicher"? Oder nur zu jung?


J.L. Vergnon - 2004 Champagne Brut Millésime Grand Cru Blanc des Blancs
Robert Moncuit - 2004 Champagne Brut Millésime Grand Cru "Grande Cuvée" Blanc des Blancs
Den Vergnon fand ich ein bisschen besser als du mit seiner Banana Bread Aromatik. Die ganz große Finesse hatte er nicht, aber die Aromen fand ich spannend und auch angenehm. Für mich ist das ganz klar ein Essensbegleiter und kein Apéritif-Champagner. Ich stelle mir dazu so eine Art Jamalaya als Gericht vor, vielleicht auch etwas aus der Äthiopischen Küche
.
Den Robert Moncuit hätte ich gerne besser gefunden. Ich fand ihn auch gut, aber am Ende ging er neben den anderen tollen Champagnern bei mir etwas unter. Sehr fruchtbetont, sehr zugänglich, aber ohne die Extra-Dimension der spannenderen Vertreter des Abends.


Diebolt-Vallois - 2004 Champagne Brut Millésime Blanc des Blancs
Eric Issellé - 2004 Champagne Brut Millésime Blanc des Blancs "Cuvée Tradition"
Ich glaube, der Diebolt-Vallois hatte echt einen Kork-Schuss weg. Vielleicht können wir das nächstes Jahr tatsächlich noch einmal mit einer Konterflasche überprüfen. Aber auch nach deiner Aussage hätte der eigentlich besser sein müssen. Für mich wirkte er so flach und entleert, wie Weine schmecken, die keinen offensichtlichen Korkschmecker haben, sondern nur einen "schleichenden Kork" (wobei ich ja - wie bekannt - wahrlich kein Korkexperte bin
).
Eric Issellé war mein Liebling des Abends. Mit dem konntest du ja erstaunlich wenig anfangen. Der war für mich unglaublich komplex, mit immer wieder neuen Nuancen, Drehungen und Wendungen. Wie der Plot für einen gut gemachten Polizei-Thriller aus den 70ern. Film Noir als Champagner, sehr stimmungsvoll und mir sicher lange Zeit im Gedächtnis bleibend.


David Léclapart - 2004 Champagne Extra Brut Millésime Premier Cru "L'Artiste" Blanc des Blancs
Volker Raumland - 2004 Chardonnay Prestige Brut
Ich fand es wirklich interessant, dass der Léclapart für so große Kontroversen gesorgt hat. Das erwartet man letztlich von Biodynamikern und Risikofüchsen. Ich kann jeden verstehen, der diesen Champagner nicht mag. Denn die oxidativen Noten und auch eine gewisse Unsauberkeit sind nicht von der Hand zu weisen. Auf der anderen Seite stand das dem Champagner für meinen Geschmack ganz gut. Und ich stehe bei Champagner auf oxidative Noten.
Auch den Raumland fand ich richtig gut, vor allem in der Nase, die einen regelrecht ansprang und für mich als einzige des Abends (von den Blanc des Blancs) so richtig offensichtlich nach Chardonnay roch. Im Mund konnte er das Niveau nicht ganz halten, aber fast. Ich habe übrigens gesehen, dass es von diesem Sekt auch noch eine Réserve Edition gibt, die gerade erst degorgiert wurde. Die kostet dann aber auch 68 Euro.


Jetzt zu den beiden Blanc des Noirs:
Marie-Noëlle Ledru - 2004 Champagne Brut Millésime Grand Cru "Cuvée du Goulté" Blanc des Noirs
Lamiable - 2004 Champange Brut Millésime Grand Cru "Cuvée Les Meslaines" Blanc des Noirs
Bei dem Ledru war ich gerade etwas viel am Quatschen und habe mich nicht sonderlich auf den Wein konzentriert. Irgendwie war der für mich aber auch nicht sonderlich griffig, etwas schwammig und auch seifig in der Aromatik. Muss ich glaube ich nochmal irgendwann trinken.
Der Lamiable hingegen war ein Traum, ultrafein, völlig stimmig in seiner Aromatik, komplex, nicht kompliziert. Von dem Etikett darf man sich nicht verblenden lassen. Der Inhalt zählt


