Um gleich mal mit Grand Cru Les Clos weiterzumachen: Gestern abend hatten wir eine kleine Chablis Les Clos Probe mit vier verschiedenen Weinen und einem Piraten (blind). Ich wusste (leider) vorher, dass es Chablis Grand Cru Les Clos geben würde, nur nicht welche und auch nicht, dass es einen Piraten geben würde. Die anderen in der Runde waren ahnungslos.
Hier ist das Line-Up nach dem Aufdecken:
1. Jean-Marc Brocard - Chablis Les Clos 2008
2. Jean-Marc Brocard - Chablis Les Clos 2007
3. William Fèvre - Chablis Les Clos 2006
4. William Fèvre - Chablis Les Clos 2005
5. Domaine de Chevalier Blanc 2007 (als Pirat)
Der Großteil der Runde wollte sich nicht auf Chablis festlegen, das Wort "Chablis" fiel aber mehrfach und ernstzunehmende Alternativen gab es auch nicht. Keiner nannte die Côte de Beaune als Referenz, wahrscheinlich wegen der weitgehenden Absenz von Holznoten (zu spüren nur ganz, ganz leicht in den beiden Fèvres). Eher ging die Richtung an die Loire, was ja geografisch nicht abseitig ist.
Interessant ist, dass nahezu die gesamte Runde auf Wein 4 (Fèvre 2005) als Pirat tippte und meinte, es handele sich um einen Loire Sauvignon Blanc. Dass der Pirat tatsächlich ein Sauvignon Blanc (zu 85%) war, aber an anderer Stelle kam, fand ich in dem Zusammenhang besonders spannend.
Zu den Weinen: der Brocard 2008 war sehr verschlossen und unzugänglich, karg, herb, phenolisch. Ganz anders der Jahrgangsvorgänge aus 2007, der in der Nase sehr ähnlich wie der 2008er war, auch etwas herb und phenolisch, am Gaumen aber deutlich zugänglicher, wunderbar expressiv und balanciert. Der Wein hat richtig Spaß gemacht.
Fèvre hat eine andere Stilstik, die m.E. in den beiden Weinen auch gut rüberkam. Es war m.E. auch zu erkennen, dass es sich um denselben Erzeuger handelt. Waren die Brocards weitgehend fruchtfrei und von Zitrusaromen geprägt, so waren die Fèvres jedenfalls minimal fruchtiger mit einem Schwerpunkt auf Birne und Quitte. Sie hatten auch eine etwas zivilere Säure (waren aber auch etwas gereifter) und wirkten insgesamt weniger "wild". Die Favoriten am Tisch waren der 2007 Brocard und der 2005 Fèvre.
Hier sind meine Notizen (einschließlich, wenn auch OT, des Domaine de Chevalier Blanc):
![Bild](http://www.verkostungsnotizen.net/vknimg/45569.gif)