Und dann noch der
Taittinger - 2004 Champagne Brut Millésime
Ich fand den bei weitem nicht so grottig wie ihr. Ich kam mit der schweißigen Schwefelnase eigentlich ganz gut klar, wenn sie auch - zugegeben - alles andere weitgehend überdeckte. Im Mund war er aber durchaus angenehm (wenn auch leicht schwefelig-kratzig), ziemlich fein, kalkig und cremig - typisch Champagner für mich. Hier sehe ich auch noch Potenzial für die Zukunft. Ich habe übrigens gesehen, dass ich vor einer Weile den 2004 Comtes de Champagne von Taittinger getrunken hatte. Der war vom Typ her natürlich ganz anders, vor allem bei weitem nicht so stinkig. Wer weiß, was bei genau dieser Abfüllung des 2004 Millésime passiert ist.

Alles in allem war das ein wirklich famoser Abend mit vielen spannenden und einigen wenigen weniger spannenden Champagnern, der mein Koordinatensystem in Sachen Champagner etwas nach vorne gebracht hat. Ich muss schon sagen, dass ich immer noch weitgehend im Dunkeln tappe, worauf ich beim Champagner-Kauf achten soll. Aber jeder Abend dieser Art bringt mich ein Stück weiter.
das war wirklich eine tolle Champagner-Probe, die mir dieses köstliche Getränk noch ein bisschen näher gebracht hat (2014 war in gewisser Weise mein Champagner-Erweckungsjahr, auch dank zahlreicher zusammen getrunkener Flaschen).
Wir waren uns ja (glücklicherweise muss man sagen, denn der Dissens ist das Salz in der Suppe) gar nicht so einig am Tisch. Insofern ist es spannend, auch deine Rangfolge zu sehen, mit der ich nach deinen Äußerungen am Freitag so gar nicht gerechnet hatte.
Hier meine eigenen Eindrücke:
Doyard - 2004 Champagne Brut Millésimme "Cuvée de l'An I" Blanc des Blancs
Veuve Fourny - 2004 Champagne Brut Millésime Vertus 1er Cru Blanc des Blancs
Wie du und alle anderen fand ich den Doyard traumhaft. Er wirkte viel klassischer, feiner und harmonischer als der 1996er neulich, den ich aber auch sehr gut fand, wenn auch nicht sonderlich fein. Für mich nicht ganz die Nummer 1 des Abends, aber fast.
Von dem Veuve Fourny war ich eher enttäuscht. Der wirkte auf mich technisch und auch ein bisschen abweisend, nicht weil er sonderlich karg war, sondern weil mir da die Verführung fehlte. Vielleicht zu "Nummer sicher"? Oder nur zu jung?


J.L. Vergnon - 2004 Champagne Brut Millésime Grand Cru Blanc des Blancs
Robert Moncuit - 2004 Champagne Brut Millésime Grand Cru "Grande Cuvée" Blanc des Blancs
Den Vergnon fand ich ein bisschen besser als du mit seiner Banana Bread Aromatik. Die ganz große Finesse hatte er nicht, aber die Aromen fand ich spannend und auch angenehm. Für mich ist das ganz klar ein Essensbegleiter und kein Apéritif-Champagner. Ich stelle mir dazu so eine Art Jamalaya als Gericht vor, vielleicht auch etwas aus der Äthiopischen Küche

Den Robert Moncuit hätte ich gerne besser gefunden. Ich fand ihn auch gut, aber am Ende ging er neben den anderen tollen Champagnern bei mir etwas unter. Sehr fruchtbetont, sehr zugänglich, aber ohne die Extra-Dimension der spannenderen Vertreter des Abends.


Diebolt-Vallois - 2004 Champagne Brut Millésime Blanc des Blancs
Eric Issellé - 2004 Champagne Brut Millésime Blanc des Blancs "Cuvée Tradition"
Ich glaube, der Diebolt-Vallois hatte echt einen Kork-Schuss weg. Vielleicht können wir das nächstes Jahr tatsächlich noch einmal mit einer Konterflasche überprüfen. Aber auch nach deiner Aussage hätte der eigentlich besser sein müssen. Für mich wirkte er so flach und entleert, wie Weine schmecken, die keinen offensichtlichen Korkschmecker haben, sondern nur einen "schleichenden Kork" (wobei ich ja - wie bekannt - wahrlich kein Korkexperte bin

Eric Issellé war mein Liebling des Abends. Mit dem konntest du ja erstaunlich wenig anfangen. Der war für mich unglaublich komplex, mit immer wieder neuen Nuancen, Drehungen und Wendungen. Wie der Plot für einen gut gemachten Polizei-Thriller aus den 70ern. Film Noir als Champagner, sehr stimmungsvoll und mir sicher lange Zeit im Gedächtnis bleibend.


David Léclapart - 2004 Champagne Extra Brut Millésime Premier Cru "L'Artiste" Blanc des Blancs
Volker Raumland - 2004 Chardonnay Prestige Brut
Ich fand es wirklich interessant, dass der Léclapart für so große Kontroversen gesorgt hat. Das erwartet man letztlich von Biodynamikern und Risikofüchsen. Ich kann jeden verstehen, der diesen Champagner nicht mag. Denn die oxidativen Noten und auch eine gewisse Unsauberkeit sind nicht von der Hand zu weisen. Auf der anderen Seite stand das dem Champagner für meinen Geschmack ganz gut. Und ich stehe bei Champagner auf oxidative Noten.
Auch den Raumland fand ich richtig gut, vor allem in der Nase, die einen regelrecht ansprang und für mich als einzige des Abends (von den Blanc des Blancs) so richtig offensichtlich nach Chardonnay roch. Im Mund konnte er das Niveau nicht ganz halten, aber fast. Ich habe übrigens gesehen, dass es von diesem Sekt auch noch eine Réserve Edition gibt, die gerade erst degorgiert wurde. Die kostet dann aber auch 68 Euro.


Jetzt zu den beiden Blanc des Noirs:
Marie-Noëlle Ledru - 2004 Champagne Brut Millésime Grand Cru "Cuvée du Goulté" Blanc des Noirs
Lamiable - 2004 Champange Brut Millésime Grand Cru "Cuvée Les Meslaines" Blanc des Noirs
Bei dem Ledru war ich gerade etwas viel am Quatschen und habe mich nicht sonderlich auf den Wein konzentriert. Irgendwie war der für mich aber auch nicht sonderlich griffig, etwas schwammig und auch seifig in der Aromatik. Muss ich glaube ich nochmal irgendwann trinken.
Der Lamiable hingegen war ein Traum, ultrafein, völlig stimmig in seiner Aromatik, komplex, nicht kompliziert. Von dem Etikett darf man sich nicht verblenden lassen. Der Inhalt zählt



Und dann noch der
Taittinger - 2004 Champagne Brut Millésime
Ich fand den bei weitem nicht so grottig wie ihr. Ich kam mit der schweißigen Schwefelnase eigentlich ganz gut klar, wenn sie auch - zugegeben - alles andere weitgehend überdeckte. Im Mund war er aber durchaus angenehm (wenn auch leicht schwefelig-kratzig), ziemlich fein, kalkig und cremig - typisch Champagner für mich. Hier sehe ich auch noch Potenzial für die Zukunft. Ich habe übrigens gesehen, dass ich vor einer Weile den 2004 Comtes de Champagne von Taittinger getrunken hatte. Der war vom Typ her natürlich ganz anders, vor allem bei weitem nicht so stinkig. Wer weiß, was bei genau dieser Abfüllung des 2004 Millésime passiert ist.

Alles in allem war das ein wirklich famoser Abend mit vielen spannenden und einigen wenigen weniger spannenden Champagnern, der mein Koordinatensystem in Sachen Champagner etwas nach vorne gebracht hat. Ich muss schon sagen, dass ich immer noch weitgehend im Dunkeln tappe, worauf ich beim Champagner-Kauf achten soll. Aber jeder Abend dieser Art bringt mich ein Stück weiter.
Beste Grüße, Stephan